Psychologie bzw. Psychopathologie Napoleon Bonaparte

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • KDF10
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 19.12.2010
    • 1278

    Zitat von Charlotte Corday Beitrag anzeigen

    Es ist interessant, dass Napoleon -immerhin nicht Ältester der Familie - anscheinend durch seine Karriere auch im Familienverband die Führungsrolle übernehmen konnte. Widerspruch vertrug er halt gar nicht. Da konnte sich so manches politische Talent (z.B. Louis in Holland) nicht entfalten. ;-)

    lg, Charlotte
    War Louis wirklich ein politisches Talent oder wollte er nur anders sein als sein Bruder? Dieser Versuch ist gescheitert, weil er seinem Bruder nicht das Wasser reichen konnte! Wirklich durchsetzen konnte er sich nicht. Er wurde mit Hortense zwangsverheiratet und dann gab es auch noch die Gerüchte, dass Napoleon etwas mit seiner Stieftochter Hortense hatte.

    Kommentar

    • excideuil
      Erfahrener Benutzer
      Sergent-Major
      • 24.09.2009
      • 207

      Zitat von Charlotte Corday Beitrag anzeigen
      Hallo,

      Willms lästert über Napoleons Familienmitglieder ja arg ab. Aber ich glaube nicht, dass das so fair ist. Luciens Karriere war schon vor Napoleons Aufstieg recht gut, Joseph hat sich als politisch begabt erwiesen.

      Und am Ende hat Joseph anscheinend seinem Bruder angeboten, mit ihm die Identität zu tauschen und nach Amerika zu entkommen ... Auch Lucien hat für die Hundert Tage seine gute und sichere Position als Nicht-Napoleon-Mitläufer aufgegeben und sich politisch seinem Bruder zur Verfügung gestellt.

      Es ist interessant, dass Napoleon -immerhin nicht Ältester der Familie - anscheinend durch seine Karriere auch im Familienverband die Führungsrolle übernehmen konnte. Widerspruch vertrug er halt gar nicht. Da konnte sich so manches politische Talent (z.B. Louis in Holland) nicht entfalten. ;-)

      lg, Charlotte
      Na, ja, ich würde sagen, da spielte das korsische Clan-Denken eine große Rolle.
      Nehmen wir die Bourbonen. Die saßen vorher in Frankreich, Spanien oder Neapel, familiär verbunden und verbündet, dennoch machte jede einzelne Macht ihre eigene Hauspolitik.
      Anders bei den Bonapartes. Da zählte im Grunde nur das "Ganze". Wenn also Louis in Holland "vom Wege abkam" und er etwas für die Holländer tun wollte, dann kam das nicht gut. Auch die anderen waren nicht wirklich Herr im eigenen Haus.

      Ein wenig tragisch ist wohl Joseph. Er war neben Talleyrand am Erhalt des Friedens von Amiens interessiert, und diese Tatsache spricht für politische Weitsicht, dann König in Neapel und mit Spanien logisch überfordert. Richtig tragisch empfinde ich aber seine Entscheidung, gegen die Mehrheit des Regentschaftsrates im März 1814 auf der Abreise der Kaiserin + N. II. zu bestehen. Und dies aufgrund eines Briefes N., der - auch wieder gut korsisch gedacht - verhindern sollte, dass sein Sohn in feindliche Hände fiel.

      Grüße
      excideuil

      Kommentar

      • Irene Hartlmayr
        Erfahrener Benutzer
        Capitaine
        • 22.02.2013
        • 596

        Zitat von Charlotte Corday Beitrag anzeigen
        Hallo,

        Willms lästert über Napoleons Familienmitglieder ja arg ab. Aber ich glaube nicht, dass das so fair ist. Luciens Karriere war schon vor Napoleons Aufstieg recht gut, Joseph hat sich als politisch begabt erwiesen.

        Und am Ende hat Joseph anscheinend seinem Bruder angeboten, mit ihm die Identität zu tauschen und nach Amerika zu entkommen ... Auch Lucien hat für die Hundert Tage seine gute und sichere Position als Nicht-Napoleon-Mitläufer aufgegeben und sich politisch seinem Bruder zur Verfügung gestellt.

        Es ist interessant, dass Napoleon -immerhin nicht Ältester der Familie - anscheinend durch seine Karriere auch im Familienverband die Führungsrolle übernehmen konnte. Widerspruch vertrug er halt gar nicht. Da konnte sich so manches politische Talent (z.B. Louis in Holland) nicht entfalten. ;-)

        lg, Charlotte
        Ja,das stimmt alles.Lucien war politisch sehr begabt,hat aber die Familie in arge
        Schwierigkeiten gebracht,als er im Jakobinerklub von Toulon 1793 eine flammende Rede hielt gegen den korsischen Unabhängigkeitspolitiker Paoli.
        Daraufhin wurde die Familie von der Insel vertrieben und ihr Wohnhaus angezündet(das heutige Haus ist eine Rekonstruktion,nachher wiederaufgebaut
        Nach Napoleons Siegen in Italien),sie konnten nur knapp entkommen.
        Lucien war der geborene Rebell,Napoleon und Lucien haben sich schon als noch-
        Kinder nicht vertragen.(Eifersucht ?).
        Lucien hat aber den Tag des 18ten Brumaire durch seine Rednerbegabung ge-
        rettet,insofern verdankte ihm Napoleon sehr viel.
        Ob Joseph politisch so begabt war,glaube ich weniger,er war offenbar mehr der gebildete Gesellschaftsmensch(ausgebildeter Jurist).Hatte liberale Ideen,ist dann
        nach 1815 lange in den USA gewesen.
        Joseph hat sich angeboten mit seinem jüngeren Bruder Platz zu tauschen,um
        diesem die Flucht zu ermöglichen,Napoleon hat aber abgelehnt.Auch Lucien hat
        sich 1815(nach Waterloo) zur Verfügung gestellt,allerdings behaupten manche
        Historiker er hätte dabei eigene Ziele verfolgen wollen.
        Die Rolle des Familienoberhauptes hat Napoleon schon sehr früh übernommen,
        eigentlich schon vor seinem Aufstieg,dann natürlich immer mehr;vor Joseph
        hatte er einen gewissen Respekt,der durfte schon auch widersprechen,gestritten
        wurde sowieso.Aber Joseph war der Älteste ( korsisches Familiendenken )!!Das
        Korsische muss man bei all dem stark berücksichtigen!!!
        Autoritäre Menschen vertragen eben kaum Widerspruch.(Man denke nur an die
        soeben verstorbene Margaret Thatcher,die doch damit aber Einiges bewirkt hat!-
        aber eben auch heftige Ablehnung hervorgerufen hat).
        Die "politische" Beziehung zu Louis ist vor allem an der Kontinentalsperre gescheitert,sowie an der Tatsache dass N.vor allem französische Interessen im Auge hatte wohingegen Louis in erster Linie holländische Interessen vertreten
        wollte.(Ich glaube,die Holländer mögen ihn auch heute noch ganz gern,aufgrund dieser Tatsache).Ich glaube Louis war in erster Linie ein Pflichtmensch,er war aber seelisch unausgewogen und daher anfällig.
        Hier kommt u.a. wieder die Tatsache zur Geltung dass Louis eben ein jüngerer Bruder war und,genauso wie Jérôme,öfters "heruntergeputzt" wurde.Siehe dazu
        den Nachsatz Napoleons in einem seiner strengen Briefe n Jérôme:"Mein Bruder,
        ich liebe Sie sehr aber Sie sind doch noch so jung!"
        Also,der langen Rede kurzer Sinn:der Patriarch!
        Und,falls sich Jemand für die (seriöse)Astrologie interessiert; der klassische
        Löwe-Mensch!!

        Viele Grüsse,IRENE.

        Kommentar

        • Irene Hartlmayr
          Erfahrener Benutzer
          Capitaine
          • 22.02.2013
          • 596

          Zitat von KDF10 Beitrag anzeigen
          Mag sein, dass du recht hast. In meinen Augen trifft das aber nicht auf seine Mutter zu.
          Jein! Die Mutter war auch keineswegs immer einverstanden mit ihrem Sohn,er
          hatte aber zeitlebens den größten Respekt vor ihr.Im Streit mit Lucien hat Letizia
          zu Lucien gehalten und dann erst später Napoleons Sichtweise verstanden. Sie
          Ist ja auch eben wegen Bevorzugung Luciens nicht zur Kaiserkrönung erschienen. Auf Wunsch Napoleons wurde sie aber in das Krönungsbild eingefügt.(Propaganda!).
          Auch hatte Letizia zunehmend Angst vor den Unternehmungen ihres Sohnes.
          Letztendlich hat sie aber dann doch zu ihm gehalten.

          iRENE.

          Kommentar

          • KDF10
            Erfahrener Benutzer
            Chef de Bataillon
            • 19.12.2010
            • 1278

            Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen
            Jein! Die Mutter war auch keineswegs immer einverstanden mit ihrem Sohn,er
            hatte aber zeitlebens den größten Respekt vor ihr.Im Streit mit Lucien hat Letizia
            zu Lucien gehalten und dann erst später Napoleons Sichtweise verstanden. Sie
            Ist ja auch eben wegen Bevorzugung Luciens nicht zur Kaiserkrönung erschienen. Auf Wunsch Napoleons wurde sie aber in das Krönungsbild eingefügt.(Propaganda!).
            Auch hatte Letizia zunehmend Angst vor den Unternehmungen ihres Sohnes.
            Letztendlich hat sie aber dann doch zu ihm gehalten.

            iRENE.
            Napoelons Mutter war seine engste Vertraute. Mütter sind natürlich auch immer problematisch. Nicht weil sie böse sind, sondern weil sie das Beste für ihren Sohn wollen. Das deckt sich nicht immer mit dem was der Sohn will. Letizias erste Schwiegertochter war nicht das, was sie sich als Napoleons Mutter gewünscht hat.
            Zuletzt geändert von KDF10; 09.04.2013, 19:24.

            Kommentar

            • Irene Hartlmayr
              Erfahrener Benutzer
              Capitaine
              • 22.02.2013
              • 596

              Zitat von KDF10 Beitrag anzeigen
              Napoelons Mutter war seine engste Vertraute. Mütter sind natürlich auch immer problematisch. Nicht weil sie böse sind, sondern weil sie das Beste für ihren Sohn wollen. Das deckt sich nicht immer mit dem was der Sohn will. Letizias erste Schwiegertochter war nicht das, was sie sich als Napoleons Mutter gewünscht hat.
              Ja,das ist richtig.
              Da hatte Sie auch nicht ganz Unrecht,zumindest vorerst.

              IRENE.

              Kommentar

              • Irene Hartlmayr
                Erfahrener Benutzer
                Capitaine
                • 22.02.2013
                • 596

                [QUOTE=Nikolaj;19775]Servus allseits, servus auch der neuen, so streitbaren Landsfrau!

                Die Behauptung, Geschichte würde von den Siegern geschrieben werden, will ich denn doch nicht unkommentiert stehenlassen. Mit dem Zitat (wenn ich nicht irre, stammt es von Marx?) lässt sich seit dem 19. Jh. trefflich argumentieren, schlimmern noch delegitimieren. Richtiger wird es dadurch mE nicht.

                Richtiger ist es, wenn wir z.B. den britischen Historiker Peter Burke heranziehen: "Es wird oft gesagt, dass Geschichte von den Siegern geschrieben wird. Ebensogut könnte es heissen: Geschichte wird von den Siegern vergessen. Sie können es sich leisten, zu vergessen, was die Besiegten, die sich nicht abfinden können mit dem, was geschehen ist, verdammt sind, unablässig wieder gut zu machen, zu bedenken, wieder durch zu machen und zu erwägen, wie es anders hätte kommen können (...)" (zit. nach A. Assmann, 2002)

                Und unter dem Aspekt frage ich Dich, Irene: endet die österreichische Militärhistoriographie im Jahr 1849? (Allenfalls noch ein Exkurs 1864?) Sonst - lauter verlorene Kriege. Ist die Geschichte der Napoleonischen Kriege im Raum Deutschland und Österreich eine Geschichte der Siege, oder nicht vielmehr eine vieler Niederlagen, die letztlich doch von Siegen gekrönt waren? Hat sich nicht Napoleon vielleicht doch auch zu Tode gesiegt? Wurde die gigantische Menge von deutschsprachiger Literatur zum 2. Weltkrieg von Siegern geschrieben? Und trifft nicht genau der von von Burke beschriebene Mechanismus manischer Rezeption nicht vor allem auf die verlorenen Schachten zu?

                Ich will (hypothetisch,Belege kenne ich nicht) nicht ausschliessen, dass Napoleons Psyche gänzlich frei von der Wirkung der gesellschaftlichen Ressentiments seiner gekrönten GegnerInnen war. Daran aber die Existenz eines Kaiserreichs argumentativ festzumachen, widerstrebt mir definitiv. Schon, weil es monokausal ist, was Historie - und auch Gegenwart - niemals sind. Da braucht es schon ein wenig mehr... Multikausalität ;-)

                ZITATENDE.


                Die neue,so streitbare Landsfrau antwortet:
                Wo habe ich etwas gesagt von Monokausalität? Die gibt es nirgendwo,am allerwenigsten in der Weltgeschichte.
                Und wo ,bitte,habe ich die " Existenz eines Kaiserreichs" von den "gesellschaftlichen Ressentiments" seiner Gegner abhängig gemacht?
                Ich hatte lediglich geschrieben ( 28.3.) dass die Nicht-Akzeptanz von Seiten
                seiner Gegner ein (möglicher) Faktor bei der Genesis der Kriege dieser Zeit wären. Dazu braucht man sich ja nur die Bezeichnungen ansehen,die von Seiten
                der Gegner kamen(Usurpator,korsische Bestie,Emporkömmling,etc.) ganz abgesehen von der Tatsache dass die alte Welt sich sowieso bedroht fühlte von
                Allem,was aus Frankreich kam(das geht alleine schon aus der damals viel benutzten Bezeichnng Napoleons als "Robespierre zu Pferd" hervor,was ja gar-
                nicht zugetroffen hat.) Geisteshaltungen gegenüber einem Gegner spielen sehr
                wohl eine Rolle!!!
                Ressentiments über verlorene Schlachten in die Tat umzusetzen ist hoffentlich in Europa endgültig vorbei,ich habe von den vorherrschenden Ansichten in der
                Geschichtsschreibung geredet,die rückwirkend von den Resümees der Sieger zu
                allgemeiner Ansicht wird,wobei die Zusammenhänge und Details dann oft in
                Vergessenheit geraten sind. Was die Literatur zum 2.Weltkrieg betrifft,in Deut-
                scher Sprache , so will ich doch meinen dass das Resümee hier dasselbe sein
                muss,egal von welcher Seite aus betrachtet!!
                Was die napoleonische Zeit betrifft,so wird von den meisten Betrachtern dieser Zeit sehr wohl die (letztendliche) Siegersicht übernommen,das ist meine Erfahrung.Da wird rückwirkend von dem Endresultat auf den Anfang (und die
                Anfangsabsichten) zurückgeurteilt.Überwiegend.
                Echt österreichisch die Formulierung "streitbar",bezogen auf eine weibliche Per-
                son ,die etwas energischer ihre Meinungen kundtut.Auch wenn gar kein Streit beabsichtigt ist. Das Biedermeier( diese für die österreichische Mentalität so charakteristische Zeit) lässt grüssen!

                Unterthänigst, IRENE.
                Zuletzt geändert von Irene Hartlmayr; 10.04.2013, 22:12.

                Kommentar

                • HKDW
                  Erfahrener Benutzer
                  Colonel
                  • 02.10.2006
                  • 2971

                  Was die napoleonische Zeit betrifft,so wird von den meisten Betrachtern dieser Zeit sehr wohl die (letztendliche) Siegersicht übernommen,das ist meine Erfahrung.Da wird rückwirkend von dem Endresultat auf den Anfang
                  Widerspruch - die napoleonische Zeit wird hauptsächlich aus der post mortalen Sicht Bonapartes gesehen - Napoléon urteilt über die oder jene Person, die Nachwelt nimmt es für bare Münze ohne zu beachten dass Napoleon seine Memoiren so verfasst hat um sein Versagen anderen in die Schuhe zu schieben.

                  Das ist meine Erfahrung gut ersichtlich an den beliebten Sündenböcken wie Grouchy, Bernadotte, Dupont, Murat, seine Familie etc., etc.
                  Klar schreibt wohl jeder in seinen Memoiren gerne positiv über sich - aber auch in den Lügen war Bonaparte das absolute Genie - wie in der Propaganda auch (meint auch Tulard).

                  Falls du Französisch kannst - empfehle ich ein Buch in der dies ganz klar aufgezeigt wird :

                  Coppens, Bernard : Waterloo - les mensonges, Bruxelles - Paris, 2009

                  Ein richtiger Augenöffner

                  Kommentar

                  • Irene Hartlmayr
                    Erfahrener Benutzer
                    Capitaine
                    • 22.02.2013
                    • 596

                    Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
                    Widerspruch - die napoleonische Zeit wird hauptsächlich aus der post mortalen Sicht Bonapartes gesehen - Napoléon urteilt über die oder jene Person, die Nachwelt nimmt es für bare Münze ohne zu beachten dass Napoleon seine Memoiren so verfasst hat um sein Versagen anderen in die Schuhe zu schieben.

                    Das ist meine Erfahrung gut ersichtlich an den beliebten Sündenböcken wie Grouchy, Bernadotte, Dupont, Murat, seine Familie etc., etc.
                    Klar schreibt wohl jeder in seinen Memoiren gerne positiv über sich - aber auch in den Lügen war Bonaparte das absolute Genie - wie in der Propaganda auch (meint auch Tulard).

                    Falls du Französisch kannst - empfehle ich ein Buch in der dies ganz klar aufgezeigt wird :

                    Coppens, Bernard : Waterloo - les mensonges, Bruxelles - Paris, 2009

                    Ein richtiger Augenöffner
                    Französisch kann ich schon lange,habe auch jede Menge in dieser Sprache gelesen."Augenöffner",wie Du das nennst, gibt es in allen Sprachen(ich lese in drei Sprachen).Ich kann das nicht unterschreiben dass die Nachwelt die Aussagen Napoleons als bare Münze übernommen hat,auch nicht in Frankreich,
                    gerade dort zieht man gerne die eigenen Geschichtsgrössen durch den Kakao.
                    Es würde mich interessieren zu wissen,was genau Du als die "Memoiren" Napoleons betrachtest.Er selber hat ja nur 4 Lebensabschnitte bearbeitet: den
                    ersten italienischen Feldzug,den Ägyptischen Feldzug,Elba und die 100 Tage und
                    Waterloo. Das "Memorial de Ste. Helene " ist ja nicht eigentlich als "seine Memoiren " zu bezeichnen,wenn darin auch seine Ansichten zum Ausdruck
                    kommen ( wobei man ja auch wieder nicht weiß,was Las Cases eventuell dazu-
                    gedichtet hat ).
                    Die Aussagen anderer mit-Exilanten sind ja auch noch da und die kann man wirklich nicht als die "Memoiren Napoleons" bezeichnen.
                    Napoleon hat mitnichten sein Versagen immer und überall in die Schuhe Anderer
                    geschoben,es gibt jede Menge Stellen in der gesamten St.Helena Literatur-und
                    auch sonstwo - wo er eigenes Versagen zugibt.
                    Da wäre dann auch noch zu klären,inwieweit hier absichtlich gelogen wurde,
                    zwecks Propaganda,oder ob N.in "gutem Glauben " den einen oder anderen
                    Sachverhalt so dargestellt hat,wie er es tatsächlich geglaubt hat. Lügen ist
                    eben auch nicht immer gleich "lügen". Das ist ja auch das Problem mit der
                    Abklärung,da muss man eben Quellen und Aussagen ,etc. , ganz genau abglei-
                    chen und vergleichen.

                    IRENE .

                    Kommentar

                    • KDF10
                      Erfahrener Benutzer
                      Chef de Bataillon
                      • 19.12.2010
                      • 1278

                      [quote=Irene Hartlmayr;20585]
                      Zitat von Nikolaj Beitrag anzeigen

                      Die Behauptung, Geschichte würde von den Siegern geschrieben werden, will ich denn doch nicht unkommentiert stehenlassen. Mit dem Zitat (wenn ich nicht irre, stammt es von Marx?) lässt sich seit dem 19. Jh. trefflich argumentieren, schlimmern noch delegitimieren. Richtiger wird es dadurch mE nicht.
                      Unterthänigst, IRENE.
                      Liebe Irene.

                      möglich, dass es von Marx stammt. Ich glaube das aber eher nicht. In der zeitgenössischen russischen Literatur geht man mit Napoleon eigentlich sehr fair um, soweit mir deutsche oder englische Übersetzungen bekannt sind. Auch in Deutschland geht man zwar kritisch mit Napoleon um, erwähnt aber doch Reformen, wie etwa den Code Civil und andere. Dass Geschichte von den Siegern geschrieben wird, halte ich ohnehin für Schmarrn. Wir kennen doch aus Vietnam eigentlich nur die Geschichte der Verlierer, oder gibt es international bekannte Bücher aus Nordvietnam? Im 20. Jahrhundert ging man dazu über, dass die Sieger die Geschichte schreiben. Russen, Engländer, Franzosen und Amerikaner waren unschuldig. Luftangriffe auf deutsche Städte waren eine Notwendigkeit. Das ist nicht die Wahrheit, aber viele Deutsche fühlen sich deshalb nicht als Täter, sondern als Opfer. Ich war etliche Male in Wien, und dass auch Wien bombardiert wurde, weiß doch in Deutschland keine Sau.

                      Mit untertänigsten Grüßen

                      Dieter

                      Kommentar

                      • Irene Hartlmayr
                        Erfahrener Benutzer
                        Capitaine
                        • 22.02.2013
                        • 596

                        [QUOTE=KDF10;20637]
                        Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen

                        Liebe Irene.

                        möglich, dass es von Marx stammt. Ich glaube das aber eher nicht. In der zeitgenössischen russischen Literatur geht man mit Napoleon eigentlich sehr fair um, soweit mir deutsche oder englische Übersetzungen bekannt sind. Auch in Deutschland geht man zwar kritisch mit Napoleon um, erwähnt aber doch Reformen, wie etwa den Code Civil und andere. Dass Geschichte von den Siegern geschrieben wird, halte ich ohnehin für Schmarrn. Wir kennen doch aus Vietnam eigentlich nur die Geschichte der Verlierer, oder gibt es international bekannte Bücher aus Nordvietnam? Im 20. Jahrhundert ging man dazu über, dass die Sieger die Geschichte schreiben. Russen, Engländer, Franzosen und Amerikaner waren unschuldig. Luftangriffe auf deutsche Städte waren eine Notwendigkeit. Das ist nicht die Wahrheit, aber viele Deutsche fühlen sich deshalb nicht als Täter, sondern als Opfer. Ich war etliche Male in Wien, und dass auch Wien bombardiert wurde, weiß doch in Deutschland keine Sau.

                        Mit untertänigsten Grüßen

                        Dieter
                        Lieber Dieter!
                        Die Zeit besorgt dann doch einigen Abstand,inzwischen weiß man längst dass die
                        Sieger von 1945 sich auch Einiges zuschulden haben kommen lassen,was vielleicht nicht notwendig gewesen wäre,vor allem die Russen,was aber verständlich ist,gemessen an dem,was Deutsche ihnen angetan haben.
                        Was die Deutschen wissen,oder nicht wissen,ist relativ-die deutschen Touristen,
                        die ich oft und gerne in Wien herumgeführt habe,wussten schon das auch Wien
                        bombardiert wurde.
                        Das wichtige an der Geschichtsschreibung ist die korrekte Nennung von Tatsachen.Vielleicht kann es dazu einen allgemeinen Konsens geben,um unnötige Argumente zu vermeiden.
                        Wenn ich meinte dass Geschichte von den Siegern geschrieben wird(oder wurde)
                        so meinte ich die Geisteshaltung,aus der heraus geschrieben wird.Wie ich ge-
                        schrieben hatte,ist diese Frage aber bei den Ereignissen , von denen Du sprichst,
                        relativ unwichtig,weil es hier ( gemessen an den Ereignissen ) relativ leicht ist,
                        eine gemeinsame Sichtweise zu finden.
                        Auch hat sich die Gechichtsschreibung in den letzten 150 bis 200 Jahren "verwis-
                        senschaftlicht" und es ist zu hoffen dass es so weiter geht.Es gibt auch mehr In-
                        formationen als je zuvor.
                        Ich bitte unterthänigst um Angabe von " zeitgenössischen russischen Quellen"
                        soweit sie in Deutsch oder Englisch oder Französisch vorliegen(ich kann leider
                        nicht Russisch,würde es gerne können).Literaturangaben sind mir immer willkommen.
                        Mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung,
                        verbleibe ich
                        mit Kratzfuss,
                        IRENE, aus dem langsam frühlingshaft werdenden Wien.

                        P.S. Ich habe übrigens eine Vorliebe für alles Russische,mit Ausnahme von
                        begangenen Schandtaten .

                        Kommentar

                        • KDF10
                          Erfahrener Benutzer
                          Chef de Bataillon
                          • 19.12.2010
                          • 1278

                          [quote=Irene Hartlmayr;20639]
                          Zitat von KDF10 Beitrag anzeigen
                          Ich bitte unterthänigst um Angabe von " zeitgenössischen russischen Quellen"
                          soweit sie in Deutsch oder Englisch oder Französisch vorliegen(ich kann leider
                          nicht Russisch,würde es gerne können).Literaturangaben sind mir immer willkommen.
                          Mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung,
                          verbleibe ich
                          mit Kratzfuss,
                          IRENE, aus dem langsam frühlingshaft werdenden Wien.

                          P.S. Ich habe übrigens eine Vorliebe für alles Russische,mit Ausnahme von
                          begangenen Schandtaten .
                          Liebe Irene,

                          ich habe bereits früher Hinweise auf russische Literatur in deutscher Sprache gegeben. Das Problem bei Google Deutschland ist, dass, wenn eine Neuauflage in Deutschland erscheint, die Urfassung nicht mehr verfügbar ist. Vielleicht versuchtst du es deshalb mal über books.google.at. Immer noch verfügbar in Deutschland ist Michailowksy Danilewksy. Hier hast du Band 1: http://books.google.de/books?id=CxxC...page&q&f=false. Sein Werk besteht aus vier Bänden.

                          Dann such bitte nach Bogdanowitsch. Das sind auch vier Bände, die ich auch auf meiner Festplatte habe, leider funktioniert das bei books.google.de nicht mehr, http://books.google.de/books?id=NiSy...ed=0CDMQ6AEwAA. Vielleicht mit at? Wenn nicht, schreib mir, ich versuche dann eine andere Lösung zu finden.

                          Dann hätte ich noch Boutourlin in französisch. http://books.google.de/books?id=y9IT...ed=0CDUQ6AEwAA.

                          Diese drei Werke spielen eine ganz besondere Rolle in der russischen Geschichte. Boutourlin gibt die Verluste der Franzosen bei Borodino mit 52.000 Mann an. Bogdanowitsch nur noch mit 28.000.

                          Einen Kratzfuß kannst du von mir nicht erwarten, aber für ein Küss die Hand reicht es allemal. Ich war in New York, Paris und Wien. Wien liegt bei mir auf Platz zwei, hinter Paris und vor New York. Gibt es eigentlich den Burgenkeller noch?

                          Grüße

                          Dieter

                          Das Hotel Stefanie in der Taborstraße gibt es jedenfalls noch. Da habe ich mal eine Woche gewohnt.
                          Zuletzt geändert von KDF10; 13.04.2013, 18:50.

                          Kommentar

                          • Irene Hartlmayr
                            Erfahrener Benutzer
                            Capitaine
                            • 22.02.2013
                            • 596

                            [QUOTE=KDF10;20641]
                            Zitat von Irene Hartlmayr Beitrag anzeigen

                            Liebe Irene,

                            ich habe bereits früher Hinweise auf russische Literatur in deutscher Sprache gegeben. Das Problem bei Google Deutschland ist, dass, wenn eine Neuauflage in Deutschland erscheint, die Urfassung nicht mehr verfügbar ist. Vielleicht versuchtst du es deshalb mal über books.google.at. Immer noch verfügbar in Deutschland ist Michailowksy Danilewksy. Hier hast du Band 1: http://books.google.de/books?id=CxxC...page&q&f=false. Sein Werk besteht aus vier Bänden.

                            Dann such bitte nach Bogdanowitsch. Das sind auch vier Bände, die ich auch auf meiner Festplatte habe, leider funktioniert das bei books.google.de nicht mehr, http://books.google.de/books?id=NiSy...ed=0CDMQ6AEwAA. Vielleicht mit at? Wenn nicht, schreib mir, ich versuche dann eine andere Lösung zu finden.

                            Dann hätte ich noch Boutourlin in französisch. http://books.google.de/books?id=y9IT...ed=0CDUQ6AEwAA.

                            Diese drei Werke spielen eine ganz besondere Rolle in der russischen Geschichte. Boutourlin gibt die Verluste der Franzosen bei Borodino mit 52.000 Mann an. Bogdanowitsch nur noch mit 28.000.

                            Einen Kratzfuß kannst du von mir nicht erwarten, aber für ein Küss die Hand reicht es allemal. Ich war in New York, Paris und Wien. Wien liegt bei mir auf Platz zwei, hinter Paris und vor New York. Gibt es eigentlich den Burgenkeller noch?

                            Grüße

                            Dieter

                            Das Hotel Stefanie in der Taborstraße gibt es jedenfalls noch. Da habe ich mal eine Woche gewohnt.

                            Vielen Dank für die Angaben!!Immer Willkommen !
                            Ich fürchte bloß ,diese ganzen Literaturangaben,mitsamt meinen anderen Büchern zu unzähligen Themen, nicht mehr im Entferntesten bewältigen zu
                            können. Aber man muss ja auch nicht jedes Wort lesen,überfliegen bringt auch was.
                            Das Hotel Stefanie gibt es,meines Wissens,jetzt auch noch; den Burgenkeller kenne ich leider nicht,wo genau befindet er sich ??

                            Viele Grüsse,IRENE.

                            P.S. Versuch doch mal,meine Rätsel zu lösen!

                            Kommentar

                            • HKDW
                              Erfahrener Benutzer
                              Colonel
                              • 02.10.2006
                              • 2971

                              Da wäre dann auch noch zu klären,inwieweit hier absichtlich gelogen wurde,
                              zwecks Propaganda,oder ob N.in "gutem Glauben " den einen oder anderen
                              Sachverhalt so dargestellt hat,wie er es tatsächlich geglaubt hat.
                              Napoléon hat ganz bewußt gelogen und die Wahrheit verdreht und das im ganz großen Stil - 2 Beispiele, die von ihm verhunzte Schlacht von Marengo mußte von Berthier so lange umgeschrieben werden, bis sie seinem Gusto entsprach, ein Lügenmärchen eben.

                              Das stellt auch ein Franzose vortrefflich dar

                              Gugnac, de : La Campagne de Margengo, Paris 1904

                              und eben Bernard Coppens in den "Lügen" über 1815.

                              Napoléon war nur aus sich selbst zu verherrlichen - mit der Wahrheit hatte er wenig im Sinne.

                              Wegen richtig guter Bücher über russische Memoiren oder Feldzüge oder Biographen - mal bei google

                              Mikaberidze eingeben, state of the art, zumindest in Englisch.

                              Kommentar

                              • Irene Hartlmayr
                                Erfahrener Benutzer
                                Capitaine
                                • 22.02.2013
                                • 596

                                Bücher und Lügen

                                Zitat von HKDW Beitrag anzeigen
                                Napoléon hat ganz bewußt gelogen und die Wahrheit verdreht und das im ganz großen Stil - 2 Beispiele, die von ihm verhunzte Schlacht von Marengo mußte von Berthier so lange umgeschrieben werden, bis sie seinem Gusto entsprach, ein Lügenmärchen eben.

                                Das stellt auch ein Franzose vortrefflich dar

                                Gugnac, de : La Campagne de Margengo, Paris 1904

                                und eben Bernard Coppens in den "Lügen" über 1815.

                                Napoléon war nur aus sich selbst zu verherrlichen - mit der Wahrheit hatte er wenig im Sinne.

                                Wegen richtig guter Bücher über russische Memoiren oder Feldzüge oder Biographen - mal bei google

                                Mikaberidze eingeben, state of the art, zumindest in Englisch.

                                Lieber HKDW

                                Danke für die Literaturangaben!
                                Von mir noch eine Angabe,aber die kennen Sie wahrscheinlich:
                                Quennevat:Atlas de la Grande Armee.

                                Zum Thema Lügen:
                                Nachdem Sie offensichtlich ein hoffnungsloser Presser Anhänger sind,hat es wohl
                                keinen Sinn viel darüber weiter zu diskutieren.
                                Ich kenne das Buch von Presser,es ist brillant geschrieben aber der Autor hat ganz leicht ersichtlich seine eigenen negativen Lebenserfahrungen des 20ten
                                Jahrhunderts da hinein gepackt und auf einen "Sündenbock" abgewälzt.
                                So ist das Buch auch zum Schwarz -und Kultbuch der Napoleongegner gewor-
                                den,kein Wunder.
                                Dass zu propagandistischen Zwecken gelogen wurde ist doch klar -und garnichts Neues ! Die Bevölkerung damals war ja auch nicht so blöd und hat keineswegs
                                Alles geglaubt ! So hieß es doch schon damals "verlogen wie ein Bulletin ".
                                Und was wird Heute noch alles herumgelogen,,und absolut nicht nur in der
                                Politik , dort nimmt man es ja als selbstverständlich hin. Viel ärger,nach mei-
                                ner Ansicht, ist es wenn in der Werbung,Industrie,Gesundheitswesen und Wis-
                                senschaflicht herumgelogen wird,ebenfalls aus propagandistischen Zwecken.
                                Napoleon hat zu Karrierezwecken gelogen: bei Marengo,der Schlacht die er fast
                                verloren hatte und die nur durch Desaix gerettet wurde,war es überdies noch eine Überlebensstrategie,da er politisch noch nicht fest im Sattel saß.
                                Ich verstehe nicht,warum Sie das so einseitig sehen,politische Propaganda ist
                                zweckgebunden,deswegen muss der Betreffende doch nicht als Ganzer die Be-
                                nennung "Lügner " und " Selbstverherrlicher "verdienen.
                                Nochmals,es gibt jede Menge Zeugenaussagen,die belegen dass er Propaganda
                                und Wahrheit sehr wohl auseinanderhalten konnte,außerdem sich seiner Fehler
                                sehr wohl bewusst war.

                                Viele Grüsse,IRENE.
                                Zuletzt geändert von Irene Hartlmayr; 14.04.2013, 12:54.

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X
                                😀
                                😂
                                🥰
                                😘
                                🤢
                                😎
                                😞
                                😡
                                👍
                                👎