Französische 74K-Kriegsschiffe, in Russland zu bauen

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  • Tellensohn
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 16.02.2011
    • 1253

    Französische 74K-Kriegsschiffe, in Russland zu bauen

    So etwas war offenbar zwischen Frankreich und Russland tatsächlich mal vereinbart worden (unmittelbar nach Tilsit), realisiert wurden diese Pläne allerdings nie. Interessant die russische Begründung für deren Nichtausführung, die durchaus glaubwürdig erscheint, da sie sich in einem Bericht des zwar französischstämmigen, aber in russischem Dienst stehenden Schiffskonstrukteurs Jacques Brun de Sainte-Catherine an den ebenfalls französischstämmigen russischen Marineminister (ab Sommer 1809) Jean-Baptiste de Traversay findet, also rein interner Natur zu sein scheint: Teils schlecht bewirtschaftete Wälder, teils zu lange Transportwege, teils wegen Raubbaus ruinierte Qualität der russischen Wälder/Hölzer. Es war also, wie es scheint, keineswegs zwingend so, dass russische Werften in Sachen Holzvorräte/Holznachschub besser dran waren als französische. S. hier:



    Mehr Informationen zu Brun de Sainte-Catherine in folgendem, wenn auch speziell die osmanische Marine der napoleonischen Zeit betreffenden Artikel:



    Wie gesagt, französische 74er wurden in russischen Werften schliesslich nie gebaut, aber Frankreich kaufte - möglicherweise als Ersatz - im Oktober 1809 doch drei russische 74-Kanonenschiffe, die параскевия (Paraskevja), die москва (Moskau) und die святой петр (Hl. Petrus). Erstere war von Anfang an in schlechtem Zustand und wurde schliesslich 1810/11 in Triest abgewrackt. Die beiden anderen wurden in Toulon stationiert, wobei erstere als Schulschiff (unter dem Namen Moscou, ab 1811 Duquesne), letztere (unter dem Namen Saint Pierre) ab 1813 als Gefangenenschiff für Sträflinge (Ponton-bagne) diente (Demerliac, Marine du Consulat et du Premier Empire. Nomenclature..., S.83, N°s 587, 588, 589).
  • KDF10
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 19.12.2010
    • 1278

    #2
    Zitat von Tellensohn Beitrag anzeigen
    So etwas war offenbar zwischen Frankreich und Russland tatsächlich mal vereinbart worden (unmittelbar nach Tilsit), realisiert wurden diese Pläne allerdings nie. Interessant die russische Begründung für deren Nichtausführung, die durchaus glaubwürdig erscheint, da sie sich in einem Bericht des zwar französischstämmigen, aber in russischem Dienst stehenden Schiffskonstrukteurs Jacques Brun de Sainte-Catherine an den ebenfalls französischstämmigen russischen Marineminister (ab Sommer 1809) Jean-Baptiste de Traversay findet, also rein interner Natur zu sein scheint: Teils schlecht bewirtschaftete Wälder, teils zu lange Transportwege, teils wegen Raubbaus ruinierte Qualität der russischen Wälder/Hölzer. Es war also, wie es scheint, keineswegs zwingend so, dass russische Werften in Sachen Holzvorräte/Holznachschub besser dran waren als französische. S. hier:



    Mehr Informationen zu Brun de Sainte-Catherine in folgendem, wenn auch speziell die osmanische Marine der napoleonischen Zeit betreffenden Artikel:



    Wie gesagt, französische 74er wurden in russischen Werften schliesslich nie gebaut, aber Frankreich kaufte - möglicherweise als Ersatz - im Oktober 1809 doch drei russische 74-Kanonenschiffe, die параскевия (Paraskevja), die москва (Moskau) und die святой петр (Hl. Petrus). Erstere war von Anfang an in schlechtem Zustand und wurde schliesslich 1810/11 in Triest abgewrackt. Die beiden anderen wurden in Toulon stationiert, wobei erstere als Schulschiff (unter dem Namen Moscou, ab 1811 Duquesne), letztere (unter dem Namen Saint Pierre) ab 1813 als Gefangenenschiff für Sträflinge (Ponton-bagne) diente (Demerliac, Marine du Consulat et du Premier Empire. Nomenclature..., S.83, N°s 587, 588, 589).
    Sehr interessanter Beitrag. Was war mit dem Holz in Finnland? Das wurde ja von Russland erobert. Mal wieder bin ich da allerdings kein Fachmann. Im Schiffbau ist das auch abhängig von der Holzsorte. Birken sind nicht so der Renner, eher Eiche.

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    • Chasseur
      Erfahrener Benutzer
      Sergent
      • 16.05.2007
      • 105

      #3
      Zu finnischen Baumbeständen:
      Birke hauptsächlich im Norden, ca 15% der Fläche

      80% der Bestände sind Fichten und Kiefern,

      in Südfinnland gibt es auch Eichen.
      Also durchaus geeignetes Baumaterial.

      Chasseur

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      • Tellensohn
        Erfahrener Benutzer
        Chef de Bataillon
        • 16.02.2011
        • 1253

        #4
        Die Frage ist, wie schnell man sich finnisches Holz nutzbar machen konnte bzw. ob man das überhaupt wollte.

        Mal angenommen, finnisches Holz hätte schon 1810 reichlich zur Verfügung gestanden, dann hätte man das ja wohl zuerst für den Ausbau der eigenen Flotte genutzt. Für den Bau französischer Schiffe hätte man das dann ja kaum noch verwendet, zumal sich Frankreich und Russland im Prinzip schon im Kalten Frieden befanden.

        Es ist allerdings aus anderen Gründen fraglich, ob man überhaupt daran interessiert war, selbst die eigene Flotte weiter auszubauen. Unter Alexander wurde nämlich die Flotte massiv vernachlässigt und verkleinert, die operativen Funktionen reduziert, ganz allgemein die Kosten minimiert. Unter Traversay soll es am schlimmsten gewesen sein (aber der wird ja wohl entsprechende Direktiven erhalten haben. Das Landheer hatte wohl auch für den Zaren Priorität). Jedenfalls wurde er, wie so viele Ausländer in russischen Diensten, deshalb massiv angefeindet. Man behauptete, die britische Regierung hätte ihn dafür bezahlt, die russische Flotte zerfallen zu lassen...

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        • KDF10
          Erfahrener Benutzer
          Chef de Bataillon
          • 19.12.2010
          • 1278

          #5
          Da ist was dran. Durch die Präsenz der Engländer in der Nordsee und im Ostseeraum war Russland vor französischen Kriegschiffen geschützt. Es machte für Alexander deshalb mehr Sinn, die Landstreitkräfte zu verstärken.

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          • Gunter
            Erfahrener Benutzer
            Chef de Bataillon
            • 01.10.2006
            • 1377

            #6
            Flankiert wurde der Bedeutungsverlust der russischen Flotte vom Schicksal der Marineinfanterie. Deren 4 Regimenter und 1 Bataillon wurden inklusive ihrer Artillerie komplett ins Heer integriert.
            In Alexander Mikaberidzes Band "Eyewitness accounts of the campaign of 1814" wird auch ein ziemlich schlechtes Management des Holzes für die russischen Musketenschäfte erwähnt, das man nur noch als vollkommen unprofessionell bezeichnen kann.

            Grüße

            Gunter

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