Zitat von excideuil
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Es ist durchaus abwegig und zeugt von völliger Unkenntnis des wahren Sachverhalts, Bonaparte zu beschuldigen, er habe seine Armee in Ägypten feig im Stich gelassen und sei nach Frankreich geflohen. Dieser Unsinn, den man in allen für die Forschung völlig wertlosen Werken der Gegner Napoleons findet, wird durch die nackten, nüchternen Tatsachen glatt widerlegt. Ganz abgesehen von der moralischen Seite - es gehörte gewiß großer Mut und tollkühne Entschlossenheit dazu, den Versuch zu wagen, mit ein paar armseligen, schlecht segelnden Schiffen das von der vereinigten englisch - türkisch - russisch - portugiesischen Flotte besetzte Mittelmeer zu durchkreuzen. Selbst eine so enragierte Feindin Napoleons wie Frau von Stael muss zugeben, "dass es Wahnwitz wäre, wollte man seine Abreise von Ägypten als Feigheit bezeichnen".Ebensowenig wie Bonaparte die Absicht hatte, von Syrien aus einen Feldzug gegen Indien oder Konstantinopel zu unternehmen (s.Anmerkungen Seite 26/29, 86/87 ), rechtfertigte die politische und Lage ein längeres Verweilen des Generals in Ägypten. Die Expedition nach Ägypten war ursprünglich doch nur zu dem Zweck unternommen worden, die englische Flotte im Mittelmeer fernzuhalten, um dadurch die Landung in Irland und den Angriff auf die englische Küste zu erleichtern. Als Napoleon im Frühjahr 1798 Frankreich verließ, herrschte im übrigen Frieden auf dem Kontinent. Der Vertrag von Campo-Formio sicherte Frankreichs Eroberungen in Oberitalien und am Rhein; mit dem Deutschen Reich (HRRDN, Anmerkung Sans-Gêne) und den übrigen Koalitionsmächten war man im Begriff, sich auf dem Kongreß von Rastatt zu einigen. Während dieser Zeit hatte Napoleon Ägypten erobert und das Land zur französischen Kolonie gemacht, die sich unschwer behaupten konnte, wenn sie in absehbarer Zeit Verstärkung aus dem Mutterland erhielt. Wollte man das eroberte Land auch nicht dauernd behaupten, so war es doch auf alle Fälle ein wertvolles Tauschobjekt, durch das Frankreich bei den künftigen Friedensverhandlungen mit England seine verlorenen Kolonialgebiete in Indien zurückerhalten konnte. Napoleons Aufgabe war erfüllt; der Angriff der Türken auf Ägypten war siegreich abgeschlagen worden und ein tüchtiger Unterführer konnte das von ihm begonnene Werk weiterführen. Er hatte außerdem von Anfang an nur mit einem kurzen Aufenthalt im Orient gerechnet; aus seinen Briefen an das Direktorium geht hervor, dass er bereits im Herbst 1798 wieder in Frankreich sein wollte, um persönlich den gegen England geplanten Angriff zu leiten. Noch am 25. Juli 1798 schrieb er an seinen Bruder Joseph: "In zwei Monaten kann ich in Frankreich sein". Dieser Plan wurde jedoch durch die Vernichtung der französischen Flotte bei Abukir (1./2. August 1798, Siehe Band II Seite 380 ff.) durchkreuzt. Napoleon musste sich nun vollends in den Besitz des Landes setzen und es vor einer feindlichen Invasion schützen. Aber schon im Herbst 1798 denkt er wieder an die Rückkehr: "Sobald ich weiß," schreibt er am 07. Oktober 1798 an das Direktorium, "welchen Entschluss die Türken fassen werden und das Land ruhiger geworden ist, ferner, sobald unsere Befestigungen weiter fortgeschritten sind, was gewiss nicht mehr lange dauern kann, werde ich mich zur Rückkehr nach Europa entschließen".
Man war in Ägypten fast völlig vom Mutterland abgeschnitten; infolge der englischen Küstenblockade trafen oft monatelang keine Nachrichten aus Frankreich ein. Erst im Februar 1799, unmittelbar vor Napoleons Aufbruch nach Syrien, erhielt er durch Hamelin Post und kurzen Bericht über die Lage in Europa (Siehe Seite 26) Sofort meldete Bonaparte dem Direktorium, dass er nach Europa zurückkehren werde, wenn es dort wirklich zum Krieg kommen sollte.
Der Krieg brach aus und während Bonaparte durch Syrien und Palästina zog, gingen seine Eroberungen in Italien verloren, wurde Frankreich von allen Seiten von Feinden bedroht.
Die Zeitungen, die er nach der Schlacht von Abukir (11. Juli 1799, Anm. von Sans-Gêne) von Sir Sidney Smith erhielt, zeigten ihm deutlich genug, in welcher verzweifelten Lage sich Frankreich befand. Der Sieger von Arcole und Rivoli durfte nicht länger im Orient bleiben, die Pflicht rief ihn in die Heimat zurück. Dort, in Oberitalien, vielleicht auch am Rhein, musste sich das Schicksal Frankreichs und damit auch die Zukunft Ägyptens entscheiden. Die politische und militärische Notlage Frankreichs zwang Napoleon zur ungesäumten Heimkehr, denn nur ein Mann von seinem Format konnte das Vaterland noch in elfter Stunde retten. Das waren die wahren Motive von Napoleons Abreise aus Ägypten. Nur Ignoranten fabeln heute noch von "feiger Flucht" und "Instichlassen der Armee". (Vergl. Kircheisen, a.a. S 61 ff.) (*1)
Man war in Ägypten fast völlig vom Mutterland abgeschnitten; infolge der englischen Küstenblockade trafen oft monatelang keine Nachrichten aus Frankreich ein. Erst im Februar 1799, unmittelbar vor Napoleons Aufbruch nach Syrien, erhielt er durch Hamelin Post und kurzen Bericht über die Lage in Europa (Siehe Seite 26) Sofort meldete Bonaparte dem Direktorium, dass er nach Europa zurückkehren werde, wenn es dort wirklich zum Krieg kommen sollte.
Der Krieg brach aus und während Bonaparte durch Syrien und Palästina zog, gingen seine Eroberungen in Italien verloren, wurde Frankreich von allen Seiten von Feinden bedroht.
Die Zeitungen, die er nach der Schlacht von Abukir (11. Juli 1799, Anm. von Sans-Gêne) von Sir Sidney Smith erhielt, zeigten ihm deutlich genug, in welcher verzweifelten Lage sich Frankreich befand. Der Sieger von Arcole und Rivoli durfte nicht länger im Orient bleiben, die Pflicht rief ihn in die Heimat zurück. Dort, in Oberitalien, vielleicht auch am Rhein, musste sich das Schicksal Frankreichs und damit auch die Zukunft Ägyptens entscheiden. Die politische und militärische Notlage Frankreichs zwang Napoleon zur ungesäumten Heimkehr, denn nur ein Mann von seinem Format konnte das Vaterland noch in elfter Stunde retten. Das waren die wahren Motive von Napoleons Abreise aus Ägypten. Nur Ignoranten fabeln heute noch von "feiger Flucht" und "Instichlassen der Armee". (Vergl. Kircheisen, a.a. S 61 ff.) (*1)
Napoleon wäre auch der erste Deserteur gewesen, der sich von der Truppe entfernend, direkt in die Hände der Gerichtsbarkeit begibt, die schon mit lang und erfolgreich getesteten Hinrichtungsmethoden auf Deserteure wartete.
Da hat sich wohl jemand den Begriff des Deserteurs, in der "Emotion des Beitrages" nicht so ganz in der Bedeutung des Wortes klar gemacht.
Außerdem was wäre das wohl für eine ehrenhafte Gruppe von "Deserteuren":
Begleitet von drei ranghohen Generälen - Berthier, Lannes und Murat - und einer Handvoll Offiziere, darunter Andréossy, Marmont, und Bessières, Angehörigen seiner Garde und 200 Mann der Guides, segelte er nach Frankreich. (*2)
*2 "Die Napoleonischen Kriege" von Gunther Rothenberg, Brandenburgisches Verlagshaus 1999, Seite 54.
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