Hat jemand Belege oder gar Abbildungen dafür, daß die Schuhe der preußischen Infanterie benagelt waren ?
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Keine Ankündigung bisher.
preußische Militärschuhe: benagelt oder nicht ?
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Schuhe benageln heißt auch massenhaft Material heranschaffen - also müßten sich Hinweise im Kriegskommissariatswesen und bei den Depots evtl. auch Rechnungen finden lassen. Ist irgendetwas in der Richtung bekannt?
LB
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Nein, eben nicht.
In allem, was ich bisher zur preußischen Armee gelesen habe, werden nirgends Schuhnägel erwähnt.
Schuhe tauchen in der Form von "Schuhen" und "Sohlen" auf.
Eine Erklärung könnte sein, daß die Sohlen benagelt waren, und einzelne Nägel so billig und überall aufzutreiben (wie heute zum Beispiel Heftzwecken oder Büroklammern), daß sie nicht eigens als Kostenpunkt aufgeführt werden mußten, und als Selbstverständlichkeit auch nicht weiter erwähnt wurden.
Die andere mögliche Erklärung wäre eben, daß die Schuhe nicht benagelt waren.
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Bin gerade zufällig drüber gestolpert:
Am Samstag, dem 24. Juli 1819, wurden in Wittenberg acht Soldaten des 2. Bataillons des 14. Infanterie-Regiments vom Blitz getroffen. Zum Glück haben sie es alle überlebt.
Bei Chr. Ruschke von der 7. Kompanie, den es am übelsten erwischt hatte, wird beschrieben:
Alle Kleidungsstücke waren längs der Richtung des beschriebenen Streifens [eine bläuliche Verfärbung auf der Haut von der linken Schulter bis zur rechten Wade] gänzlich zerrissen, welches auch vom rechten Schuh galt, der stark mit Nägeln beschlagen war.
Soweit ich weiß trugen preußische Soldaten während ihrer Dienstzeit, auch außer Dienst, keine privaten Kleidungsstücke.
Quelle: Magazin für die gesamte Heilkunde. 6. Band (1819), 3. Heft, S. 326-332.
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Eine Erklärung könnte sein, daß die Sohlen benagelt waren, und einzelne Nägel so billig und überall aufzutreiben
Schuhnagel, Schuhnägel, eiserne oder hölzerne Nägel, womit nicht nur der Absatz der Schuhe und Stiefeln beschlagen wird, sondern auch zum Theil die Sohle. In der Nagelfabrik zu Roda wiegen 1000 Stück 2 1/2 Pfund, und gelten 10 Gr. Große dergleichen wiegen 3 Pfund, und gelten 11 1/2 Gr.
1000 Stück zu 10 Groschen ist selbst für damalige Verhältnisse nicht wirklich teuer, wenn man bedenkt dass für ein paar Schuhe ca. 60 Nägel verwendet werden.Schlesisches Grenadier-Bataillon
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Auch aus Krünitz:
Ausser diesen hier anangeführten Arten von Schuhen oder vielmehr Fußbekleidungen, hat man noch einige andere Arten Mannsschuhe, z. B. sehr starke, mit Nägeln beschlagen, für Botenläufer, Holzhauer und dergleichen Leute und Arbeiter, welche viel laufen, fest auftreten und einen festen Stand im Schuhe haben müssen; wohin man auch die Soldatenschuhe rechnen kann,.....
Vielleicht ist es wirklich nicht explizit erwähnt, da es vollkommen alltäglich und selbstverständlich war daß Kommißschuhe benagelt waren.Schlesisches Grenadier-Bataillon
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Zumindest ware benagelte Sohlen vor 1819 in Preußen bekannt.
Gefunden in TECHNOLOGISCHES WÖRTEBUCH oder alphabetische Erklärung aller nützlichen mechanischen Künste
Seite 624, Ausgabe 6, Berlin 1793
Schuhnägel: Es gibt vielerley Sorten Schnägel oder Zwecken.........,
Die Portchaisenträger und Packträger sind es, die diesen Artikel verbrauchen.Schlesisches Grenadier-Bataillon
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Wenn nicht benagelt, wie hielten die Schuhe damals sonst zusammen?
Bekannt war das Benageln der Schuhe auf jeden Fall. Garsault schreibt in seinem Büchlein "Der Schuster" ( Le Cordonnier) 1769 auf Seite 57:
"Die gemeinen, armen, oder solche Leute, welche schwere Arbeit thun, pflegen starke gewichste Schuhe zu tragen; ferner solch, die mit Nägeln beschlagen werden, sie mögen gewichst sein oder nicht....."
Die Frage ist: Welchen Zweck verfolgt man mit dem Benageln der Sohlen?
Eine Theorie:
Eigentlich sollen die Nägel das vorschnelle durchlöchern der Sohlen verzögern. Sohlen nützen sich besonders schnell auf harten Untergründen wie Stein u. ä. ab. Auf die damalige Zeit bezogen bedeutet das, in Städten wo es ja schon relativ viel Pflaster gab, hatten diejenigen die dort viel unterwegs waren, auch eine hohe Abnutzung der Sohlen zu verzeichnen.
Aber ausserhalb, auf den Wegen und Straßen der Zeit, hatte man weniger das Problem. Die wenigsten Straßen waren ja befestigt bzw. mit Stein gepflastert. Auf sandigem Untergrund war die Abnutzung eigentlich nicht so hoch. Warum sollte man Soldatenschuhe also Benageln? Eine Armee bewegte sich ja weitestgehend im Felde, in einem Bereich also wo die Abnutzung gering war.
Das Benageln von Militärschuhen kam erst richtig in einer Zeit auf, in der der Ausbau des Wegenetzes voran getrieben wurde, so ab dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts.
Aber das ist nur eine Theorie, es gab ja durchaus schon Armeen, deren Soldaten genagelte Schuhe trugen
Zu dem von HKDW erwähnten Bild, zu sehen auf dem Ttitelblatt des Cirkulair 1991:
Irgendwie mag ich nicht so recht glauben das besagter Offizier dem Soldaten ein verloren gegangens Absatznägelchen ergänzt. Selbst wenn der Mann alle Nägel des Absatzes verloren hätte, könnte er noch seinen Dienst verrichten. Ich glaube das sich bei dem Mann der Absatz gelöst hatte, dann wäre es mit dem Laufen weitestgehend vorbei.
Das würde natürlich ein Eingreifen von höchster Stelle erforderlich machen
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In Carl Ferdinand Graefe: Die Waffenbahre, Berlin 1824, sieht man auf einer (auch sonst sehr detaillierten) Tafel die Schuhsohle eines Soldaten.
Der Schuh hat Nägel außen rings um den Absatz (nur die Kante zur Sohle hin bleibt frei), und etwa 20 Nägel rings um die Außenkante der Sohle (also etwa 10 auf jeder Seite, keine Nägel unterhalb des Spanns, und auch keine auf der Mitte der Sohle). Leider konnte ich kein Photo von der Tafel machen.
Da auf Graefes Tafel, die den Transport eines Verwundeten zeigt, die Darstellung des Schuhs nicht völlig im Mittelpunkt des Interesses steht, ist das natürlich nur ein Indiz.
Es müssen auch nicht notwendigerweise alle Schuhe in allen Einheiten gleich gewesen sein.
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Die Franzosen hatten ja schon nachweislich im 18JHDT genagelte Schuhe.
Ich denke übrigens nicht das die Benaglung vor einem Straßenpflaster schützen sollte, im Gegenteil hier läuft sich die Benaglung sehr schnell ab. die Römer hatten ja auch genagelte Schuhe.
Vielleicht eher ein Schutz gegen steinigen Untergrund, damit keine Löcher in die Sohlen gerissen wurden.
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