Tagebuch Friedrich Ernst Aster von 1812

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  • HKDW
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 02.10.2006
    • 2962

    #16
    Quellen müssen natürlich interpretiert werden, Da Capo liefert eben die Quellen, da kann ich nur sagen da capo

    Kommentar

    • Gunter
      Erfahrener Benutzer
      Chef de Bataillon
      • 01.10.2006
      • 1377

      #17
      Da Capo,

      in der Geschichtswissenschaft kommt es nicht auf Gesetzmäßigkeiten an, sondern darauf, dass die Herkunft der Quellen möglichst genau angegeben wird, damit andere sie leicht finden und den Gehalt der Aussagen nach vollziehen können. Das nennt man intersubjektive Überprüfbarkeit. Zum selben Ergebnis auf der Basis der gleichen Quelle muss man dennoch nicht zwingend kommen, da diese schließlich unterschiedliche Deutungen erlauben kann. Selbst reine Verwaltungs- und Sachtexte bieten da häufig nur vermeintlich ein Abbild der historischen Realität, die man in den seltensten Fällen wirklich rekonstruieren kann, denn auch diese Quellen sind nur überlieferte Bruchstücke. 100%ig objektiv festzustellen "wie es gewesen ist" ist somit unmöglich, obwohl das früher geglaubt wurde und Ziel der Geschichtswissenschaft war. Inzwischen hat man die Begrenzheit der eigenen Möglichkeiten erkannt.

      Es ist immer ein guter Dienst am Leser, wenn das Quellenmaterial angemessen erläutert wird. Das bietet ihm zum einen die Interpretation vor dem Hintergrund der Sachkenntnis des Autors, zum anderen auch Hilfen für die weitere Beschäftigung mit dem Thema. Der Leser muss natürlich nicht mit der Meinung des Autors übereinstimmen, das macht aber nichts. Außerdem kann man nicht von allen Lesern einen gleichen Kenntnisstand des Themas voraussetzen und selbst Spezialisten können Neues lernen. Über Geschichte zu schreiben sollte auch als Service am Leser zu verstehen sein und nicht nur als ein bloßes Vorwerfen von Quellen. Das wäre sonst nämlich für den Leser nicht so weit von den von dir kritisierten "Schnipseleien" entfernt.

      Grüße

      Gunter

      Kommentar

      • Sans-Souci
        Erfahrener Benutzer
        Major
        • 01.10.2006
        • 1841

        #18
        Es spielt ja auch noch mit hinein, für wen man schreibt.

        Wenn ich mich nur allgemein über ein Thema informieren möchte und mir nicht viel Zeit dafür nehmen will, sind nicht zu umfangreiche und daher notwendigerweise verallgemeinernde Darstellungen meine erste Wahl. Zusammenhänge und Fachbegriffe sollten dabei selbstverständlich erklärt werden.

        In Gebieten, in denen ich selber forsche, haben die Kommentare für mich eigentlich nur den Wert, mich auf mir bisher unbekannte Quellen aufmerksam zu machen, damit ich mir meine eigene Meinung bilden kann - aber natürlich ist es bei der eigenen Interpretation der Quellen auch hilfreich zu wissen, wie andere sie verstehen.

        Doch selbst Quelleneditionen sehe ich mit gemischten Gefühlen - sie sparen viel Zeit, weil der Text sofort gleich verfügbar ist (vor allem bei Veröffentlichungen von handschriftlichen Quellen aus Archiven oder Privatbesitz), aber beim Abschreiben der Quellen kommt es doch hin und wieder zu Flüchtigkeitsfehlern, sie sind eigentlich so gut wie unvermeidlich.

        Oli

        Kommentar

        • HKDW
          Erfahrener Benutzer
          Colonel
          • 02.10.2006
          • 2962

          #19
          in der Geschichtswissenschaft kommt es nicht auf Gesetzmäßigkeiten an, sondern darauf, dass die Herkunft der Quellen möglichst genau angegeben wird, damit andere sie leicht finden und den Gehalt der Aussagen nach vollziehen können. Das nennt man intersubjektive Überprüfbarkeit.

          In der Tat, deswegen sind ja Autoren wie Chandler oder Elting eigentlich unhaltbar schlecht, weil sie obigen Minimalkriterium überhaupt nicht entsprechen, eher eine retrograde Entwicklung der Kunst - im Vergleich zu z.b. den Generalstabswerken der französischen Armee.

          Trotzdem scheint ja die Masse der Leser gerade vorgekaute Kost leichter aufnehmen zu können - als sich selbst eine Meinung bilden zu müssen.

          Deswegen finde ich solche Ansätze wie die von DaCapo als sehr erfrischend.

          Natürlich und da stimm ich dir schon zu, ist ein seriöser Kommentar wie auch Interpretation - sehr hilfreich, machmal auch zwingend notwendig um eine Quelle besser einschätzen zu können.

          Kommentar

          • KDF10
            Erfahrener Benutzer
            Chef de Bataillon
            • 19.12.2010
            • 1278

            #20
            Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
            Bei den hier schon angesprochenen vergleichsweise geringen Druckkosten wäre es vielleicht kein Fehler, wenn man noch ein paar (beispielsweise Personen-, Orts- und Sach-)Register spendieren würde.

            Grüße

            Gunter
            Ich verstehe sowohl Da Capo als auch Gunter. Auf der einen Seite ist es so, dass die Menschen, die wirklich im Thema drin sind, keine Personen-, Orts- oder Sachregister brauchen. Andererseits gibt es auch Menschen, die nicht im Thema drin sind, die diese Register nötig haben. Ihr könnt das ja beim Bier mal ausführlicher besprechen. Ich warte jetzt erst einmal ab, bis ich das Buch habe.

            Gruß

            Dieter

            Kommentar

            • Gunter
              Erfahrener Benutzer
              Chef de Bataillon
              • 01.10.2006
              • 1377

              #21
              Register z.B. der vorkommenden Personen sind eigentlich für alle die Menschen äußerst hilfreich, die über kein photographisches Gedächtnis verfügen - die Mehrzahl also. Sinnvoll gemacht Register sind wertvolle Hilfsmittel zur Erschließung von Texten. Es gibt natürlich auch Werke mit schlecht gemachten Registern, bei denen z.B. Personen im Text aber nicht im Register vorkommen oder Registereinträge auf die falschen Seiten verweisen.

              Grüße

              Gunter

              Kommentar

              • Steffen Schumann
                Neuer Benutzer
                Soldat
                • 02.12.2012
                • 18

                #22
                Immer korrekt?

                Ich muss mal als Neuling und eigentlich etwas Artfremder eine etwas provokante Frage stellen, die aus zwei Teilen besteht:

                Ist es denn immer von so großer Bedeutung, dass alles hundertprozentig nachgewiesen und aufs Minidetail genau sein muss
                und wer will nach so langer Zeit zweifellos und mit dieser Korrektheit sagen, was nun stimmt und was nicht?

                Nette Grüße Steffen

                Kommentar

                • Bataaf
                  Erfahrener Benutzer
                  Sous-Lieutenant
                  • 06.03.2007
                  • 364

                  #23
                  Wenn der Fotograf und Betrachter ein und derselbe Person ist, schon.

                  Kommentar

                  • HKDW
                    Erfahrener Benutzer
                    Colonel
                    • 02.10.2006
                    • 2962

                    #24
                    Ist es denn immer von so großer Bedeutung, dass alles hundertprozentig nachgewiesen und aufs Minidetail genau sein muss
                    und wer will nach so langer Zeit zweifellos und mit dieser Korrektheit sagen, was nun stimmt und was nicht?

                    Nach Möglichkeit ja - ansonsten - und das findet man oft aus Bequemlichkeitsgründen - sind wilden Spekulationen Tür und Tor geöffnet und fördern schlampiges oberflächliches Arbeiten.

                    Auch hier gilt - der Weg ist das Ziel - man sollte sich der Wirklichkeit annähern wollen - ob es gelingt, das ist eine andere Frage.

                    Kommentar

                    • Gunter
                      Erfahrener Benutzer
                      Chef de Bataillon
                      • 01.10.2006
                      • 1377

                      #25
                      Eine Aussage kann immer nur so gut sein wie die Quellen, die der Autor verwendet hat. Historische Quellen stellen immer nur eine Teilüberlieferung dar. Vermutungen sollten als solche gekennzeichnet sein. Behauptungen und Rekonstruktionen fehlender Zusammenhänge sollten daher nicht einfach als Tatsachen dargestellt werden.

                      Grüße

                      Gunter

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                      • aba
                        Erfahrener Benutzer
                        Tambour-Major
                        • 02.10.2006
                        • 275

                        #26
                        Das ist ja alles grundsätzlich richtig, indessen erzeugt man bisweilen - auch in diesem Forum - eine gewisse Schwellenangst. Ich kenne jedenfalls mittlerweile etliche "Nur-Leser" die sich offenbar niemals trauen würden, hier etwas zu schreiben.

                        Und "echte" Historiker sind in der Militärgeschichte doch eine eher seltene Spezies. Ich habe irgendwo gelesen, dass eine militärhistorische Veröffentlichung noch akzeptiert wird, aber spätestens die zweite alle Karrierechancen im offiziellen Lehrbetrieb zuverlässig vernichten soll (?!)

                        Selbstverständlich wäre ein Vorgehen nach den klassischen akademischen Regeln oft hilfreich oder wünschenswert, es ist in der "Uniformenkunde" tatsächlich eher selten anzutreffen.

                        Spannend zu lesen übrigens die Überlegungen zum Manuskript von Marckolsheim in dem ganz neuen Buch zu den Musikern der französischen Kavallerie von Martin/Bregeot wo den Spuren dieser fragwürdigen Quelle im Detail nachgegangen wird. Das kommt davon, wenn es in dieser Hinsicht bei den damals Beteiligten an der erforderlichen "akademischen" Seriosität gefehlt hat und ist durchaus ärgerlich.

                        Gute Nacht

                        Alexander

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                        • KDF10
                          Erfahrener Benutzer
                          Chef de Bataillon
                          • 19.12.2010
                          • 1278

                          #27
                          Zitat von aba Beitrag anzeigen
                          Das ist ja alles grundsätzlich richtig, indessen erzeugt man bisweilen - auch in diesem Forum - eine gewisse Schwellenangst. Ich kenne jedenfalls mittlerweile etliche "Nur-Leser" die sich offenbar niemals trauen würden, hier etwas zu schreiben.
                          Du hast recht. Ich finde deshalb gerade den Thread "Noch ein Neuer" besonders interessant. Da stellen sich ein paar Mutige vor, andere trauen sich vielleicht nicht. Wie kann man die motivieren?

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                          • Gunter
                            Erfahrener Benutzer
                            Chef de Bataillon
                            • 01.10.2006
                            • 1377

                            #28
                            Ich verstehe nicht so ganz wie man sich in der Anonymität des Internets scheuen kann etwas zu schreiben. Jeder hat doch eine andere Motivation hier angemeldet zu sein und es wäre doch interessant, was die Forumskollegen mit den ausgetauschten Infos so anstellen. Soweit ich das bisher überblicke, wird auf die meisten Beiträge angemessen eingegangen.

                            Grüße

                            Gunter

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