Uniform des Prinzen v. Hessen-Homburg

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  • Borussen_Kanonier
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 12.03.2010
    • 169

    Uniform des Prinzen v. Hessen-Homburg

    Hallo,

    was für eine Uniform trägt eigentlich der Prinz auf diesem Bild ? Mich verwirren etwas die Litzen lediglich auf dem Ärmelaufschlag und die fehlenden Achselklappen. Frühestens 1804 ist er in das preuß. Heer eingetreten.Er war bei Jena/Auerstedt 1806 Hauptmann in einem Infanterieregiment (davon gibt es auch ein Bild bspw. bei Wikipedia) und 1813 bei Großgörschen als Major dem Stab des Generals Ziethen zugeordnet, wo er auch gefallen ist.

    Kann das Bild von jemandem datiert werden ? Ich denke, es ist aus der Anfangszeit seiner militärischen Laufbahn.
    Angehängte Dateien
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1847

    #2
    Ich halte das für eine Phantasieuniform des Zeichners. Falls es nicht eine dänische Uniform sein soll (da kenne ich mich nicht aus), Ende 1803 war der Prinz für wenige Tage Hauptmann à l suite der dänischen Infanterie, trat aber "infolge Änderung der politischen Verhältnisse" doch nicht in die Armee ein.

    Die folgenden Angaben nach den Offizier-Stammlisten Krollmann und Ulbrich, die sich teils in den genauen Daten widersprechen.

    Prinz Leopold von Hessen-Homburg trat am 27. oder 28. Dezember 1803 in die preußische Armee ein, als "Stabskapitän von der Infanterie" - also keinem Regiment zugeordnet, sondern er gehörte zu den Offizieren von der Armee.

    Am 20. März oder 3. Juli 1806 wurde er dem Infanterie-Regiment von Möllendorf (Nr. 25) aggregiert, nahm an der Schacht bei Auerstedt teil, war nach der Kapitulation bei Prenzlau bis Ende 1807 kriegsgefangen, und sein Regiment aufgelöst.

    Am 25. oder 26. Juli 1809 wurde er als Major dem 2. Ostpreußischen Infanterie-Regiment aggregiert, am 17. Februar oder 3. März 1810 dem Leib-Infanterie-Regiment aggregiert, am 25. März 1812 Abschied bewilligt (im Gesuch begründet: "um nicht für Napoleon kämpfen zu müssen").

    Am 7. April 1813 Major beim 1. Schlesichen Infanterie-Regiment, am 1. Mai 1813 wurde er als Ordonnanzoffizier zu Generalmajor v. Zieten kommandiert.

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    • Gunter
      Erfahrener Benutzer
      Chef de Bataillon
      • 01.10.2006
      • 1377

      #3
      Sieht aus wie ein Interimsrock. Vielleicht aus seiner Zeit als Offizier von der Armee, wofür die Farben sprechen. Die goldenen Tressen an den Aufschlägen wundern mich auch etwas.

      Grüße

      Gunter

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      • Borussen_Kanonier
        Erfahrener Benutzer
        Sergent
        • 12.03.2010
        • 169

        #4
        Vielen Dank für die schnellen und ausführlichen Antworten. Vor allem auch für die biographischen Daten, die ich im Netz auf die schnelle nicht so genau gefunden hatte. Ich hatte mich schon gefragt, bei welchem Regiment er eingetreten ist.

        Vor allem beruhigen mich die Antworten etwas. Man ist ja immer erst mal verärgert, wenn man eine Uniform sieht, die man so nicht einfach zuordnen kann und auch Details hat, die einen verwirren.

        PS: Übrigens ist die Ausstellung in Homburg über den Prinzen bis zum 29.9.2013 verlängert worden.

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        • Louis Ferdinand
          Neuer Benutzer
          Soldat
          • 24.05.2012
          • 13

          #5
          Ja das schaut aus wie die "Alte Armeeuniform 1792" (für verabschiedete Offiziere mit Erlaubnis). Das Bild muß aber evtl. nach 1808 bzw. 1809 sein, dafür spräche die graue Hose mit den roten Streifen. Litzen hat es auf den Aufschlägen nicht gegeben.

          Gruß,
          Andreas

          Kommentar

          • Gunter
            Erfahrener Benutzer
            Chef de Bataillon
            • 01.10.2006
            • 1377

            #6
            @Andreas,

            das dürfte doch passen. Für den Prinzen kam die Uniform von der Armee nach 1809 auch noch in Betracht. Oli wird sicher wissen, wann die aggregierten Offiziere die Uniform ihres Regiments tragen durften. Vorher hatten auch diese noch die Armeeuniform. Das wurde hier an anderer Stelle schon mal diskutiert.

            Grüße

            Gunter

            Kommentar

            • Sans-Souci
              Erfahrener Benutzer
              Major
              • 01.10.2006
              • 1847

              #7
              Zur Uniformierung der preußischen aggregierten Offiziere:



              Aber wie oben schon bemerkt: Die Tresse am Ärmelaufschlag paßt nicht.

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              • Blesson
                Erfahrener Benutzer
                Adjudant
                • 03.10.2006
                • 778

                #8
                Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
                Sieht aus wie ein Interimsrock. Vielleicht aus seiner Zeit als Offizier von der Armee, wofür die Farben sprechen. Die goldenen Tressen an den Aufschlägen wundern mich auch etwas.

                Grüße

                Gunter
                Beim Interimsrock stimme ich zu: Stehumfallenkragen und einreihiger Rock sprechen dafür. Bemerkenswert finde ich die Diktion mit der lässigen Haltung des Portraitierten: Sitzend, aufgeknöpfter Rock, darunter die schlichte Weste. Gibt es eine Signatur des Künstlers, vielleicht ein Engländer? Andere Hinweise zur Datierung im Katalog?
                Do, ut des

                http://www.ingenieurgeograph.de

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                • Borussen_Kanonier
                  Erfahrener Benutzer
                  Sergent
                  • 12.03.2010
                  • 169

                  #9
                  Portrait des sitzenden Leopold in Uniform, 1806/09
                  Aquarell auf Papier mit Wasserzeichen: „J Whatman 1801“
                  46,5 x 39 cm
                  Städtisches historisches Museum, Bad Homburg v.d.H., Inv. Nr. 2011/90
                  Foto: Stefan Seibold

                  Das sind die Angaben, die mir geliefert wurden. Wobei die Jahreszahl anscheinend eine Schätzung ist, m.E. aber so stimmen kann. In diesem Zeitraum war er ja erst Kriegsgefangener und hat dann die restl. Zeit auf dem Familiensitz verbracht, bis er 1809 wieder eintreten konnte. Das Papier deutet tatsächlich auf einen Engländer. @ Blesson: Wie kamst Du zu dieser Annahme ?

                  Kommentar

                  • Blesson
                    Erfahrener Benutzer
                    Adjudant
                    • 03.10.2006
                    • 778

                    #10
                    Ganz einfach, das ist typisch englischer Stil aus der 2. Hälfte des 18. JH, siehe z.b. bei dem berühmten Portraitmaler Gainsborough.
                    Do, ut des

                    http://www.ingenieurgeograph.de

                    Kommentar

                    • Sans-Souci
                      Erfahrener Benutzer
                      Major
                      • 01.10.2006
                      • 1847

                      #11
                      Hier die Beschreibung der Armee-Uniform (Infanterie) nach der Stammliste von 1806 (S. 279:

                      Ponceaurothe Kragen, Klappen und offene eckige Aufschläge. Auf den Klappen acht in gleichen Zwischenräumen gesetzte vergoldete Knöpfe, hellgelbe Westen, weiße Beinkleider; rothes Unterfutter. Um den Huth eine breite gebogene goldene Tresse.
                      Und hier die neue Armee-Uniform (Infanterie) von 1808:

                      23. Oktober 1808. Kabinettsorder an das OberkriegskollegiumBekleidung der Offiziere und des Unterstabes.
                      [...]
                      IV. Offiziere von der Armee.
                      Dahin werden gerechnet alle Adjutanten der Generale, alle Offiziere, welche nicht in Regimentern, in der Königlichen Adjutantur, dem Generalstab oder dem Ingenieurkorps angestellt sind, auch die, welche noch im Dienste sind, aber entweder keine Anstellung haben oder sich als aggregiert bei den Regimentern befinden.
                      Ihre Uniform ist bei der Infanterie ein blauer Rock mit scharlachrotem Kragen und Aufschlägen und ein Tschako mit goldener Tresse, wie die Armee ihn trägt. Die Aufschläge sind sogenannte schwedische, 1,5 Zoll breit mit zwei Knöpfen. Überhaupt sollen die schwedischen sowie die brandenburgischen Aufschläge durchgängig nur 1,5 bis 2 Zoll breit sein, runde Aufschläge werden einzig und allein auf den Generalsuniformen und den Leibröcken getragen.
                      [...]
                      Die Leibröcke sind blau mit weißem Unterfutter ohne Vorstoß auf dem Schößen.
                      Gelbe Knöpfe sowohl bei der Infanterie- als Kavalleriearmeeuniform.
                      Die Achselklappen bei der Adjutantur und dem Generalstabe sowie den Offizieren der Armee sind von der Grundfarbe des Montierungsrocks, also bei der Infanterie von blauer [...] Farbe mit einem schmalen Vorstoß von der Farbe des Kragens. Sie werden auf beiden Schultern getragen, auch auf den Leibröcken zur Unterscheidung des Grades, an diesen aber blau.
                      Die Achselbänder bei denjenigen Uniformen, welche sie haben, werden nur en parade getragen.
                      [...]
                      V. Offiziere der Regimenter.
                      A. Infanterie.
                      1. [...] Außer dem Dienste ist jedem Offizier erlaubt, einen dreieckigen schlichten Hut mit geschlungener Agraffe, schwarzer Kokarde, gelbem Knopfe und dem gewöhnlichen Kordon zu tragen [...]
                      Wenn die Offiziere der Garde, der Königlichen Adjutantur und des Generalstabes außer dem Dienste Hüte tragen wollen, so tragen sie dazu weiße Federbüsche, die Offiziere von der Armee aber schwarze.

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                      • Borussen_Kanonier
                        Erfahrener Benutzer
                        Sergent
                        • 12.03.2010
                        • 169

                        #12
                        Zitat von Blesson Beitrag anzeigen
                        Ganz einfach, das ist typisch englischer Stil aus der 2. Hälfte des 18. JH, siehe z.b. bei dem berühmten Portraitmaler Gainsborough.
                        Ist ja wirklich einfach, muß man nur wissen.

                        Also dann fasse ich mal zusammen:

                        Es ist ein Interimsrock wohl von 1806. Ein paar Details wie Innenfutter und Weste sind nicht vorschriftsgemäß oder auch künstlerische Freiheit. Die Litzen bleiben weiterhin rätselhaft, sind aber auf jeden Fall nicht vorschriftsgemäß (vielleicht war der Maler ja wirklich Engländer und die preuß. Uniformen ihm zu schlicht, deshalb hat er sie ein bißchen aufgepäppelt). Da er bereits graue Hosen trägt, scheint die Zeichnung nach 1808/09 zu datieren. Also älterer Interimsrock, private nicht vorschriftsgemäße Weste und neue Hosen. Oder waren die Westen ab 1808 sowieso blau ?

                        Was mir noch auffällt. Wo hat er eigentlich seine Hand ? Auf jedem Fall nicht in dem Hosenlatz. Er scheint darunter noch etwas aus Tuch (vllt. eine Tasche ?) zu haben, man erkennt auch ein Knopfloch oder was ist das sonst ?

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