Fouche und Savary

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  • Irene Hartlmayr
    Erfahrener Benutzer
    Capitaine
    • 22.02.2013
    • 596

    Fouche und Savary

    Wie vorgeschlagen,ist diese Frage aus "Personenrätsel" nun hierher verlegt
    worden.
    Die Frage von Muheijo lautete:wer war besser in seinem Beruf,Fouche oder
    Savary?

    Fouche soll geschickter und weniger tapsig vorgegangen sein.Auch diskreter.
    Er war auch unabhängiger im Denken,genauso wie Talleyrand.
    Und genauso wie Talleyrand war er ein politischer "Überlebenskünstler",und Intrigant.
    Fouche war zuerst Geistlicher,dann Jakobiner(zählte zu den "Königsmördern"),
    dann diente er Napoleon,zuletzt den Bourbonen.Er war dann eine Weile franzö-
    sischer Botschafter am sächsischen Hof,man hat ihm dann geraten nicht nach
    Frankreich zurückzukehren,aufgrund seiner früheren Rolle als "Königsmörder"-
    und so hat er sich dann in Triest niedergelassen(wie viele Napoleoniden:Elisa,
    Jérôme und Katharina,...)wo er dann 1820 gestorben ist.
    Literatur: Stefan Zweig:Fouche. Und Louis Madelin:Fouche.

    Savary galt hingegen als unsubtiler und war Napoleon ganz ergeben.
    Ein neueres Buch dazu von Thierry Lentz:Savary,Le seide de Napoleon.
    Er war auch impliziert in der Aburteilung des Herzogs von Enghien.Daher schief angesehen von den Bourbonen.

    Beide haben Memoiren hinterlassen.

    Zu Beiden: Dictionnaire de L'Empire.Hersg.Jean Tulard.


    Irene.
  • excideuil
    Erfahrener Benutzer
    Sergent-Major
    • 24.09.2009
    • 207

    #2
    Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen
    Die Frage von Muheijo lautete:wer war besser in seinem Beruf,Fouche oder
    Savary?
    "Besser" ist ein Begriff, der wohl polarisiert, daher ist eine Beantwortung wohl nicht möglich, zumal sich Fouché nicht auf sein Ressort beschränkte. Aber vllt. macht dies einen Unterschied.

    In zeitübergreifender Literatur findet nur Fouché zum Thema Beachtung:

    „Fouchés Lebenswerk bleibt richtungweisend für die Organisation einer modernen Sicherheitspolizei und des politischen Geheimdienstes. Unter seiner Führung sind wichtige und heute noch gültige Grundsätze des Erkennungsdienstes erarbeitet worden." [1]

    „Sein Ministerium hat Fouché in folgende Abteilungen gegliedert:
    Die erste untersteht seinem persönlichen Sekretär. Hier werden alle streng geheimen Angelegenheiten erledigt, deren Bearbeitung er niemand anderem anvertrauen will. In dieser Abteilung herrscht ein ungewöhnliches Arbeitstempo, weil dort gleichzeitig alle Fäden zusammenlaufen.
    Die zweite Abteilung für „Allgemeine Sicherheit“, - von Fouché „Sûreté générale“ bezeichnet – leitet der berühmt-berüchtigte Staatsrat Desmarest.
    Weitere Abteilungen sind:
    Das Referat zur Überwachung der Emigranten,
    die Rechnungsabteilung,
    das Archiv,
    die Dienststellen für Gefängnis- und Pressefragen in Verbindung mit den Senatskommissionen sowie
    das Presse- und Theaterreferat.

    Fouché ist der erste Polizeichef, der die Bedeutung der Presse erkennt. Er verpflichtet für dieses Referat die besten Journalisten des Landes, um sie für die eigene Propaganda zu verwenden, aber auch mit dem Hintergrund, die Opposition geistig zu verarmen. Er weiß, dass die Geheimpolizei nicht nur durch straffe Organisation und Disziplin, sondern vor allem durch Intelligenz den Gegnern überlegen sein muss. Dies sei wirksamer als jede Zensur, von der er zwar ebenso auf äußerst geschickte Weise Gebrauch macht." [2]


    Ähnliches zu Savary ist mir nicht bekannt, (was nichts heißen muss!)

    Dass Fouché seinen Job nicht nur als "Polizist" verstand, geht aus seinen Memoiren hervor:
    „Alle diese Bestandteile einer ungeheuren Macht waren nicht ohne Nutzen in meinem Kabinett konzentriert. Da ich von allem unterrichtet war, so musste ich es übernehmen, das Staatsoberhaupt von allen Mängeln und Übelständen des Staates in Kenntnis zu setzen. Daher will ich nicht verbergen, dass ich es in der Hand hatte, die Angst zu vergrößern, die ein mit unbeschränkter Macht ausgestatteter Mann stets mehr oder weniger hat. Als großer Kundschafter des Staates konnte ich für ganz Frankreich Einspruch erheben, tadeln und vorgehen.“ [3]

    Oder:
    „Selbstverständlich besaß ich in allen Ständen besoldete Spione, und zwar beiderlei Geschlechts, die je nach ihrer Wichtigkeit und ihren Dienstleistungen mit tausend bis zweitausend Franken monatlich bezahlt wurden. Ich erhielt unmittelbar ihre schriftlichen Berichte, die mit einer verabredeten Unterschrift versehen waren.

    Was die Polizei im Ausland betrifft, so hatte sie vor allem zwei Aufgaben, nämlich die befreundeten Mächte zu überwachen und die feindlichen zu bearbeiten. In beiden Fällen bestand sie aus Leuten, die man bei jeder Regierung und in jeder wichtigen Stadt entweder gekauft oder denen man ein Jahrgehalt ausgesetzt hatte. Unabhängig davon gab es dann noch zahlreiche Geheimagenten, die entweder durch den Minister des Äußeren oder durch den Kaiser selbst in alle Länder gesandt wurden.
    Ich hatte ebenfalls meine Kundschafter im Auslande. Außerdem wurden in meinem Kabinett alle fremden, in Frankreich verbotenen Zeitungen aufgestapelt, aus denen man mir Auszüge herstellte. Auf diese Weise hielt ich die wichtigsten Fäden der auswärtigen Politik in Händen, und leistete zusammen mit dem Staatsoberhaupt eine Arbeit, die die Tätigkeit des Ministers des Auswärtigen kontrollieren oder gar im Gleichgewicht halten konnte.“[4]

    Savary selbst ist mir eher durch die Affäre Enghien oder Mallet geläufig. Sicherlich ist er durch Napoléon und Talleyrand durch erstere Affäre an den späteren Kaiser gebunden. Sicherlich ist er wohl eher der Polizist als der Diplomat. Aber eine Kreatur Napoléons, wie angenommen, war er dann wohl doch nicht. Im März 1814 unternahm er nichts, um den Fürsten von Bénévent aus Paris zu entfernen. Und in den 100 Tage erhielt nicht er sondern Fouché das Polizeiministerium.

    Grüße
    excideuil

    [1] Piekalkiewicz, Janusz: Weltgeschichte der Spionage, Komet, Frechen, 1993, Seite198
    [2]
    Piekalkiewicz, a.a.O., Seite 196
    [3]
    Fouché, Joseph: „Memoiren“, Papierfabrik Schoeller & Hoesch GmbH, Gernsdorf, 1967, Seite 152/3
    [4] Fouché, a.a.O., Seiten 150/1

    Kommentar

    • muheijo
      Erfahrener Benutzer
      Capitaine
      • 01.10.2006
      • 553

      #3
      Danke fuer die Einschætzungen. Wenn man sich nun vor Augen hælt, dass auch N und z.B. Talleyrand eigene Agenten/Spitzel/Spione hatten...

      Da muss einiges an Geldern fuer "Informationen" aller Art geflossen sein.

      Wer da wohl den besten Ueberblick hatte: Fouche, N oder Talleyrand?

      Gruss, muheijo

      Kommentar

      • excideuil
        Erfahrener Benutzer
        Sergent-Major
        • 24.09.2009
        • 207

        #4
        Zitat von muheijo Beitrag anzeigen
        Danke fuer die Einschætzungen. Wenn man sich nun vor Augen hælt, dass auch N und z.B. Talleyrand eigene Agenten/Spitzel/Spione hatten...

        Da muss einiges an Geldern fuer "Informationen" aller Art geflossen sein.

        Wer da wohl den besten Ueberblick hatte: Fouche, N oder Talleyrand?

        Gruss, muheijo
        Hier ein Link, (die Vorschau eines Buches), der das Thema näher beleuchtet:



        Grüße
        excideuil

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