Napoleons Rückzug aus Moskau

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  • KDF10
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 19.12.2010
    • 1278

    Napoleons Rückzug aus Moskau

    Üblicherweise heißt es: Nach der Niederlage bei Tarutino entschloss sich Napoleon zum Rückzug. Dass dies Blödsinn ist, leuchtet jedem ein, der sich nur etwas mit Logistik beschäftigt. Man kann nicht 100.000 Mann und bis zu 50.000 Fahrzeuge (einschließlich der zivilen Fuhrwerke) innerhalb von 24 Stunden in Bewegung setzen. Selbst mit den technischen Mitteln, die heute zur Verfügung stehen, ist das schwierig. Es gibt Quellen, die davon berichten, dass bereits am 15. Oktober Vorbereitungen zum Rückzug getroffen wurden, etwa die Ausgabe von Leder. Zum Märchen des hastigen Rückzuges passt, dass die Verwundeten nur als Ballast angesehen wurden, von den Wagen geworfen wurden, usw. Dass das so gewesen ist, will ich gar nicht abstreiten.

    Aber ganz so unorganisiert, wie das heute dargestellt wird, war der Rückzug offensichtlich doch nicht. Die Evakuierung der Verwundeten und Kranken begann am 13. Oktober. In Dorogobusch waren Mecklenburger, die einen Konvoi, der am 15. Oktober von Moskau abmarschierte, später von Dorogobusch nach Smolensk eskortierten. (Quelle: P. v. Wrochem, O. Haevernick, M. v. Below „Geschichte des Großherzoglich Mecklenburgischen Füsilier-Regiments Nr. 90, 1788 – 1906“ Zweite Auflage, Berlin 1907)

    Ein weiterer bemerkenswerter Punkt in diesem Buch ist die Erschießung von russischen Kriegsgefangenen. Dafür werden allgemein die Franzosen verantwortlich gemacht. Nur waren das wirklich immer Franzosen oder hat man das einfach nur verallgemeinert, weil es Napoleons Armee war? In diesem Buch haben sich die Polen besonders negativ hervorgetan. Wenn man das damalige Verhältnis zwischen Polen und Russen betrachtet, macht das Sinn. Polen wäre dann allerdings auch wieder eine Verallgemeinerung, denn Polen nannte man auch die Menschen in den von Russland ab 1792 annektierten Gebieten.

    Weiß jemand mehr über Napoleons Vorbereitungen zum Rückzug?
  • Nikolaj
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 27.12.2009
    • 122

    #2
    Servus,
    Der grosse Rücktransport von Verwundeten wurde durch Larrey und den Chefintendanten Dumas organisiert. Befehl erging am 13., der Marsch begann am 14. 10. Kommandant der Kolonne war General Claparede, dessen Division auch die Marschsicherung besorgte. Die Kolonne war in Marschpakete zu je 100 Wagen eingeteilt, die durch Sanitätspersonal begleitet wurden. Nihct Transportfähige wurden von Larrey in den Moskauer Findelhäusern unergebracht. Auch russische Verwundete blieben unter Aufsicht einiger russischer Wundärzte in Moskau (Memoiren Larrey und Heinrich v. Brandt, Weichsellegion)
    Wesentlich schlechter erging es den auf dem Rückmarsch angefallenen bzw. in rückwärtigen Lazaretten aufgenommenen Verwundeten und Kranken. Der würtembergische Regimentsarzt Heinrich v. Roos beschreibt z.B., dass auf kaiserlichen Befehl jeder Train- oder Privatwagen einen oder zwei Verwundete aufzunehmen hatte. Dies wurde u.a. durch Soldaten einer würtembergischen Brigade organisiert. Die Trossleute vernachlässigten die Verwundeten jedoch bzw. liessen sie nach den Rasten einfach liegen (Memoiren v. Roos)
    Abmarschvorbereitungen scheint es nur punktuell bzw. je nach Initiative einzelner Kommandanten gegeben zu haben. Das kaiserliche Hauptquartier bzw. die Garden waren gut vorbereitet. Auf Initiative Armand Coulaincourts wurden Pelze und Schlitten organisiert, Zwieback gebacken, ausständiger Sold zum Ankauf von Verpflegung ausgezahlt. Auch bei Davouts Korps gab es Vorbereitungen. Bei der Avantgarde unter Murat gab es z.B. keine Vorbereitungen, die hatten ja zu dieser Zeit kaum mehr Lebensmittel in ihrem Bereich, von anderen nützlichen Dingen zu schweigen. Vom Abmarschbefehl am 18. War man –laut Larrey - sogar im kaiserlichen Hauptquartier überrascht. (Muhlstein 2008, Willms 2005, Memoiren Larrey und Roos)
    Erschießungen von russischen Gefangenen gab es nicht nur durch Franzosen. Ein allgemeiner Befehl N´s forderte die Erschießung von nicht marschfähigen Gefangenen. Badische Grenadiere z.B. führten diesen Befehl nur lückenhaft durch bzw. unterstützten Gefangene bei der Flucht (Memoiren Roos)
    Ciao, Klaus

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    • HKDW
      Erfahrener Benutzer
      Colonel
      • 02.10.2006
      • 2969

      #3
      Kannst du den Befehls Napoleons zur Erschießung nicht marschfähiger Russen zitieren - oder eine Quelle geben??

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      • Nikolaj
        Erfahrener Benutzer
        Sergent
        • 27.12.2009
        • 122

        #4
        den Befehl im Wortlaut nicht, die Quelle ist Heinrich v. Roos, Mit Napoleon in Russland, o.J., S. 144f. Roos war Arzt in der würtembergischen Brigade und erfuhr später auch, dass dieser Befehl im Hauptquartier umstritten war. Vor allem Berthier soll sich dagegen ausgesprochen haben. Offiziere des Stabes sollen dann auch den Badensern nahegelegt haben, die Russen entkommen zu lassen

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        • HKDW
          Erfahrener Benutzer
          Colonel
          • 02.10.2006
          • 2969

          #5
          Danke für die Quellenangabe, bei den Westphalen wird man auch fündig, hier mußten beim Rückführen der russischen Kriegsgefangenen (berreits auf dem Vormarsch) auch diejenigen erschossen werden - die nicht mehr marschfähig waren.

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