Armand de Caulaincourt

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  • Madame de Canisy
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 03.10.2006
    • 148

    Armand de Caulaincourt

    Liebe Forumsgemeinde,

    hiermit eröffne ich nun endlich die Diskussion um Armand Augustin Louis de Caulaincourt – eine Sache, die mir schon lange am Herzen liegt.

    Ich möchte von Euch wissen, wie Ihr über Caulaincourt denkt. War er ein guter Diplomat? War er ein Höfling? Hat er militärisch gesehen eine Rolle gespielt? Welche Rolle spielte er bei der Verhaftung des Herzogs von Enghien?

    Es folgt ein kurzer Lebenslauf (über die Daten der Beförderungen sind die mir vorliegenden Quellen nicht einig, z. B. der Rang des Hauptmanns wird ihm in englischen Quellen erst 1792 zugestanden, wobei alle anderen ihn schon 1789 in dieser Position sehen):
    • Geboren am 09.12.1773
    • 1789 Hauptmann
    • 1795 Adjutant des General Aubert-Dubayet
    • 1796-1797 Gesandtschaft in Konstantinopel
    • 1799 Oberst bzw. Chef de Brigade
    • 1801 Gesandtschaft in St. Petersburg
    • 1802 Adjutant des Ersten Konsuls
    • 1802 Brigadegeneral
    • März 1804 Entführung des Herzogs von Enghien
    • 1804 Großstallmeister
    • 1805 Divisionsgeneral, Grand Aigle de la Legion d’Honneur
    • 1807-1811 Botschafter in St. Petersburg
    • 1808 Herzog von Vicenza
    • 1813-1814/1815 Außenminister
    • Gestorben am 19.02.1827
    Ich hoffe auf eine reichhaltige Diskussion, in der vielleicht noch neue Tatsachen ans Licht kommen!
    Adrienne-Louise-Hervé Carbonnel de Canisy

    "Ein jeder soll nach seiner Fasson selig werden." Friedrich II von Preußen
  • Mephisto
    Erfahrener Benutzer
    Capitaine
    • 01.10.2006
    • 625

    #2
    Es gibt da eine Rechtfertighungsschrift, an die ich mich selbst noch nicht herangetraut habe,
    da ich sie in Deutsch oder Englisch nicht auftreiben konnte:

    "De l'assassinat de monseigneur le duc d'Enghien, et de la justification de monsieur de Caulaincourt",
    Paris : Marchands de nouveautes, 1814

    Es scheint sich um eine Art Verteidigungsschrift zu handeln, die (vielleicht) während
    der ersten Restauration verfasst / veröffentlicht worden ist.
    Weiß jemand genaueres?
    Zuletzt geändert von Mephisto; 08.11.2006, 14:50.
    Gruß
    Mephisto

    "Es sind zwey Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen lässt,
    nämlich Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie." Goethe 1807 :attention:

    Kommentar

    • Mephisto
      Erfahrener Benutzer
      Capitaine
      • 01.10.2006
      • 625

      #3
      Ganz morscher Holzweg!

      Wer sucht, der findet.... nämlich bei google:
      “On the restauration of the Bourbons Caulaincourt became a private man and, before a month
      was at an end, he made an attempt to justify himself respecting the arrest of the Duke d’Enghien.
      On this subject he published a letter from the Emperor Alexander; his object in this was
      to show that when the arrest took place, he was employed at Straßbourg on other business
      – that General Ordener alone was employed in that affair.
      Soon, afterwards, however, a pamphlet appeared, with the title
      „On the Assassination of Monseigneur the Duke d’Enghien, and the justification of M. de Caulaincourt.“
      The pamphlet was anonymous, but it was forcibly written, and, by reference to diplomatic documents,
      it formed a decisive refutation of Caulaincourts assertion."
      aus The Gentleman's Magazin, 1827
      Zuletzt geändert von Mephisto; 08.11.2006, 16:26.
      Gruß
      Mephisto

      "Es sind zwey Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen lässt,
      nämlich Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie." Goethe 1807 :attention:

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      • Madame de Canisy
        Erfahrener Benutzer
        Sergent
        • 03.10.2006
        • 148

        #4
        Es existiert die unten abgebildete Karikatur zu der Entführung. Dazu gibt es eine englische Erläuterung, die ich hier der Einfachheit halber auf deutsch wieder gebe:
        Lauf, Colin!
        Die Ermordung des Herzogs von Enghien 1804
        Mancher wird erstaunt sein, wie eine provokative Karikatur wie diese im Journal de Paris veröffentlicht werden konnte und an die Generaldirektion für Büchereien gegeben werden konnte, wie es in der rechten unteren Ecke des Bildes angegeben ist. Sie bezieht sich unmittelbar auf die Entführung des Herzogs von Enghien auf deutschem Territorium am 15. März 1804. Der Marquis de Caulaincourt war mit der Mission betraut worden, ihn zu verhaften. Das erklärt den Hass der Royalisten, die versuchten, ihn zu erniedrigen, indem sie ihn Colin nannten, ein typischer Name im einfachen Volk. Er wurde beschuldigt, ein Diener Napoleons zu sein und ihm wurde seine Beteiligung an der Entführung nie verziehen. Goldsmith sagt von ihm in seinem Buch "The secret history of the cabinet of Bonaparte" (1810) über ihn, er sei "der geheime Vollstrecker aller Ermordungen, die vom Scharfrichter Europas angeordnet wurden". Tatsächlich scheint es, dass Caulaincourt bloß zu spät von der Hinrichtung des Herzogs (hier durch ein wehrloses Schaf dargestellt, das über die Kehler Brücke von Straßburg geschleift wird) Nachricht erhielt, und daran herzlich Anteil nahm. Der Titel dieser Karikatur ist ein Wortspiel aus Caulaincourts Namen.
        Das Wortspiel lautet "Colin court" und bedeutet "Colin läuft".
        Auf dem Zettel in Caulaincourts Hand steht "Mon doux maitre, j'ai tiens la victime" was bedeutet "Mein sanfter Meister, ich habe das Opfer"
        Ich sehe hier die typisch englische Meinung dargestellt, dass nur Caulaincourt an allem Schuld sei.
        Andere Quellen vertreten die Ansicht, dass Caulaincourt tatsächlich in Straßburg war zum Zeitpunkt der Entführung. Dass er allerdings gar nichts mit der Entführung zu tun haben soll, ist auch nicht vollkommen richtig. Er sollte angeblich englische Agenten verhaften lassen, die in dieser ganzen Angelegenheit involviert gewesen sein sollen.
        Viel erstaunlicher finde ich es, dass Murat dem Erschießungskommando vorstand und ihm daraus nie ein Vorwurf gemacht worden ist. Caulaincourt wurde dagegen immer wieder damit konfrontiert, was ihm wohl schwer zu schaffen gemacht hat.
        Das Pamphlet würde ich gerne mal lesen, habe bisher noch nie davon gehört.
        Angehängte Dateien
        Zuletzt geändert von Madame de Canisy; 10.11.2006, 17:49.
        Adrienne-Louise-Hervé Carbonnel de Canisy

        "Ein jeder soll nach seiner Fasson selig werden." Friedrich II von Preußen

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        • Mephisto
          Erfahrener Benutzer
          Capitaine
          • 01.10.2006
          • 625

          #5
          Viel erstaunlicher finde ich es, dass Murat dem Erschießungskommando vorstand
          und ihm daraus nie ein Vorwurf gemacht worden ist.
          Der obige Vorwurf bezieht sich wohl eher auf den Bruch internationalen Rechts
          (Eindringen in neutrales Gebiet und Entführung) und weniger auf die Exekution an sich.
          Die Verwicklung in ersteres war damals (nmE) verwerflicher als letzteres.
          (Siehe dazu:http://www.napoleon-online.de/phpBB2...er=asc&start=0
          sowie unter der Napoleon-Series"The d'Enghien Affair: Crime or Blunder?" by Tom Holmberg)

          Woher hast Du die Aussage, daß Murat das Erschießungskommando kommandiert hat?
          Das ist mir neu. Er hat das Tribunal wohl organisiert, aber bei der Erschießung persönlich den Feuerbefehl gegeben??? Das halte ich für übertrieben.

          Ich kann nicht sagen, ob er (Caulaincourt) nun persönlich bei der Verhaftung dabei gewesen ist oder nicht.
          Vielleicht hilft ja obiges Pamphlet bei der Beantwortung.

          Wenn es denn zutreffen sollte,...:
          Welchen Stand mußte Caulaincourts Glaubwürdigkeit an den Europäischen Höfen gehabt haben,
          wenn den Verhandlungspartnern sein ganz persönlicher Anteil / sein Zuwiderhandeln gegen das damalige "Völkerrecht" bekannt war/wurde?!?
          Ist es überhaupt vor 1814 kolportiert geworden?
          Von wann ist Deine Karikatur?
          Zuletzt geändert von Mephisto; 09.11.2006, 00:41.
          Gruß
          Mephisto

          "Es sind zwey Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen lässt,
          nämlich Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie." Goethe 1807 :attention:

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          • Madame de Canisy
            Erfahrener Benutzer
            Sergent
            • 03.10.2006
            • 148

            #6
            Tja, da hast Du mich erwischt! Die Aussage, dass Murat den Befehl zum Schießen gegeben haben soll stand in einem Geschichtsbuch aus dem Jahre 1900 - also monarchistisch beeinflusst. Damals wurden Geschichtsbücher noch wie Geschichten geschrieben, das habe ich nicht beachtet. Leider liest man so vieles, was man hinterher nicht mehr zuordnen kann.
            Ich nehme also zurück, dass Murat dem Erschießungskommando vorstand. An anderer Stelle habe ich aber gelesen, dass er der Kommission, die den Herzog befragt oder verhört hat, vorgestanden hat. Das deckt sich also mit Deiner Aussage.
            Ist schon erstaunlich, dass die Entführung als der "schlimmere" Akt als die Hinrichtung angesehen worden sein soll. Doch wenn man die Diskussion unter oben angegebenem Link nachverfolgt, klingt das durchaus plausibel.
            In der bisher einzigen Biografie über Caulaincourt von Claude Vaquette ist über Caulaincourts Rolle in der Entführung zu lesen, dass er zusammen mit Ordener und Friron den Rhein bei Straßburg überquerte. Während die beiden anderen sich auf den Weg nach Ettenheim machten, ging Caulaincourt nach Offenburg, wo er in der Nacht der Verhaftung des Herzogs diverse Emigranten und englische Agenten verhaftete. Vaquette hält folgende Anmerkungen als Tatsachen fest:
            Caulaincourt wusste, dass sein Auftrag mit der Verhaftung des Herzogs von Enghien zu tun hatte. Als Militär hatte er die Befehle nicht zu hinterfragen, sondern auszuführen. Er wusste nicht Bescheid über das vorgesehene Schicksal des Herzogs.
            Er ist nicht nach Ettenheim gegangen und hat nicht direkt an der Verhaftung teilgenommen. Er hat den Herzog im Laufe seiner Mission in Baden nicht einmal gesehen, nicht in Straßburg, nicht in Paris, wo er nach der Hinrichtung ankam.
            Alle Zeugen, die Caulaincourt in Malmaison gesehen haben, wo man die Mitteilung darüber erhielt, Josephine, Hortense, Madame de Rémusat, bezeugen seine Bestürzung und seinen Verdruss, in diese Affäre verstrickt zu sein.
            Von wann die Karikatur datiert, weiß ich leider noch nicht. Ich habe sie von der Seite napoleon.org, wo aber nur angegeben ist, dass sich das Original heute im Schloss Arenenberg am Bodensee befindet. Ich werde versuchen herauszufinden, wann die Karikatur gezeichnet wurde.
            Am russischen Hof ist Caulaincourt jedenfalls positiv aufgenommen worden. Allerdings kenne ich nicht die Reaktion Alexanders I. auf die Entführung und Hinrichtung des Herzogs.
            Es ist natürlich sehr gut möglich, dass die Bourbonen erst mit der Restauration ihren Hass auf Caulaincourt öffentlich gemacht haben.
            Adrienne-Louise-Hervé Carbonnel de Canisy

            "Ein jeder soll nach seiner Fasson selig werden." Friedrich II von Preußen

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            • Mephisto
              Erfahrener Benutzer
              Capitaine
              • 01.10.2006
              • 625

              #7
              Guten Morgen, Madame,

              Ich habe die beiden deutschen Veröffentlichungen (1937/1938) von C's Memoiren
              quergelesen. Sie beschäftigen sich bekanntlich mit den Gesprächen, die Caulaincourt
              1812 -14 mit Napoleon geführt haben will.

              Der Übersetzer, Dr. F. Matthaesius, gibt in der Einleitung zu „Unter vier Augen mit Napoleon
              (dem ersten Band der beiden oben genannten Veröffentlichungen) eine Kurzbiographie zu Caulaincourt.
              In Bezug auf die d'Enghien-Affäre schreibt er von „nur mittelbaremZusammenhang von C.'s
              seinerzeitigem Auftrage und daß ihm dieser Auftrag in den bourbonisch gesinnten Kreisen
              unauslöschlichen Haß und schlimmste Verdächtigungen eintrug.
              Der Übersetzer fährt fort:
              „Der schwerblütige Caulaincourt hat darunter bis zu seinem Tode gelitten;
              der Kampf gegen die Verleumdungen, die auch zu mancherlei Zurücksetzungen
              und Kränkungen
              in der Zeit der bourbonischen Restauration geführt hat, bleibt in der Folge
              geradezu ein Angelpunkt seines Lebens“.
              Im Kapitel Von Smorgon bis Warschauwird von Caulaincourt ein Gespräch
              mit Napoleon wiedergegeben, in dem es sich um eben die Affäre dreht.
              Caulaincourts eigener Anteil wird hiernach von Napoleon selbst angesprochen:
              Sie müssen das wissen, Caulaincourt; sind Sie nicht beauftragt worden, uns mit Baden
              wegen der Verletzung seines Gebietes auseinanderzusetzen?“
              - Ich bejahte das.
              Gewisse Leute hätten mir sogar die Verhaftung des Prinzen zugeschrieben.
              - „Man weiss sehr wohl, daß das nicht wahr ist“, erwiderte der Kaiser.
              Diese Passage „aus der Feder des Angeklagten“ist wohl wenig "beweiskräftig".

              Die Biographie von Vaquette kenne ich nun wieder nicht.
              Seine Aussagen sind ja wohl eindeutig.
              Hat er seine Quellen und die Beweggründe für seine Schlußfolgerung dargelegt?
              Oben genanntes Pamphlet interessiert mich nun mehr und mehr.
              Insbesondere, da das Gentleman's magazin ja behauptet, es würden „diplomatische Dokumente"
              die Teilnahme C's an der Exkursion belegen...
              Zuletzt geändert von Mephisto; 10.11.2006, 00:27.
              Gruß
              Mephisto

              "Es sind zwey Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen lässt,
              nämlich Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie." Goethe 1807 :attention:

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              • Mephisto
                Erfahrener Benutzer
                Capitaine
                • 01.10.2006
                • 625

                #8
                Am russischen Hof ist Caulaincourt jedenfalls positiv aufgenommen worden.
                Allerdings kenne ich nicht die Reaktion Alexanders I. auf die Entführung und Hinrichtung
                des Herzogs.
                http://www.senat.fr/evenement/archives/D30/marechaux.html
                Dort steht etwas von "une période de méfiance"...


                Bourrienne schreibt dazu (Kapitel XII, 1807):
                "Peace being concluded with Russia it was necessary to make choice of an Ambassador,
                not only to maintain the new relations of amity between Napoleon and Alexander, but likewise to urge
                on the promised intervention of Russia with England,—to bring about reconciliation and peace between
                the Cabinets of Paris and London.
                The Emperor confided this mission to Caulaincourt, with respect to whom there existed an unfounded prejudice
                relating to some circumstances which preceded the death of the Duc d'Enghien.
                This unfortunate and unjust impression had preceded Caulaincourt to St. Petersburg, and it was feared
                that he would not experience the reception due to the French Ambassador and to his own personal qualities.
                I knew at the time, from positive information, that after a short explanation with Alexander
                that monarch retained no suspicion unfavourable to our Ambassador, for whom he conceived and maintained
                great esteem and friendship."
                In den Kapiteln, die die Verhaftung und Hinrichtung d’Enghiens betreffen, wird Caulaincourt nicht erwähnt.
                Zuletzt geändert von Mephisto; 10.11.2006, 12:49.
                Gruß
                Mephisto

                "Es sind zwey Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen lässt,
                nämlich Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie." Goethe 1807 :attention:

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                • Madame de Canisy
                  Erfahrener Benutzer
                  Sergent
                  • 03.10.2006
                  • 148

                  #9
                  Neue Quellen

                  Ich habe gerade heute ein Buch erhalten, in dem einige Details über die ganze Angelegenheit stehen. Es ist ein Essay von Carl Helmut Steckner, einem Künstler und Heimatforscher aus Baden, der sich aus regionalen Gründen mit der Thematik beschäftigt hat (erschienen 1989).
                  Hierin ist auch wieder die Karikatur abgebildet. Steckner schreibt im ersten Satz
                  Eine Karikatur von 1804 [...] hat historischen Aussagewert.
                  Weiter
                  Sofort wurde dieser Fall [die Entführung] publik, verbreitet durch fliegende Blätter wie dieses.
                  Die Verdächtigungen Caulaincourts gingen wohl also sofort los. Dass diese nicht erst in der Restauration aufgetaucht sind, dafür spricht auch, dass der russische Hof beim Amtsantritt Caulaincourts als Botschafter 1807 misstrauisch reagiert hat.
                  Steckner hebt klar hervor, dass es zwei verschiedene Missionen gab, die später wie eine erschienen sind: Ordener mit dem Auftrag, den Herzog von Enghien zu verhaften, sowie Caulaincourt mit dem Auftrag, französische Emigranten in Offenburg zu verhaften (mit besonderem Augenmerk auf eine Baronin Reich). Außerdem sollte Caulaincourt dem Großherzog von Baden die Gründe des Eindringens französischer Truppen und die Entführung des Herzogs darlegen (dies geschah in Form eines Briefes von Talleyrand an Staatsminister Baron von Edelsheim, den dieser aber erst in der Nacht vom 15. auf den 16. März erhielt).
                  Als Quellen führt Steckner verschiedene Biografien an (Caulaincourts, Napoleons und Talleyrands), sowie das Generallandesarchiv Karlsruhe und weitere Bücher, die sich mit der Geschichte Badens in der napoleonischen Zeit beschäftigen.
                  Vaquette führt folgende Quellen für seine Aussagen auf (natürlich auf das gesamte Buch gesehen, es gibt keine Bibliographie pro Kapitel):
                  Caulaincourts Autobiografie
                  verschiedene Biografien über Napoleon
                  Biografien über Talleyrand, Fouche, den Herzog d'Enghien, Alexander I, Cadoudal, Metternich
                  sowie Bücher über Kampagnen, allgemeine Geschichte während der Revolution/des Konsulats/des Kaiserreiches

                  Die beiden Bücher "Unter vier Augen mit Napleon" und "Mit Napleon in Russland" habe ich übrigens auch. Das zweite Zitat führt auch Steckner in seinem Essay an.
                  Auch mich interessiert das Pamphlet brennend! Du es hast es nur in französisch? Ich würde ja versuchen, es zu übersetzen, wenn Du bereit wärst, es mir zur Verfügung zu stellen.
                  Adrienne-Louise-Hervé Carbonnel de Canisy

                  "Ein jeder soll nach seiner Fasson selig werden." Friedrich II von Preußen

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                  • Madame de Canisy
                    Erfahrener Benutzer
                    Sergent
                    • 03.10.2006
                    • 148

                    #10
                    Ich habe noch etwas Wichtiges vergessen.
                    Steckner führt in seinem Essay eine Quelle an, die erklärt, warum Caulaincourt mit der Entführung des Herzogs in Verbindung gebracht wurde. Er zitiert einen Brief des Staatsministers Edelsheim an Talleyrand:

                    Der Kürfürst fühlte sich sehr betroffen von den Vorwürfen, die der Brief enthält, die Eure Eminenz mir unter dem 20. Ventôse XII (11. März) geschrieben haben und den mir General Caulaincourt gestern morgen nach seiner Rückkehr von Ettenheim nach Straßburg übergeben lies.
                    Es entstand hier also ein Missverständnis, der Staatsminister ging davon aus (oder es wurde ihm mitgeteilt), dass Caulaincourt direkt aus Ettenheim kam, was aber laut der anderen Quellen nicht sein kann, da er in Offenburg beschäftigt war. Wenn man nun davon ausgeht, dass die Meinung des Staatsministers nach außen getragen wurde und die Bevölkerung (und damit auch die in der Umgebung lebenden Emigranten) diese übernahmen, ist es nicht mehr schwer zu verstehen, dass Caulaincourt als der Schuldige angesehen wurde.
                    Adrienne-Louise-Hervé Carbonnel de Canisy

                    "Ein jeder soll nach seiner Fasson selig werden." Friedrich II von Preußen

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                    • Voltigeur
                      Erfahrener Benutzer
                      Tambour-Major
                      • 29.10.2006
                      • 305

                      #11
                      Hier mal wieder ein Bild seiner letzten Ruhestätte.

                      Grüsse vom Voltigeur
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                      • Madame de Canisy
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                        Sergent
                        • 03.10.2006
                        • 148

                        #12
                        Das ist Caulaincourts Grab? Ich will dort schon seit langem hin, aber irgendwie schaffe ich es im Moment nicht nach Paris. Hast Du von der Inschrift eine Nahaufnahme?
                        Adrienne-Louise-Hervé Carbonnel de Canisy

                        "Ein jeder soll nach seiner Fasson selig werden." Friedrich II von Preußen

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                        • Mephisto
                          Erfahrener Benutzer
                          Capitaine
                          • 01.10.2006
                          • 625

                          #13
                          Hallo, Madame,

                          Nein, daß Traktat befindet sich nicht in meinem Besitz.
                          Für mich - als der franz. Sprache nicht mächtig - hätte sich eine solche Anschaffung
                          wohl kaum rentiert.

                          Die Beschaffung sollte aber über Fernleihe einfach zu bewerkstelligen sein:
                          http://gso.gbv.de/DB=2.1/SET=7/TTL=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=1016&SRT=YOP&TRM=caulaincourt+en ghien
                          Wenn Du auf Suchen klickst, werden Dir die Bibliotheken in Berlin, Weimar und Göttingen angezeigt,
                          in denen das Buch erhältlich ist.
                          Zuletzt geändert von Mephisto; 12.11.2006, 21:16.
                          Gruß
                          Mephisto

                          "Es sind zwey Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen lässt,
                          nämlich Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie." Goethe 1807 :attention:

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                          • Madame de Canisy
                            Erfahrener Benutzer
                            Sergent
                            • 03.10.2006
                            • 148

                            #14
                            Herzlichen Dank für den interessanten Link, Mephisto! Dann werde ich wohl demnächst mal nach Berlin fahren müssen, um das besagte Pamphlet zu studieren.:attention:

                            Damit sich aber nicht an der Sache mit dem Herzog d'Enghien festgebissen wird, möchte ich darauf hinweisen, dass hier alles diskutiert werden kann, was mit Caulaincourt zu tun hat.
                            Zum Beispiel:
                            War er ein erfolgreicher Diplomat? Hat er als Botschafter in Russland wertvolle Dienste geleistet?
                            Hatte er eine militärische Bedeutung? Bekam er den Rang eines Divisionsgenerals der Ehre wegen?

                            Rückt alles raus, was Ihr habt!
                            Adrienne-Louise-Hervé Carbonnel de Canisy

                            "Ein jeder soll nach seiner Fasson selig werden." Friedrich II von Preußen

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                            • Mephisto
                              Erfahrener Benutzer
                              Capitaine
                              • 01.10.2006
                              • 625

                              #15
                              Hallo, Madame,

                              "Fernleihe" ist das Zauberwort!
                              Gruß
                              Mephisto

                              "Es sind zwey Formeln, in denen sich die sämmtliche Opposition gegen Napoleon befassen und aussprechen lässt,
                              nämlich Afterredung (aus Besserwissenwollen) und Hypochondrie." Goethe 1807 :attention:

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