Wirkung von Regen und Nässe auf Schußwaffen

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  • chretzel
    Neuer Benutzer
    Soldat
    • 26.11.2006
    • 17

    Wirkung von Regen und Nässe auf Schußwaffen

    Ich habe gelesen, daß Schlachten wegen Regenguß abgebrochen oder verschoben wurden, weil das Schwarzpulver der Kanonen dann nicht zündete.
    Leider habe ich keine Quelle mehr. Eine Frage an die Wissenden: Stimmt das?
  • HKDW
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 02.10.2006
    • 2969

    #2
    welche schlacht denn, gerade Kanonen dürften da doch wenig Probleme haben.

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    • chretzel
      Neuer Benutzer
      Soldat
      • 26.11.2006
      • 17

      #3
      Welche schlacht weiss ich leider nicht. Soweit ich mich erinnern kann, konnte Napoleon während eines Feldzugs in Oberitalien eine vorteilhafte Position nicht ausspielen, weil das Regenwetter nicht aufhören wollte und er wegen des nassen Pulvers nicht angreifen konnte.

      Hat das nur mit der Lagerung des Pulvers zu tun? Wenn Wasser für Kanonen kein Problem war, konnten sie also bei jedem Wetter feuern?

      Kommentar

      • HKDW
        Erfahrener Benutzer
        Colonel
        • 02.10.2006
        • 2969

        #4
        Die Schlacht von Dresden war ja auch sehr regenreich und ist denoch geschlagen worden, mich würde jetzt die Aussage einer Quelle interessieren, die das behauptet, dass Kanonen im Regen nicht schießen können, bzw die obskure Position in Oberitalien.
        Wenn es so stark geregnet hat dass man den Gegner nicht mehr sieht, hatte die Verschiebung der Kampfhandlung vielleicht auch andere Gründe.

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        • joerg.scheibe
          Erfahrener Benutzer
          Capitaine
          • 02.10.2006
          • 593

          #5
          Als Gegenbeispiel sei noch erwähnt, daß Maj.Mente berichtet, in der Schlacht von Dennewitz wäre einem preuß. Geschützführer durch heftigen Regen ständig die Lunte ausgegangen. Erst ein Blitzeinschlag in einem Baum hätte für die Möglichkeit gesorgt, die Lunte wieder zu entzünden.
          Und Dennewitz ist auch nicht abgebrochen worden.

          Jörg
          The light at the end of the tunnel
          is from an oncoming train.

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          • chretzel
            Neuer Benutzer
            Soldat
            • 26.11.2006
            • 17

            #6
            Bin gerade auf der Suche nach Quellen, aber es ist nicht leicht, was zu finden, außer das vom Regen aufgeweichter Boden oft die Marschleistung stark beeinträchtigt hat. Das galt bestimmt vor allem für die schweren Kanonen.

            Aber wenn das Schießpulver Feuchtigkeit ausgesetzt ist, wird es dann nicht unbrauchbar? Und wird beim Ladevorgang ist doch die Treibladung für einige Zeit nur durch dünnen Stoff vom Regen getrennt..

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            • wufi
              Erfahrener Benutzer
              Tambour-Major
              • 03.10.2006
              • 311

              #7
              Das Steinschlossystem war schon wetteranfällig.
              War das Luntenschloss im Regen total unbrauchbar, so war es das Steinschloss teilweise (Erst das Perkussionssystem war recht wetterunempfindlich).
              @ HKWD: Scharzpulver, auch in gekörnter Form, reagiert nicht besonders positiv auf Wasser

              Denn Frage: Wie lange gelingt es einem Soldaten sein Pulver, das Zündkraut, die Pfanne und den Lauf trocken zu halten, und das alles noch im Gefecht?
              Ein Gutes Beispiel ist Grossbeeren, da "schiffte" es fast die ganze Zeit. Die Artillerie funktionierte (erscheint mir klar, dass es für die Art. einfacher war das Pulver trocken zu halten). Die Inf. schoss auch lange, aber die zweite Hälfte der Schlacht musste sie im Handgemenge mit Bajonett und Kolben kämpfen, weil eben inzwischen alles durchnässt war und somit das schiessen unmöglich war.
              Zuletzt geändert von wufi; 21.06.2007, 10:17.
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              • Gunter
                Erfahrener Benutzer
                Chef de Bataillon
                • 01.10.2006
                • 1377

                #8
                Von einer wegen Regen abgebrochenen Schlacht habe ich noch nichts vernommen. Normalerweise konnte die Infanterie bei anhaltendem Regen nicht mehr feuern. Bei der Artillerie sah das anders aus, denn die Munition wurde in idealerweise wasserdichten Protzkästen und Munitionswagen mitgeführt. Auch beim Laden war die Treibladung nur ganz kurz dem Regen ausgesetzt, da der Lader sie direkt aus seiner Kartuschtasche entnahm. Grundsätzlich kann man sagen, dass im Vergleich zur Infanterie nur ganz wenige Schuss in den Kartuschtaschen am Mann getragen worden sind. Daher konnte auch nicht so viel nass werden. Zudem wurde die Patrone auch erst im Rohr per Nadel geöffnet und nicht außerhalb mit den Zähnen wie bei der Infanterie. Man kann auch nicht behaupten, das durch das Zündloch und die Mündung eindringende Wasser hätte eine Auswirkung auf das Pulver gehabt, denn das dürfte beim Abschuss verdunstet sein.
                Die Hauptschwierigkeit bei der Artillerie bestand darin, die Lunten am Brennen zu halten. Dafür gab es in den verschiedenen Armeen spezielle Behältnisse für Normalbetrieb und bei Regen. Man liest, dass zum Teil auch hohle Baumstämme und leere Muniwagen benutzt wurden um ein Feuer zu unterhalten. Jedenfalls feuerte die Artillerie eigentlich immer, auch wenn alle anderen das nicht mehr konnten.

                Grüße,

                Gunter

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                • pique51
                  Erfahrener Benutzer
                  Sergent
                  • 02.10.2006
                  • 117

                  #9
                  Bei Regen hatten die GEschütze in der Regel weniger Probleme als Steinschloßgewehre. Wir haben letztes Wochenende immer wieder Regen an dem Samstag gehabt, auch während des Gefechts. Wir konnten zwar dann immer noch schießen, aber die Anfälligkeit wawr größer.
                  Wenn es aber ein Dauerregen wie in Dresden oder an der Katzbach ist, dann kann kein Gewehr mehr schießen...

                  Grüße
                  PY

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                  • Cuirassier
                    Erfahrener Benutzer
                    Tambour-Major
                    • 20.10.2006
                    • 275

                    #10
                    stichwort katzbach, da gibt es einen interess. bericht von marbot 1813;
                    ...preussische truppen drangen von allen seiten vor. schon nach kurzer zeit sah sich mein regiment einer feindl. infbrigade gegenüber, deren musekten durch regen ausser gefecht gesetzt waren. sie vermochten nicht einen schuss abzugeben.....wir versicht das preuss. karree aufzubrechen, doch unsere pferde wateten bis zum sprunggelenk im matsch und konnten nur schritt gehen.....wir waren einander so nahe...wir konnten mit unseren säbeln auf ihre musekten schlagen....aber kamen nicht durch den starren bayonettwald......es gings wohl so eine halbe stunde....wir kamen nicht mit unseren kurzen säblen heran...der gegner konnt nicht schiessen....der zustand wurde langsam lächerlich....erst als die 6ten lanciers zur hilfe kamen....wurden etliche preussen getötet, und die 23. und 24. chasseurs vermochte ins karree einzubrechen.....
                    Ein Soldat kann seinen Kopf verlieren, aber niemals einen Knopf!

                    Kommentar

                    • HKDW
                      Erfahrener Benutzer
                      Colonel
                      • 02.10.2006
                      • 2969

                      #11
                      Ist die Geschichte von preußischer Seite belelgt, hört sich ja mal wieder fablehaft an.

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                      • Cuirassier
                        Erfahrener Benutzer
                        Tambour-Major
                        • 20.10.2006
                        • 275

                        #12
                        das würde mich schwer wundern....aber ein karree das nicht feuern kann....ist eine leicht beute für ulanen....*)!
                        Ein Soldat kann seinen Kopf verlieren, aber niemals einen Knopf!

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                        • wufi
                          Erfahrener Benutzer
                          Tambour-Major
                          • 03.10.2006
                          • 311

                          #13
                          Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
                          Ist die Geschichte von preußischer Seite belelgt, hört sich ja mal wieder fablehaft an.
                          HKDW scheint ein skeptiker zu sein. Ich finds plausibel.
                          Je l'ay emprins

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                          • Tom
                            Erfahrener Benutzer
                            Chef de Bataillon
                            • 03.10.2006
                            • 1072

                            #14
                            Schlachtführung bei Regen

                            ... nach meiner Erinnerung aus der Lektüre zahlreicher Memoiren lässt sich das Vorgesagte bestätigen, d.h. Artillerie kann weiter feuern, Infanterie nicht (Katzbach, Dresden, Hagelberg 1813). Natürlich wirkt sich das zunächst auf beide Seiten gleich aus, so dass das Gefecht weiter gehen kann, wobei dann Säbel, Bajonett und Kolben die Hauptarbeit verrichten (einige Ausnahmen gab es freilich: bei starkem Gewittersturm sind die Gefechte auch schon mal stillschweigend eingestellt worden und alles hat sich unter Dach und Fach verzogen).

                            Interessant ist jedoch, wie das Wetter die Kräfteverhältnisse verändern kann. Bestes Beispiel m.E. ist hierfür Dresden, wo Napoleon - obwohl 1813 eigentlich hinsichtlich Zahl und Güte seiner Kavallerie stets im Nachteil - durch Massierung der (auch sächsischen) Kürassiere am rechten Flügel ein lokales Übergewicht erreicht und einige Tausend (10-15.000?) österr. Infanteristen - die nicht schießen können - gefangen nimmt.

                            Viele Grüße, Thomas H.

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                            • admin
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                              Colonel
                              • 30.09.2006
                              • 2690

                              #15
                              Katzbach

                              Da schaue ich fasziniert Euren Ausführungen zu (klasse Thread, sehr interessant) und vergesse, dass ich im Regal das sehr ausführliche Buch Die Schlacht an der Katzbach am 26. August und die Verfolgung bis zum 1. September 1813, von Wilhelm Sattig, erschienen in der Reihe "Beiträge zur Geschichte der Befreiungskriege" (Heft 4), habe (Oli, Danke für den Hinweis ).

                              Dort finden sich die folgenden Hinweise:

                              Gegen Mittag ließ York seine Kolonnen vorrücken und dieser ließ nach Auffahren der Artillerie die Vorhut-Infanterie sowie die ostpreußischen Jäger-Kompanien in die Reserve eingliedern ... hier wird ein Befehl Yorks an Major von Klüx zitiert:

                              Sorgen Sie dafür, daß die Kerls und die Büchsen trocken werden und sie frische Munition erhalten, damit ich sie auf den Abend wieder brauchen kann
                              (aus: Geschichte des Ostpreußischen Jäger-Bataillons Nr. 1, S. 59
                              Bei der Beschreibung des Angriffs vom Korps York wird geschrieben:

                              Da brausen neue geschlossene feindliche Reitermassen heran; wahrscheinlich sind es die Brigade Wathier und das 6. Chevaulegers-Regiment der Brigade Maurin. Jetzt läßt Major v. Hiller seine drei Bataillone gegen die feindliche Kavallerie links einschwenken und geht ihr mit Hurra entgegen. Er wäre der Übermacht wahrscheinlich erlegen, wenn nicht gerade in diesem Augenblick auch die Brigade Mecklenburg eingegriffen hätte, die inzwischen auf Befehl Yorks mit den Musketier-Bataillonen des 1. und 2. Ostpreußischen Infanterie-Regiments vorgerückt ist, um die Lücke zwischen der Vorhut-Infanterie und der 8. Brigade zu schließen, während ihre vier anderen Bataillone unter Oberstleutnant v. Lobenthal die 8. Brigade unmittelbar unterstützen sollen. Mit schlagendem Tambour und ohne einen Schuß abzugeben, dringen die Bataillone mitten in die feindliche Reitermasse hinein vor, die, erschöpft und in Unordnung geraten, keinen Angrif mehr gegen diese frische geschlossene Infanterie wagt.
                              Allein diese 2 Stellen unterstützen die Meinung von Marbot, dem man ja nicht immer Glauben schenken darf.

                              Schöne Grüße
                              Markus Stein
                              "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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