Bernadotte 1806, der Eklat

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  • Lutz Langer
    Erfahrener Benutzer
    Sergent-Major
    • 03.11.2006
    • 178

    #46
    Also...

    Ich könnte ja jetzt sagen: "was bin ich doch blöd!"

    Ich habe meinen Touchard-Lafosse beim letzten Male nicht weitgenug gelesen.

    Nach eben diesem, 1839 geschrieben, die Ereignisse nach Halle:

    "Den 19ten Abends nahmen die Truppen des ersten Korps besitz von Eisleben; hier empfing der Fürst von Ponte-Corvo die Ordre, schleunigst auf Bernburg zu marschieren und stromabwärts längs der Saale bis zu ihrem Zusammenflusse mit der Elbe hinunter zu manövrieren, um unweit Barby hinüber zu gehen. Am 20sten schlug Seine Hoheit das Hauptquartier in Bernburg auf. Den Tag des 21sten verwandte man dazu, alle Kähne und die sonstigen Fahrzeuge auf der Saale zu vereinigen und bis zur Elbe hinaufzuführen, denn man wollte so dem Mangel an Brücken abhelfen, und weil es eben so sehr an der Zeit wie an Material fehte, durfte man nicht daran denken, neue zu bauen. Den 22sten schifften die Dupont'sche und die Drouet'sche Division sammt dem 5ten Jägerregimente unfern Barby mühsam auf diesen Kähnen über den Fluß, während zwei andere Regimenter leichte Kavallerie, die Rivaud'sche Division und die Artillerie nebst der Bagage nach Dessau ritten, um auf der dortigen Brücke die Elbe zu passieren. Abends waren die Dupont'sche und die Drouet'sche Division, sowie die Jäger gänzlich drüben auf dem anderen Gestade; sie versammelten sich vor Zerbst. Ihrer löblichen Gewohnheit gemäß, hatten die Truppen der Artillerie und des Ingenieurcorps während des Überganges sich durch ihre Sachkenntnis und ihren Eifer rühmlichst hervorgetan."

    Interessant ist hier, wer wie die Elbe überquerte. Also trotz Bemühens mussten Truppen über die Dessauer Brücke gehen.

    Jetzt kommt "meine" Textstelle:

    "Den 24sten war das erste Armeekorps vollständig in Ziesar vereinigt, obgleich die Rivaud'sche Division einen Tag in Bernburg hatte verweilen müssen, um das dort stationierte sächsische Militär zu entwaffnen."

    Zerbst - Ziesar 43,7 km
    Dessau - Ziesar 69,4 km
    Bernburg - Ziesar ca. 100 km

    Da in Bernburg sächsische Truppen entwaffnet wurden, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Bernadotte auch sächsische Pferde bekommen hatte, die er dann in Aken übergeben sollte. Wer sollte sonst noch (nicht von Dessauer Seite) in der Nähe bei Acken gewesen sein, als Bernadotte in Barby und Calbe?

    Le Major – Général au Maréchal Bernadotte.

    Halle, 21 octobre 1806, 8 heures du matin.


    L’Empereur, M. le Maréchal, vous ordonne de passer dans la journée du 21 et dans la nuit l’Elbe ; si cependant l’ennemi défend le passage, ce que je ne crois pas, vous êtes le maître de vous porter sur Dessau pour passer l’Elbe le plus tôt possible sur le pont qui est entièrment raccommodé.
    Envoyez 50 hommes de cavalerie à Acken (Barby à Acken, 23 kil. Foucart) qui sera un poste de correspondance entre Barby et Dessau, où sera aujourd’hui le quartier général.
    Quant aux chevaux qui proviendraient de la cavalerie saxonne, envoyez-les tous à Acken, où seront rendus demain tous le dragons à pied.
    Damit ist die Wahrscheinlichkeit m.E. absolut hoch, dass Bernadotte mit obigen Brief gemeint ist. Wer außer dem, der in Dessau eh war und Bernadotte bei Barby, käme mit sächsischen Pferden und für Acken, was als Posten zwischen Braby und Dessau dienen sollte, besser in Frage?

    Man kann das sogar soweit auffassen, dass dies (unabhängig von den Pferden) für Bernadotte auch der Befehl bzw. die Information war, dass Acken als Posten zwischen Barby (ihm) und Dessau anzusehen sei! Für wen sonst, wenn nicht er, der in Barby war, und dem in Dessau, der hier aber nicht angesprochen wird, konnte Acken relevant sein?

    Und damit ist der zweite Brief eine Stunde später von Napoleon an Bernadotte, wo dieser sich beschwert, dass Bernadotte noch nicht über die Elbe gequert sei, ein absoluter Witz.

    Liebe Grüße

    Lutz
    Zuletzt geändert von Lutz Langer; 26.09.2008, 17:21.

    Kommentar

    • Lutz Langer
      Erfahrener Benutzer
      Sergent-Major
      • 03.11.2006
      • 178

      #47
      Zitat von Lutz Langer Beitrag anzeigen
      Ich lese gerade einen netten gutgeschriebenen Roman: Patrick Rambaud, "Die Schlacht", der 1809 bei der Schlacht von Aspern spielt.

      Natürlich ist das keine zuverlässige Quelle, aber Rambaud führt sehr viele Werke auf, bei denen er recherchiert hat und somit könnte das ein guter Hinweis sein:

      Massena soll eine Brücke über die Donau bauen. Bei 800 Metern Flussbreite geht er von 80 Booten aus, die er für die Brückendecke bräuchte, ca. 9.000 Bohlen, 4.000 Balken und 9.000 Meter Seil.

      Wenn wir das auf 300 Meter Elbe übertragen wären das ja dann ca. 30 Boote, ca. 3.500 Bohlen, 1.500 Balken, 3.500 Meter Seil.

      Liebe Grüße

      Lutz
      Nach Georg Ortenburg: "Waffen und Waffengebrauch im Zeitalter der Revolutionskriege" S 188

      "... So konnte zwischen zwei Potons eine Stützweite von sechs Metern überbrückt werden, ... Zu einem Kriegsbrückentrain gehörten meist 30 Pontons, berechnet für eine Flubreite von 180 m. ..."


      Bernadotte hatte zur Elbeüberquerung keinen Kriegsbrückentrain mit. Egal ob Pontons oder Schiffe (s.o.), so kann man von mindestens 30, eventuell sogar von 50 nötigen Booten und Kähnen ausgehen.

      "Wenn für Schiffsbrücken das Material fehlte, konnte bei langsam fließenden Gewässern auch aus aneinandergelgten, selbstschwimmenden Baumstämmen Floßbrücken gebaut werden ... . Bei schnell fließenden Gewässern vermochten die Pontoniere sich auch mit den sogenannten "Fliegenden Brücken" zu helfen, nämlich Fähren, die aus zwei oder mehreren nebeneinander befestigten Booten oder Pontons bestanden und durch eine Balkenlage verbunden waren. Hatte man sie mit Hilfe eines starken Taues an einem festen Punkt verankert, drückte sie die Strömung über den Fluss, während sie durch ihr Steuer in die entsprechende Stellung gebracht waren. Solche Gierfährten konnten auch an einem Giertau mit einer Rolle an einem straff gespannten Seil geführt werden. Reichte die Strömung aber nicht aus, blieb nur die Möglichkeit, Zugfähren einzusetzen, die mit Hilfe von Seilen hin und her gezogen wurden."

      Und wir reden hier von einer Truppe von ca. 10 - 15.000 Mann mit Kavallerie und Artillerie!

      Bernadotte hätte schwer den Brückenbau bzw. Flussübergang schlecht mit diesen Mitteln schaffen können.

      Abgesehen davon, dass die Befehlskette das eh schier unmöglich machte.

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