Pr.Mäntel 1812-15

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  • Borussen_Kanonier
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 12.03.2010
    • 169

    Pr.Mäntel 1812-15

    Hallo,

    mich interessiert, wie der preuss. Mantel der Infanterie (und der Artillerie) eigentlich genau aussieht. Kennt jemand gute Abbildungen oder Beschreibungen ?

    Was ich glaube zu wissen: die Farbe war (zumindest um 1813) ein dunkles Grau und der Schnitt war eher weit mit einigen Rückenfalten. Wie sah eigentlich der Kragen aus (Stehkragen ?), ein- oder zweireihig und gab es auf dem Mantel Achselklappen ?

    Ein Teil der preuss. Artillerie bekam ja 1813 englische Uniformen, darunter auch englische Mäntel. Kennt jemand gute Abbildungen oder Beschreibungen der englischen Mäntel, die damals (wohl bei der Infanterie) üblich waren ? Waren wohl nicht beliebt, weil sie sich sehr mit Wasser vollsogen.
    Zuletzt geändert von Borussen_Kanonier; 27.10.2011, 11:41.
  • joerg.scheibe
    Erfahrener Benutzer
    Capitaine
    • 02.10.2006
    • 592

    #2
    Stehkragen, einreihig, Achselklappen wie Rock.

    Bilder müßte ich suchen.

    Gruß
    Jörg



    The light at the end of the tunnel
    is from an oncoming train.

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    • Sans-Souci
      Erfahrener Benutzer
      Major
      • 01.10.2006
      • 1841

      #3
      Zur grauen Farbe ein paar Notizen hier:



      Es gibt eine Abbildung (von hinten) in der Landecker Bilderhandschrift 12a.

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      • Sans-Souci
        Erfahrener Benutzer
        Major
        • 01.10.2006
        • 1841

        #4
        23. Oktober 1808. Kabinettsorder an das Zweite Departement des Ober-Kriegs-Kollegiums:
        I. Bei der Infanterie und Artillerie.
        [...] 8. Der Mantel von grau meliertem Tuch, bis unter die Waden reichend, in den Ärmeln und in dem obern Teil durchaus durchaus mit roher Leinwand gefüttert, vorn mit Montierungsknöpfen zum Zuknöpfen, hinten mit einem 3 Finger breiten Gürtel versehen, der bloß dazu dienen soll, den Mantel hinten zusammenzuziehen, um das Gehen zu erleichtern, so wie die bei der Garde zu Fuß eingeführten Mäntel gemacht sind.
        Die Kragen nach der Farbe des Rockkragens, die Achselklappe nach der Farbe der Rockachselklappe.
        Kabinettsorder vom 10. Oktober 1813:
        1) Die zur Winterbekleidung für die Armee zu fertigenden Mäntel können mit grauen Kragen versehen werden; jedoch sollen sie wo möglich, so wie es bei der ersten Einkleidung der Leute der Reserve-Bataillone geschah, vorn auf jeder Seite einen Streifen farbigen Tuches erhalten.
        Diese Streifen wurden teils erst bei den Regimentern angebracht. Man kann sie noch 1815 bei Duplessi-Bertaux sehen (Das ist natürlich kein Soldat der Garde, auch kein normaler Grenadier, sondern wohl das 16. oder 25. Infanterie-Regiment. Nach der Vorschrift müßte die Mütze grau sein, und die Knöpfe aus Messing. Der Mantel ist auch zu kurz für einen "echten", vorschriftsmäßigen preußischen Mantel.):



        http://www.napoleon-online.de/Bilder...ux_tafel34.jpg

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        • Borussen_Kanonier
          Erfahrener Benutzer
          Sergent
          • 12.03.2010
          • 169

          #5
          Vielen Dank für die Antworten. Vor allem das mit dem Streifen auf dem Kragen habe ich vorher noch nie gehört. Das ist ja sehr interessant !

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          • Martin
            Erfahrener Benutzer
            Fourrier
            • 11.07.2007
            • 100

            #6
            Guten Morgen,

            gestern hat man mir ein Bild zugesandt, welches ursprünglich in einem anderen Forum schon einmal öffentlich gestellt wurde. Es stellt Freiwillige Jäger im Frankreichfeldzug 1814 dar. Alle tragen einen Mantel, welcher mir sehr sonderbar erscheint. Auch glaube ich, daß das Bild wesentlich jünger, 50 - 60 Jahre später, ist, als die Bezeichnung vermuten läßt Was hält das hochgeschätzte Publico von diesem Bild?
            Angehängte Dateien
            Schlesisches Grenadier-Bataillon

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            • Sans-Souci
              Erfahrener Benutzer
              Major
              • 01.10.2006
              • 1841

              #7
              Die Handschrift auf dem Bild würde in die Napoleonische Zeit - und danach - passen. Auch die Mäntel - wenngleich etwas kurz - entsprechen dem, was ich erwarten würde.

              Nur die Tschakoform scheint mir leicht "modern" (1830er Jahre), doch wäre so eine Abweichung bei frewilligen Jäger vielleicht schon möglich.

              Was läßt Dich vermuten, daß das Bild aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt ?

              Kommentar

              • Martin
                Erfahrener Benutzer
                Fourrier
                • 11.07.2007
                • 100

                #8
                Durch die Art der Fertigung, also die Zeichnung mit Tusche, erscheint es mir jünger. Auch ist der Mantel des Jägers der dem Betrachter seinen Rücken zugewandt hat, geschlitzt. Desweiteren sieht es so aus, als ob die Jäger rechts auf dem Bild, ihren Mantelkragen hochgeschlagen haben, hingen die beiden stehenden Jäger links, nicht. Nach meinem bisherigem Kenntnisstand, dürfte es nicht möglich sein, den Mantelkragen "hochzuschlagen".
                Schlesisches Grenadier-Bataillon

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                • Sans-Souci
                  Erfahrener Benutzer
                  Major
                  • 01.10.2006
                  • 1841

                  #9
                  Der Schlitz könnte auch ein Riß sein - oder die Modetorheit eines freiwilligen Jägers

                  Die Kragen sind meiner Meinung nach alle stehende offene Kragen, ganz der Vorschrift entsprechend.

                  Ich habe zum Vergleich mal die Abbildung des Mantels vom Leib-Infanterie-Regiment (aus Thomas Hemmans Ausgabe der Landecker Bilderhanschrift) angehängt.
                  Angehängte Dateien
                  Zuletzt geändert von Sans-Souci; 16.03.2013, 13:42.

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                  • Dirk Tietten
                    Benutzer
                    Caporal
                    • 03.10.2006
                    • 71

                    #10
                    Pr.Mäntel 1812-15

                    Da ich demnächst einige Pr. im Mantel bemalen will wollte ich mal nachfragen ob die wirklich wie man immer sieht einheitlich Grau waren ?
                    Ich kenne nur Abbildungen wo die Infanterie komplett in grau,ohne Farbunterschiede gezeigt wird.Es wird ja immer geschrieben das die Preußen sehr knapp waren was die Uniform bzw.Ausrüstung betrifft und da würde ich wenigstens denken das es da Farbunterschiede gab.Vielleicht ja nicht so bunt wie bei den Franzosen,da gab es ja alles von Braun-Beige bis verschiedene Grautöne

                    Danke und schöne Grüße Dirk




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                    • admin
                      Administrator
                      Colonel
                      • 30.09.2006
                      • 2687

                      #11
                      Hallo Dirk,

                      das ist eine recht allgemein gehaltene Frage, daher kann man auch nur mit allgemeineren Antworten dienen - hier aber die Zitate aus zwei Standardwerken zur Preußischen Armee:

                      1) Mila Geschichte der Bekleidung und Ausrüstung der Königlich Preußischen Armee 1808-1878

                      §576. ... Die Grundfarbe ist dunkelgrau.

                      §577. Die Mäntel waren für die Armee von König Friedrich Wilhelm I. 1713 oder 1714 ganz abgeschafft worden und wurden erst zufolge Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 6. November 1807 wieder etatsmäßig.

                      §578. Der Mantel der Fußtruppen reichte ursprünglich bis unter die Wade; 1814 wurde er verkürzt, so daß er nur bis an die obere Wade reichte ...

                      §579. Anfänglich hatten die Mängelkragen bei den berittenen und unberittenen Truppentheilen außen die volle Farbe der Kragen des Dienstrockes (beim Brandenburgischen Kürassier-Regiment ponceauroth) ...

                      §580. Der Mantel hatte ursprünglich nur auf der linken Schulter eine Achselklappe; durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 30. August 1809 wurde bei den Fußtruppen (wegen der veränderten Tragweise des Tornisters) und durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 22. Januar 1810 bei der Kavallerie auch auf der rechten Schulter eine Achselklappe eingeführt. - Die Achselklappen waren beiden Kürassieren und der Garde du Corps von jeher weiß, ohne farbige Einfassung; die übrigen Truppentheile hatten ursprünglich auf den Mänteln ganz gleiche Achselklappen wie auf den Montirungsröcke ...

                      §581. Die Mäntel haben vorn in Einer Reihe sechs metallene Knöpfe von der Farbe des Montirungsrockes und hinten am Verengerungslatz einen Knopf; die Kavallerie-Regimenter können jedoch an diesem Latz zwei Knöpfe anbringen. Die Knöpfe waren ursprünglich flach ...

                      §582. Der Mantel wurde bei den Fußtruppen früher stets en bandoulière getragen, und zwar im Feldanzüge über Tornister und Lederzeug, zur Parade unter denselben ...
                      2) Pietsch Formations- und Uniformierungsgeschichte des preußischen Heeres 1808 bis 1914 - Band 1

                      Mantel der Mannschaften

                      Am 6.11.1807 führte eine A.K.O. für die ganze Armee bis an die Wade reichende Mäntel ohne Taschen ein. Graumelliert nannte man sie bis in unsere Zeit. Tatsächlich waren sie bald fast schwarz geworden (CAVE: das Werk deckt den Zeitraum bis 1914 ab, daher dürfte das "Schwarz" eher für die nachnapoleonische Zeit gelten). Kragen und Achselklappe, deren bis zum 30.8.1809 nur links eine, von da an auch rechts getragen wurde, entsprachen denen des Rockes. Bei der Garde hatte der erstere jedoch keine Litzen. Achselknöpfe waren stets die gleichen wie die sechs vorderen, also ohne Kompanie-Nummer. Die Knöpfe hatten damals nicht gewölbte, sondern platte Form. Hinten saß schon 1807 der drei Finger breite Gurt, durch einen Knopf verschließbar. Den Rücken herunter liefen fünf bis sechs Falten von der unteren Kragennaht ausgehend.

                      Am 18.10.1813 wurden für Wintermäntel graue Kragen mit farbigen Patten befohlen. Diese sind wohl nur während des Krieges und einige Zeit nachher getragen, später wurde der Kragen wieder vollfarbig ...
                      Ich habe mal noch die Zeichnung aus dem Pietsch zu den Mänteln beigefügt - dort bitte die Abbildung 1 mit den Rückenfalten sowie den Knopf der Nummer 2 beachten.

                      Wenn Du bestimmte Einheiten darstellen willst, könnte man vielleicht noch spezifischere Angaben machen. Schreib' also bitte in diesem Thread, wenn noch weitere spezifischere Informationen benötigt werden.

                      Schöne Grüße
                      Markus Stein
                      Angehängte Dateien
                      "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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                      • admin
                        Administrator
                        Colonel
                        • 30.09.2006
                        • 2687

                        #12
                        Regimentsgeschichte 1. Westpreußisches Infanterie-Regiment

                        In der sehr guten Regimentsgeschichte von Conrady über die Geschichte des Königlich Preußischen Sechsten Infanterie-Regiments, von seiner Stiftung im Jahre 1773 bis zu Ende des Jahres 1856 (Glogau 1857) zitiere ich eine Passage aus der umfangreichen Beschreibung zur neuen Uniformierung ab 1808:

                        In Stelle der nun eingehenden wollenen Decken erhielt jeder Unteroffizier und Gemeine einen Mantel von grauem Tuche, welcher bis unter die Wade reichte, und in den Aermeln, wie im obern Theile, mit grauer Leinwand gefüttert war. Er war mit karmoisinrothem Kragen und weißen Achselklappen versehen. Die Tragezeit der Mäntel war auf 48 Tragemonate berechnet, wobei aber nur die Zeit, in der die Mäntel wirklich getragen wurden, also bei Revüen, Märschen und Kommandos in schlechter Jahreszeit, in Berechnung kam. Außerdem erhielt jede Compagnie alle 4 Jahre 6 Wachmäntel. Von den wollenen Decken bekam jede Compagnie 10 Stück als Krankendecken.
                        Beigefügt auch die schöne Tafel aus dem Buch mit der Uniformierung 1808 - rechts schön ein Soldat im grauen Mantel zu sehen - beachte den Unterschied zur Litewka der Offiziere (siehe links).

                        Schöne Grüße
                        Markus Stein
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                        • Dirk Tietten
                          Benutzer
                          Caporal
                          • 03.10.2006
                          • 71

                          #13
                          Vielen Dank Markus.
                          Dann werde ich meine "Mantelpreußen " in einen dunklen grau bemalen.
                          Denke mal das ich bis September die ersten fertig habe und stelle dann mal Bilder ein.

                          Schöne Grüße Dirk

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                          • joerg.scheibe
                            Erfahrener Benutzer
                            Capitaine
                            • 02.10.2006
                            • 592

                            #14
                            Zitat von admin Beitrag anzeigen
                            - rechts schön ein Soldat im grauen Mantel zu sehen - beachte den Unterschied zur Litewka der Offiziere (siehe links).

                            Schöne Grüße
                            Markus Stein
                            Nur der guten Ordnung halber: Der Offizier trägt sicher den Überrock (Surtout), keine Litewka.
                            The light at the end of the tunnel
                            is from an oncoming train.

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                            • Suworow
                              Erfahrener Benutzer
                              Sergent
                              • 24.11.2013
                              • 112

                              #15
                              "§582. Der Mantel wurde bei den Fußtruppen früher stets en bandoulière getragen, und zwar im Feldanzüge über Tornister und Lederzeug, zur Parade unter denselben ..."

                              Wie bitte ist das zu verstehen ?
                              Ich stelle mir das zur Parade ziemlich kompliziert vor !?
                              Tu´ im Kriege das, was der Gegner für unmöglich hält.

                              Alexander W. Suworow

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