Neuerscheinung: Die Dresdner Bilderhandschrift aus den Jahren 1812 und 1813

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  • Gunter
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 01.10.2006
    • 1377

    #16

    Einfach bestellen, dein Exemplar wird dann für dich gedruckt.


    Grüße

    Gunter

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    • Tom
      Erfahrener Benutzer
      Chef de Bataillon
      • 03.10.2006
      • 1072

      #17
      Buch Dresdner BHS

      Hallo Gunter,

      vielen Dank für die Anmerkungen, jede Rückmeldung ist uns wichtig!

      @corporal: Das Buch ist lieferbar, müsste also bei Amazon (mit 1-2 Wochen Lieferfrist) zu haben sein. Alternativ kann man auch direkt beim Verlag bestellen: www.bod.de/index.php?id=296&objk_id=866488

      Beste Grüße, Tom

      Kommentar

      • corporal
        Erfahrener Benutzer
        Tambour-Major
        • 25.04.2007
        • 306

        #18
        Die _Seele einer Frau und das Innere einer Wurscht bleiben auf ewig unerfurscht ...

        Und Amazon ist ja wohl ene Frau, nicht wahr?

        Langer Rede kurzer Sinn: heute erhalte ich die Nachricht von der Versendung des in Rede stehenden Buches ...

        PS: Für die weiblichen Leser - war nicht macho-böse gemeint. Auch die Männerseele ist ein weites Land ...

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        • Tellensohn
          Erfahrener Benutzer
          Chef de Bataillon
          • 16.02.2011
          • 1253

          #19
          Ich habe das Buch inzwischen erhalten und mir auch ein Exemplar von Umheys Napoleon's Last Grande Armée angeschafft (nochmals danke für den Hinweis, Tom). Beeindruckend. Bis jetzt hab alles nur mal durchgeblättert, vornehmlich zum Thema Regimentsmusiken, versteht sich.

          Dabei ist mir erstmals so richtig bewusst geworden, dass es bei den Franzosen ja auch zwei Kategorien von Musikern gab, die "richtigen" Musiker oder Gagistes und die augenscheinlich aus der Truppe stammenden "musiciens occasionnels" (ein Ausdruck von RIGO) oder "Janitscharen", wie Bommer sie nennt. Erstere mit Kleeblatt-Epauletten und Degen, letztere mit Fusilier-Schulterklappen und Infanteriesäbel.

          Das wird ja ganz unabhängig bspw. auch durch den 1806 angefertigten kolorierten Stich eines anonymen Nürnbergers mit Darstellung von Angehörigen des 95. Linieninfanterie-Regiments bestätigt. Darunter zwei Musiker mit hellblauen Abzeichen (hier jedoch beide unbewaffnet): Ein schwarzer Musiker mit Fusilier-Schulterklappen und ein Chef de musique mit Kleeblatt-Epauletten. Interessant allerdings, dass der "Janitschar" keineswegs ein "türkisches" Instrument in Händen hält, sondern eine Klarinette oder Oboe. Es dürfte also auch "Janitscharen" gegeben haben, die anspruchsvollere Instrumente zu spielen wussten.

          Und RIGO weist im Text zu seiner Bildtafel mit den Musikern des 88. Linieninfanterie-Regiments darauf hin, dass der Strassburger Papiersoldaten-Maler Schmidt (ich nehme an, Frédéric-Jacques Schmidt, 1796-1871); hat als Kind bzw. Jugendlicher diese Truppe vermutlich mit eigenen Augen gesehen) die Musiker des Regiments teils mit Degen und vergoldetem Faustriemen , teils mit Infanteriesäbel und gelbem Faustriemen darstellt. Unter letzteren sind 5 schwarze Musiker (alle mit "türkischen" Instrumenten) und 5 weisse Musiker (einer Hornist, die übrigen mit "türkischen" Instrumenten): erstere sind 14 Mann stark, alles weisse Musiker, welche überwiegend Holz-und Blechblasinstrumente, spielen. Einer von ihnen aber rührt ein "türkisches" Instrument, nämlich die "grosse Trommel".

          Interessant scheint mir auch die Bemerkung Bommers, dass alle Dragoner- und Infanterie-Regimenter eine etwa 20 Mann starke Regimentskapelle besassen. Das ist doch ganz beachtlich für das Jahr 1813 und zeigt m.E., welche Bedeutung der Militärmusik als Instrument zur Motivierung der Truppe und der "psychologischen Kriegführung" beigemessen wurde. Ich denke, das wird heute oftmals völlig unterschätzt.


          Noch eine Bitte:

          Abb. 14 (Kapitulation von Dresden am 11.11.1813) zeigt unten rechts die Rückansicht einer K.K. Militärbanda, wenn ich nicht irre. Dem Bildnachweis entnehme ich, dass dieses Bild aus der Sammlung der Autoren stammt. Wäre es vielleicht möglich, den Ausschnitt mit dieser Banda vergrössert und von besserer Qualität ins Forum zu stellen? Am besten vielleicht hier: http://www.napoleon-online.com/forum...ead.php?t=2636

          Danke und Gruss, T.
          Zuletzt geändert von Tellensohn; 21.10.2012, 17:15.

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          • Gunter
            Erfahrener Benutzer
            Chef de Bataillon
            • 01.10.2006
            • 1377

            #20
            Bei den "Janitscharen" könnte was dran sein.

            Das mit den Musikkapellen 1813 ist so eine Sache. Die Dresdner Bilderhandschrift zeigt teilweise auch den Zustand von Einheiten von 1812.
            Eigene Musiker hatten die Kavallerieregimenter eigentlich nicht, da wurden meines Wissens nur Trompeter für die Parade mit anderen Instrumenten ausgestattet. Durch die Kompaniegliederung der Eskadronen standen an sich genügend Trompeter für alle Aufgaben zur Verfügung. Rousselot schreibt z.B., dass die Trompeter der 1. Gardelanciers 1810 ihre sonstigen Musikinstrumente weggenommen wurden, damit sie nur noch ihre Trompeten benutzten, denn sie beherrschten die notwendigen Trompetensignale für den Dienst nicht richtig.

            Grüße

            Gunter

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            • Tellensohn
              Erfahrener Benutzer
              Chef de Bataillon
              • 16.02.2011
              • 1253

              #21
              Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
              Die Dresdner Bilderhandschrift zeigt teilweise auch den Zustand von Einheiten von 1812.
              Ist das nicht eine blosse Vermutung Umheys? Zitat, op.cit., S.288:

              "...This does raise the possibility that Bommer might have executed some of his illustrations in 1812, as a witness of a more amply equipped French army on the way to Russia."

              Possibility! Might! Umhey spekuliert hier nur. Sonst würde er etwas tun, was er andernorts den Uniformenkundlern des späteren 19. und des 20. Jahrhunderts m.E. zurecht vorwirft: Er würde Zeitgenossen/Augenzeugen "korrigieren", nur weil die etwas zeigen, das nicht mit dem übereinstimmt, was die Reglemente vorschreiben oder was andere Quellen oder auch die Literatur für "das Übliche/Richtige" halten.

              Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
              Eigene Musiker hatten die Kavallerieregimenter eigentlich nicht, da wurden meines Wissens nur Trompeter für die Parade mit anderen Instrumenten ausgestattet.
              Das ist mir neu. Kannst du dafür zeitgenössische Belege beibringen (speziell für die französische Armee)? Wieso sollen die keine professionellen Musiker gehabt haben bzw. wieso hätten solche Musiker nicht auch reiten können (falls dieser Gedanke deine Auffassung mit beeinflusst haben sollte)?

              An eins möchte ich an dieser Stelle auch mal wieder erinnern. Professionelle Musiker waren damals in der Regel "Multi-Instrumentalisten". Es ist durchaus wahrscheinlich, dass viele Gagisten auch recht gut Trompete spielen konnten, nebst anderen Instrumenten, wie sie etwa bei nicht-militärischen Anlässen (z.B. Gesellschaftsabenden) gefragt waren (ich denke hier natürlich in erster Linie an Streichinstrumente). Umgekehrt dürfte es eher die Ausnahme gewesen sein, dass "Spielleute" - im Fall der Kavallerie Trompeter, die lediglich Signale zu blasen hatten; Kesselpauker lass ich mal als für die Signalgebung nicht relevant beiseite - dazu in der Lage waren, auch andere, anspruchsvollere Instrumente zu spielen.

              Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
              Rousselot schreibt z.B., dass die Trompeter der 1. Gardelanciers 1810 ihre sonstigen Musikinstrumente weggenommen wurden, damit sie nur noch ihre Trompeten benutzten, denn sie beherrschten die notwendigen Trompetensignale für den Dienst nicht richtig.
              Zu diesem speziellen Fall hätte ich gerne genauere Angaben (Quelle, genaue Umstände, Dauer der Massnahme).

              Noch eine Bemerkung: Bommer spricht ja ausdrücklich von den Regimentsmusiken der Dragoner und der Infanterie. Dragoner sind traditionell berittene Infanterie, keine Kavalleristen im eigentlichen Sinn. Vielleicht haben sie eine (infanteristische) Tradition weitergeführt (weiterführen dürfen), die "echte" Kavalleristen nicht unbedingt pflegten, so dass Regimentmusiken bei der "echten" Kavallerie vielleicht wirklich kein Muss oder eine Einrichtung auf Dauer waren? Das will ich nicht ausschliessen.

              Gruss, T.
              Zuletzt geändert von Tellensohn; 21.10.2012, 18:37.

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              • Tom
                Erfahrener Benutzer
                Chef de Bataillon
                • 03.10.2006
                • 1072

                #22
                @Abb. 14: Abzug der Franzosen

                Hallo Tellensohn,

                vielen Dank für die interessanten Anmerkungen! Die Abb. 14 stammt von der ASKB und kann hier http://dl.lib.brown.edu:8080/ImageSe...6377640221.jp2 im Detail betrachtet werden, einfach auf das "+" klicken (ich hoffe, der Abbildungsnachweis ist nicht missverständlich ausgefallen).

                Beste Grüße, Tom

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                • Tellensohn
                  Erfahrener Benutzer
                  Chef de Bataillon
                  • 16.02.2011
                  • 1253

                  #23
                  Hallo Tom,

                  Super! Herzlichen Dank.

                  Gruss, T.

                  Kommentar

                  • Gunter
                    Erfahrener Benutzer
                    Chef de Bataillon
                    • 01.10.2006
                    • 1377

                    #24
                    @Tellensohn,

                    Bommers Tafeln zeigen zum Teil Details, die als Indizien auf das Jahr 1812 hindeuten. In meinen Anmerkungen habe ich z.B. auf die Abbildung des Pferdes der polnischen Gardelanciers hingewiesen. Dort ist der Karabiner nämlich in der Art angebracht, wie es für Lanciers, die mit Lanze UND Karabiner bewaffnet waren üblich war. 1813 galt diese Kombination aber nicht mehr, weil es sich als unpraktisch erwies. Manche Tafeln weisen durch die Anmerkungen Bommers zwar eindeutig auf 1813 hin, wobei aber genauso auch die Schlacht von Malojaroslavetz 1812 erwähnt wird. Es fällt schwer, sich da 100% festzulegen. Beides ist möglich.

                    Professionelle Musiker bei Kavallerieregimentern erfordern etwas, das im Krieg meist Mangelware ist - Pferde. In der Literatur findet man zuweilen die Erwähnung, das noch vor dem Konsulat die französischen Kavalleriemusiker abgeschafft wurden. Folgt man deiner Annahme, Bommers Bilderhandschrift wäre ausschließlich im Jahr 1813 anzusiedeln, stellt sich die Frage, ob es wahrscheinlich ist, dass die winzigen (häufiger nur 2 Eskadronen) Kavalleriefeldegimenter dieses Jahres auch noch eigene Kapellen dabei hatten? Die meisten Dragonerregimenter waren 1813 nicht geschlossen im Einsatz, sondern als von den Truppen in Spanien abgegebene Eskadronen, die zu provisorischen Regimentern zusammengefasst wurden.

                    Zitat Rousselot:
                    "Das Regiment hatte keine festangestellten Musiker, und es standen keine in den Matrikel-Registern; folglich traten die Trompeter an ihre Stelle. Der Korrespondenz des Major Dautancourt zufolge waren sie 10 an der Zahl, geführt durch einen Wachtmeister. Ein Tagesbefehl vom 5. September 1810 berichtet uns, dass der Major bei der letzten Parade bemerkt hatte "dass die Trompeter ihre Fanfaren keineswegs mit der erforderlichen perfekten Übereinstimmung bliesen, weil sie sich nicht darum kümmerten. Von diesem Tag an und bis zu einem neuen Befehl werden ihnen alle Musikinstrumente außer den erforderlichen Fanfaren abgenommen werden, und sie werden nur mit dem Blasen der Fanfaren und der künstlerischen Gestaltung beschäftigt sein." ... Im Dezember 1811 schrieb der Major Dautancourt dem Obersten Krasinski, dass ein desertierter Trompeter eine Posaune mitgenommen hatte."
                    Rousselot, Lucien; Lehmann Hans-Joachim (Übers.), Napoleons Armee 1800-1815, 1. Aufl. Berlin 2010, S. 266.

                    Berittene Musiker sind bei der französischen Kavallerie auch von einigen leichten Kavallerieregimentern bekannt. Das kann man also nicht allein an der Infanterietradition der Dragoner festmachen. Infanteristische Tradition waren bei den Dragonern vor allem die Trommler bei den unberittenen Teilen der Regimenter. Ich sehe die berittenen Musiker als spezielles Renommiergehabe in der französischen Armee, eben Trompeter, evtl. zur Parade etwas anders uniformiert. Die anderen Armeen hatten es nicht so damit. Oder kennst du sowas auch von anderen Staaten?

                    Grüße

                    Gunter
                    Zuletzt geändert von Gunter; 21.10.2012, 21:57.

                    Kommentar

                    • HKDW
                      Erfahrener Benutzer
                      Colonel
                      • 02.10.2006
                      • 2969

                      #25
                      Kavalleriemusiker gab es schon - ob jetzt 1813 jedes Regiment diese auch hatte - schwer zu sagen.
                      Angehängte Dateien

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                      • Tellensohn
                        Erfahrener Benutzer
                        Chef de Bataillon
                        • 16.02.2011
                        • 1253

                        #26
                        @HKDW
                        Dabei wird man es wohl bewenden lassen müssen. Aber hier geht es ja nur um die Kapellen der Dragoner, zu denen sich Bommer eindeutig äussert. Dass andere Branchen der Kavallerie damals, 1813 in Dresden, auch Regimentsmusiken hatten, sagt er ja nicht und das hat ja auch niemand behauptet.


                        @Gunter

                        Berittene Regimentsmusiken scheinen wirklich eine französische Spezialität gewesen zu sein, da hast du recht. Ich kenne zwar Bilder von Kavalleriemusiken anderer Nationen, die stammen aber erst aus nachnapoleonischer Zeit.


                        Dass in der französischen Armee selbst leichte Kavallerieregimenter berittene Musikkapellen hatten, ist mir bekannt. Aber eben, bei der "echten" Kavallerie war die Einrichtung jung, also ohne Tradition und daher leicht wieder abzuschaffen. Als einzigen Paradiesvogel leistete man sich sonst bei der Kavallerie den Kesselpauker, auf den ja aber im Notfall auch verzichtet wurde. Soviel ich weiss, wurde etwa der im Russlandfeldzug gefallene Kesselpauker der 1. Gardelanciers nicht mehr ersetzt.

                        Deshalb kann es schon sein, dass Musiker bei der Kavallerie normalerweise so rekrutiert wurden, wie Rousselot es für die 1. Gardelanciers beschreibt, d.h. aus den Reihen der Trompeter. Gleichzeitig lässt das von Rousselot angeführte Beispiel vermuten, dass diese "Spielleute der Kavallerie" den Anforderungen, die an professionelle Musiker gestellt wurden, nicht genügten, weshalb sie bestrebt waren, ihre musikalischen Fähigkeiten zu verbessern - bei gleichzeitiger Vernachlässigung ihrer eigentlichen Pflichten, dem Beherrschen der Signale und Fanfaren. Nur so kann ich mir die vorübergehende Wegnahme der anderen Musikinstrumente erklären. Aber offenbar erfüllten sie ja ihr Soll bald schon wieder und die anderen Instrumente wurden ihnen wieder zurückgegeben (irgendwann vor Dezember 1811).


                        Die infanteristische Tradition bei den Spielleuten der Dragoner ist, wie du richtig angemerkt hast, vor allem in der Beibehaltung der Trommel, dem ursprünglichen Signalinstrument der Dragoner anstelle der Trompete bei der Kavallerie, für den unberittenen Dienst erkennbar. Im Ancien Régime wurde die Trommel aber auch nach Einführung der Trompete für den berittenen Dienst weiterhin auch zu Pferd geschlagen. Vielleicht nur anlässlich von Paraden, aber immerhin. Ich weiss jetzt nicht, ob diese Tradition mit der Revolution wirklich gänzlich abgeschafft wurde, aber die Erinnerung an sie dürfte in der Revolutions- und napoleonischen Zeit doch noch recht lebendig gewesen sein.

                        Traditionell hat es aber bei den Dragonern im Ancien Régime noch ein weiteres für die Infanterie typisches Instrument gegeben, die "Oboe", und ein jedes Dragoner-Regiment hatte damals eine kleine berittene Kapelle von "Hautbois" (anstelle des bei der Kavallerie anzutreffenden Kesselpaukers), die dem Regimentsstab angegliedert waren. Nun weiss ich nicht wirklich, ob diese "Hautbois" unter den Tambouren (bzw. "Spielleuten") rekrutiert wurden oder "echte" Musiker waren, weil es zu bedenken gilt, dass in der französischen Armee im Laufe des 17. Jhdts. die "Hautbois" auch bei der Infanterie an die Stelle der Pfeifer getreten waren und diese weitgehend ersetzten, ausser bei den Schweizern. Im 18. Jhdt. gab es dann bei der Infanterie scheinbar wieder häufiger (Kompanie-)Pfeifer, die aber oft keinen offiziellen Status hatten, wenn ich nicht irre, und die nicht oder nicht direkt mit den "Hautbois" der Regimentskapellen zu tun hatten. Bei den Dragonern waren die "Hautbois" sicher nicht in erster Linie Signallisten (obschon sie wohl auch infanteristische Signalmelodien spielten, wenn erforderlich), sondern in der Regel für Anspruchsvolleres zuständig. Wie eben ja auch die Hautboisten bei der Infanterie. Und eben deshalb halte ich es für möglich, dass noch in napoleonischer Zeit bei den Dragonern, wenigstens teilweise, "echte" Musiker, also Gagisten, unter Vertrag genommen wurde, wie bei der Infanterie.

                        So war mein Hinweis auf die "infanteristische" Tradition bei den Regimentsmusiken der Dragoner gemeint.


                        Gruss, T.
                        Zuletzt geändert von Tellensohn; 22.10.2012, 10:59.

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                        • HKDW
                          Erfahrener Benutzer
                          Colonel
                          • 02.10.2006
                          • 2969

                          #27
                          auch hier eine sehr schöne berittene Musik, diesmal die 1er Hussards - 1800
                          Angehängte Dateien

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                          • Gunter
                            Erfahrener Benutzer
                            Chef de Bataillon
                            • 01.10.2006
                            • 1377

                            #28
                            Die Kesselpauker standen nicht als solche auf dem Etat. Dass der von den Gardelanciers in Russland unmgekommen ist, bedeutet jedoch nicht, dass er dort auch als Kesselpauker diente. Die Garde ließ jede Menge Paradekram in der Garnison zurück. Rousselot erwähnt, dass die Paradeausstattung des Kesselpaukers der polnischen Gardelanciers bis zum letzten Weltkrieg noch recht intakt in Polen aufbewahrt worden ist.
                            Ich denke, dass die Sache mit den Musikern ziemlich flexibel gehandhabt wurde. So wie ich das Beispiel von Rousselot verstehe, gab es da einfach ein Problem mit dem Setzen der Prioritäten beim Trompeterkorps. Verschiedenste Instrumente zu spielen macht einfach mehr Spaß als immer wieder dieselben Signale zu wiederholen. Das musikalische Niveau war wohl nicht unbedingt ein Problem. Ich gehe ebenfalls davon aus, dass sie ihre Instrumente später zurückerhielten.

                            Die Dragoner waren eine recht seltsame Truppe. Es gab in den napoleonischen Kriegen eine nur noch sehr geringe und schwindende Zahl von Armeen, die ihre Dragoner als Allrounder einsetzen konnten. Entgegen mancher Annahme und Darstellung, sollten die Dragoner in der Lage sein, Linieninfanterie vollständig zu ersetzen, d.h. sie sollten in geschlossener Formation kämpfen und nicht als abgesessene Plänkler, wie manche anderen Kavalleriegattungen das auch taten. Denkbar ist es, dass in der französischen Armee manche Tradition aus der alten Monarchie inoffiziell weitergeführt wurden. Im Unterschied zum ursprünglichen Dragonerkonzept kam dem Kampf zu Fuss jedoch nur noch geringe Bedeutung zu, wodurch auch die infanteristische Ausrichtung immer mehr schwand.

                            Die nicht zu den Musikern zählenden Pfeifer zählten in der französischen Armee als Soldatenkinder und waren auch als solche und nicht als Soldaten gelistet. Deshalb war ihre Zahl auch variabel.
                            Interessanterweise war das in anderen Armeen wie z.B. in Russland anders, obwohl die Pfeifer dort auch nicht unbedingt älter waren, ihre Zahl aber vorgeschrieben war. Allerdings muss man auch da die Unterscheidung zwischen Musiker-Pfeifern und Grenadier-Pfeifern vornehmen.

                            Grüße

                            Gunter

                            Kommentar

                            • Tellensohn
                              Erfahrener Benutzer
                              Chef de Bataillon
                              • 16.02.2011
                              • 1253

                              #29
                              Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
                              auch hier eine sehr schöne berittene Musik, diesmal die 1er Hussards - 1800
                              Kenn ich. Eine tolle Studie. Die grosse Trommel ist riesig. Von den Dimensionen her entspricht sie eigentlich weniger den damals in europäischen Armeen üblichen Exemplaren, die auch recht gross waren, aber m.E. doch nicht so gross und allgemein etwas länglicher. Ich frage mich, ob das wohl ein osmanisches (oder mamelukisches) Original war (eine Davul). Interessantes Detail: der Reiter unten rechts hat ganz offensichtlich ein Notenblatt unter eine Trommelschnur geklemmt...

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                              • Tellensohn
                                Erfahrener Benutzer
                                Chef de Bataillon
                                • 16.02.2011
                                • 1253

                                #30
                                Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
                                Dass der von den Gardelanciers in Russland unmgekommen ist, bedeutet jedoch nicht, dass er dort auch als Kesselpauker diente.
                                Ob der dort als Kesselpauker gedient hat oder nicht, spielt ja auch keine Rolle. Der Mann, der den Job hatte, fiel und wurde nicht mehr ersetzt, ergo spielte nach 1812 bei den 1. Gardelanciers keiner mehr die Kesselpauke (vgl. Ronald Pawly, Osprey MAA 440, S.33. Legende zur Abb.).

                                Falls auf das ehemals im Dresdner Stadtgeschichtlichen Museum aufbewahrte Bild, das die grosse Parade zu Napoleons "Namenstag" am 10. August 1813 zeigt, einigermassen Verlass ist, muss der dortige Kesselpauker also derjenige der 2. Gardelanciers sein, der m.W. sonst nirgends abgebildet ist. Das S/W-Bild lässt leider die Farben nicht mehr erkennen, aber man kann m.E. aufgrund der unterschiedlichen Grautöne doch einigermassen erraten, welche Farben es waren. Auch die Trompeter könnten zu diesem Regiment gehören, zumal der Stutz der Tschapka (vermutlich weiss mit roter Spitze) dem entspricht, den Vernet und Lami (beides Augenzeugen) für die Jahre 1813-14 für dieses Regiment wiedergeben, obschon das Reglement diesen Stutz nicht erwähnt (vgl. Ronald Pawly, Osprey MAA 389, S.47, Kommentar zu Plate F3). Die Zuordnung bleibt problematisch, weil die gezeigten Uniformen der Lanciers m.E. weder ganz dem entsprechen, was man von den 1. noch dem, was man von den 2. Gardelanciers sonst so kennt. Aber ich will mich da mal lieber zurückhalten und Umheys Zeigefinger folgen: nicht "korrigieren", wenn man es nicht wirklich besser weiss als die Zeitgenossen...

                                Hier kommt wieder unser Buch über Bommers Bilderhandschrift ins Spiel: S.16, Anm.15, wird ein Angehöriger der 2. Gardelanciers zitiert, der betont, wie sehr anlässlich eben dieser Parade dem Kaiser Napoleon sein besonders prächtiges Regiment gefallen habe. Diese Schilderung und die Lanciers auf dem Dresdner Bild würden eigentlich ganz hervorragend zueinander passen, finde ich...


                                Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
                                Verschiedenste Instrumente zu spielen macht einfach mehr Spaß als immer wieder dieselben Signale zu wiederholen. Das musikalische Niveau war wohl nicht unbedingt ein Problem.
                                Nun ja, wahrscheinlich halt eben doch, sonst hätten sie ja nicht nachsitzen müssen. Ein guter Musiker muss halt einfach ALLE Instrumente beherrschen...
                                Zuletzt geändert von Tellensohn; 22.10.2012, 14:23.

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