Alexander I

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  • Irene Hartlmayr
    Erfahrener Benutzer
    Capitaine
    • 22.02.2013
    • 596

    Alexander I

    Hallo Allseits!
    Alexander I von Russland war sicher einer der interessantesten Persönlichkeiten
    der Napoleonischen Zeit.Napoleon bezeichnete ihn auf St. Helena als seinen
    "natürlichen Nachfolger in Europa".
    Er war zwar eine labile Persönlichkeit,der zum Mystizismus neigte in älteren
    Jahren und öfters seine Weltanschauungen und politischen Ansichten änderte
    aber gleichzeitig hartnäckig seine einmal vorgenommenen Ziele verfolgte.
    Er war die treibende Kraft hinter den "Befreiungskriegen",der darauf bestand
    den Krieg 1814 nach Frankreich hineinzutragen-und nach 1815 wollte er überall
    die erste Geige spielen.Sehr zum Verdruss Metternichs.
    Auch über ihn gibt es unzählige Bücher.
    Wer möchte dazu etwas schreiben?

    Grüsse, :attention:
    IRENE.
  • KDF10
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 19.12.2010
    • 1278

    #2
    Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen
    Hallo Allseits!
    Alexander I von Russland war sicher einer der interessantesten Persönlichkeiten
    der Napoleonischen Zeit.Napoleon bezeichnete ihn auf St. Helena als seinen
    "natürlichen Nachfolger in Europa".
    Er war zwar eine labile Persönlichkeit,der zum Mystizismus neigte in älteren
    Jahren und öfters seine Weltanschauungen und politischen Ansichten änderte
    aber gleichzeitig hartnäckig seine einmal vorgenommenen Ziele verfolgte.
    Er war die treibende Kraft hinter den "Befreiungskriegen",der darauf bestand
    den Krieg 1814 nach Frankreich hineinzutragen-und nach 1815 wollte er überall
    die erste Geige spielen.Sehr zum Verdruss Metternichs.
    Auch über ihn gibt es unzählige Bücher.
    Wer möchte dazu etwas schreiben?

    Grüsse, :attention:
    IRENE.

    Meine persönliche Meinung: Alexander war keine treibende Kraft. Er war eine getriebene Kraft. Das gilt ebenso für Friedrich Wilhelm III und Franz I. Alle drei wurden von Napoleon in eine Situation gebracht, die sie eigentlich überforderte. Im Hintergrund zogen dann Personen wie Metternich, Stein und weitere die Fäden. Alexander hätte ohne die Unterstützung Preußens keine Chance gegen Napoleon gehabt und bei Leipzig wären Preußen und Russland vernichtet worden, wenn ihnen nicht die Österreicher geholfen hätten.

    Grüsse Dieter

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    • Gunter
      Erfahrener Benutzer
      Chef de Bataillon
      • 01.10.2006
      • 1377

      #3
      Das mag jetzt vielleicht platt klingen, aber für alle russischen Herrscher spätestens seit Peter über Stalin bis Putin zählten letztlich nur zwei Dinge: der Erhalt und die Machterweiterung des russischen Imperiums. Alexander kann kaum wirklich als großer Gestalter gesehen werden, dazu hatte er zuviel Angst vor der Meinung und den Reaktionen der russischen Eliten. Insofern halte die Einschätzung als Getriebener für zutreffend.

      Grüße

      Gunter

      Kommentar

      • HKDW
        Erfahrener Benutzer
        Colonel
        • 02.10.2006
        • 2962

        #4
        Alexander hätte ohne die Unterstützung Preußens keine Chance gegen Napoleon gehabt
        Und 1812????

        Sowohl Alexander, wie FWIII wie Franz - hatten die Fähigkeit - gute Leute an Schlüsselpositionen einzusetzen und auch auf die zu hören, die fehlte Napoléon komplett, der war sozusagen auch überfordert und ein getriebener.

        Kommentar

        • Irene Hartlmayr
          Erfahrener Benutzer
          Capitaine
          • 22.02.2013
          • 596

          #5
          Getriebener

          Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
          Das mag jetzt vielleicht platt klingen, aber für alle russischen Herrscher spätestens seit Peter über Stalin bis Putin zählten letztlich nur zwei Dinge: der Erhalt und die Machterweiterung des russischen Imperiums. Alexander kann kaum wirklich als großer Gestalter gesehen werden, dazu hatte er zuviel Angst vor der Meinung und den Reaktionen der russischen Eliten. Insofern halte die Einschätzung als Getriebener für zutreffend.

          Grüße

          Gunter
          Das deckt sich mit der Einschätzung Metternichs,der schrieb dass Alexander
          "Zu schwach" sei um sich wirklich durchzusetzen.
          Erstaunlich-angesichts des Resultats- die positive Einschätzung Napoleons
          gegenüber dem ehemaligen Freund/Feind Alexander.
          Grüsse,
          IRENE.

          Kommentar

          • Irene Hartlmayr
            Erfahrener Benutzer
            Capitaine
            • 22.02.2013
            • 596

            #6
            Und....?

            Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
            Und 1812????

            Sowohl Alexander, wie FWIII wie Franz - hatten die Fähigkeit - gute Leute an Schlüsselpositionen einzusetzen und auch auf die zu hören, die fehlte Napoléon komplett, der war sozusagen auch überfordert und ein getriebener.
            Das Resultat von 1812 ist auf Kutusow zurückzuführen.Und der handelte oftmals anders als Alexander es wollte!In "offener
            Schlacht" waren die Russen sowieso die Unterlegenen!
            Napoleon hörte zunehmend weniger auf Ratschläge und wollte immer Alles
            selber kontrollieren und entscheiden.Insofern war er wohl zunehmend "überfordert"-und ein "Getriebener" war er wohl sowieso.
            Napoleon hatte sehr wohl die (ausgeprägte)Fähigkeit die richtigen Leute an die
            richtige Stelle zu setzen (siehe dazu den Kommentar von Goethe und vielen
            anderen Zeitgenossen,die sich auskannten) aber letztendlich wollte er dann doch
            Alles selber in der Hand behalten,vor allem in den "Abstiegsjahren".
            IRENE.
            P.S.
            Franz und FWIII blieb wohl nichts Anderes über als auf "kompetente" Ratgeber zu hören,weil sie selber reichlich inkompe-
            tent waren!!!'
            Zuletzt geändert von Irene Hartlmayr; 10.12.2013, 12:02.

            Kommentar

            • Irene Hartlmayr
              Erfahrener Benutzer
              Capitaine
              • 22.02.2013
              • 596

              #7
              Zitat von KDF10 Beitrag anzeigen
              Meine persönliche Meinung: Alexander war keine treibende Kraft. Er war eine getriebene Kraft. Das gilt ebenso für Friedrich Wilhelm III und Franz I. Alle drei wurden von Napoleon in eine Situation gebracht, die sie eigentlich überforderte. Im Hintergrund zogen dann Personen wie Metternich, Stein und weitere die Fäden. Alexander hätte ohne die Unterstützung Preußens keine Chance gegen Napoleon gehabt und bei Leipzig wären Preußen und Russland vernichtet worden, wenn ihnen nicht die Österreicher geholfen hätten.

              Grüsse Dieter
              Ja,der Beitritt Österreichs zur Koalition war das ausschlaggebende Element.
              Allein schon von der Masse her.
              Und die Schweden waren sowieso "für die Katz".
              Irene.

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              • KDF10
                Erfahrener Benutzer
                Chef de Bataillon
                • 19.12.2010
                • 1278

                #8
                Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen
                Das Resultat von 1812 ist auf Kutusow zurückzuführen'
                Sehe ich nicht so. Als Kutusow bei Borodino auf Napoleon traf, hatte der schon zwei Drittel seiner Hauptarmee verloren und damit hatte Kutusow nun garnichts nichts zu tun. Die Schlacht bei Tarutino fand gegen den Willen Kutusows statt. Bei Malojaroslawetz traf er erst nach der Schlacht ein und befahl den Rückzug. Bei Wjasma war zwar in der Nähe, griff aber nicht ein. Kutusow war persönlich nur bei zwei Schlachten anwesend: Borodino und Krasnoje. Obwohl er in Krasnoje mit Napoleon gleichauf war, brauchte er doppelt so lange bis zur Beresina wie Napoleon (Mikaberidze: "The Battle of the Berezina."). Irgendwo habe ich mal gelesen, die Marschälle Napoleons waren "seine Arme". Als er Köpfe brauchte hatte er keine. Im Unterschied dazu hatte Kutusow "Köpfe" wie Wittgenstein, Miloradowitsch, Bagration (bis zu seinem Tod), und etliche andere. Das hat letzlich den Krieg 1812 entschieden und nicht Kutusow. Die Darstellung des Feldzuges von russischer Seite ist auch heute noch unvollständig. Die großen Helden sind Bagration und Kutusow. Und Eugen von Württemberg war nach Angaben des sowjetischen Historikers Tarle bei der Schlacht von Borodino nur "anwesend". Dass der ein russisches Korps kommandierte, passte überhaupt nicht zum Stalinismus. Anfang des 21. Jahrhunderts gab es in Hildesheim eine Ausstellung über Napoleon und Alexander. Das war eine Kooperation mit einem Moskauer Museum. Im Austellungskatalog, der von russischen Historikern geschrieben wurde, hieß es, dass der englische General Robert Wilson bei der preußischen Armee war. Was hätte Napoleon wohl 1812 von einem englischen General bei der preußischen Armee gehalten? Tatsächlich war Wilson Beobachter bei der russischen Armee. Das passte nicht in das sowjetische Konzept. Da wurde viel gemauschelt. Diesmal hat Gunter mit Putin und Stalin das 20. und sogar das 21. Jahrhundert angesprochen. Ich will mich kurz fassen, die russischen Truppen erhielten im WWII amerikanische Sherman-Panzer. Ich habe Listen dazu. Die Panzer durften aber nicht fotografiert werden, weil sowjetische Panzer den Krieg entschieden haben. Für die berühmten Stalin-Orgeln hatten die Sowjets zu wenig Trägerfahrzeuge. Deshalb standen etliche auf amerikanischen Studebaker-Lkws vom Typ US6.

                Ich will damit nur sagen, gib den jungen Historikern in Russland Zeit ihre Geschichte aufzuarbeiten. Dann sieht manches anders aus.
                Zuletzt geändert von KDF10; 10.12.2013, 18:37.

                Kommentar

                • HKDW
                  Erfahrener Benutzer
                  Colonel
                  • 02.10.2006
                  • 2962

                  #9
                  Das Resultat von 1812 ist eben nicht nur auf Kutusov zuürckzuführen, sondern auf die eingehende Analyse nach den verlorenen Feldzügen von 1807 - über die Napoleonische Kriegsführung, da gibt es Tonnen von Material.

                  Lieven beschreibt das ja nun schon mal recht gut.

                  Alexander, hat es im Gegensatz zu Napoléon schon geschafft den richtigen Mann am richtigen Platz zu haben, nämlich Barclay de Tolly, der musste irgendwann durch Kutusov ersetzt werden.

                  Und Napoléon - wen wählte der aus - Jerôme oder Junot, beide überhaupt nicht für die anvertrauten Posten geeignet, fähigere Leute waren ja da - aber die passten nicht in die Vetterleswirtschaft.

                  Kommentar

                  • Irene Hartlmayr
                    Erfahrener Benutzer
                    Capitaine
                    • 22.02.2013
                    • 596

                    #10
                    Auswahl

                    Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
                    Das Resultat von 1812 ist eben nicht nur auf Kutusov zuürckzuführen, sondern auf die eingehende Analyse nach den verlorenen Feldzügen von 1807 - über die Napoleonische Kriegsführung, da gibt es Tonnen von Material.

                    Lieven beschreibt das ja nun schon mal recht gut.

                    Alexander, hat es im Gegensatz zu Napoléon schon geschafft den richtigen Mann am richtigen Platz zu haben, nämlich Barclay de Tolly, der musste irgendwann durch Kutusov ersetzt werden.

                    Und Napoléon - wen wählte der aus - Jerôme oder Junot, beide überhaupt nicht für die anvertrauten Posten geeignet, fähigere Leute waren ja da - aber die passten nicht in die Vetterleswirtschaft.
                    Wozu kaprizierst Du Dich auf Junot und Jérôme?
                    Junot wurde nicht mehr eingesetzt als er anfing das geistige und seelische
                    Gleichgewicht zu verlieren.Jetome wurde auch z.b. aus Russland "nach Hause"
                    geschickt,als er sich als nicht kompetent erwies.
                    Waren Lannes,Davout oder Massena vielleicht jeweils fehl am Platze??
                    Ganz zu schweigen von den kompetenten Beratern und Mitarbeitern im zivilen
                    Bereich:Gaudin,Cambaceres,Talleyrand(bis 1807),Montalivet,Chaptal,etc.....
                    Das ist lächerlich Napoleon die Fähigkeit abzusprechen,den richtigen Mann an
                    die richtige Stelle zu setzen.Aber Du findest ja Alles an Napoleon schlecht -
                    wie gewohnt und wider allen Beweisen für das Gegenteil.
                    Und wer war nun der "Richtige Mann"in Russland?Barclay de Tolly oder Kutusov?
                    Und von wem stammte die Idee,den Feind immer weiter ins Land hinein zu loc-
                    ken und der "Entscheidungsschlacht "auszuweichen?? :duell:

                    Grüsse,
                    IRENE.

                    Kommentar

                    • excideuil
                      Erfahrener Benutzer
                      Sergent-Major
                      • 24.09.2009
                      • 207

                      #11
                      Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen
                      Alexander I von Russland war sicher einer der interessantesten Persönlichkeiten
                      der Napoleonischen Zeit.
                      Er war zwar eine labile Persönlichkeit,der zum Mystizismus neigte in älteren
                      Jahren und öfters seine Weltanschauungen und politischen Ansichten änderte
                      aber gleichzeitig hartnäckig seine einmal vorgenommenen Ziele verfolgte.
                      Er war die treibende Kraft hinter den "Befreiungskriegen",der darauf bestand
                      den Krieg 1814 nach Frankreich hineinzutragen-und nach 1815 wollte er überall
                      die erste Geige spielen.Sehr zum Verdruss Metternichs.
                      Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
                      Das mag jetzt vielleicht platt klingen, aber für alle russischen Herrscher spätestens seit Peter zählten letztlich nur zwei Dinge: der Erhalt und die Machterweiterung des russischen Imperiums. Alexander kann kaum wirklich als großer Gestalter gesehen werden, dazu hatte er zuviel Angst vor der Meinung und den Reaktionen der russischen Eliten. Insofern halte die Einschätzung als Getriebener für zutreffend.
                      Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen
                      Einschätzung Metternichs,der schrieb dass Alexander
                      "Zu schwach" sei um sich wirklich durchzusetzen.
                      In der Tat ist Alexander I. eine interessante Persönlichkeit. Durchaus liberal erzogen (La Harpe) war er schon recht früh Zar.

                      Was das "getrieben" kann man wohl sagen, dass dies wohl für alle Herrscher schon vor der Revolution zutraf. Die Aufklärung zwang zu Reaktionen, ich nehme da nur den aufgeklärten Absolutismus Friedrich II. Auch befanden sich die Großmächte alle in der Situation, ihren Machtbereich zu erweitern. (Z.B. poln. Teilungen).
                      Natürlich war das Auftreten Napoleons auf dem Kontinent zusätzlicher Grund. Also in der Summe, kein Grund, Alexander I. dies als negativ ans Revers zu pappen.

                      Der junge Zar machte Fehler, z.B. bei Austerlitz.
                      Aber er lernte daraus.
                      Er konnte Napoleon in Tilsit überzeugen, immerhin war der franz. Kaiser ein guter Psychologe.

                      Die größte Schule für den Zaren waren wohl die Jahre nach Tilsit, als er die neue Situation durch die Kontinentalsperre erkannte, entsprechend reagierte und alles tat, um sich im kommenden Konflikt mit Frankreich die Flanken frei zu halten (Frieden mit Schweden und dem Osm. Reich)

                      Der Feldzug von 1812 ist oft auch hier behandelt worden. In der Summe bleibt, dass die getroffenen Entscheidungen letztlich richtig waren, der Zar selbst die Aufgabe Moskaus überstand.

                      Hier ein paar Gedanken, warum Alexander der Krieg über die Grenzen seines Reiches trug:

                      Napoleon war geschlagen aber nicht besiegt aber auch der Zar hatte hohe Verluste erlitten.

                      Gegen einen weiteren Krieg sprach der Zustand der Armee und die Tatsache, dass nach Lage der Dinge die Früchte eines weiteren Krieges vor allem anderen Staaten zugute kommen würden.

                      Für einen weiteren Krieg sprach die Gewissheit, dass Napoleon alles daran setzen würde, eine neue Armee aufzustellen und da war es besser, dem Gegner zuvorzukommen.

                      Die Möglichkeit eines Friedens oder Vertrages verbot sich, da der Zar sich der Erfahrungen, die er mit der Vertragstreue Napoleons gemacht hatte, erinnerte und er durch einen Separatfrieden mit Frankreich Gefahr lief, die Unterstützung Großbritanniens zu verlieren.

                      Noch weitere Gründe sprachen dafür:

                      Ein Grund ist im Charakter und den Visionen des Zaren zu suchen. Die Einnahme Moskaus hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen:
                      „Eine Deutungstradition will, dass der Zar, von persönlicher Rachsucht getrieben, Napoleon den Vertragsbruch und vor allem die Einnahme Moskaus dadurch heimzahlen wollte, dass er in die französische Hauptstadt einmarschierte und dem Kaiser der Franzosen dort den Frieden diktierte.“ [1]

                      Zudem war seine Autorität als Herrscher in die Krise geraten. Seine Schwester Katharina schrieb ihm am 6.September 1812:
                      „Die Einnahme Moskaus hat die Erregung auf die Sitze getrieben; die Unzufriedenheit hat ihren höchsten Punkt erreicht, und ihre Person wird keineswegs geschont. Wenn das schon mir überbracht wird, dann urteilen Sie selbst über die wirkliche Stimmung. Man klagt Sie offen an, Ihr Reich ins Unglück gestürzt und den allgemeinen Zusammenbruch herbeigeführt, schließlich die Ehre des Landes und Ihre persönliche Ehre zugrundegerichtet zu haben. [2]

                      Was lag also näher als mit einem außenpolitischen Erfolg, sprich territorialen Gewinn die eigene innenpolitische Stellung zu befestigen:

                      „Die machtpolitische Interpretationslinie hebt auf das Bestreben Alexanders ab, territorialen Gewinn und eine Ausweitung der russischen Machtsphäre zu erlangen. Nachdem der Zar im Jahre 1809 Finnland erworben hatte, suchte er dem russischen Reich nunmehr in der Tat das Großherzogtum Warschau einzuverleiben. Schon durch den Gewinn dieses Gebietes allein würde der politische Einfluss Russlands in Mitteleuropa beträchtlich zunehmen. [3]

                      Um diese Eroberung dauerhaft zu sichern, war es notwendig, die ehemaligen Besitzer Preußen und Österreich aus der Allianz mit Frankreich zu lösen und ihre Entschädigung an anderer Stelle Europas zu suchen. Das bedeutete, dass Napoleon wenigstens bis zum Rhein zurückgedrängt werden musste:
                      „So ergab sich aus dem Streben des Zaren nach Gebietsgewinn in Polen der Zwang, den Krieg nach Deutschland hineinzutragen, und Alexander musste, ob er nun an seine welthistorische Mission glaubte oder nicht, schon um der Erwerbung des Großherzogtums Warschau willen versuchen, Deutschland von der Herrschaft Napoleons befreien.“ [4]

                      Betrachten wir 1813-1815, dann trat der Zar bestimmt nicht "schwach" auf, Metternichs Einschätzung kann ich da nicht nachvollziehen und stammt wohl aus seiner fragwürdigen Autobiografie.

                      Grüße
                      excideuil

                      [1] Sellin, Volker: Die geraubte Revolution – Der Sturz Napoleons und die Restauration in Europa, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2001, Seite 44
                      [2] Sellin, a.a.O. Seite 45
                      [3] Sellin, a.a.O. Seite 46
                      [4] Sellin, a.a.O. Seite 47

                      Kommentar

                      • Gunter
                        Erfahrener Benutzer
                        Chef de Bataillon
                        • 01.10.2006
                        • 1377

                        #12
                        Kutusows Bedeutung 1812 geht kaum über eine ideelle hinaus, gemacht hat er kaum etwas entscheidendes. Den Plan mit den Rückzug hat wahrscheinlich Alexander direkt mit Barclay im stillen Kämmerlein ersonnen, denn wenn das ans Licht gekommen wäre, hätten beide um ihren Kopf fürchten müssen. Anders ist ihr seltsames Verhalten bis zur Kommandoübertragung an Kutusow kaum zu erklären. Die seelische Leidensfähigkeit und Aufopferung Barclays ist noch vor seinen administrativen und organisatorischen Fähigkeiten zu bewundern. Es ist der Held von 1812, wenn man überhaupt von Helden sprechen kann.

                        Die Äußerung von Tarle über Eugen von Württemberg sind 1. ehrabschneidend und 2. ist diese Darstellung eine glatte Lüge. Egal ob Borodino, Kulm oder Leipzig, immer mussten Eugen und seine Männer die Köpfe hinhalten und das in den kritischsten und gefährlichsten Situationen. Man hat wirklich den Eindruck, die russische Führung wollte ihn loswerden, da er einen Platz in der russischen Thronfolge hatte.

                        Grüße

                        Gunter

                        Kommentar

                        • Irene Hartlmayr
                          Erfahrener Benutzer
                          Capitaine
                          • 22.02.2013
                          • 596

                          #13
                          Frage zu Kutusov

                          Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
                          Kutusows Bedeutung 1812 geht kaum über eine ideelle hinaus, gemacht hat er kaum etwas entscheidendes. Den Plan mit den Rückzug hat wahrscheinlich Alexander direkt mit Barclay im stillen Kämmerlein ersonnen, denn wenn das ans Licht gekommen wäre, hätten beide um ihren Kopf fürchten müssen. Anders ist ihr seltsames Verhalten bis zur Kommandoübertragung an Kutusow kaum zu erklären. Die seelische Leidensfähigkeit und Aufopferung Barclays ist noch vor seinen administrativen und organisatorischen Fähigkeiten zu bewundern. Es ist der Held von 1812, wenn man überhaupt von Helden sprechen kann.

                          Die Äußerung von Tarle über Eugen von Württemberg sind 1. ehrabschneidend und 2. ist diese Darstellung eine glatte Lüge. Egal ob Borodino, Kulm oder Leipzig, immer mussten Eugen und seine Männer die Köpfe hinhalten und das in den kritischsten und gefährlichsten Situationen. Man hat wirklich den Eindruck, die russische Führung wollte ihn loswerden, da er einen Platz in der russischen Thronfolge hatte.

                          Grüße

                          Gunter
                          Kann mir Jemand erklären,wieso dann Kutusov als der große Held gehandelt wird und im allgemeinen Bewusstsein so dasteht? Ist das erst seit Tolstoi und
                          "Krieg und Frieden" so ? Oder hat das andere Gründe??
                          IRENE.

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                          • Suworow
                            Erfahrener Benutzer
                            Sergent
                            • 24.11.2013
                            • 112

                            #14
                            Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen
                            Kann mir Jemand erklären,wieso dann Kutusov als der große Held gehandelt wird .......
                            IRENE.
                            Dazu muß man ein wenig die russische Seele verstehen.
                            Der Nimbus ist vom Soldaten aufwärts gewachsen, weil sich der russische Muschik mit ihm identifizieren konnten.
                            Barcley de Tolly war immer ein Fremdkörper im russischen Heer !
                            Hinzu kommt noch die tiefe Gläubigkeit der absoluten Masse der Soldaten !
                            Diese " Kraft " bediente Kutusow , der ein bauernschlauer Fuchs (Psychologe ) war, ganz besonders am Vorabend der Schlacht von Borodino.

                            Aber ganz besonders intensiv wurde dieses Bild nach 1917 in Russland, später SU durch fast alle Historiker dieses Landes geprägt.
                            Diese hatten nachzuweisen das es Kutusow zu verdanken war, das die Russen im " Vaterländischen Krieg " zum Sieg geführt wurden !

                            Charakterliche und professionelle Schwächen waren auszublenden.
                            Daher kommen die Grillen des großen Feldherren erst in der Gegenwart zur Sprache.

                            Wie auch immer, auch in dieser Frage, wo es um Sieg oder Niederlage ging, spielte die Macht der Autorität der Persönlichkeit im russischen Volk
                            ( siehe Stalin ) die alles entscheidente Rolle.
                            Tu´ im Kriege das, was der Gegner für unmöglich hält.

                            Alexander W. Suworow

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                            • Gunter
                              Erfahrener Benutzer
                              Chef de Bataillon
                              • 01.10.2006
                              • 1377

                              #15
                              Irene,
                              das war bereits unmittelbar bei den Zeitgenossen so. Der Grund ist im russischen Nationalismus zu suchen. Da ist es natürlich nicht möglich, dass ein schottischstämmiger Balte die planende und ausführende Kraft hinter dem realistischen und zielführenden Plan zum Sieg sein kann. Kutusow hat nichts anderes gemacht als was Barclay tat. Er wollte vor Moskau auch keine Schlacht schlagen, bzw. wusste er, dass die Russen besiegt werden würden. Deshalb verwundert seine Passivität bei Borodino an sich nicht. Er hat die Armee einfach bluten lassen, damit verschiedene Leute endlich Ruhe gaben. Später ließ er nichts unversucht, um einen Konfrontation mit dem Gegner zu vermeiden. Napoleon und die Reste seiner Armee ist nicht zuletzt wegen Kutusow aus Russland herausgekommen.
                              Die nationalistische Sichtweise auf die Akteure wurde von stalinistischer Propaganda transportiert und bis heute großteils beibehalten. Tolstoi hat natürlich das Bild dieser Zeit maßgeblich beeinflusst, allerdings verfolgte er in "Krieg und Frieden" auch seine eigene Agenda und brachte mehrere Thematiken hinein, die mit den napoleonischen Ereignissen wenig zu tun hatten.

                              Grüße

                              Gunter

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