Bernadotte vs. Napoleon

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  • Sandy
    Neuer Benutzer
    Cantinière
    • 03.03.2007
    • 6

    Bernadotte vs. Napoleon

    Stimmt es, dass man Bernadotte als den besseren Napoleon bezeichnen kann, der diese Macht besser genutzt hätte, und auch verdient?

    Ich habe gefunden,dass ein paar Jahre nach Abschaffung der Bourbonenherrschaft viele es als das beste ansahen, eine Diktatur wieder aufzubauen. Und viele hätten dafür mit Bernadotte geliebäugelt. Nur sei ihm Napoleon mit dem Staatsstreich vom 18.Brumaire zuvorgekommen, wodurch Bernadotte eine Zurückhaltung zur Schau gestellt haben soll, die er aber gar nicht wirklich besessen haben soll.

    Und dass er, nachdem seine militärische Karriere weiter fortgeschritten, und er schließlich Marschall war, er sich betont unfähig und untätig verhalten hat, um sich aus Schlachten, etc. rauszuhalten, bei denen er eine Fehleinschätzung der Lage von Seiten Napoleons sah? Und er als eine Art "Rache" dafür von Napoleon als Sündenbock für militärisch inkorrekte Einschätzungen genommen worden sei.

    Dass er trotz allem, nachdem er schwedischer Kronprinz und König geworden ist, immer noch ein Patriot war, Frankreich am Anfang politisch unterstützt hat, z.B bei der Kontinentalsperre. Und dass er sich erst gegen Frankreich, bzw. napoleon richtete, nachdem dieser Schwedisch-Pommern besetzen ließ.
    Und er darauf gedrängt hat, französischen Boden nicht zu betreten, Frankreich maximal auf seine ursprüngliche Größe zu dezimieren, umd Napoleon zu beschämen (wie dieser es gerne machte), um die Zuneigung der Franzosen zu gewinnen, da er eigentlich den französishcen Thron innehaben wollte, ihn aber nicht mit Waffengewalt einnehmen wollte.

    Kann man Bernadotte aber als eine Art besseren, vernünftigeren Napoleon ansehen. Und existierte dieser starke Zwist zwischen den beiden wirklich?
    Zuletzt geändert von Sandy; 18.04.2007, 12:51.
  • HKDW
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 02.10.2006
    • 2962

    #2
    Sieh Dich mal in den Thread mit Bernadotte bei Jena um und im alten Forum hatten wir einen sehr langen Thread genau über dieses umstrittene Thema.

    Bernadotte hat auf jeden Fall das erreicht was Bonaparte nie erreicht hat, er hat genau die Erbdynastie erfolgreich gegründet, um die Bonaparte so gekämoft hat.

    Andereseits wurde die Person Bernadottes erfolgreich durch eine Schmutzkampagne Napoleons und dessen Anhänger (hautpsächlich letztere) demoniert.

    Kommentar

    • Sandy
      Neuer Benutzer
      Cantinière
      • 03.03.2007
      • 6

      #3
      meinst du diese Kampagne, wo sie behauptet haben, dass Bernadottes Bruder an Irrsinn gestorben ist, und Bernadotte auch voll des Irrsinns sei?

      Kommentar

      • HKDW
        Erfahrener Benutzer
        Colonel
        • 02.10.2006
        • 2962

        #4
        Nicht nur das, les doch mal den Thread über Bernadotte und den "Verräter" bei Jena nach, alles aus der Luft gegriffen - eine viktimisierungskampagne.

        Kommentar

        • Lutz Langer
          Erfahrener Benutzer
          Sergent-Major
          • 03.11.2006
          • 178

          #5
          Hallo Sandy,

          (hallo Ihr anderen! Wundert Euch nicht: ich gucke hier doch immer wieder mal, ob ich nicht was wichtiges verpasse; den Jena-Thread müssen wir aber ein ander mal fortsetzen)

          Deine Zusammenfassung ist m.E. ziemlich falsch.

          Die napoleonische Seite hat häufig falsche Behauptungen aufgestellt hat und tut dies auch heute noch (sowohl das angebliche Versagen bei Jena als auch der angebliche Irrsinnsbefall eines Bruders gehören dazu). Das heißt aber nicht, dass manchmal das Gegenteil der Fall sei. Die Wahrheit liegt sicher irgendwo dazwischen. Und empfehlenswert sind Bernadotte-Biografien wie die von Barton, Girod de l'Ain oder Wencker-Wildberg.

          Bernadotte ist kein "Napoleon" gewesen (was soll auch ein "Napoleon" anders gewesen sein, als die Person Napoleon selbst?). Und, Bernadotte ist keine klare Gestalt, sondern eher - wie aber viele Menschen - zwiespältig und widersprüchlich in sich. Ein Republikaner, der König wurde (vermutlich konnte er damit leben, dass er ja von den Schweden gewählt wurde). Ein herzlicher, aber manchmal arrogant wirkender Mensch, den manche als tiefgreifend, andere als oberflächlichen Schwätzer sahen.

          Und gerade auch die - selten anerkannten - Beweise, dass Bernadotte entweder bei Jena, Eylau und Wagram "unschuldig" oder teilweise gut bis hervorragend war, wie bei Halle, Lübeck, Mohrung, Wagram (!), Dennewitz (weil es seine Planung war!) und Leipzig (trotz Kritik im Vorfeld; es war seine Grundplanung in Trachtenberg und bei Leipzig war er stark am Sieg zum Schluss beteiligt, was ev. noch der Erörterung bedürfte) zeigt, dass Deine obige Annahmen nicht so stimmen (können).

          Bernadotte ist viel komplizierter zu sehen. Und manches war sicher nicht so geplant; bei anderem war er äußerst geschickt (z.B. Norwegen zu erlagen trotz widrigster Umstände).
          Es ist am besten, eine der genannten Biografien zu lesen, denn, wenn sie auch unterschiede enthalten, so zeigen sie alle doch ein sehr ähnliches Bild, was nicht das der napoleon-freundlichen Gegner Bernadottes ist (der angebliche Verräter), noch der preußisch-kritischen, die lieber Blücher und von Bühlow als Held sehen wollen.

          Liebe Grüße

          Lutz

          Kommentar

          • Latour-Maubourg
            Erfahrener Benutzer
            Sergent-Major
            • 01.10.2006
            • 196

            #6
            wer mich kennt weiss dass ich kein Freund der Preußen bin, trotzdem würde mich mal interessieren wo Bernadotte einerseits bei Wagram und andererseits bei Dennewitz/Leipzig bzw der 1813-14 Campagne generell den brilliert haben soll.

            Kommentar

            • Lutz Langer
              Erfahrener Benutzer
              Sergent-Major
              • 03.11.2006
              • 178

              #7
              "brilliert" habe ich nicht gesagt.

              Wie auch immer:
              Wagram, eine Geschichte für sich, ist eine ähnliche Verläumdungsgeschichte gewesen wie Jena. Bernadotte hat ziemlich auf verlorenem Posten mit seinen Sachsen gestanden, musste bis tief in die Nacht kämpfen, während sonst größtenteils Ruhe herrschte und hätte, so mind. ein (mir leider nicht bekannter) Militärhistoriker die Österreicher vermutlich geschlagen, hätte er die notwendige Unterstützung bekommen, die er von Napoleon verlangt hatte. Letzterer hat insg. bei Wagram keine dolle Leistung gezeigt und sinnlos Leute verheizt. U.a. hat Bernadotte wohl derartige Verheiz-Befehle Napoleon gegenüber verweigert (u.a. hat Bernadotte Verwundete gegen den Befehl Napoleons (!) bergen und versorgen lassen!). Der große Streit Bernadotte - Napoleon wegen Wagram, der zur "Ungnade" führte, ist etwas sehr blödsinnig, denn es scheint gut zu sein, dass Bernadotte aufgrund des Menschenverachtenden Umgangs mit den Soldaten schon fast zurückgetreten war.

              Dennewitz war Bernadottes Planung als Oberbefehlshaber, die von Bülow ausführte. Wird häufig so nicht dargestellt, ich habe aber inzwischen auch da Bücher, die das so richtig darstellen. (Analog, dass Napoleon ja Feldherr von Austerlitz war, aber auch selber nicht kämpfte, sondern seine Marschälle ausführen ließ.)
              Hier mehr für Bülow draus zu machen, mag dem Befreiungskampf oder der Preußischen Selbstbeweihräucherung gedient haben, wird Bernadotte aber nicht gerecht, denn Bülow hat, außer dem Plan zu folgen, nix sonderliches getan (naja: dem Plan zu folgen, fiel Bülow häufig schwer; hier tat er es aber).

              Der Trachtenberger Grundplan der in der Schlacht bei Leipzig gipfelte, war Bernadottes Plan. Auch wenn Schwarzenberg letztlich dann den Oberbefehl bekam: Bernadotte hatte hier maßgeblich den Anteil, dass Napoleon nach den anfänglichen Erfolgen so in die Leere lief. Erst mit Durchführung des Trachtenberger Plans und den ersten Erfolgen der Nordarmee stellte sich die Wende ein. Nicht falsch verstehen: Maßgeblicheren Anteil am Erfolg hat hier natürlich dann Blücher.

              Leipzig konkret: Wirkte er teilweise vorher auch zögerlich, so hat er vor Leipzig - insbesondere er persönlich (!) im Gegensatz zu manch anderem hohen Militär (Blücher natürlich ausgenommen) - hart und gut gekämpft.
              Ehrlich gesagt glaube ich aber auch, dass Bernadotte dieses Leipzig so nicht gewollt hat. U.a. wegen der absehbaren hohen Menschenverluste.
              Ich glaube, er hatte gehofft, dass 2 der 3 Armeen Napoleon (ohne andere Armeen wie die z.B. von Oudinot/Ney und Davout, der ja nie eingriff) z.B. bei Leipzig stellen könnten. Vielleicht hätte Napoleon weniger verlustreich geschlagen werden können...

              Es geht nicht so sehr darum, wie "brilliant" oder - wenigstens - wie nicht schlecht er hier war, sondern dass neben den Napoleon-freundlichen Autoren, die Bernadotte häufig als Unfähig, schlecht und als Verräter darstellten, es gerade die Preußen waren, die ihn schlecht machten.

              Dies mag u.a. daran gelegen haben, dass viele von ihnen von Bernadotte zuvor geschlagen worden waren (u.a. Blücher bei Lübeck; Bernadotte forderte zwei mal die Kapitulation, die Blücher letztlich annahm). Die Preußen wollten ihren alten Besieger einfach schlecht machen um die Lorbeeren in ihrem Befreiungskampf selber mehr zu ernten.

              Weiteres Beispiel:

              Großbeeren! Angeblich von Bülow gegen den Willen Bernadottes durchgeführt.
              Bülow hatte, sich nicht an die Weisung Bernadottes gehalten, Großbeeren leichtsinnig verloren, weil er nicht ordentlich Stellung gehalten hatte und wollte (diese Schmach austilgen!) es zurückerobern. Bernadotte, der mit Bülow immer wieder Auseinandersetzungen hatte, wollte sich zurückziehen (was auch Sinn machte, denn Bülow hatte ja blödsinnig versagt). Allerdings ließ er sich dann doch von Bülow überzeugen (was viele nicht wissen) und genehmigte den Angriff, als Bülow schon weg war und ließ diese Genehmigung (und nicht "Genehmigung nach dem Kampf"!) Bülow übermitteln.

              Großbeeren war keine (!) Schlacht, sondern nur ein relativ kleines Gefecht (im Gegensatz zu Dennwitz). Die Bedeutung für die Deutsche Geschichte liegt darin, dass nach großer Durststrecke die Preußen (obwohl ja Bernadotte als Schwede das Oberkommando inne hatte) endlich mal was gewannen. Großbeeren wurde so vollkommen überbewertet, gab aber sehr viel Moral und Zuversicht.
              Trotzdem heißt es immer: gegen den Willen Bernadottes durchgeführt ...

              So machten die Preußen ihre Helden und Bernadotte schlecht.

              Liebe Grüße

              Lutz
              Zuletzt geändert von Lutz Langer; 24.04.2007, 23:10.

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