Neuverfilmung Krieg und Frieden

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  • Tom
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 03.10.2006
    • 1068

    Napoleon usw. in historischen Filmen

    Sowohl in der aktuellen "Krieg und Frieden"-Verfilmung als auch in der "Andreas Hofer - Freiheit des Adlers"-Verfilmung fällt mir neben den zahlreichen Uniform- usw. Fehlern auf, dass es in kaum einem Film eine halbwegs adäquate Napoleonrolle gibt (Ausnahme: "Waterloo" mit Rod Steiger unter Bondartschuk!). Wenn man den zuerst genannten Filmen glaubt, war Napoleon mittelmäßig begabt bis infantil, räsonnierte ständig vor seinen Marschällen und war vor allem gefühlsgeleitet. Na ja... Ähnlichkeiten mit früher lebenden Personen sind rein zufällig

    Zu den Russen: kein Mensch redete damals vom Zaren, Alexander war KAISER (siehe dazu auch die Bemerkung von Mikaberidze in seinem neuen Borodino-Buch). Warum bei den Husaren immerzu Hauptleute rumlaufen, weiß auch niemand; der Rittmeister scheint ausgestorben zu sein. Dabei hieß der sogar im Russischen "Rottmistr". In der Hütte bei Tarutino wird eben noch ein weiterer russischer Marschall kreiert, der dem Feldmarschall Kutusow die Nachricht vom Abzug Napoleons aus Moskau überbringt. Planstellen für Marschälle scheint es in Russland ja zuhauf gegeben zu haben. Das der Kriegsrat von Fili statt in einer Bauernhütte in einem Palast statfindet, hat Pierre-Yves ja bereits richtig bemerkt. Warum, weiß ebenso kein Mensch...

    NB: Papierrubel gab es übrigens schon, z.B. hat Barclay vom Kaiser (sic!) 50.000 für Borodino als Ehrengeschenk erhalten.

    Viele Grüße, Thomas H.

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    • James Edward RN
      Neuer Benutzer
      Enfant de Troupe
      • 07.01.2008
      • 3

      Zitat von Blesson Beitrag anzeigen
      Tja, wenn da nicht der moderne Konzerflügel gewesen wäre, dessen Mechanik und dessen Hersteller ein bißchen zu deutlich zu sehen waren. Ein Hammerklavier wäre besser gewesen. Oder täusche ich mich da?
      In der Tat: Ein Hammerklavier wäre besser gewesen. Und musikalisch fielen mir noch einige Patzer auf: Da wird in einigen Szenen munter Akkordeon gespielt.
      Wohl um wenigstens ein bißchen "russische Seele" in den Film zu bringen.
      Dummerweise war dieses Instrument noch gar nicht erfunden.
      Und dann die Gitarren!!!:devil: Zu sehen sind zumeist sechssaitige Konzertgitarren mit moderner Stimmechanik! Die Stimmechaniken der damaligen Gitarren ähneln der eine Violine! Kommen also gänzlich ohne Zahnräder aus.
      Weiterhin haben die Gitarren zumeist sechs Saiten! Die Gitarre hatte sich zu dieser Zeit zwar bereits in Russland durchgesetzt. Allerdings wurde (und wird) in Russland in der traditionellen (Volksmusik) eine siebensaitige Guitarre geschlagen oder gezupft!

      Abgesehen von den musikalischen Patzern fiel mir noch folgendes auf: Cherchez le chien! Ein ganz eklatanter Continuity-Fehler:
      Pierre bekommt beim Abmarsch von seinem Mithäftling einen Hund geschenkt. Als der Mithäftling auf dem Marsch stirbt, läuft das treue Tier zu seinem ehemaligen Besitzer. Wahrscheinlich um an Ort und Stelle zu verhungern und so seinem Vorbesitzer in die ewigen Jagdgründe zu folgen. Wir wissen ja alle, wie treu und selbstlos diese Tiere sind!
      Der Hund taucht von nun an nicht mehr auf. Ist er wirklich zu seinen Ahnen abgeritten? Nein! Als Pierre auf einem Panjewagen am Haus der Rostows vorbeifährt ist das Tier wieder da! Welch Wunder!
      Vita aula equulorum non est!

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      • pique51
        Erfahrener Benutzer
        Sergent
        • 02.10.2006
        • 117

        Ja, mit dem Hund ist es schon eine Sache.
        Sehr amüsant fand ich auch dieses permanentes Wechsel der Wetterlage. Beim Einzug in Moskau herscht schon Winter mit Schnee (für Mitte September sogar in Russland etwas gewagt...), und dann doch Indiansummer im Schloß der Bolkonskis, die aber in der Einmarschschneise der Franzosen stehen sollen...Grübel, Grübel...
        Und dann wenn die Franzosen Moskau verlassen, ist es gleich auch sofort der Winter da...Malojaroslavets existiert auch in dem Fall nicht...

        Was ist eigentlich aus der Frau von Pierre geworden ???
        Man erfährt nur, daß sie sich eine Geschlechtskrankheit bei diesem berühmten General/Marschall (von dem wir noch nichts gehört haben...) geholt hat, aber danach ist Nachrichtensperre, und plötzlich heiratet Pierre seine Natascha !

        Auch wenn der Film Uniformschwäche hat, was man auf Beratungsschwäche zurückführen konnte (oder Beratungsresistenz???), könnten sie wenigstens an dem Szenario etwas feilen, und solche Schwäche verhindern. Die kosten wenigstens nichts, und zeigen einfach nur die Inkompetenz des Teams !!!

        Schöne Grüße
        PY

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        • schluppkothen
          Benutzer
          Caporal
          • 19.10.2006
          • 75

          Die Frau von Pierre ist doch an einer schrecklichen Krankheit gestorben.....

          Vielleicht hieß diese "Erkenntnis, in einem mittelmäßigen Film mitgewirkt zu haben"

          Ein Gutes hat diese Verfilmung nun doch:

          Es ist vorbei !

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          • Madame de Canisy
            Erfahrener Benutzer
            Sergent
            • 03.10.2006
            • 148

            War's vielleicht die Syphilis, die die gute Hélène dahin gerafft hat? Man hätte allerdings glatt verpassen können, dass sie verschieden ist, denn es wurde nur in der Erzählung von Mutter Rostowa erwähnt.

            Ich fand es doch etwas merkwürdig, dass Napoleon (bis auf den Kutscher) völlig allein die Armee verlassen hat - ganz so war's nun doch nicht! Mindestens mal der gute Caulaincourt war dabei, dann - glaube ich - ein Mamelucke und ein paar Gendarmen (?). Und dann bei dem bisschen Pulverschnee einen Schlitten? Den hätte ich bei Tiefschnee genommen, aber so wurde der viel zu dünne Darsteller des Kaisers ordentlich durchgeschüttelt.

            Am meisten hat mich wieder mal geärgert, wofür das schöne Schloss Peterhof herhalten musste: nicht nur dass Besuchow dort gewohnt hat (Aussenansicht), im letzten Teil mussten das wunderschöne Treppenhaus und der ein oder andere Saal als Kreml in Moskau herhalten!

            Ja, der Hund ... ich hatte erwartet, dass der Hund beim dem Toten erst noch ein wenig jault und dann Besuchow hinterherläuft. Die Einstellung hätten sie ruhig noch drehen können.

            Mir fehlten ein paar Sachen, die ich vom Buch her noch einigermaßen in Erinnerung habe:
            • Maschas seltsame Versammlungen. Sie hatte doch dann und wann Eremiten und solche Leute bei sich zuhause.
            • Pierres Aufenthalt bei den Freimaurern. Ich denke, ein wichtiger Teil der Geschichte, weil es ja für ihn eine gewisse Wandlung bedeutete. (Zumindest ist erklärt, warum Pierre von Anfang an dünn dargestellt wurde - ohne den Entzug bei den Freimaurern wäre wohl nur schwer zu erklären gewesen, wo die Pfunde geblieben sind.)
            Insgesamt gesehen war es eine ganz nette Unterhaltungsserie, aber den Anspruch "Wenn Sie den Film gesehen haben, haben Sie das Buch [quasi] gelesen", mit dem das ZDF ja warb, den erfüllt der Film mit Sicherheit nicht. Vor allem fehlten mir aber Zeitangaben, Monat/Jahreszeit und Jahr bestimmter Geschehnisse, bei Schlachten den genauen Tag. So konnte man den zeitlichen Ablauf nicht erkennen - als Laie schon mal gar nicht und auch nicht, wenn die Lektüre des Buches schon einige Zeit zurückliegt.
            Aber wie schon weiter oben geschrieben wurde, wenn es wieder ein paar Leute in die Napoleonik bringt - na dann ok.
            Adrienne-Louise-Hervé Carbonnel de Canisy

            "Ein jeder soll nach seiner Fasson selig werden." Friedrich II von Preußen

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            • Blesson
              Erfahrener Benutzer
              Adjudant
              • 03.10.2006
              • 778

              Zitat von schluppkothen Beitrag anzeigen
              Die Frau von Pierre ist doch an einer schrecklichen Krankheit gestorben.....

              Vielleicht hieß diese "Erkenntnis, in einem mittelmäßigen Film mitgewirkt zu haben"

              Ein Gutes hat diese Verfilmung nun doch:

              Es ist vorbei !
              Schluppkothen,

              falsch, falsch, falsch, es ist ein Gottesurteil:

              Im Roman ist es die Bräune, vulgo endemisch Gelbsucht, die unsere intrigante Helene Besuchova hinwegrafft, hier im Film muß natürlich das sittenwidrige Lustwandeln mit Syphilis bestraft werden. Ein Gottesurtheil in Sachen eheliche Untreue sozusagen. Voilà, Gott strafe mich, wenn ich unrecht haben sollte.

              LB
              Zuletzt geändert von Blesson; 17.01.2008, 18:52.
              Do, ut des

              http://www.ingenieurgeograph.de

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              • James Edward RN
                Neuer Benutzer
                Enfant de Troupe
                • 07.01.2008
                • 3

                Echt Syphilis? Wurde das im Film irgendwie erwähnt? Irgendwie sahen die Geschwüre garnicht nach hartem Schanker aus! Und auch die Stellen, an denen sie auftraten (Bei ihm Achselhöhle, bei ihr am Rücken) scheinen mir doch eher untypisch für eine Syphilis (Wenn auch nicht gänzlich unmöglich). Also ich hätte da eher auf Fleckfieber getippt. Auch die Farbe der dargestellten Ulcera passt eher auf das Fleckfieber.
                Seid ihr Euch sicher, daß irgendwo der "morbus gallicus" erwähnt wurde?
                Zuletzt geändert von James Edward RN; 17.01.2008, 23:45.
                Vita aula equulorum non est!

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                • schluppkothen
                  Benutzer
                  Caporal
                  • 19.10.2006
                  • 75

                  Was ihr alles wißt........!
                  Muss ich mir Sorgen machen?

                  Kommentar

                  • pique51
                    Erfahrener Benutzer
                    Sergent
                    • 02.10.2006
                    • 117

                    Aber, falls es die Syphillis sein sollte, dauert es normaler Weise Jahre bis man dahinraft, oder?
                    Daher wäre sicherlich etwas anderes wie gelbsucht z.B. sicherlich effizienter?

                    Mir ist nach hinein aufgefallen, daß wir etwas bei dieser Verfilmung vermißt haben...Kommt ihr darauf? Nein ?


                    ES SIND KEINE GARDE GRENADIERS ZU SEHEN !!!!

                    Das heißt, sie haben endlich die zahlreichen schlechten Kostümen, der Garde Grenadiers, die über die letzten 30 Jahre im Einsatz waren, mit billigen Stoffen und die alten Wäschepulvertrommel mit Kunstfell darüber als Bärenfellmütze ENDLICH MAL WEG !!!

                    Ist es nicht eine gute Nachricht...!!!

                    Schöne Grüße
                    Pierre-Yves

                    Kommentar

                    • Bom
                      Neuer Benutzer
                      Cantinière
                      • 16.01.2007
                      • 8

                      ...und soweit ich mich entsinnen kann, war doch Napoleon nie ohne Begleitung seiner Leibgarde (Gardejäger) unterwegs, egal wohin, oder?

                      Kommentar

                      • joerg.scheibe
                        Erfahrener Benutzer
                        Capitaine
                        • 02.10.2006
                        • 592

                        @ Bom, gerade Begleitung der Schlittenpartie durch Russisch Polen wird sowohl den Chasseurs á Cheval, als auch den Polnischen Garde-Lanciers zugeschrieben.

                        Gruß
                        Jörg
                        The light at the end of the tunnel
                        is from an oncoming train.

                        Kommentar

                        • Bom
                          Neuer Benutzer
                          Cantinière
                          • 16.01.2007
                          • 8

                          Enttäuschung pur...

                          Ich frage mich immer noch, warum sich bloß keiner der größeren Regisseure wie Ridley Scott der Verfilmung angenommen hatte - da hätte man ohne große Spekulationen auf einen vernünftigen Film hoffen können, und zwar mit allem was halt dazu gehört.

                          Kommentar

                          • joerg.scheibe
                            Erfahrener Benutzer
                            Capitaine
                            • 02.10.2006
                            • 592

                            Nachgekartet

                            So, weil ich an anderer Stelle abfällig schrieb, habe ich mir das Buch noch mal vorgenommen (auch um zu ermitteln, welche der Vorwürfe an den Autoren gehen und nicht an das Filmteam):
                            Ich revidiere meine Meinung - Krieg und Frieden zählt für mich nicht mehr unter die Top-Ten-Langweiler. (Rückt aber auch nicht auf die "Page-turner"-Liste ).

                            Es ist eine Frage, was man von dem Buch erwartet.

                            Ansonsten sind unzeitgemäße Epauletten, Walzer, Koffer und falsche Georgskreuze durch Meister Tolstoi vorgegeben.
                            Wenn das Filmteam eine Ahnung gehabt hätte, hätte es sich zwischen Werktreue und historischer Treue entscheiden müssen.

                            Nichtsdestotrotz bleibt das, was ich vom Film sah, in die Kategorie "Grottenschlecht" einzuordnen.

                            Jetzt will ich nicht länger langweilen.
                            Jörg
                            Zuletzt geändert von joerg.scheibe; 15.04.2008, 22:06.
                            The light at the end of the tunnel
                            is from an oncoming train.

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