Immer mit Halsbinde

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  • Borussen_Kanonier
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 12.03.2010
    • 169

    Immer mit Halsbinde

    Hallo,

    in einem anderen Forum wurde ich gerade mit der Aussage konfrontiert: "Eigentlich trug seiner Zeit jeder Mann ein Halstuch oder Halsbinde, besonders zur Uniform."

    Ich habe das so oder so ähnlich schon öfter gehört. Habe das aber, ohne zu überprüfen, nicht so recht geglaubt. Bilde mir ein, schon öfter Bilder gesehen zu haben, wo Männer ohne Halsbinde abgebildet waren. Füge zwei zeitgenössische Bilder bei. Natürlich ist auf offiziellen oder förmlichen Bildern in kompletter Uniform immer eine Halsbinde dabei.

    Aber wie war es im Biwak oder eben auch im Gasthof, also außer Dienst oder zu der Zeit, die wir heute als Freizeit bezeichnen würden. Wurde wirklich immer eine Halsbinde getragen ?
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  • HKDW
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 02.10.2006
    • 2969

    #2
    Sagen wir mal im Dienst und beim Ausgehen immer mit Halsbinde, fällt ja ganz besonders Re-enactor schwer, beim Gewehrreinigen, oder Wäsche trocknen, in der Lagergasse oder dergleichen, gibt es natürlich auch Abbildungen ohne Halsbinde.
    Also - man wird im eigenen Haus auch mal in der Unterhose durch die Gänge gehen, in der Regel aber nicht so im Freien herumlaufen.

    Im Gasthof, da hat sich ja der Soldat eher versucht fein zu machen, ohne Halsbinde - eher schlecht, war es doch ein Statussymbol.

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    • Borussen_Kanonier
      Erfahrener Benutzer
      Sergent
      • 12.03.2010
      • 169

      #3
      Natürlich im Dienst und in kompletter Uniform immer mit Halsbinde. Ich meine gerade bei der Arbeit, im Biwak morgens oder bei irgendwelchen Verrichtungen. Da, denke ich auch, gab es Männer, die ohne Halsbinde unterwegs waren.

      Ob der gemeine Mann sich für den Gasthof schick gemacht hat, ich bezweifele das. Ich denke hier aber an den gewöhnlichen Gasthof, der der heutigen (sofern noch vorhanden) Eckkneipe entspricht. Da geht man auch wie man gerade angezogen ist, auch in Arbeitskleidung, hin. So wird das damals auch gewesen sein. Meine Abbildung stützt das ja, der eine Gast hat ja auch eine entblößte Brust, während zwei eine Halsbinde tragen.

      Ich bin der Meinung, die Aussage: "Immer mit Halsbinde !", stimmt so nicht. Es kommt immer auf die Situation, die Gesellschaftsschicht, den pers. Geschmack usw. an.

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      • HKDW
        Erfahrener Benutzer
        Colonel
        • 02.10.2006
        • 2969

        #4
        Ich seh das schon anders, man muss zwischen Milität und zivil unterscheiden.

        Sofern der Soldat "öffentlich" auftrat - hatte er nach den militärischen Geschmack gekleidet zu sein, das war eben die Halsbinde. Den Unteroffizieren, Offizieren und Regimentskommandeuren wird es eben nicht egal gewesen sein, wie sich der Soldat öffentlich präsentierte.

        In einen Parolebuch über das preussische 2. Garderegiment zu Fuß wird gerade dieses Thema auch angesprochen, da Soldaten versuchen auf dem Marsch ohne Halsbinde auszukommen, oder bunte Halstücher tragen und schicker auszusehen.

        Ohne Halsbinde geht wie bereits erwähnt für bestimmte Ausgaben in der Lagergasse - sonst aber eher nicht.

        Immer mit - stimmt natürlich nicht, das zeigen ja zeitgenössische Abbildungen - aber - sicherlich meist mit.
        Die Ausnahmen werden leider immer wieder als Entschuldigung gebraucht - vor allem von Re - enactor - keine Halsbinden zu tragen.

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        • jokl
          Benutzer
          Caporal
          • 17.02.2009
          • 67

          #5
          Als Reenactor will man ja darstellen was war.
          Dazu gehört in erster Linie eine Art der Darstellung die der Norm damals entsprach.
          Die Norm entsprach der Vorschrift.
          Natürlich gab es immer wieder Ausnahmen doch diese waren nicht der Mehrheit.
          Wenn französische Soldaten aus Spanien nach Hause berichteten sie laufen nackt rum aus Mangel an Nachschub ist das kein Grund für alle Franzosendarsteller in Räuberzivil oder (fast) nackt herum zu laufen.

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          • Voltigeur
            Erfahrener Benutzer
            Tambour-Major
            • 29.10.2006
            • 305

            #6
            Mit Halsbinde, ist doch klar.

            Natürlich, morgens zum waschen und Zähneputzen habe ich sie auch nicht und bin sicher das damals die Soldaten auch keine trugen.
            Scheint ja auch auf dem Bild mit den Soldaten so, der mit offenen Hemd kommt doch auch grade vom waschen.

            Das Bauern Halsbinden nicht immer trugen, da bin ich einverstanden, aber wenn die Sonntags in die Kirche gingen hatten sie sicher eine, im Kuhstall wahrscheinlich nicht.

            Kommt halt darauf an was Du darstellen möchtest, einen Bauern im Kuhstall oder einen Kanonier.

            Grüsse vom Voltigeur

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            • Borussen_Kanonier
              Erfahrener Benutzer
              Sergent
              • 12.03.2010
              • 169

              #7
              Na, man stellt ja einen Soldaten zu jeder möglichen Uhrzeit und Tätigkeit nach. Also auch abends im Marketenderzelt usw. Da wäre es also läßlich, mal auch ohne Halsbinde zu sein. Natürlich nicht im Dienst, da immer mit.

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              • HKDW
                Erfahrener Benutzer
                Colonel
                • 02.10.2006
                • 2969

                #8
                Erst recht abends im Marketenderzelt mit Halsbinde - ohne nur - bei Drecksarbeiten oder eben zu Hause - eigene "Lagergasse" bei bestimmten Tätigkeiten, ansonsten sieht es zum Kotzen aus - ohne Halsbinde herumzulaufen.

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                • jokl
                  Benutzer
                  Caporal
                  • 17.02.2009
                  • 67

                  #9
                  Stimmt, Ausgang nur regelkonform.
                  Da plamiert man ja die ganze Einheit!

                  Ausgang ist auch das Verlassen der eigenen Lagergasse.

                  Kommentar

                  • Borussen_Kanonier
                    Erfahrener Benutzer
                    Sergent
                    • 12.03.2010
                    • 169

                    #10
                    Ich möchte ja keinem die Halsbinde madig machten. Und das die Mehrzahl die Halsbinde meistens oder immer trugen, denke ich auch. Aber es gab wohl, wie auch die Bilder zeigen, duchaus den einen oder anderen, der ohne Halsbinde ging. Wie gesagt, ich rede nicht vom Dienst ! Aber auch von der Schenke.

                    Kommentar

                    • HKDW
                      Erfahrener Benutzer
                      Colonel
                      • 02.10.2006
                      • 2969

                      #11
                      Grobe Regel - Im Rock immer mit Halsbinde

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                      • Martin
                        Erfahrener Benutzer
                        Fourrier
                        • 11.07.2007
                        • 100

                        #12
                        Grundsätzlich kann man für das preussische Heer ab 1808 feststellen, daß nahezu bis ins letzte Detail vorgeschrieben war, Was wann zu tragen war.

                        Bezüglich der Halsbinde läßt sich feststellen, daß diese grundsätzlich zu tragen war. Den Regiments-/bzw. Bataillonskommandeuren war es jedoch freigegeben Ausnahmen zu bestimmen.

                        Dienstanzug war grundsätzlich, entweder im Rock mit Tschako oder Lagermütze; oder Camisol mit Lagermütze. Hierzu war auch die Halsbinde zu tragen.

                        Zum Ausgang bzw. Urlaub war der vorschriftsmäßige Dienstanzug, nebenst Säbel, vorgeschrieben. Zum Ausgang bzw. Urlaub war es den Gemeinen und Unteroffizieren, übrigens auch nicht den Offizieren, nicht gestattet Zivil zu tragen, es sein denn, dies ist vom Regiments-/bzw. Bataillonskommandeur erlaubt worden. Dies jedoch offensichtlich nur in Ausnahmefällen.

                        Also der einzige Anlaß die Halsbinde abzulegen war, in seiner Stube/Quartier/Zelt, Lagerhütte nach dem Dienst, oder zu schweren körperlichen Arbeiten.

                        Auskunft hierüber gibt:

                        "Der vollkommene Preußische Soldat im Krige und im Frieden, Ein Taschenbuch für Offziere, Unteroffziere und Gemeine aller Waffen"

                        "Allgemeine Real-Encyklpädie der gesammten Kriegskunst, Eine Handbibliothek für Offiziere aller Waffen"

                        "Lehrbuch für Regiments=Schulen der Königlich Preussischen Infanterie"

                        und zu guter letzt

                        "Das grüne Buch"


                        Gruß Martin
                        Schlesisches Grenadier-Bataillon

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                        • Bataaf
                          Erfahrener Benutzer
                          Sous-Lieutenant
                          • 06.03.2007
                          • 365

                          #13
                          Dass man sich Gedanken machte, auch damals zeigt Folgendes Kropatschek's Oestreichs Staatsverfassung entnommen:

                          Von den Vorschriften zu Abwendung des der Gesundheit nachtheiligen durch die Kleidung, und Putz.


                          §.2.


                          In Ansehung des Soldatenstandes enthält das Josephinische Reglement für die k. k. Feldchirurge 2. Thl. Kap.§. 17.: Bey langen und ermüdenden Märschen, zumalen in Sommerzeit, pflegen die Regimentskommendanten sehr weislich anzubefehlen, daß die Mannschaft die schwazen Halsbinden abnehmen, das Hemd am Halse öffnen, und auch einige Knöpfe an den Stiefelkamaschen um das Knie herum auflassen sollen, damit die Leute mit grösserer Leichtigkeit marschiren, und das Blut ohne Nachtheil der Gesundheit freyen Umlauf nehmen könne. Wenn dieses zu befehlen sollte vergessen werden, so ist der Regimentschirurg, welcher nicht nur die Krankheiten der Mannschaft zu heilen, sondern auch selben so viel möglich vorzukommen die Pflicht auf sich hat, berechtiget, dem Obristen oder Major auf eine anständige und höfliche Art hierüber die Vorstellung zu machen, und dabei auch zu erinnern, daß der Mannschaft zum Besten der Gesundheit nicht gestattet werden möge, auf dem Marsche trübes sumpfigtes Wasser zu trinken, indem hierdurch leicht Diarrhöe, Dissenterie und Fieber entstehen können. *)


                          ---*) Joseph. Reglement für die k. k.Feldchirurge 2. Th. 2. Kap. §. 17.
                          Zuletzt geändert von Bataaf; 13.03.2015, 22:49.

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                          • HKDW
                            Erfahrener Benutzer
                            Colonel
                            • 02.10.2006
                            • 2969

                            #14
                            danke für den wertvollen Hinweis, ohne Halsbinde konnte ich noch keine Österreichische Infanterie sehen, wohl aber mit umgeklappten langen Gamaschen, schön dass es dazu einen Textbeleg gibt.

                            Kommentar

                            • corporal
                              Erfahrener Benutzer
                              Tambour-Major
                              • 25.04.2007
                              • 306

                              #15
                              Eine kleine Anekdote dazu, entnommen aus Ferdinand Faulands Büchlein "In Kaisers buntem Rock" (1975), die durchaus als Beleg dienen kann, dass bis in die Endzeit der k. u. k. Armee das Tragen der Halsbinde selbstverständlich war:
                              Als an einem heißen Manövertag der BaonsKdt über seinen Adjutanten befehlen lässt "Krawatten [= Halsbinden] herunter, Blusenknöpfe aufmachen und Blusenärmel aufstülpen", staunt er nicht schlecht, als er einige Zeit darauf sein KpKdten vom Pferde abgesessen mitmarschieren sieht. Diese sind sämtliche kroatischer Herkunft, sog Krowotowitsche, bekannt für unbedingtes Befolgen jedweder Befehle - und haben "Krowatten herunter" auf sich bezogen.

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