Da kenne ich durchaus einen Augenzeugenbericht, wo ein Offizier bei solch einer Aktion von einem der eigenen Leute angeschossen wurde. Das Ziel solcher Attacken war doch eher nur Panikmache. Die kamen angeritten wie die Furien und dann knallte es zusätzlich noch. Infanterie, die sich von solchem Hokuspokus nicht einschüchtern ließ, schoss die Reiter doch ab ohne Ende. Vielleicht hatte der Erfolg solcher Attacken auch mit dem häufig sehr übersichtlichen Gelände zu tun, wo man leichter unerwartet auftauchen konnte. Die Schlachtfelder des ACW boten nicht selten erhebliche Unterschiede zu den europäischen Kulturlandschaften, z.B. Wilderness. Deshalb waren da auch andere Taktiken angebracht.
Kavallerie: Waffen, Handhabung
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Zitat von HKDW Beitrag anzeigenZudem - wie hoch war dann friendly fire, wenn in dem Getümmel dann wahllos durch die Gegend gefeuert wurde?Zitat von Gunter Beitrag anzeigenDa kenne ich durchaus einen Augenzeugenbericht, wo ein Offizier bei solch einer Aktion von einem der eigenen Leute angeschossen wurde.
Es ging mir schon oft durch den Kopf: Man stelle sich z.B. eine Attacken mit dem Säbel vor. Kam es bei sowas auch zu Verletzungen des eigenen Pferdes/ von sich selbst/ von seinen Kollegen (die z.B. spontan aufschlossen und plötzlich neben einem waren)? Wundern würde mich das ganz und gar nicht, obwohl mir bisher noch keine Berichte oder Anekdoten darüber untergekommen sind...Après nous le déluge...
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Selbstverständlich gab es Verletzungen der eigenen Leute und Pferde. Waffen bieten eben ein hohes Unfallrisiko. "Friendly fire" gab es recht oft, nicht zuletzt durch die verwirrend widersprüchliche Uniformierung. Gerade bei der Kavallerie waren viele Einheiten nur schwer einer Armee zuzuordnen.
Auch indirekte Waffenwirkung fand ihre Opfer. Gerade bei Artilleriebeschuss flogen nicht nur Kugeln und Granatsplitter, sondern auch Steine und abgerissene Ausrüstungsteile durch die Gegend. In einer preußischen Regimentsgeschichte war mal von einem ziemlich hässlichen Fall zu lesen, wo jemand von einem Musketenteil mit noch darauf steckenden Bajonett übel getroffen wurde. Natürlich konnte man sogar durch Körperteile der eigenen Kameraden getroffen werden. Nicht zu vernachlässigen sind auch Verletzungen durch defekte Schusswaffen, von denen es auch nicht wenige gab. Ich denke nicht, dass da statistisch von Feindeinwirkung unterschieden wurde.
Um nochmal auf die Blankwaffen zurückzukommen, da gab es mit Sicherheit auch den einen oder anderen Kameraden, dem man besser nicht zu nahe kam, wenn der erstmal loswütete. Unter Alkoholeinfluss war das besonders heikel.
Aus dem ACW ist bekannt, dass viele Kavalleristen sich und ihre Pferde bereits während der Ausbildung verletzten. Hat das Pferd nur noch ein Ohr, dann weiß man eben, was man von den Fechtkünsten seines Reiters zu halten hat.
Grüße,
Gunter
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Die Verletzungsgefahr ist bei der Kavallerie sehr hoch. Einerseits durch den Waffengebrauch in Kombination mit einem dynamischen "Untersatz" und dann auch durch die Unfallgefahr (Stürze, Kollisionen, Rumpler, etc.).
Deshalb war die Reitausbildung in Kombination mit Waffenübungen sehr aufwändig. Trotz Dreijähriger Dienstzeit, musste die Ausbildung mit dem Degen nach allgemeiner Einführung der Lanze bei den deutschen Kavallerieregimentern 1890 auf ein Minimum reduziert werden. Das Training mit der Lanze erforderte zu viel Zeit.
Ein Beispiel: Wird ein Stich nach links vorn auf ein hartes Ziel geführt, muss der Reiter sofort nach dem Treffer die Lanze nach oben reißen. Macht er das nicht, trifft der Lanzenschuh (das andere Ende der Lanze) den Pferdekopf.
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bei der Suche nach einer anderen Sache finde ich hier gerade ein paar ganz interessante Daten. Aus Decker, 1833, die Taktik der 3 Waffen, Kavallerie:
Schußwaffenwirkung zu Pferde
Zitat:
"Flankeurs mit Pistolen: Wer auf weitere Entfernung als 20 Schritt getroffen wird, muss solches als Bestimmung ansehen.
Flankeurs mit Karabinern: Auf 300 Schritt von 100 Kugeln kaum eine; auf 200 Schritt 5; auf 100 Schritt 10."
Zitat Ende
Also mit Pistole über 15 Meter reine Glücksache.
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Zitat von Gunter Beitrag anzeigenDa kenne ich durchaus einen Augenzeugenbericht, wo ein Offizier bei solch einer Aktion von einem der eigenen Leute angeschossen wurde. Das Ziel solcher Attacken war doch eher nur Panikmache. Die kamen angeritten wie die Furien und dann knallte es zusätzlich noch. Infanterie, die sich von solchem Hokuspokus nicht einschüchtern ließ, schoss die Reiter doch ab ohne Ende.
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Zitat von HKDW Beitrag anzeigenIch bezweifle mal dass die überhaupt mit dem Revolver überhaupt richtig getroffen haben, vielleicht sind sie besser geritten, hatten eine engere Formation?
ich gehe auch nicht davon aus dass man eine Handvoll Plänkler ohne Unterstützung gegen ein Battalion Infanterie hätte antreten lassen, was wäre der Sinn gewesen?
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Zitat von Latour-Maubourg Beitrag anzeigenwie denn das? die Musketen damals hatten doch überwiegend nur ein Schuß und Revolver gleich 6? abgesehen davon hat Kavallerie gegen Infanterie abgesessen gekämpft mit Gewehren.
Außerdem waren Infanterieeinheiten praktisch immer zahlenmäßig überlegen.
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Das interessante ist ja, dass sich zwischen den Napoleonischen Kriegen und den Einigungskriegen/Amerikanischem Bürgerkrieg durch eine grundlegende Effektivitätssteigerung der Infanteriewaffen wesentliche Änderungen in der Taktik ergeben haben.
Während in den Napoleonischen Kriegen das Flankieren durchaus noch eine sinnvolle Taktik sein konnte, hatte sich das 40 Jahre später grundlegend geändert. Die Gewehre schossen weiter, genauer und schneller, während die Pistolen der Kavallerie durch die Erfindung des Revolvers zwar schneller, aber halt nicht genauer und weiter schossen. Flankieren war dadurch nicht mehr sinnvoll.
Anders die Attacke. Sie funktioniert ja durch den Nahkampf und da reichen 2 Meter Entfernung aus, um mit dem Revolver zu treffen. Nur gabs halt in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts kaum noch Attacken gegen Infanterie.
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Also - Infanterie braucht ja nicht auf 500 m auf Kavallerie schießen - hätten auch nur 10 % auf dieser Entfernung getroffen - wäre dann die Kavallerie schon 500 m vor den Karrees gestoppt.
Ansonsten gehe ich auch davon aus, das ein Kavallerist schlechter trifft als ein Infanterist, vor allem wenn sich das Pferd bewegt.
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Ist ja ein nettes pro und kontra infanterie gegen kavallerie, glaub solche wetteifer gab es auch damals schon in den eigenen einheiten.
eine kleinigkeit darf man trotzdem nicht außer acht lassen, kann mir gut vorstellen wenn so die kavallerie in einer attacke auf ein karree zustürmt-
ob da die treffsicherheit der infanterie noch so gut ist.
meine die müssen ja nervös geworden sein.
lg
josef
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Als Kavallerist muss ich jetzt schon fair sein und zugeben, dass Kavallerie allein ohne Unterstützung anderer Waffen gegen disziplinierte Infanterie, welche die Formation stoisch hielt, keine Chance hatte. Ein Pferd tritt auf nichts Lebendes (jedenfalls die meisten Pferde). Ein Karree wirkt auf das Pferd wie ein großer Zaun.
Nur dann, wenn ein Karree durch Überraschung noch nicht geschlossen, oder durch Kampfhandlungen schon erschüttert war, hatte eine Attacke gute Aussichten auf Erfolg.
Die Verbesserunge der Infanteriewaffen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts führten in der Infanterietaktik zur überwiegenden Verwendung der Schützentaktik. Das ist eigentlich für Kavallerie ein lohnendes Ziel. Doch die verbesserte Treffgenauigkeit verhinderte größere Erfolge, wenn nicht das Überraschungselement hinzukam.
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Kavallerie: Waffen, Handhabung
Darf mich zu diesem Thema auch einmal zu Wort melden. Die Frage kann man doch nur unter Zuhilfenahme der jeweiligen Taktiken beantworten. Zu Zeiten der reinen Lineartaktik, der langgezogenen dünnen Gefechtslinien der Infantrie, war die Kavallerie ein zumindest ebenbürtiger Gegner.
Der Vortrag einer Kavallerieattacke mit gut geschulten Reitern führte doch in vielen Fällen zum Durchbrechen der Infantrielinie. Dies hat sich im wesentlichen dann geändert als die Taktik der geschlossenen Karrees begann. Hier veränderte sich das Kräfteverhältnis nach meiner Meinung eindeutig zu Gunsten der Infantrie. Mit Sicherheit hat, wie schon bereits geschrieben, auch die höhere Treffsicherheit der Infantrie zu dieser Entwicklung beigetragen.
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Stallmeister Murats
Hat der Stallmeister Murats, der bei Liebertwolkwitz den preuß. Dragoner-Leutnant Guido v. d. Lippe tötete, nicht vielmehr einen Degen bzw. Säbel benutzt? Jedenfalls zeigt R. Knötel, der ja meist gut recherchierte, die Szene so...
Grüße, Tom
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