Franzosen mit Überhemden in Spanien

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  • Alex
    Benutzer
    Fourrier
    • 27.04.2007
    • 89

    Franzosen mit Überhemden in Spanien

    Hallo,
    ich habe gerade bei David Buttery "Wellington against Junot" gelesen, dass ganze französische Regimenter bei Vimeiro weißleinene Smocks (also Leinenüberhemden) getragen hätten, um ihre Röcke vor Staub zu schonen. Hat jemand weitere Quellen zur Verbreitung dieses Kleidungsstücks in der französischen Armee?

    Gruß
    Alex
  • HKDW
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 02.10.2006
    • 2969

    #2
    Es gab einen Kittel, der wurde auch von der Garde getragen - bis dann nach Austerlitz der Mantel geliefert wurde.

    Der Kittel sah ähnlich aus wie das Hemd, eben nur aus groberen und dickeren Leinen.

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    • Alex
      Benutzer
      Fourrier
      • 27.04.2007
      • 89

      #3
      Hallo Hans Karl,

      danke für die Info. Die Aussage bezog sich aber auf französische Regimenter bei Vimeiro 1808. Ist es möglich, dass diese Stücke, gerade für das warme mediteranne Klima, weiter ausgegeben wurden, auch weil die Produktionskosten niedriger sind, als bei Mänteln?

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      • Chasseur
        Erfahrener Benutzer
        Sergent
        • 16.05.2007
        • 105

        #4
        Könnte es sich bei diesen Bkleidungsstücken um Sarreaus handeln?

        Der Sarreau war eine Arbeitsbekleidung, geschnitten wie ein Hemd, ging bis zu den Knien, wurde anstelle des Rocks getragen und wurde benutzt, um bei schmutzigen Arbeiten die Uniform zu schonen.
        Er gehörte zur Ausrüstung, allerdings wohl eher im Garnisonsdienst.

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        • Alex
          Benutzer
          Fourrier
          • 27.04.2007
          • 89

          #5
          Ich denke schon. Er käme dem, was die Engländer als "Smock" bezeichnen sehr nahe.

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          • HKDW
            Erfahrener Benutzer
            Colonel
            • 02.10.2006
            • 2969

            #6
            Inwieweit der Sarreau überhaupt im Feld getragen wurde - ist wenig bekannt, die bisher mit einzig bekannte war eben bei der Alten Garde 1805 - bevor sie Mäntel bekamen.

            Normalerweise mußte die Infanterie bei den Franzosen ja alles selber schleppen, warum also den Sarreau - wenn es schon einen Mantel - ober eben auch die Weste gab??

            Es ist jedenfalls ein interessanter Hinweis.

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            • Tellensohn
              Erfahrener Benutzer
              Chef de Bataillon
              • 16.02.2011
              • 1253

              #7
              Sarreau

              Im Anhang zwei Bilder - nicht aus napoleonischer Zeit - die solche Überhemden/Kittel zeigen. Einmal hellblau, von einem Trainknecht getragen, einmal weiss (auch Trainknechte?). Details von Louis-Nicolas Van Blarenberghes in den 1780ern entstandenen Bildern zu Ereignissen des Österreichischen Erbfolgekrieges (bei dem er als junger Mann anwesend war):

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              • Alex
                Benutzer
                Fourrier
                • 27.04.2007
                • 89

                #8
                ich habe es wie gesagt nur aus Sekundärliteratur gezogen. Buttery schreibt gut, gibt aber für die Passage keine Quelle an. Auf S. 106 beschreibt er den beginn der Schlacht von Vimeiro wie folgt:
                "Expecting to see the French infantry that followed in their usual blue uniforms, the british were surprised to observe that many regiments had rolled their tunics on their packs and wore long off-white linen smocks (similar to greatcoats but lighter and thinner) to protect them from the August heat and dust."

                Kommentar

                • Sans-Souci
                  Erfahrener Benutzer
                  Major
                  • 01.10.2006
                  • 1847

                  #9
                  Hier etwas Hintergrundinfo zum sarrau:



                  Die erste Ausgabe von Bardins Manuel d'infanterie von 1807 habe ich leider nicht, in der 2. Ausgabe von 1808 habe ich nichts über den sarrau gefunden.
                  Zuletzt geändert von Sans-Souci; 02.09.2011, 18:00.

                  Kommentar

                  • Tellensohn
                    Erfahrener Benutzer
                    Chef de Bataillon
                    • 16.02.2011
                    • 1253

                    #10
                    Interessant die einführende Bemerkung im "Dictionnaire" zu "Sarrau":

                    "...Ce mot a été autrefois, on ne sait pourquoi, la dénomination soldatesque sous laquelle on désignait les CHARRETIERS ou les MULETIERS du SERVICE DES VIVRES..."

                    Was man auf dem ersten Bild, das ich oben gepostet habe, sieht, ist gerade ein solcher "charretier" des "Service des Vivres". Das scheinbare "W" auf der Abdeckung des Wagens und auf dem Pferdejoch ist in Wirklichkeit wohl ein zweifaches "V", das für "Vivres" steht (vgl. "MM" für "Messieurs"). Aber auch die Männer in weissen Kitteln auf dem zweiten Bild sind wohl "charretiers".

                    Dazu noch folgende Zusatzinformation:

                    Zuletzt geändert von Tellensohn; 03.09.2011, 07:17.

                    Kommentar

                    • HKDW
                      Erfahrener Benutzer
                      Colonel
                      • 02.10.2006
                      • 2969

                      #11
                      sehr schöne Bilder - von welchem Gemälde sind die??

                      Der Kittel an und für sich wurde ja oft vom "Train" getragen, obwohl es ihn damals nicht als offiziellen militärischen Teil gab.

                      die Sachsen trugen solch einen Kittel ja auch um ihre weiße Uniform zu schonen, zumindest bis 1806.

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                      • Tellensohn
                        Erfahrener Benutzer
                        Chef de Bataillon
                        • 16.02.2011
                        • 1253

                        #12
                        Der erste Scan zeigt einen Ausschnitt aus dem Gemälde "Le Siège des Châteaux de Namur, du 24 au 30 Septembre 1746".

                        Der zweite Scan zeigt einen Ausschnitt aus dem Gemälde "Le Siège de Tournai, du 30 Avril au 22 Mai 1745".

                        Entnommen folgendem Taschenbuch:



                        Wer dieses Werk noch nicht kennt: eine Anschaffung lohnt sich. Ein schmales, aber grossformatiges, sehr schön gemachtes, dazu günstiges Büchlein mit Gesamtschauen und detailreichen Ausschnitten der einzelnen Gemälde (vorgestellt werden 23 Gemälde).
                        Zuletzt geändert von Tellensohn; 03.09.2011, 11:04.

                        Kommentar

                        • Alex
                          Benutzer
                          Fourrier
                          • 27.04.2007
                          • 89

                          #13
                          Die Sachsen hatten einen Kittel, der im Schnitt grob dem des Rocks entsprach, nur ohne Aufschläge. Die auf dem Bild gezeigten Überhemden entsprechen denen, die auch einfache Bauern als Arbeitskleidung trugen um die darunter liegenden Kleidungsteile zu schützen.

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                          • HKDW
                            Erfahrener Benutzer
                            Colonel
                            • 02.10.2006
                            • 2969

                            #14
                            @Alex

                            Also wenn sich so eine Aussage auf Sekundärliteratur bezieht, kann man es vergessen, es sei denn es wird ein Augenzeuge zitiert.

                            Es kann ja auch sein, dass die Franzosen in der weißen Weste gekämpft hatten und der Autor hat keine Ahnung über Bekleidung.

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                            • Tellensohn
                              Erfahrener Benutzer
                              Chef de Bataillon
                              • 16.02.2011
                              • 1253

                              #15
                              Im heutigen Sprachgebrauch haben die Begriffe franz. "sarrau", engl. "smock", dt. "Kittel" - wenn ich das recht sehe - eines gemeinsam: Es handelt sich um Begriffe, die allesamt ein sackartig geschnittenes leichtes "Obergewand" bezeichnen, das als Schutz- und Arbeitskleidung dient. Das reicht vom traditionellen, wohl der Bauerntracht entlehnten, hemdartigen Überwurf (wie man ihn bspw. schon auf den Van Blarenberghe-Gemälden sieht) bis zum vorn mit einer durchgehenden Reihe von Knöpfen versehenen Arzt- oder Malerkittel.

                              Sieht man sich Bardins Definition des Begriffes "sarrau" an, fällt auf, dass schon er verschiedenste Synonyme für dieses Kleidungsstück benutzt: "paletot", "blouse", "espèce de surtout". "Espèce de surtout" würde ich einfach mit "eine Art Übergewand" übersetzen, "blouse" mit "(Arbeits-)Bluse" (was m.E. eindeutig auf das hemdartige Obergewand zum Überstülpen zu beziehen ist). Als "paletot" bezeichnete man bspw. in der französischen Marine der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auch eine von den Matrosen getragene, sackartige, vorn zuknöpfbare Weste oder Jacke (vgl. bspw. Jean Boudriot, Le Vaisseau de 74 Canons, Paris 1973-77, passim). Es ist also durchaus denkbar, dass es verschiedene Arten von "sarraus[d.i. die heutige Pluralform]" gab (das Wort um 1800 also ein so allgemeiner Begriff war wie heute), neben den hemdartigen zum Überstülpen auch solche, die vorn zugeknöpft werden konnten. Letztere könnten Jacken oder sogar Mänteln ähnlich gesehen haben, wie dies Buttery behauptet. Wenn die bei Vimeiro getragenen "smocks"/"sarraus" der Franzosen aber wie Mäntel ausgesehen haben, was hätte sie dann von den "richtigen" Mänteln unterschieden? Wie Buttery sagt, der relativ leichte Stoff - und ausserdem wohl auch ein sackartiger Schnitt, denn der Mantel der Infanterie, die "redingote" oder "capote", war - soweit mir bekannt ist - von leicht tailliertem Schnitt.

                              Weil aber Bardin in seinem "Dictionnaire" keine näheren Angaben zum genauen Aussehen des "sarrau" macht (sein "Manuel d'infanterie" von 1807 steht mir auch nicht zur Verfügung), er ausserdem auch nicht explizit erwähnt, dass sich das Aussehen des "sarrau" in seiner Zeit von dem des "sarrau" in früherer Zeit unterscheidet (der "sarrau" des "Service des Vivres" der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts war eindeutig ein hemdartiges Übergewand, s. Van Blarenberghe), lässt sich meines Erachtens nicht mit Sicherheit sagen, ob die Behauptung Butterys, es habe sich um mantelartige Obergewänder gehandelt, tatsächlich zutrifft, oder ob es sich nicht doch um traditionelle hemdartige Überwürfe gehandelt hat. Denn auch der englische Begriff "smock" lässt sich ja so oder anders interpretieren - auch vom (scheinbar zeitgenössischen) Künstler, der den Franzosen auf diesem Bild weisse mantelartige Obergewänder gegeben hat. Die Frage ist, aufgrund welcher Information (diesen Osprey-Band besitze ich nicht, daher kann ich für die Abbildung nur auf die Osprey-Webseite veweisen):



                              Vielleicht findet ja doch noch jemand die entsprechenden Angaben des Bardin-Manuels von 1807, die dann hoffentlich auch weiterhelfen würden...
                              Zuletzt geändert von Tellensohn; 09.10.2011, 09:52.

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