Ägyptenfeldzug - Verschwendung von Patronen?

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  • HKDW
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 02.10.2006
    • 2971

    Ägyptenfeldzug - Verschwendung von Patronen?

    da hab ich folgenden interessanten Befehlt gefunden - vor St. Jean d'Acre:

    23 germinal (12 avril)
    In dem Lager, das die Division Bon verlassen hat, wurden viele Musketenkugeln gefunden, was zeigt, dass die Soldaten das Pulver ihrer Patronen entweder zum Anzünden ihrer Pfeifen oder zum Entfachen von Feuern verwenden.
    Eine Patrone scheint für einen Soldaten nichts zu sein; wenn aber jeder Mann in der Armee sie falsch verwendet, ergibt das einen Verbrauch von 15 bis 16.000. Man wird in den Kompanien den Befehl ausgeben, um die Soldaten die Notwendigkeit zu erkennen, ihre Patronen nicht missbräuchlich zu verwenden.
    Jonquière, Clément de la : L’Expédition d’Égypte (1798 – 1801), Tome IV, re – print Teissèdre, Paris 2003, p.390

    Für mich eher eine haltlose Anschuldigung, eine eher passendere Erklärung wäre, dass das gezogene Patronen und Überreste waren, nach einer Wache, oder Laufgrabenbewachung, wenn die Patronen aus dem Lauf gezogen wurden. Sollten die Soldaten ihre Pfeifen damit anzünden wollen, wäre ja der Verbrauch ungeheuerlich, da frag ich mich auch wie das gehen soll? Sind euch ähnliche Berichte bekannt??
  • Aide de Camp
    Erfahrener Benutzer
    Sergent
    • 14.12.2020
    • 167

    #2
    Der Verdacht des befehlsgebenden Offiziers wird möglicherweise auf gewissen Erfahrungswerten basieren. Wie die Patronen zum Entzünden der Pfeifen verwendet worden sein könnten, weiß ich auch nicht mit Sicherheit, habe ähnliche Berichte auch noch nicht gelesen, aber ich könnte mir vorstellen, dass der Papierstreifen und das Pulver einer Patrone für das Entzünden mehrere Pfeifenfüllungen verwendet werden konnte. Vielleicht war das für die Soldaten eine praktikable Alternative, wenn keine Kerzen oder andere entzündbaren Materialien verfügbar waren? Die Kugel wäre dann ja quasi aus Sicht der Soldaten nur übergebliebener und überflüssiger Ballast gewesen.

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    • HKDW
      Erfahrener Benutzer
      Colonel
      • 02.10.2006
      • 2971

      #3
      Ich kann nicht so recht daran glauben, da wäre der Verbrauch enorm, und mir sind wie geschrieben, solche "Sitten" bisher auch unbekannt, das erinnert mich eher an "Rumms da ging die Pfeife los" Für mich eine eher haltlose Anschuldigung Bonapartes, das eher seine Frustration zeigt als eine klare Analyse.

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      • Sans-Souci
        Erfahrener Benutzer
        Major
        • 01.10.2006
        • 1850

        #4
        Die Klage findet sich schon fast ein halbes Jahrhundert früher bei Grandmaison:

        ... er macht die Unteroffiziere für die Munition verantwortlich, um die häufige Verschwendung derselben zu vermeiden, nämlich durch die Nachlässigkeit der Soldaten, die ihre Patronen verlieren, oder sie an das Landvolk verkaufen, oder sich ihrer zum Feueranmachen bedienen.



        Zum Pfeifenanmachen wurden in alten Zeiten, hier ein Text aus den 1730er Jahren, anscheinend gerne die Lunten der Grenadiere genommen (§. XI):



        Ich habe ein paar Beispiele gefunden, daß zum Anzünden der Pfeifen gerolltes Papier verwendet wurde. Falls es zum Pfeifenanzünden mit Patronen kam, ist damit also wahrscheinlich gemeint, daß sie ausgeschüttet und nur das Papier verwendet wurde.

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        • Aide de Camp
          Erfahrener Benutzer
          Sergent
          • 14.12.2020
          • 167

          #5
          ...das erinnert mich eher an "Rumms da ging die Pfeife los"...
          Es war von mir auch nicht gemeint, dass Papierstreifen und Pulver als Tabakersatz zum Stopfen der Pfeife verwendet wurde, sondern wie von Sans-Souci beschrieben, mit dem angezündeten Papier der Patrone, welches wiederum durch das Pulver in Brand gesetzt wurde, der Tabak angezündet wurde. Der Papierstreifen der Patrone in mehrere Teile zerschnitten oder zerrissen, würde für das Entzünden mehrerer Pfeifenfüllungen reichen. So unglaublich hoch wäre der Verbrauch an Munition dafür wahrscheinlich nicht, aber einem Stabsoffizier wäre diese Praxis über kurz oder lang wohl doch ein Dorn im Auge.

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          • HKDW
            Erfahrener Benutzer
            Colonel
            • 02.10.2006
            • 2971

            #6
            Danke für das Feed Back, wäre ja mal interessant das auszuprobieren. Bei einer Lunte kann ich das noch nachvollziehen - eine Pfeife anzuzünden, wenn ich aber nun ein Feuer habe - gibt es wohl einfachere Methoden, als das Papier einer Patrone zu benutzen? Wenn 300 Soldaten von einer Division über Nacht die Laufgräben bewachen müssen, müssen ja dann 300 Patronen gezogen werden, abfeuern darf man ja seine Muskete nicht. Was macht man dann mit der Bleikugel? Wie sieht die aus wenn sie von einem Kugelzieher gezogen wurde?

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