Zitat von björn
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Hallo Björn,
die Bruchstücke geben mir ein kleines Rätsel auf. Ich habe, wie bereits erwähnt, über 40 von denen, die aus einem Gebiet stammen, in dem Österreicher 1809 von Bayern und Franzosen gemeinsam beschossen wurde.
Die Splitter lassen sich grob in 3 Kategorien einteilen.
1. mit einer Wandstärke von 1,7 bis 2,4 cm
2. mit einer Wandstärke von 2,3 bis 2,5 cm
3. mit einer Wandstärke von 2,6 bis 2,8 cm
Von Kategorie 3 habe ich nur einen einzigen Splitter, der am dünneren Teil eben 2,6 und am dickeren 2,8 cm aufweist (mittels Elektrolyse gereinigt, also ohne Oxidschicht)
Man könnte sich jetzt wundern, warum sich Kategorie 1 und 2 überschneiden. Aber das liegt ganz einfach daran, dass die 2,4 cm Stücke aus Kategorie 1 eben nur am dicksten Teil 2,4 cm messen und an dünneren Teilen bis zu 0,5 cm weniger.
Vielleicht waren die dünneren französische und die dickeren bayrische Granaten im "österreichischen Stil" (M1785 oder M1806).
Es ist natürlich auch möglich, dass dies alles ein und dieselbe Art von Kugeln ist, deren Wandstärke eben teilweise extrem variiert. Eine durchweg gleich dicke Hohlkugel dürfte eher die Ausnahme dargestellt haben. Ich stimme Blesson voll und ganz zu, dass ein normierter Guss nicht möglich war. Ich habe hier z.B. eine bayrische Zwölfpfünder-Vollkugel, die eigentlich 5,5 kg wiegen sollte. Sie wiegt aber nur 5,1 kg. An zwei Stellen weißt sie kleine Löcher auf, die in tiefere Lunker münden. Das konnte ich gut daran erkennen, dass aus den Löchern noch sehr viel Wasser lief, nachdem ich die Boden-Fundkugel aus dem Entsalzungsbad nahm. Ich nehme an, dass sich im Inneren der Kugel noch weitere Lunker befinden, welche den Verlust von 400 g zum Sollgewicht erklären. Allerdings sind mir unter den "Abweichlern" bisher ausschließlich zu leichte Kugeln untergekommen, bis auf ein paar französische Achtpfünder, die jedoch maximal 50 g über dem Soll von 4 kg lagen. Lange Rede, kurzer Sinn: sollte man diese Vollkugel-Erkenntnisse auch auf Hohlkugeln übertragen können und sollte Deine Granate im Inneren ganz "sauber" sein, denke ich eben, dass es eher eine - im Vergleich zum Sollgewicht - 500 g zu leichte österreichische als 900 g zu schwere französische Granate ist (vorausgesetzt auch, die Tabellen in "Napoleonic Artillery" stimmen).
Ich sehe schon, wie Naturwissenschaftler Blesson die Hände über dem Kopf zusammenschlägt , aber mei - Archäologie ist halt keine exakte Wissenschaft, sondern basiert auf Vermutungen, die irgendwann wieder revidiert werden. Wobei ich mich jetzt nicht als Archäologen bezeichnen möchte, obwohl ich das beinahe mal studiert hätte.
Viele Grüße und ein schönes WE,
Günter
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