Le Breton on TMP - Se non è vero, è ben trovato

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  • Tellensohn
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    • 16.02.2011
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    Le Breton on TMP - Se non è vero, è ben trovato




    1. Behauptung: Helm und Kürass bilden ein Ensemble, beide gehörten demselben Colonel des 3. Kürassierregiments.


    Quatsch. Obwohl das Armeemuseum Helm und Kürass schon mal zusammen abgelichtet haben (was sich, wie man sieht, als Dummheit erwiesen hat), wurde niemals eine gemeinsame Provenienz behauptet.


    Der Helm wurde und wird einem Obersten des 3. Kürassierregiments zugeschrieben, ohne Namensnennung. Datiert wurde und wird der Helm bis heute in die Zeit um 1807:





    Der Kurator Paul Willing hat den Kürass in den 80ern dem Obersten Herbaut vom 4. Kürassierregiment zugeschrieben und ihn ebenfalls um 1807 datiert. Aufgrund des Designs wurde sein Entstehungsdatum inzwischen neu auf die Zeit um oder nach 1812 festgelegt und einem höheren Offiziersgrad oder General, ohne Namensnennung und ohne Nennung eines bestimmten Regiments, zugeschrieben:





    Gehören also nicht zusammen, was übrigens auch schon die unterschiedliche Gestaltung des Blattwerkschmucks deutlich macht.



    Der Besitzer des Helms müsste, sofern das veranschlagte Datum zutrifft, Jean-Louis Richter gewesen sein, Regimentskommandant von 1806-11.



    2. Behauptung Le Bretons:

    Weil Richter ein Genfer Protestant bürgerlicher Herkunft gewesen sei und deshalb so viel Luxus für ihn wohl nicht in Frage gekommen wäre, sei der wohl nicht der Besitzer des Helms gewesen. Unsinn. Wir sind doch nicht im 16. Jahrhundert und Genfer Protestanten sind doch nicht alles bigotte oberpuritanische Apostel und Verfechter des schlichten Auftretens. Und seit wann galt bürgerliche Herkunft in der Zeit der französischen Revolution und Napoleons als Hindernis für eine steile Karriere, fürs Reich-sein/werden, oder fürs Protzen? Wäre Richter fanatischer Calvinist gewesen, wäre er wohl auch kaum ein Soldat der Revolution geworden. Auch den "Baron de l'Empire" hat er gern angenommen. Und der Aufklärer Rousseau, z.B., war auch ein Genfer.


    Deshalb soll - laut Le Breton - der Comte de Lalaing, Oberst von 1811-13, etc., etc. (Le Breton kolportiert gleich dessen ganze Familiengeschichte mit Stammbaum, Wappen, etc. Was soll das beweisen?) der Besitzer gewesen sein, dessen Ehe aber kinderlos geblieben sei. Darum liege es nahe, dass eine Schenkung der Rüstung (die, wie gesehen, eben kein Ensemble darstellt) ans Armeemuseum vorgenommen wurde. Wie bitte? Lalaing starb 1859, das Armeemuseum wurde 1905! gegründet...


    Was Le Breton da rauslässt ist selbstgefälliges Geschwafel, das nichts zur Lösung der Kernfrage (wer waren die Besitzer des Helms und des Kürasses) beiträgt. Die Prämisse ist wegen nicht gründlichen Recherchierens falsch, die umständlich zurechtgeschusterte Schlussfolgerung entpuppt sich als gewaltiger rosaroter Elefant. Aber das mit scheinbar ungeheurem Expertenwissen angereicherte Blabla, mit dem Le Breton seine Leser zuzumüllen pflegt, entfaltet leider seine Wirkung. Er wird bejubelt als grosser Experte, der auf alles die Antwort weiss. So sieht halt die Koryphäe aus, die der gläubige Uniformkundler braucht. Der will einfach eine Antwort auf all seine Fragen und die Koryphäe, die ihm das liefert, hat gewonnen. Wenn das Ganze nach bekanntem St.-Hilaire’schem Rezept mit (zu) viel "Salz" angereichert ist, stört das überhaupt nicht.
    Zuletzt geändert von Tellensohn; 18.06.2018, 09:09.
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