Körperstatur der Soldaten der Napoleonischen Zeit

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • schluppkothen
    Benutzer
    Caporal
    • 19.10.2006
    • 75

    Körperstatur der Soldaten der Napoleonischen Zeit

    Es wurde ja schon in anderen Threads angerissen, das Originaluniformen ziemlich schmal waren. Zumindest die, die noch existieren.
    Stimmt das Klischee das die Leute früher kleiner, schmaler etc. waren?
    Untersuchungen von Sklettfunden bis zurück ins MA haben ergeben, das die männliche Körpergröße der heutigen nicht viel nachsteht.
    M.E. lag das schmale und zierliche nicht an der (angeblichen) Mangelernährung, sondern eher daran, dass die Soldaten noch sehr jung waren. Das Durchschnittsalter der Einheiten lag unter 20.
    Wenn ich mir so meine BW-Fotos von vor über 25 Jahren so ansehe, könnte ich mir vorstellen das mir so mancher Originalrock gepasst hätte.
    Als 17,18jähriger Bengel hat man einfach eine andere Figur. Das sieht man auch sehr schön auf Fotos der Kaiserzeit. Die Jungs haben da manchmal Taillen, die sie mit Sicherheit als 40 jährige nicht mehr hatten.

    Beim Reenactment ist es leider vielfach genau anders herum. Da tummeln sich eher Leute im schon gesetzteren Alter als so junge Spunde.
  • joerg.scheibe
    Erfahrener Benutzer
    Capitaine
    • 02.10.2006
    • 592

    #2
    Deine Ausführungen mögen stimmen.
    Nur - was sagt uns das für das heutige Reenactment?
    Nahtanordnung und Materialwahl dürften für den engagierten schneidernden Zeitgenossen noch zu packen sein, die Silhouette aber offensichtlich kaum.

    Gruß
    Jörg
    The light at the end of the tunnel
    is from an oncoming train.

    Kommentar

    • Cuirassier
      Erfahrener Benutzer
      Tambour-Major
      • 20.10.2006
      • 275

      #3
      nein, es ist eine sehr interessante angelegenheit...! es gabe zeiten im mittelalter, das ist ja eh ein sehr dehnbarer begriff....wo die menschen relativ gut gewachsen waren...sieht im 17. jhdt schon wieder ganz anders aus....katastrophale ernährungslage....!

      mitte des 18. jhdt. gabs sehr kalte, strenge winter...kühle feuchte sommer,
      ernten waren eher bescheiden....ende des jhdt. durch die wechselnde felderwirtschaft sieht die versorgungslage erheblich besser aus...um 1820-40 werden die menscher grösser und besser genährt als um noch um 1800....

      und zur napl. zeit waren z. besp. in frankreich 70% der erwachsenen männer unter 1.70....viele davon nur knapp über 1.60....

      auch wenn ich über 40 bin, ...habe ich immer noch idealgewicht und nixe bauch....!
      Ein Soldat kann seinen Kopf verlieren, aber niemals einen Knopf!

      Kommentar

      • Cuirassier
        Erfahrener Benutzer
        Tambour-Major
        • 20.10.2006
        • 275

        #4


        da ist das ganze nochmal wissenschaftlich...
        Ein Soldat kann seinen Kopf verlieren, aber niemals einen Knopf!

        Kommentar

        • wufi
          Erfahrener Benutzer
          Tambour-Major
          • 03.10.2006
          • 311

          #5
          Ich verweise auf die Sudie von Quetelet, die ich im Abschnitt Napoleons Eigenheiten erwähne.
          Je l'ay emprins

          Kommentar

          • Marshall Murat
            Neuer Benutzer
            Soldat
            • 08.10.2006
            • 21

            #6
            Ich meine mal gelesen zu haben, dass man die Soldaten bei der Musterung (hieß es damals überhaupt so) mit dem Hut, also der Pelzmütze oder dem Tschako gemessen wurden und das dann als Größe genommen wurde.
            Stimmt das?
            Ich bezweifele es, denn wufi hat ja im Thread über Napoleons Eigenheiten eine schicke Liste gepostet und wenn jemand mit dem Tschako oder der Pelzmütze nur 1.57 m maß, dann war er ja schon verdammt klein.

            Ich weiß nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber ich meine es war ein Jugendbuch zu Napoleonischen Zeit, was ich mir mal ausgeliehen hatte.
            "Revolution: eine Meinung, die auf Bajonette trifft."
            Napoleon Bonaparte (1769-1821)

            Kommentar

            • cadenzer
              Neuer Benutzer
              Cantinière
              • 08.01.2007
              • 9

              #7
              Körpergröße der Soldaten

              Ich habe unlängst eine Aufstellung der im Februar 1812 "in Abgang gekommenen" Angehörigen des württembergischen Kavallerierregiments "Herzog Louis" ausgewertet.

              Aufgelistet sind die Soldaten, die am 21.02.1812 - unmittelbar vor Beginn des eigentlichen Feldzugs - in Ludwigsburg als "unbrauchbar" oder "defectuos" an das Depot abgegeben wurden.
              Die Spalten 4 und 5 dieser Zusammenstellung sind mit „Meß“ überschrieben, wobei Spalte 4 Angaben in Zoll, Spalte 5 Angaben in Linien macht. Das württembergische Zoll (10 Linien) entsprach 2,8649 Zentimetern, so daß 11 Zoll und 1 Linie umgerechnet 31,8 Zentimeter ergeben. Gemäß einem Hinweis aus Forscherkreisen sind diesem Maß obligatorische 5 Fuß (143,245 Zentimeter) voranzustellen, um zur Körpergröße zu gelangen. Die Größe des von mir erforschten Protagonisten war auf diesem Wege mit exakt 175 Zentimeter zu bestimmen. Die Richtigkeit der Grundannahme vorausgesetzt, hätten ihn 1812 nur 8 von 67 ausgemusterten Louisjägern überragt, wobei der Maximalwert bei 180,5 Zentimeter lag.

              Quelle: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand E 271e / 53.



              "NICHT, DASS SIE TOT SIND, ALL DIE KAMERADEN, IST DER SCHMERZ
              SONDERN, DASS MAN SIE VERGESSEN WIRD. TROTZ ALLER MONUMENTE."

              (Walter Kempowski: "Aus großer Zeit")
              Zuletzt geändert von cadenzer; 22.09.2007, 13:46.

              Kommentar

              • Tom
                Erfahrener Benutzer
                Chef de Bataillon
                • 03.10.2006
                • 1068

                #8
                Messung der Körpergröße

                ... die Messung der Körpergröße mit Hut oder Tschako scheint mir fraglich zu sein, habe ich noch nie gesehen. Es gibt auch ein französisches Bild der Messung während der Konskription, dass ich aber momentan nicht finde.

                Anbei ein Bild aus Bayern ("Der Recrut: Er passirt", [bei] Friedrich Campe, 1807), das die übliche Methode zeigt (Quelle: ASKB).

                Viele Grüße, Thomas H.
                Angehängte Dateien

                Kommentar

                • cadenzer
                  Neuer Benutzer
                  Cantinière
                  • 08.01.2007
                  • 9

                  #9
                  Der Rekrut 1807 - Musterungsdarstellung

                  Hallo Thomas, könntest Du mir mitteilen, wo das Original dieser interessanten Darstellung des Musterungsvorgangs zu finden ist? Danke.

                  Kommentar

                  • Tom
                    Erfahrener Benutzer
                    Chef de Bataillon
                    • 03.10.2006
                    • 1068

                    #10
                    ASKB usw.

                    Ich habe das bayer. Bild von der ASKB runtergeladen:

                    -> http://dl.lib.brown.edu/repository2/...50309433267039

                    Die Zeichnung ist aber auch anderweitig schon veröffentlicht worden, war nur zu faul zum Suchen

                    Inzwischen habe ich in zwei "Kinderbüchern" ähnliche Abbildungen (ich vermute, Nachzeichnungen von zeitg. Bildern) von Größenmessungen bei der französischen Konskription gefunden. Beide zeigen dieselbe Methode wie das bayerische Bild:

                    1) P. Miquel: So lebten sie zur Zeit des großen Napoleon. Hamburg: Tesloff, 1980, S. 19

                    2) B. Coppens: Napoleon. Stuttgart: Union Verlag, 1992, S. 32

                    Schmeißer schreibt übrigens in seinem interessanten Aufsatz (im MWBl., 1890) über die frz. Refraktär-Regimenter (Mediterranée, Iles ...), dass diese oft außergewöhnlich kräftige Rekruten enthielten, auf die Napoleon einen besonderen Wert legte. Grund hierfür war wohl, dass die Refraktäre mehr Zeit hatten, sich körperlich zu entwickeln und aufgrund des meist freien Lebens in den Wäldern, der Jagd, den Scharmützeln mit der Gendarmerie und den mobilen Kolonnen, die Jagd auf sie machten usw., sich ertüchtigten.

                    Beste Grüße, Thomas H.
                    Zuletzt geändert von Tom; 22.09.2007, 22:57.

                    Kommentar

                    • Leibhusar
                      Benutzer
                      Caporal
                      • 12.08.2007
                      • 73

                      #11
                      Körpergröße

                      Hallole.
                      Ich betreibe auch Reenactment (2. Schwadron , Leib-Husaren -Regiment No. 1)und bin auch über 40.Während meiner aktiven BW Zeit wog ich 80 Kg bei 172 cm. Heute wiege ich 85 Kg also nicht sehr zugesetzt.
                      Die Ansicht über Reenactment und gesetztere Jahrgänge teile ich aber durchaus. Innerhalb der sogenannten jungen Generation ist das Geschichtsbewußtsein nicht unbedingt in dem Maße wie bei etwas älteren vertreten und die Materie ein heißgeliebtes Thema.
                      Ich kann das durchaus nachvollziehen bei dem Geschichtunterricht wie er unseren Schüern heutzutage abgeboten wird. Ist aber ein anderes Thema.
                      Mir macht es jedenfalls mordsmäßigen Spaß

                      Viribus Unitis!

                      Andreas
                      Sieg oder Tod

                      Kommentar

                      • Uwe Peters
                        Neuer Benutzer
                        Soldat
                        • 18.05.2007
                        • 21

                        #12
                        Es ist aber auch möglich, daß die damaligen Menschen nicht unbedingt kleiner sondern durchschnittlich schlanker und trainierter waren. Immerhin gab es noch keine Autos und jede Strecke mußte zu Fuß zurückgelegt werden. Ein Soldat des frühen 19.Jhd der von der Kanalküste bis Austerlitz in Böhmen zu Fuß marschiert ist würde sich über unsere heutigen Anforderungen von berufliche Flexibilität wohl lustig machen.

                        Außerdem ernährten sich die damaligen Menschen anders. Weniger Fleisch, kaum Zucker, viel Getreide und Gemüse, natürlich produzierte Nahrungsmittel. Sofern man keine Infektionskrankheiten aufgrund von verdorbener Nahrung oder Mangelerkrankungen bekam dürfte man sich recht gesund ernährt haben.
                        >Unter der alten Ordnung wären Sie in der Küche gewesen, und ich im Pferdestall !<
                        Marschall Murat zu dem Vorwurf daß die königlichen Feste prachtvoller gewesen wären als die napoleonischen.

                        Kommentar

                        • HKDW
                          Erfahrener Benutzer
                          Colonel
                          • 02.10.2006
                          • 2962

                          #13
                          Zumindest bei den Franzosen war die Körpergröße der Soldaten rückläufig, Ancien Regime - Ende 1815, wie es in anderen Armeen war kann ich nicht sagen.
                          Ein Grund auch, dass im Ancien Regime doch gezielt rekrutiert wurde, zumindest in Friedenszeiten, während dann in der Zeit der Massenheere doch alles genommen wurde.
                          Die Statur eines Infanteristen ist wohl eher die eines Mittelstreckenläufers gewesen.

                          Kommentar

                          • Da Capo
                            Erfahrener Benutzer
                            Adjudant
                            • 23.10.2006
                            • 827

                            #14
                            Nach Bundschuh galt für den österreichischen Soldaten ein Mindestmaß von 5 Fuß 3 Zoll oder 1,66 m.
                            1813 setzte der Hofkriegsrat das Maß auf 5 Fuß 2 Zoll (1,63m), für Ausnahmefälle sogar auf 5 Fuß 1 Zoll (1,60m) herab. Dabei wird festgestellt, dass sich keine Militärperson Ungehörigkeiten gegenüber Leuten von 5 Fuß 2 Zoll zu erlauben habe (Es gab also damals schon ein AGG:attention.

                            Ziel war – wie in anderen Armeen – einen Teil der so genannten „Minderanwendbaren“ als Mannschaftsreserve zu erschließen.
                            Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

                            Kommentar

                            • Sans-Souci
                              Erfahrener Benutzer
                              Major
                              • 01.10.2006
                              • 1841

                              #15
                              Ein paar Zahlen aus Frankreich, zur Mindestgröße der französischen Grenadiere:

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X
                              😀
                              😂
                              🥰
                              😘
                              🤢
                              😎
                              😞
                              😡
                              👍
                              👎