DHM, Berlin: 1813 - Auf den Schlachtfeldern von Leipzig

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  • Blesson
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 03.10.2006
    • 778

    DHM, Berlin: 1813 - Auf den Schlachtfeldern von Leipzig

    Ich war am 2. Januar in der Ausstellung und leider zum Teil nicht so sehr angetan, weil einfach zu viele handwerkliche Fehler vorkamen.


    Ausstellung



    Es hat mich sehr amüsiert, daß ausgerechnet das Gemälde von Krafft zur Illustration der Ausstellung herangezogen worden ist.
    Das Gemälde ist nämlich ein wunderschöner Beleg dafür, daß sogar zeitgenössische Historienmaler ziemlich ungenau arbeiten, wenn es nicht um die Armee des Auftraggebers geht. Als österreichisches Auftragswerk zeigt es naturgemäß die k.k. Armee, und von den beide anderen Verbündeten nur Beiwerk.


    Dies Ungenauigkeiten werden in Ausstellung und Katalog nur an der franz. Regimentsfahne thematisiert, aber es gibt noch einiges mehr anzumerken, was für den Ausstellungsort Berlin nicht ganz unwichtig ist.


    Bei FWIII fallen folgende grobe uniformkundliche Schnitzer sofort auf:
    • Kragenlitze zu lang.
    • Kolbenlitzen sind geblättert (wie bei Generalstabsoffizieren, Adjudanten etc.), es müßte aber die glatten Kolbenlitzen des Regiments Garde sein. SM werden kaum eine niedere Charge geben wollen.
    • Als Seitenwaffe wird ein Füsiliersäbel gezeigt, richtig wäre aber bei dieser Adjustierung ein IOD.
    • Die Schärpe zeigt einen Phantasieknoten, der irgendwelchen Armeen vorkommen mag, nur aber nicht bei der preußischen; die Frangen und der Knoten sitzen zu weit vorne.
    • Die Taschenpatten sind geschwungen und paspeliert, richtig wäre ein gerade Patte ohne Paspelierung
    • Die Schöße enden ca. zwei Handbreit über der Kniekehle. Nach Reglement wäre dies 1 Handbreit gewesen, wobei gerade die königlichen Hoheiten gerne etwas länger trugen. Die Schoßspitzen sind daher viel zu breit geraten.
    • Die Knopfhose (Überhose in Pantalonform) müßte ungefähr doppelt soviele Knöpfe haben
    • Ob die Epauletts (vermutl. späterer Bauart) zu diesem frühen Zeitpunkt schon getragen wurden, möchte ich bezweifeln. Siehe Abb. 70 mit FWIII von 1813 und mit Epauletts Abb. 23 um ca. 1815.
    • Der zierliche Zweispitz kommt mir sehr k.k.-mäßig daher und hat mit der typisch preußischen Form wenig gemein.
    Man kann FWIII allerhand nachsagen, aber nicht, daß er jemals unpassend gekleidet gewesen wäre. Diese Ungenauigkeiten hätten einer sorgfältigen Redaktion auffallen müssen. Ich könnte jetzt spekulieren, wie es zu diesen Ungenauigkeiten gekommen ist...


    Bei dem Generaladjudant Knesebeck fallen auf:
    • zu kurze Rockschöße
    • rot Paspel an der Rockkante
    • Koppel sichtbar (sollte unter dem Rock getragen werden, bzw. unter der Klappe zugehakt werden). Eigenmächtigkeit ist natürlich nicht ganz auszuschließen.
    Beim preußischen Gardeskosack will mir nicht einleuchten, warum auf dem Patronentaschenblech ein russischer Doppeladler zu sehen ist. In der Ausstellung ist übrigens auch der Uniformrock eines Gardekosacken ausgestellt, der aber ganz ohne rote Paspeln auskommt. Das müssen dann kompetentere als ich zu erklären suchen.


    weitere Anmerkungen:


    Ich finde es sehr bedauerlich, daß nicht einmal der kleinste Hinweis auf die Besonderheiten des sächs. Beutegeschützes gegeben wurde: Rohr und Richtmaschine. Warum spricht man von Rad- oder Räderlafette? Sprechen wir heutzutage auch von Räderautos? Das ist Babysprache: wenn man nicht den Begriff nicht kennt, läßt er sich ganz kurz am Objekt erklären. Warum es in Berlin gerade ein sächsisches Geschütz muß, und kein preußisches sein darf, erschließt sich mir nicht.


    Es ist an sich recht schön, die Werkzeuge des Malers Krafft zu sehen. Nur richtig beschriften sollte man dann auch, denn handelt es sich nicht um einen Malkasten, sondern rechter Hand um ein mathematisches Besteck, genauer ein Magazinbesteck, wie es von Architekten, Ingenieuren etc. benutzt wurde.


    In einer Bildschirmpräsentation wird angeblich ein franz. Urmeter mit X-Profil gezeigt. Schöne Grafik, aber leider ganz falsch, denn die beiden Urmeter aus Platin und deren Kopien aus Messing oder Eisen hatten rechteckige Profile.


    Die unkommentierten Videos von dem Leipziger Reenactment 2012 fand ich nur peinlich. Das war mich der Beleg, daß man Living History nicht einfach unkritisch zur Vermittlung einsetzen darf. Hier hat offenbar ebenfalls wieder der redaktionelle Filter und Sinn für Qualität gefehlt.


    Viele Exponate waren für mich déja vues, die ich aus dem digitalen Katalog oder aus eigenen Besichtigungen im Depot kannte, und über die ich mich wie über alte Bekannte freute. Kleiner perönlicher Höhepunkt für mich waren die Figurinen aus Pappmaché auf S. 44 des Katalogs.

    Katalog:

    Abb. 42: Der extrem hohe Kragen ist typisch für die neuen Uniformen der reformierten Armee ab 1808, nicht 1800, wo noch die 1798 eingeführten Uniformen mit etwas niedrigerem Stehkragen oder Stehumfallkragen getragen wurden.


    Abb. 49 und 69: Die Ordensspange kommt nach meiner Kenntnis erst weit nach 1815 auf; dies hier so zu zeigen, ist, wenn auch die Ehrenzeichen original sind, irreführend. Auch sollte bei Abb. 49 der Hinweis gegeben werden, daß die Bänder ergänzt sind. Die typische Trageweise von 1813-15 ist im 2. Knopfloch beim EK, bzw. 1. Knopfloch bei weiteren Orden oder einzeln auf der Brust, wie zahlreiche wirklich zeitgenössische Portraits belegen. Siehe hier Generaladjudant Knesebeck bei Krafft und Blücher in Abb. 31.



    Mich stört auch der popularisierende Sprachstil, besonders im Kapitel von Angela Strauß „Soldatenleben“. Das wird vieles einfach nur halbrichtig nachgeplappert. Ich könnte ganze Passagen rot anstreichen, unterlasse dies aber, um die Mitleser nicht in Mitleidenschaft zu ziehen.


    Bei der Literatursammlung im Katalog ist mir aufgefallen, daß die Werke der historischen Abteilung des großen Generalstabes fehlen, die immer noch ein Standardwerk sind. Stattdessen wird nur Sekundär- und Tertiärliteratur angegeben.


    Der Katalog ist nicht zu empfehlen und hat nur einen gewissen Erinnerungswert für die Exponate, die aber oft gar nicht oder zu klein abgebildet sind. Wie man es weitaus besser machen kann, zeigen die Kataloge von Dresden und Lüdenscheid.


    Fazit:



    Etwas mehr Sachkunde und sorgfältigere Recherche hätten Ausstellung und Katalog gut getan, denn offenbar hat es an einer fachkundigen kritischen Redaktion gefehlt. Bei dem seligen Herrn Merta wäre das nicht passiert.


    Ich verstehe ja, daß sich ein Museum wie das DHM einem größeren Publikum erschließen muß, aber das DHM hat einen Auftrag zur Aufklärung: Man darf vereinfachen, aber bitte mit der nötigen Sachkenntnis.


    Ich habe auch weiter den Eindruck, daß man bei aller „Political Correctness“ den preußischen Beitrag hintenanstellt; denn wo wäre dieser besser als in Berlin am Platz?



    Die Präsentation werte ich insgesamt als eine leider vertane Chance: offenbar reichte die Zeit nicht mehr, um eine größere und sorgfältiger vorbereitete Ausstellung auf die Beine zu stellen. Die ganze Unternehmung wirkte doch sehr mit der heißen Nadel gestrickt.

    Schade.
    Zuletzt geändert von Blesson; 06.01.2014, 11:51.
    Do, ut des

    http://www.ingenieurgeograph.de
  • Gunter
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 01.10.2006
    • 1377

    #2
    Vielen Dank für die Bemerkungen. Im Museumsbereich ist der Trend zur Oberflächlichkeit unverkennbar. Letzlich geht es immer wieder darum, eine Art Disneyland zu schaffen (oder mal eben eine Pflichtausstellung abzudrücken, für die die Leitung wenig Verständnis zeigt). Ersteres hat woanders sicher seine Berechtigung, nur fragt sich, ob das mit thematisch an historischen Ereignissen orientierten Ausstellungen beim Publikum wirklich funktioniert.

    Grüße

    Gunter

    Kommentar

    • Tom
      Erfahrener Benutzer
      Chef de Bataillon
      • 03.10.2006
      • 1068

      #3
      Veröffentlichungen des (preuß.) Großen Generalstabs

      Nach meinen Erfahrungen (Gespräche mit Historikern, Vorträge etc. auf Fachtagungen, Auswertung von deutscher und internat. Fachliteratur) ist es tatsächlich so, dass die seinerzeit wegweisenden Veröffentlichungen des (preuß.) Großen Generalstabs (ich meine die Zeit von ca. 1843, Höpfner: Ereignisse bei der Schles. Armee 1813; bis 1914, Reihe: Beiträge zur Gesch. der Befreiungskriege) heute den meisten deutschen Historikern, die sich mit der Napoleonzeit befassen, nicht im Detail bekannt sind. Militärgeschichte wird ja auch erst seit einigen Jahren wieder als Spezialgeschichte in D gelehrt (m.W. genau 1 Lehrstuhl in Potsdam). Dies führt z.B. dazu, dass teilweise hanebüchene "Expertenerläuterungen" in Fernsehsendungen gebracht werden, wir hatten darüber während der Themenwoche im ZDF anlässlich der Völkerschlacht 1813 diskutiert ( http://www.forum.napoleon-online.de/...ead.php?t=2970 ).

      Die Ursachen dafür sind vielfältig: Militärgeschichte war in D lange "out", mehr als eine Monographie zu dem Thema galt als karriereschädlich. Der (preuß.-)dt. Generalstab ist seit dem II. WK als verbrecherische Organisation verboten / gebrandmarkt (alle Nachfolgeorganisationen wurden verboten), deswegen darf die Bw. auch bis heute keinen Generalstab haben. Mit dem Bade "Generalstab" wurde dann leider auch das Kind "Veröffentlichungen des Generalstabs" ausgeschüttet.

      Interessant übrigens auch die Reaktion der offiz. Historikerzunft in D auf die jüngste Veröffentlichung Clarks ("Schlafwandler"), der ja zuvor bereits mehrfach zu Preußen publiziert hatte. Im Nachfolgeamt des MGFA wurde Clark bei einem Vortrag zu seinem neuen Buch heftig angegriffen, die "Welt" berichtetet darüber unter der Überschrift "Die Deutschen wollen so gern alleine schuld sein" [am I. WK], siehe http://www.welt.de/debatte/kommentar...huld-sein.html
      Offenbar ist die dt. Forschercommunity immer noch auf dem Stand von Fritz Fischer (1960er Jahre) mit seiner deutschen Alleinschuldthese stehengeblieben. Ich begreif's nicht...

      Gruß, Tom
      Zuletzt geändert von Tom; 04.01.2014, 13:55.

      Kommentar

      • admin
        Administrator
        Colonel
        • 30.09.2006
        • 2687

        #4
        Zitat von Blesson Beitrag anzeigen
        I
        Etwas mehr Sachkunde und sorgfältigere Recherche hätten Ausstellung und Katalog gut getan, denn offenbar hat es an einer fachkundigen kritischen Redaktion gefehlt. Bei dem seligen Herrn Merta wäre das nicht passiert.
        Ich verstehe ja, daß sich ein Museum wie das DHM einem größeren Publikum erschließen muß, aber das DHM hat einen Auftrag zur Aufklärung: Man darf vereinfachen, aber bitte mit der nötigen Sachkenntnis.
        Ich habe auch weiter den Eindruck, daß man bei aller „Political Correctness“ den preußischen Beitrag hintenanstellt; denn wo wäre dieser besser als in Berlin am Platz?
        Die Präsentation werte ich insgesamt als eine leider vertane Chance: offenbar reichte die Zeit nicht mehr, um eine größere und sorgfältiger vorbereitete Ausstellung auf die Beine zu stellen. Die ganze Unternehmung wirkte doch sehr mit der heißen Nadel gestrickt.
        Schade.
        Hallo Blesson,

        danke für die ausführliche Berichterstattung zur Ausstellung, die ich auch noch besuchen möchte - und weil ich nicht viel erwarte, primär zum Fotografieren der ausgestellten Objekte hingehe.

        Bzgl. der Ausstellungsgestaltung lässt sich nur sagen, dass sie in der Planung genau in die Übergangsphase von Dr. Hohrath (jetzt Armeemuseum Ingolstadt) zu Dr. Weißbrich fiel, daher beide nicht viel Augenmerk auf die Gestaltung legen konnten. Das dürfte einer der Gründe für die nach Deinem sehr guten Bericht kümmerliche Präsentation uniformkundlicher Erläuterungen sein - zu entschuldigen ist es natürlich nicht. Dass Leipzig bzw. die Befreiungskriege 1813 überhaupt eine (kleine!) Rolle in Berlin spielen, ist sicher auch der neuen Hausleitung geschuldet, die wie die Vorgänger weniger die Militärgeschichte, sondern die allgemeine Geschichte der Deutschen im Blick hat.

        Aber für 2014 ist zumindest eine große Ausstellung zum 1. WK geplant, die aber leider "solitär" erfolgt; eine sicher sinnvolle Abstimmung mit Paris/London/Moskau/Wien wäre erwünscht gewesen - aber da jedes Museum selbst etwas (möglichst Spektakuläres) präsentieren möchte, fällt die Absprache auch etwas schwieriger.

        Ja es ist ein weites Feld, wie in D Militärgeschichte "erarbeitet" wird, aber als Optimist sehe ich die deutlich zunehmende Zahl an entsprechenden Publikationen (siehe auch 1812 und 1813 - wer hätte das in D erwartet?) ... und für 2013/2014 sind in deutsch insgesamt 150 (!!) Bücher zum 1. WK avisiert. Von daher glaube ich an eine gewisse Normalisierung, zumal der Reiz an der Beschäftigung mit dem Militärischen in der allgemeinen Bevölkerung eher zu- als abnimmt.

        Anbei als Kompensation für Dich, Blesson, aber auch für die anderen hier im Forum ein wunderschönes Exemplar eines Rocks aus dem Fundus des DHM, das auch in unserem geplanten Preußenbuch 2015 gewürdigt wird - da ich damals nur schnell fotografiert habe, konnte ich nicht die Details aufnehmen, ich glaube es ist ein von FWIII persönlich getragenes Exemplar (mein Co-Autor Oli weiß dazu aber mehr).

        Schöne Grüße
        Markus Stein
        Angehängte Dateien
        "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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        • Gunter
          Erfahrener Benutzer
          Chef de Bataillon
          • 01.10.2006
          • 1377

          #5
          Um es kurz zu sagen, die deutsche Geschichtswissenschaft ist in Punkto Militärgeschichte längst abgehängt worden und das aus eigenem Verschulden. Das wieder aufzuholen wird vielleicht garnicht mehr möglich sein. Gerade die Diskussion um den 1. Weltkrieg zeigt, wie die politisch korrekte Schere in den Köpfen die Wissenschaft beeinträchtigt. Für die heutigen Menschen und die nach uns kommenden Generationen wird dadurch die Möglichkeit relativiert aus der Geschichte zu lernen und da wird die Sache gefährlich. Jeder Historiker sollte Grundkenntnisse der Militärgeschichte besitzen, was aber nicht der Fall ist.
          Es ist absolut richtig, dass sich das Interesse der Bevölkerung in eine ganz andere Richtung orientiert als der öffentlich alimentierte Wissenschaftsbetrieb, daher auch die breite Kluft zwischen Hobby- und Profihistorikern. Nebenbei bemerkt, nach der Lektüre des Torgauer Tagungsbandes hat sich bei mir eine gewissen Enttäuschung breitgemacht, denn die mit Abstand fehlerhaftesten Aufsätze stammen von Professoren.

          Man könnte so böse sein zu behaupten, es wird aus reinem Selbstzweck am Bedarf vorbei geforscht, nur weil wenige Honoratioren die Deutungshoheit und die Macht über die Mittel haben. Das deutsche Wissenschaftssystem ist hochgradig reformbedürftig.

          Grüße

          Gunter

          Kommentar

          • Irene Hartlmayr
            Erfahrener Benutzer
            Capitaine
            • 22.02.2013
            • 596

            #6
            Denkschemata und mangelnde Denkfreiheit.

            Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
            Um es kurz zu sagen, die deutsche Geschichtswissenschaft ist in Punkto Militärgeschichte längst abgehängt worden und das aus eigenem Verschulden. Das wieder aufzuholen wird vielleicht garnicht mehr möglich sein. Gerade die Diskussion um den 1. Weltkrieg zeigt, wie die politisch korrekte Schere in den Köpfen die Wissenschaft beeinträchtigt. Für die heutigen Menschen und die nach uns kommenden Generationen wird dadurch die Möglichkeit relativiert aus der Geschichte zu lernen und da wird die Sache gefährlich. Jeder Historiker sollte Grundkenntnisse der Militärgeschichte besitzen, was aber nicht der Fall ist.
            Es ist absolut richtig, dass sich das Interesse der Bevölkerung in eine ganz andere Richtung orientiert als der öffentlich alimentierte Wissenschaftsbetrieb, daher auch die breite Kluft zwischen Hobby- und Profihistorikern. Nebenbei bemerkt, nach der Lektüre des Torgauer Tagungsbandes hat sich bei mir eine gewissen Enttäuschung breitgemacht, denn die mit Abstand fehlerhaftesten Aufsätze stammen von Professoren.

            Man könnte so böse sein zu behaupten, es wird aus reinem Selbstzweck am Bedarf vorbei geforscht, nur weil wenige Honoratioren die Deutungshoheit und die Macht über die Mittel haben. Das deutsche Wissenschaftssystem ist hochgradig reformbedürftig.

            Grüße

            Gunter
            Ein höchst interessanter Beitrag! Vollkommen richtig-und das ganz allgemein
            zu verstehen und nicht nur in Bezug auf die deutschsprachige Wissenschaft und
            deren schriftlichem Ausdruck,was Geschichte anbelangt.Deutungshoheit ist das
            Schlüsselwort.Und nicht einmal nur in der Geschichtsschreibung.
            Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei,heißt es doch so schön.
            Aber-sowohl in der Geschichtswissenschaft als auch in den Naturwissenschaften-
            aufgenommen wird in erster Linie das was in das derzeitige "Bild" passt.
            Manche von den originellsten und intelligentesten Büchern über Geschichte werden keineswegs von den "establishment" Historikern geschrieben,sondern von intelligenten Laien,mit oder ohne Geschichtsausbildung.Und die haben es oft
            schwer,Verleger zu finden oder weit verbreitet zu werden.
            In den Naturwissenschaften ist es genauso.Intelligente Hypothesen,die neue
            Wege weisen,werden vom " scientific establishment" verschmäht,verhöhnt und
            abgewiesen.Gefördert wird das,was gerade " in" ist,für alles Andere gibt es kein
            Geld.
            Wobei auch hier der angelsächsische Raum liberaler ist -aber eben auch nicht immer.

            Die Gedanken-und Ausdrucksfreiheit hat eben doch noch ihre Grenzen!!

            Gruss,
            IRENE. rost: :duell:

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            • Blesson
              Erfahrener Benutzer
              Adjudant
              • 03.10.2006
              • 778

              #7
              Liebe Mitleser,

              wie die Reaktionen zeigen, bin ich da wohl in ein Wespennest getappt; aber einer muß ja schließlich der Bluthund sein.


              Noch eine Anmerkung zu einem "Lehrvideo" der Ausstellung:

              Der Waffenmeister (?) des DHM hatte vorführen wollen, wie man eine Muskete lädt. Ich habe ständig gebangt, daß er sich dabei verletzt, so ungeschickt war er mit dem Ladestock. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn das Bajonett aufgepflanzt gewesen wäre. Obwohl ich sonst ein Mann von gezügeltem Temperament bin, habe ich laut auflachen müssen, so unfreiwillig komisch war der Auftritt. Ob der gute Mann schon mal etwas vom Reglement gehört hat? Das braucht ja gar nicht preußisch zu sein, das französische ist sicher politisch korrekter. Übrigens kenne ich eine Reihe von nicht-akademischen Experten, die das können. Sollte das DHM dort das nächste Mal anfragen?
              Zuletzt geändert von Blesson; 05.01.2014, 22:41.
              Do, ut des

              http://www.ingenieurgeograph.de

              Kommentar

              • schluppkothen
                Benutzer
                Caporal
                • 19.10.2006
                • 75

                #8
                Ich konnte den Ausstellungskatalog gerade einsehen.

                Das ist also alles, was einem der renommiertesten deutschen Museen zum Thema "Völkerschlacht 1813" eingefallen ist.

                Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man sich schallend lachend auf die Schenkel klopfen

                Man darf gespannt sein wie es das deutsche Historiker-Establishment schafft, die geschichtsträchtigen Ereignisse vor hundert Jahren so darzustellen das es in den heutigen Zeitgeist passt.

                Ich hätte schon eine Idee zu einer schönen Ausstellung:

                "Die Gänseblümchenwiese in Lichterfelde im August 1914"

                So hat man sich ja mit dem Thema "1914" befasst und hat die schröcklichen Worte "Krieg" und "Militär" nicht in den Mund genommen.

                Obwohl, Mist, war in Lichterfelde nicht eine Kadettenanstalt?

                Dann eben "Die Gänseblümchenwiese in Bullerbü im August 1914"

                Passt. Das könnte sich auch ein grüner Gymnasial-Lehrer reinen Herzens anschauen.


                Man könnte so böse sein zu behaupten, es wird aus reinem Selbstzweck am Bedarf vorbei geforscht, nur weil wenige Honoratioren die Deutungshoheit und die Macht über die Mittel haben. Das deutsche Wissenschaftssystem ist hochgradig reformbedürftig.
                Genau so ist es. Gefälligkeitswissenschaft hat mit Wissenschaft nichts mehr zu tun.
                Wovor haben die Herrschaften eigentlich Angst? Karriereknick? Zorn der Gutmenschen?

                Kommentar

                • HKDW
                  Erfahrener Benutzer
                  Colonel
                  • 02.10.2006
                  • 2962

                  #9
                  :attention:

                  Das braucht ja gar nicht preußisch zu sein, das französische ist sicher politisch korrekter.
                  Aber - aber - lieber Blesson - das wäre doch eigentlich falsch, wenn man von der selbstaufschüttenden Pfanne ausgeht.

                  Im übrigen wem scherts was die Profis so treiben die überlassen halt das Feld den Amateuren

                  Kommentar

                  • Gunter
                    Erfahrener Benutzer
                    Chef de Bataillon
                    • 01.10.2006
                    • 1377

                    #10
                    Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
                    Im übrigen wem scherts was die Profis so treiben die überlassen halt das Feld den Amateuren
                    Ich frage mich langsam, wo ich dabei stehe.

                    Grüße

                    Gunter

                    Kommentar

                    • Chasseur
                      Erfahrener Benutzer
                      Sergent
                      • 16.05.2007
                      • 105

                      #11
                      Ein Amateur ist jemand, der eine Sache aus Liebhaberei und nicht aus finanziellen Gründen betreibt, kurz gesagt, für das, was er gerne tut, bekommt er kein Geld.
                      Ist doch allemal sympathischer als bezahlte "Fachleute", die zu faul zum Recherchieren sind.

                      Chasseur

                      Kommentar

                      • Da Capo
                        Erfahrener Benutzer
                        Adjudant
                        • 23.10.2006
                        • 827

                        #12
                        Mei Gudsdor,

                        zum sächsischen 6-Pfünder (weil das Bild im Netz verfügbar ist und weil es in das Gesamtbild passt) folgende Anmerkung:

                        Auf dem Rohr (6-Pfünder M1810) mag die Jahreszahl 1812 stehen, der Rest ist definitiv später. Der fest angebrachte Richtbaum und die Schlagzündung lassen auf um 1830/1840 schließen.

                        Warum die Lafette und die Räder keinen Anstrich haben, weiß ich nicht. Das Holz sieht zumindest nicht so aus, als ob schon mal schwarze Teerfarbe gesehen hat. Müßte man sich aber im Original ansehen.

                        Kommt man an das Geschütz so heran, dass man auch Details fotografieren kann?
                        Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

                        Kommentar

                        • Gunter
                          Erfahrener Benutzer
                          Chef de Bataillon
                          • 01.10.2006
                          • 1377

                          #13
                          @Chasseur,
                          nach dieser Definition zähle ich mich nunmehr auch zu den Amateuren.

                          Grüße

                          Gunter

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                          • Irene Hartlmayr
                            Erfahrener Benutzer
                            Capitaine
                            • 22.02.2013
                            • 596

                            #14
                            Zitat von Gunter Beitrag anzeigen
                            @Chasseur,
                            nach dieser Definition zähle ich mich nunmehr auch zu den Amateuren.

                            Grüße

                            Gunter
                            Ich auch!
                            Grüsse,
                            IRENE.
                            P.S.
                            Hauptsache,man befasst sich gerne damit!!Und ohne Einmischung von " oben"
                            oder von Sonstwo! rost:

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                            • Blesson
                              Erfahrener Benutzer
                              Adjudant
                              • 03.10.2006
                              • 778

                              #15
                              Zitat von Da Capo Beitrag anzeigen
                              Mei Gudsdor,

                              zum sächsischen 6-Pfünder (weil das Bild im Netz verfügbar ist und weil es in das Gesamtbild passt) folgende Anmerkung:

                              Auf dem Rohr (6-Pfünder M1810) mag die Jahreszahl 1812 stehen, der Rest ist definitiv später. Der fest angebrachte Richtbaum und die Schlagzündung lassen auf um 1830/1840 schließen.

                              Warum die Lafette und die Räder keinen Anstrich haben, weiß ich nicht. Das Holz sieht zumindest nicht so aus, als ob schon mal schwarze Teerfarbe gesehen hat. Müßte man sich aber im Original ansehen.

                              Kommt man an das Geschütz so heran, dass man auch Details fotografieren kann?
                              Man kommt sozusagen auf Tuchfühlung heran. Ich hatte aber ständig eine Aufsicht neben mir stehen, so daß ich nicht photographieren durfte.
                              Do, ut des

                              http://www.ingenieurgeograph.de

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