Ich möchte hier ein paar Zeilen von Adam Zamoyski („1812 Napoleons Feldzug in Russland 1812“ – 10. Auflage 2012) zur Diskussion stellen.
„Kein anderer Heerzug in der Geschichte wurde so unverhohlen für politische Zwecke vereinnahmt. Von Anbeginn waren die Untersuchungen zum Thema in einer Weise von dem Wunsch zu deuten und zu rechtfertigen gelenkt, der jede Objektivität ausschließt, während ihre bloße Menge – über fünftausend Bücher und doppelt so viele Artikel erschienen allein in Russland in den hundert Jahren nach 1812 – nur noch weiter dazu beitrug, die Tatsachen zu verschleiern (Seite 7 – Quelle: Troickij, Otecestvennaja Vojna, S. 3).
Zamoyski behauptet, und das scheint mir sehr plausibel, dass es erst ab 1912 zu einer Zusammenarbeit französischer und russischer Historiker kam, als man ein Bündnis gegen Deutschland schloss. Bis zu dem Zeitpunkt standen in Frankreich im Wesentlichen nur russische Quellen, die auch übersetzt worden waren, zur Verfügung. Etwa Buturlin (erschien in französischer Übersetzung), Danilewsky und andere. Dass die Literatur im 19. Jahrhundert häufig der Zensur unterlag ist kein Geheimnis. Nicht nur im russischen Kaiserreich.
Weiter mit Zamoyski (Seite 8): „Hinzu kam, dass die Beteiligten auf beiden Seiten ein derart barbarisches Verhalten gezeigt hatten, das näher zu untersuchen weder im Interesse der einen noch der anderen Nation lag. In Frankreich erschwerten zunächst politische Faktoren alle Ansätze zu einer ausgewogenen Betrachtung. Das Regime, welches unmittelbar auf Napoleon folgte, verlangte, dass alles, was mit ihm zu tun hatte, in den schwärzesten Farben zu schildern sei. … Die ersten französischen Historiker, die über 1812 schrieben, waren entweder Napoleon feindlich gesonnen, oder sie wollten sich bei dem nachfolgenden Regime einschleimen; folglich schoben sie alle Schuld dem Ungeheuer Bonaparte in die Schuhe.“
Da ich häufig missverstanden werde, das ist ein Zitat. Ich halte Napoleon keineswegs für ein Ungeheuer. Mit dem ersten Satz von Zamoyski gehe ich konform. Auf russischer Seite wird das allerdings heute noch so dargestellt, dass die russische Armee, im Gegensatz zu der Armee Napoleons, eine reine Weste hatte. Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Ich halte das in einem solchen Krieg sogar für schlicht unmöglich. In der Literatur haben nur russische Bauern und irreguläre Kosaken Kriegsverbrechen begangen? Die russische Armee war die fairste der Welt und die eigentlichen Verbrecher waren Napoleons Soldaten? Das sieht mir doch stark nach Schönfärberei aus. Bitte mal nach oben schauen, die Literatur wurde damals zensiert. In Russland sogar fast bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Ebenso in den Satellitenstaaten der Sowjetunion. Die Kriegsverbrechen der Roten Armee sind sehr gut dokumentiert und 1812 waren die russischen Soldaten ethisch führend in Europa? Fällt mir schwer das zu glauben.
„Kein anderer Heerzug in der Geschichte wurde so unverhohlen für politische Zwecke vereinnahmt. Von Anbeginn waren die Untersuchungen zum Thema in einer Weise von dem Wunsch zu deuten und zu rechtfertigen gelenkt, der jede Objektivität ausschließt, während ihre bloße Menge – über fünftausend Bücher und doppelt so viele Artikel erschienen allein in Russland in den hundert Jahren nach 1812 – nur noch weiter dazu beitrug, die Tatsachen zu verschleiern (Seite 7 – Quelle: Troickij, Otecestvennaja Vojna, S. 3).
Zamoyski behauptet, und das scheint mir sehr plausibel, dass es erst ab 1912 zu einer Zusammenarbeit französischer und russischer Historiker kam, als man ein Bündnis gegen Deutschland schloss. Bis zu dem Zeitpunkt standen in Frankreich im Wesentlichen nur russische Quellen, die auch übersetzt worden waren, zur Verfügung. Etwa Buturlin (erschien in französischer Übersetzung), Danilewsky und andere. Dass die Literatur im 19. Jahrhundert häufig der Zensur unterlag ist kein Geheimnis. Nicht nur im russischen Kaiserreich.
Weiter mit Zamoyski (Seite 8): „Hinzu kam, dass die Beteiligten auf beiden Seiten ein derart barbarisches Verhalten gezeigt hatten, das näher zu untersuchen weder im Interesse der einen noch der anderen Nation lag. In Frankreich erschwerten zunächst politische Faktoren alle Ansätze zu einer ausgewogenen Betrachtung. Das Regime, welches unmittelbar auf Napoleon folgte, verlangte, dass alles, was mit ihm zu tun hatte, in den schwärzesten Farben zu schildern sei. … Die ersten französischen Historiker, die über 1812 schrieben, waren entweder Napoleon feindlich gesonnen, oder sie wollten sich bei dem nachfolgenden Regime einschleimen; folglich schoben sie alle Schuld dem Ungeheuer Bonaparte in die Schuhe.“
Da ich häufig missverstanden werde, das ist ein Zitat. Ich halte Napoleon keineswegs für ein Ungeheuer. Mit dem ersten Satz von Zamoyski gehe ich konform. Auf russischer Seite wird das allerdings heute noch so dargestellt, dass die russische Armee, im Gegensatz zu der Armee Napoleons, eine reine Weste hatte. Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Ich halte das in einem solchen Krieg sogar für schlicht unmöglich. In der Literatur haben nur russische Bauern und irreguläre Kosaken Kriegsverbrechen begangen? Die russische Armee war die fairste der Welt und die eigentlichen Verbrecher waren Napoleons Soldaten? Das sieht mir doch stark nach Schönfärberei aus. Bitte mal nach oben schauen, die Literatur wurde damals zensiert. In Russland sogar fast bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Ebenso in den Satellitenstaaten der Sowjetunion. Die Kriegsverbrechen der Roten Armee sind sehr gut dokumentiert und 1812 waren die russischen Soldaten ethisch führend in Europa? Fällt mir schwer das zu glauben.
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