Baumgarten-Crusius "Die Sachsen 1812 in Russland"

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  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 827

    Baumgarten-Crusius "Die Sachsen 1812 in Russland"

    Der Herr Oberst z.D. Baumgarten-Crusius zitiert in seinem Buch „Die Sachsen 1812 in Russland“ neben dem Tagebuch des Leutnants von Wolfersdorff das Tagebuch des Feldwebels Vollborn.

    Nachdem ich mich nun auch dem 1812er Teil des im HStA in Dresden liegenden letztgenannten Tagebuches angenommen habe, muss ich zu dem Schluss kommen, dass Herr Vollborn 1846 zwei Tagebücher aus seinen zeitgenössischen Original-Tagebüchern zusammengestellt haben muss.

    Es kann gar nicht anders ein, denn der Herr Oberst Baumgarten-Crusius bemerkt eingangs: „Da der ungekürzte Abdruck beider Tagebücher (Anm. gemeint sind wohl die zitierten Tagebücher von Wolfersdorff und von Vollborn) zu viel Raum beansprucht hätte, so habe ich aus dem Tagebuch Vollborns an geeigneten Stellen diejenigen Abschnitte im Wortlaut aufgenommen, welche mir besonders wertvoll schienen …“

    Hier ein Beispiel, wie der Herr Oberst die besonders wertvollen Abschnitte wiedergibt:

    „Mein Anzug bestand – der Vorschrift zum Hohn – aus engen grauen Tuch Beinkleidern mit Gamaschen und einem schwarzgrauen tuchenen Mantelkragen, der bis zum halben Oberschenkel reichte.“ (B-C S.117)

    Vollborn (also das Tagebuch, was ich habe) schreibt:
    „Mein Adjustement bestand – dem vorschriftsmäßigen Anzuge ganz entgegen – in engen grauen Tuchbeinkleidern mit dergleichen, bis unter die Knie reichenden Gamaschen; (105) den ganzen Anzug bedeckte ein, bis an die halben Oberschenkel reichender, schwarzgraumelierter tuchener Mantelkragen.“ (V S.104/105)
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 827

    #2
    Noch etwas weiter auseinander geht die Darstellung zur Verteilung der russischen (wohl Infanterie-) Pallasche.

    Baumgarten-Crusius gibt wieder:
    „Dass bedeutende Mengen Gefangene gemacht worden waren, sahen wir an den massenhaft vernichteten Waffen längs des Marschweges. Wir Feldwebel erhielten schöne russische Pallasche und gaben die Seitengewehre dafür ab. Ob die letzteren wohl Sachsen erreicht haben?...“ (B-C S.116)

    Bei meinem Vollborn liest sich die Angelegenheit so:

    „Wirtschaftsbefehl am 27.August 1812
    Da die Musik russische Pallasche erhalten hat, so werden die übrigen 20 Stück in die Compagnien verteilt und zwar:
    1e, 2e, 5e und 6e Comp. à 3 Stück
    3e, 4e, 7e und 8e Comp. à 2 Stück
    Es wird darüber Quittung gegeben und die Pallasche werden in den Armatur-Tabellen in Zuwachs gebracht. Die Pallasche werden sofort abgeholt. Moritz, Capit.
    Dieser Wirtschaftsbefehl zeugt von einer nicht unbedeutenden Zahl Gefangener welche während der Verfolgung, seit dem 13n August und während des Gefechtes am 25n August bei Luboml gemacht wurden; alle Regimenter erhielten (93) einige 40 Pallasche und die leichte Infanterie deren noch mehr.
    Die sächsischen Seitengewehre wurden, in gleicher Zahl, an die Intendantur abgegeben, eine Maßregel die, wenn diese Seitengewehre Sachsen erreicht haben, eine kleine Entschädigung für den Verlust bei Kobryn boten.“ (V. S. 92/93)

    „Allein dies geschah nur mit einem sehr unbedeutenden Transporte, welcher zugleich die, in Dresden gefertigten Säbel für die Feldwebel der Linien-Infanterie-Regimenter (104) – die Feldwebel der leichten Regimenter waren schon damit versehen – in dieses Lager brachte. Beiläufig gesagt, musste jeder Feldwebel seinen Säbel mit 6 Tlr 12 Gr. bezahlen und es wurden ihm in dem so genannten Beimontierungsbuche so viel Beimontierungsstücke als bezahlt erhalten rot eingetragen, als zur Erfüllung genannter Summe nötig waren. Ob dieses Verfahren wohl recht war?...“ (V. S. 103/104).
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    • KDF10
      Erfahrener Benutzer
      Chef de Bataillon
      • 19.12.2010
      • 1278

      #3
      Was die Ausrüstung betrifft, bin ich kein Fachmann. Bestätigen kann ich aber, dass Handschriften für den Druck gekürzt wurden. Ich lese gerade von Gieße "Kassel - Moskau - Küstrin" (1912) zum Feldzug der Westphalen von 1812. Im Original gab es nach Angaben des Herausgebers eine umfangreiche und detaillierte Liste der Verluste, die aus Platzgründen weggelassen wurde. Bedauerlich, wenn man sieht, was Gieße für ein Pedant (im positiven Sinn) war. Nur ein Viertel seines Tagebuchs wurde gedruckt.

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