An anecdote of Napoleon in 1809... Revue aux Tuileries

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  • Tellensohn
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 16.02.2011
    • 1253

    An anecdote of Napoleon in 1809... Revue aux Tuileries

    Zu diesem Thread im Napoleon Series Discussion Forum:

    The Napoleon Series is a huge archive covering all aspects of the Napoleonic Wars, battles and campaigns, personalities, regiments and eyewitness accounts for all nations involved in the conflict.



    "Le grand nombre de troupes entassées sur neuf lignes, dans la cour du château, semblait devoir rendre toute manœuvre impossible. Mais l’Empereur n’en éprouva pas le moindre embarras et montra, dans cette occasion, une connaissance parfaite des détails de l’école du bataillon."


    Diese Sätze sind einem Bericht des Rudolf Karl Samuel von Luternau (1769-1849) entnommen, ab 1809 Generalinspektor der Eidgenössischen Artillerie, der sich im Rahmen einer von Ende Juli bis Oktober 1810 dauernden diplomatischen Mission in Paris aufhielt. Dort wohnte er am 22. September 1810 einer von Napoleon in den Tuilerien abgehaltenen Revue bei, deren Verlauf er in seinem Tagebuch detailliert schildert.

    Mir ist keine ausführlichere zeitgenössische Beschreibung einer solchen Revue bekannt, die ausserdem auf unterhaltsame Weise Licht auf einzelne Aspekte von Napoleons Charakter wirft.

    Der Tagebucheintrag ist - nebst einigen anderen - in der Revue de Paris vom August 1950 in französischer Sprache veröffentlicht worden und online hier abrufbar (NB: der Verfasser wird irrtümlich "Luternan" genannt):



    Ich vermute, dass das Tagebuch im Original in deutscher Sprache verfasst ist, weiss es aber nicht sicher, da ich es nicht gesehen habe. Eine online-Version scheint es nicht zu geben, jedenfalls konnte ich bisher keine finden. Wie es scheint, befindet sich das Original im Archiv der Berner Burgerbibliothek (komme in nächster Zeit leider nicht nach Bern), wo es unter einem deutschen Titel aufgeführt ist:




    Ein weiterer Hinweis auf ein Dokument, das die Mission Luternaus betrifft, findet sich im Schweizerischen Bundesarchiv. Da ich auch dieses Dokument nicht gesehen habe, kann ich nicht sagen, ob es sich wiederum um das Tagebuch (Abschrift?) handelt oder um ein anderes Dokument. S. den ersten Eintrag hier: https://www.google.ch/search?rls=ig&....0.NEELuCUaYBc (pdf), S. 86, Nr. 566.
  • Tellensohn
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 16.02.2011
    • 1253

    #2
    Fazit:

    Aus Luternaus Bericht geht m.E. klar hervor, dass Napoleon bestens im Bilde war, wie man gemäss Reglement exerzierte und manövrierte, dass er sich aber bei Revuen immer mal wieder ganz bewusst den "Spass" erlaubte, die inspizierten Truppen zu verwirren und die armen Teufel dann für ihr "Fehlverhalten" auch noch in den Senkel zu stellen.

    Die von Wu Tian im NSDF geposteten Vorfälle sind daher m.E. weder exzeptionell noch unglaubwürdig, sie zeugen jedoch nicht von vermeintlich mangelnder Vertrautheit Napoleons mit dem Reglement, sondern von einer nicht zu übersehenden Launenhaftigkeit, die sich u.a. in teils gutmütiger, teils boshafter Schalkhaftigkeit manifestierte.

    Kommentar

    • Sans-Souci
      Erfahrener Benutzer
      Major
      • 01.10.2006
      • 1841

      #3
      Ich sehe da zwei verschiedene Arten des Kommandierens. Was Foy beschreibt, könnte tatsächlich ein von Foy mißverstandenes absichtliches Austesten der geistigen Beweglichkeit der Bataillonskommandeure zu sein, wie bei Luternau:

      L'Empereur a vu les troupes le 10 et le 11. Il a bourré à plusieurs reprises et quelquefois sans motif les généraux de division; il a toujours été bon pour les soldats ; il les a tous vus les uns après les autres; il a reçu un grand nombre de placets et il a accordé beaucoup de grâces. L'Empereur veut que les généraux commandent les troupes et sachent les enlever, mais son grand objet, dans les revues, est de juger l'instruction des chefs de bataillon et d'apprécier les résultats que peuvent donner les régiments dans leur état actuel. Aussi ne souffre-t-il pas qu'on éloigne momentanément les conscrits de l'armée, comme on le fait quelquefois pour rendre les manœuvres plus correctes. L'Empereur n'ordonne que des manœuvres d'une application immédiate à la guerre. Il a fait former une division de trois régiments sur trois lignes , il a ordonné à la première ligne de former le carré perpendiculairement en avant de sa droite, à la seconde perpendiculairement en avant de son centre, à la troisième perpendiculairement en avant de sa gauche. Les trois carrés se sont trouvés en échiquier; ils étaient sur trois rangs comme ceux d'Egypte. L'Empereur fait à chaque instant des commandements précis, exprimant clairement sa volonté, mais qui ne sont pas dans l'ordonnance. Il exige cependant que les généraux de division les répètent sans les traduire ni les commenter; de là des méprises continuelles de la part des chefs de bataillon qui, ne comprenant pas ces commandements, ne peuvent donner le commandement de détail nécessaire pour les faire exécuter. L'ordonnance est bien faite; elle donne les moyens d'arriver avec le plus de célérité et de sûreté possible aux résultats qu'on se propose. S'il y manque quelque chose, il faut la compléter; quand on s'en écartera, il n'y aura plus que du vague pour les officiers.
      Napoleon gab die Befehle den Divisionsgeneralen, die sie nicht in die im Exerzierreglement (im Abschnitt évolutions de ligne) kodifizierten Kommandos übertragen durften, sondern seine Befehle wörtlich wiederholen mußten. Die Bataillonskommandeure mußten quasi denken wie ein Brigade- oder Divisionsgeneral, das gewünschte Manöver selber erkennen und für ihr Bataillon ausführen. So konnte Napoleon einen Eindruck von der Intelligenz der Bataillonskommandeure gewinnen.

      Im anderen Fall dagegen (aus Die französische Armee auf dem Exercirplatze und im Felde, 1861, p. 71):

      als er einmal 1809 auf die Idee kam, im Schloßhofe von Schönbrunn ein Bataillon seiner Garde mit gezogenem Degen selbst zu exerciren, – »faire faire la théorie!« – er dasselbe nach wenigen Commandos so völlig durch einander gebracht hatte, daß er, den Degen einsteckend, einem General zurief: »Que le diable emporte votre f... théorie! Redressez cette cochonnerie!« und zornig in das Schloß eilte.
      kommandierte Napoleon persönlich ("mit gezogenem Degen" - Symbol für die persönlich ausgeübte direkte Befehlsgewalt) ein Bataillon. So wie ich das verstehe, brachte er es durcheinander, weil die Pelotons-Chefs von seinen Kommandos überfordert waren. Entweder weil er die im Exerzierreglement (im Abschnitt école de bataillon) kodifizierten Kommandoworte nicht korrekt oder vielleicht auch nicht deutlich/laut genug wiedergab, was zu Mißverständnissen führte, oder weil er beim jeweils nächsten Kommando nicht wartete, bis das vorherige vollständig ausgeführt worden war.

      Ein Manöver bis in die Bewegung des letzten Mannes zu verstehen, und die kodifizierten Befehlsworte korrekt wiedergeben zu können, sind zwei verschiedene Fähigkeiten. Für letzteres bedarf es vieler Routine oder vorheriger Wiederholung.

      Natürlich ist es auch im Schönbrunner Beispiel möglich, daß Napoleon absichtlich und unfairerweise das Bataillon durcheinanderbrachte. Das war leicht. Für viele Offiziere ist auf der Ebene des Capitaine das Ende der Karriere erreicht, und bei sechs Peloton-Chefs war sicher immer mindestens einer dabei, der zwar in der Mechanik des Bataillonsexerzierens gut funktionierte, aber sich nicht mehr um die für ihn unerreichbaren höheren Kommando-Ebenen bekümmerte.

      Kommentar

      • Tellensohn
        Erfahrener Benutzer
        Chef de Bataillon
        • 16.02.2011
        • 1253

        #4
        Nichts, dem ich widersprechen wollte. Scheint mir alles plausibel.


        @admin

        Eigentlich gehört dieser Thread ja eher ins Unterforum "Napoleon". Hatte wohl gerade "Luternau" im Kopf, als ich "Sonstige Persönlichkeiten" wählte, aber um ihn geht es hier ja nicht wirklich. Könnte man den Thread evtl. ins Unterforum "Napoleon" verschieben?

        Gruss, T.

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