Musiciens noirs

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  • Tellensohn
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 16.02.2011
    • 1253

    Musiciens noirs

    Nach langer Suche endlich gefunden. Die originale Vorlage des in der Literatur so häufig anzutreffenden Cymbaliers der Garde des Consuls von Châtaignier et Poisson:




    Bis jetzt war mir nur Hoffmanns Version des angeblichen Cymbaliers der Kaisergarde, ca. 1804, bekannt:




    Interessant auch dieses Portrait eines schwarzen Musikers:



    Die Bezeichnung "Tambour major" ist m.E. ein glatter Witz. Passt auch nicht zu "négrillon" ("Negerlein", "Negerkind"). Dasselbe Portrait wurde - in Form einer Postkarte - vor einiger Zeit auf PriceMinister zum Verkauf angeboten. Da hiess es, dass es sich um einen schwarzen Musiker aus Guadeloupe handle, und zwar um einen Cymbalier. Das klingt meiner Meinung nach um einiges plausibler. Also wohl ein aus Guadeloupe stammender schwarzer Beckenschläger einer leider nicht genannten französischen Einheit. Datierung m.E. am ehesten späte Republik oder Konsulat.

    Unsicher bin ich mir, ob der Halsring evtl. auf Sklavenstatus hindeutet. Scheint mir zwar eher ungewöhnlich für einen Militärmusiker, aber wer weiss? Jedenfalls wäre dann vielleicht eine Datierung nicht vor 1802 (evtl. bis ins frühe Kaiserreich) am wahrscheinlichsten.
    Zuletzt geändert von Tellensohn; 20.03.2015, 19:27.
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1847

    #2
    Hier eine kurze Info über Schwarze im 22e de ligne zwischen 1803 und 1807, vier von ihnen stammten aus Santo Domingo, waren aber in Frankreich aufgewachsen:

    Kommentar

    • Tellensohn
      Erfahrener Benutzer
      Chef de Bataillon
      • 16.02.2011
      • 1253

      #3
      Danke für die interessante Info. Solche Randnotizen sind wegen der praktisch nicht existenten bzw. die Realität nicht reflektierenden Vorschriften betreffend Militärkapellen schlicht Gold wert (zusätzlich zu den Angaben, die in den bekannten Memoiren von Musikern wie Girault oder Sabon zu finden sind, meine ich).
      Zuletzt geändert von Tellensohn; 20.03.2015, 20:04.

      Kommentar

      • Sandra_Corse
        Neuer Benutzer
        Soldat
        • 31.01.2018
        • 25

        #4
        Zu dem dritten Bild:
        négrillon mit Halsring.
        Das kann nur vor Juni 1794 gewesen sein (auf Guadeloupe und Saint-Domingue Sklaverei abgeschafft) und im Juli 1802 dort wieder eingeführt. Auf Martinique bestand sie weiter.

        **
        vgl. Erick Noel: Dictionnaire des gens de couleur ... Band 1-3.
        Die Bestandsaufnahme hört meistens gegen 1794 auf. Napoleon erlässt aber immer restriktivere Erlasse gegen farbige Menschen, die bald das Mutterland Frankreich nicht mehr betreten dürfen, beruflich keine leitenden Funktionen einnehmen (es gibt wenige Ausnahmen) oder Weiße zu heiraten. Er ordnet sogar an, dass sich alle Farbigen aus Festlandfrankreich in zwei Departements Richtung Bordeaux / südlich davon und Richtung Nizza / Marseille sammeln und dorthin ziehen. Den Pariser Perückenmachern etc. wird er nicht Herr.

        Zu Erick Noel fällt mir ein: Der kleine Junge ist und war Sklave. Er war seinem Herrn gefolgt (so wie unzählige Male in Erick Noel beschrieben) und in eine militärische Ausbildung gegeben worden. Es war Praxis, im Militär einige Jahre zu dienen. Die Belege gehen auseinander, fünf oder sieben Jahre. Danach war man frei. Das war eine Regelung aus dem Ancien Régime, allerdings angewendet auf die Kolonien, deswegen könnte das Bild vor Napoleons Zeit liegen.
        Vgl. auch notarielle Urkunden der Freilassungen vor 1802 für Basse-Terre, Guadeloupe, im CARAN Paris. Einige Notare hatten sich auf die Abfassung militärischer Freilassungsurkunden spezialisiert.
        Auf dem Festland war Sklaverei verboten.

        **
        Zum zweiten Bild:
        Diese Konstruktion könnte auch für die vier Musiker aus Arras/22e passen, in Sainte-Domingue geboren, in militärische Ausbildung gegeben. Nicht unbedingt aus der Reihe der Deportierten aus dem Aufstand in Saint-Domingue nach Juli 1802. Da werden sie zum Staatsfeind erklärt und landen eher im Straflager auf Korsika oder bei den Pionniers Noirs in Mantua. Deswegen sind die Musiker eher auch ihrem Herrn nach Frankreich gefolgt (z. B. Rouen) und wurden in militärische Ausbildung gegeben.

        Es bestand sogar von der société des Amis des Noirs unterstützt eine Eliteschule in Paris für farbige Kader der Kolonien aus den Kolonien, die unter Napoleon schnell geschlossen wurde. Sie wurde einfach nicht mehr finanziert. Ab einem bestimmten Schuljahr war es nicht mehr möglich, sich einzuschreiben.

        Ich meine, Joseph DAMINGUE wäre vorher in der Leibgarde Napoleons gewesen und war einer derjenigen, auf den die neue Apartheid Politik nicht angewendet wurde, anfangs nicht. Erst nach der Korruptionsaffäre bei den Pionniers Noirs, evtl. vom englischen Geheimdienst eingefädelt im Somme 1804, wurde er ausgetauscht. Er musste nach Paris, sich erklären.

        Le chevalier de Saint-Georges noch so eine illustre Gestalt, zwischen Musik und Militär, Leben auf großem Fuß. Er war auch Freimaurer. Er folgt seiner Mutter nach Frankreich, war von der Plantage Boulogne / Bologne, die es heute noch in Basse-Terre, Guadeloupe gibt, Rumverkauf.










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