Säbelgehänge der bayerischen Offiziere

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  • Gardekosak
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 24.03.2015
    • 157

    Säbelgehänge der bayerischen Offiziere

    Ich beschäftige mich schon einige Jahre intensiv mit dem Lederzeug (Säbelgehänge und Kartuschkästen) von Kavallerieoffizieren des frühen 19.Jahrhunderts. Wie Ihr ja schon sicher selbst festgestellt habt, werden solche Ausrüstungsgegenstände in der Fachliteratur nur am Rande erwähnt und es ist äußerst schwierig an genaue Informationen zu gelangen. Ich möchte daher versuchen etwas Licht in das Dunkel zu bringen und meine Informationen an Euch weitergeben.
    Zuerst möchte mich mit den relativ gut dokumentierten Säbelgehänge für Offiziere der bayerischen Armee befassen. Oft wird ein Säbelkoppel oder eine Schließe nur wegen der vorhandenen Löwenköpfe als bayerisch deklariert, was aber nur in einem geringen Teil der Fälle zutrifft.
    Das Säbelkoppel, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der bayrischen Armee eingeführt wurde, war bis 1873 nur geringen Änderungen unterworfen. Die Abmessungen der einzelnen Bestandteile des Koppels blieben über des gesamten Zeitraum gleich, deshalb sind sie für die genaue Bestimmung auch wichtig.
    Die Löwenkopfschließe:
    Die Löwenköpfe sind auf kreisrunden Schilden von 36mm Durchmesser aufgesetzt und von einem 3mm breiten Rand umschlossen. Die beiden Öhre zur Aufnahme des 30 mm breiten Koppelriemens haben ein Innenmaß von 33mm. Die bayerischen Löwenköpfe wurden immer gegossen und nie geprägt. Die Metallteile des Koppels waren bei der Kavallerie und Infanterie versilbert und beim Train und Artillerie vergoldet. In der Sammlung des Verfassers befindet sich auch eine Schließe aus massiven Silber (siehe Foto).
    Der Koppelriemen:
    Der Koppelriemen bestand aus 3 Leiderteilen die durch zwei Metallringe mit dem Innendurchmesser von 36 mm verbunden sind. An diesen Ringen wurden die Schleppriemen mit den Schnallen zur Befestigung an der Säbelscheide angebracht. Ab 1814 wurde bei den Ulanenoffizieren und ab 1818 bei allen Kavallerieoffizieren die Koppel mit einer 28mm breiten, silbernen Würfelborte versehen die in der Mitte einen hellblauen Streifen aufwies. Bei Stabsoffizieren hatte die Borte zwei Streifen. Die Artillerie und der Train bekommen eine goldene Würfelborte mit dunkelblauen Streifen.
    Die Abmessungen der Originalstücke können etwas abweichen, aber meist nur um 1 oder 2mm. Sicher wurden diese Stücke von den Offizieren nach dem vorgeschrieben Muster privat beschafft und woraus sich auch Unterschiede im Detail ergaben. Aber anhand der oben aufgeführten Merkmale lassen sich bayerische Koppel relativ einfach identifizieren.
    Falls weiteres Interesse an Informationen zu Säbelgehängen und Koppeln besteht, könnte ich gerne noch weitere Beiträge zu diesem Thema verfassen. Auch über Tipps und Informationen von Euch würde ich mich sehr freuen.
    IMG_6498.jpgIMG_6495.jpgIMG_6496.jpg
  • admin
    Administrator
    Colonel
    • 30.09.2006
    • 2703

    #2
    Danke für diese sehr anschauliche Darstellung, werter Gardekosak! Ja, in der Tat sind solche Ausrüstungsstücke nicht in der Tiefe erforscht, sieht man mal von der französischen Armee ab. Denn das Werk von Pétard zu den Equipments militaires sucht seinesgleichen, auch wenn es gerade bei Offizierskartuschen doch eine beträchtliche Varianz gab.

    Von daher wären weitere Beiträge klasse - zum bayerischen Koppel könnte ich einzig den Müller-Braun mit anbringen, aber ich denke, den hast Du auch schon entsprechend konsultiert. Dieser ist teilweise sehr genau in den Beschreibungen der reglementierten Ausrüstung.

    Schöne Grüße
    Markus Stein
    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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    • Tino
      Benutzer
      Fourrier
      • 02.10.2006
      • 87

      #3
      Interessant , ich hätte es genau andersrum vermutet. Die rotlederne Seite außen und die "Speckige" innen. Aber damals war sie bestimmt noch nicht in dem Zustand ,sondern eher weiß, oder ?

      Kommentar

      • Gardekosak
        Erfahrener Benutzer
        Sergent
        • 24.03.2015
        • 157

        #4
        Ja, die Borte wurde außen getragen und das rote Saffianleder nach innen. Ursprünglich war die Farbe der Borte silbern. Mit dem Hellblauen Streifen in der Mitte ergab das die bayerische Wappenfarbe Weiß und Blau. Auch andere deutsche Kleinstaaten folgten dem bayerischen Vorbild und führten Borten mit der dementsprechenden Farbe ein. Hier noch ein Bild eines hessischen Koppels in den Landessfarben Silber und Rot bzw. Weiß und Rot.
        Man könnte fast sagen, dass diese bortierten Säbelgehänge ein Art Rangabzeichen für die Offiziere waren. Einerseits zeigte man seine Landeszugehörigkeit und hob sich damit auch deutlich von den Mannschaften ab.
        original.jpg

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