Napoleonische Propaganda

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  • Grex
    Benutzer
    Tambour
    • 10.01.2012
    • 34

    Napoleonische Propaganda

    Guten Tag allerseits,

    seite längerem bin ich auf der Suche nach einer guten Darstellung über Napoleons Propaganda. Es wird ja immer betont, er sei ein Meister auch dieser Disziplin gewesen, aber es findet sich wenig konkretes dazu.

    Ich habe mir Robert Holtmans "Napoleonic Propaganda" besorgt, aber das ist sehr allgemein gehalten, es git einen hervorragenden Überblick über die Kanäle, die Napoleon genutzt hat. Das "wie" wird sehr detailliert behandelt, aber das "was" kommt zu kurz. Welche Themen hat Napoleon mit welchem Erfolg gesetzt? Und dieses Buch hat auch schon etwas Staub angesetzt, es stammt aus den 1950er Jahren.

    In jüngster Zeit sind vor allem Untersuchungen über die visuelle Propaganda erschienen, über Malerei, Medallions etc, was mich eher weniger interessiert.

    Genauso interessant wären für mich auch Untersuchungen über die Propaganda gegen Napoleon.

    Ich halte es für wahrscheinlich, daß beide Stränge sich heute noch in Darstellungen zum Thema finden, vor allem (aber nicht nur) in populärwissenschaftlicher Literatur und in der Belletristik.

    Ich habe zu diesem Thema auch hier keinen eigenen Thread gefunden.

    Es wäre schön, zu diesem Thema anregungen zu erhalten.
  • KDF10
    Erfahrener Benutzer
    Chef de Bataillon
    • 19.12.2010
    • 1278

    #2
    In der englischen Wikipedia gibt es einen Artikel dazu, der aber nicht sehr informativ ist. Interessanter sind wohl die genannten Literaturquellen http://en.wikipedia.org/wiki/Napoleonic_propaganda. Gib mal bei Google ein: Napoleon Propaganda, dann klickst du auf Bilder. Noch ergiebiger ist die Suche wenn du Napoleon Karikaturen eingibst und dann auf Bilder klickst. Du kannst auch nach George Cruikshank suchen, einer der bekanntesten englischen Karikaturisten der damaligen Zeit. Google bietet reichlich Bilder von Cruikshank.

    hier noch ein Link http://www.faz.net/aktuell/feuilleto...n-1412743.html
    Zuletzt geändert von KDF10; 03.08.2012, 14:58.

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    • HKDW
      Erfahrener Benutzer
      Colonel
      • 02.10.2006
      • 2962

      #3
      Eine sehr gute Darstellung wirst du im Buch von

      De Cugnac : Campagne de l'Armée de Réserve en 1800, 2 Bände Paris 1900 finden, gibt es auf Umwegen über google.

      Des weiteren braucht man nur mal :

      Oncken : Österreich und Preußen im Befreiungskriege, 2 Bände, Berlin 1876 lesen, welche statements N über den Zustand seiner sich auflösenden Armee in Rußland 1812 abgibt, einfach unglaublich.

      Die Correspondence von Napoleon - die unter N III rausgebracht wurde - hat nicht ohne Gründe zahlreiche einfach unterschlagen, weil sie immagschädigend waren, siehe dazu das Vorwort der späteren - von Kriegsministerium herausgebrachten ergänzenden Kommentare.

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      • Charlotte Corday
        Erfahrener Benutzer
        Sergent
        • 22.11.2011
        • 110

        #4
        Zur Propaganda gegen Napoleon soll im Frühjahr 1813 ein Buch im Primus-Verlag erscheinen ("Auf gegen Napoleon").

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        • KDF10
          Erfahrener Benutzer
          Chef de Bataillon
          • 19.12.2010
          • 1278

          #5
          Hallo Grex,

          ich habe an anderer Stelle schon auf das Buch von Presser hingewiesen. Das Buch enthält etwa 70 Seiten mit dem Obertitel "Die Propaganda der Diktatur"

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          • Grex
            Benutzer
            Tambour
            • 10.01.2012
            • 34

            #6
            Danke...

            ...für die vielen Hinweise. Ich werde dem nachgehen.

            Mir scheint übrigens, daß Napoleon häufig Urteile über Zeitgenossen bekannt werden ließ, um für ihne gefährliche Persönlichkeiten zu diskreditieren oder für ihn nützliche zu stärken. Ich denke da über abfällige Aussagen über Königin Luise und positive über Bagration. Ist aber nur so eine Vermutung. Gibt es dazu irgendwelche Hinweise?

            Grex

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            • KDF10
              Erfahrener Benutzer
              Chef de Bataillon
              • 19.12.2010
              • 1278

              #7
              Zitat von Grex Beitrag anzeigen
              ...für die vielen Hinweise. Ich werde dem nachgehen.

              Mir scheint übrigens, daß Napoleon häufig Urteile über Zeitgenossen bekannt werden ließ, um für ihne gefährliche Persönlichkeiten zu diskreditieren oder für ihn nützliche zu stärken. Ich denke da über abfällige Aussagen über Königin Luise und positive über Bagration. Ist aber nur so eine Vermutung. Gibt es dazu irgendwelche Hinweise?

              Grex
              Das Thema Bagration kann ich dir beantworten. Napoleon soll gesagt haben: "der einzig gute russische General ist Bagration." Das schreibt übrigens auch der russische Historiker Tarlé. Macht aber einige Seiten später daraus "der beste russische General". Ich sehe da schon einen Unterschied. Von Kutusow hielt Napoleon nichts, viele andere russische Generale kannte er nicht, etwa Barclay de Tolly. Deshalb sollte man seine Aussage zu Bagration, wenn er sie überhaupt geäußert hat, nicht so ernst nehmen. Das mit Luise ist schon komplizierter. Ja, er hat sich abfällig geäußert. Wenn er dann seiner Frau schrieb, dass er eiskalt gegenüber Luise war, könnte man das als Rechfertigung verstehen. Nur für was wollte er sich rechtfertigen? Gab es da Gerüchte? Die Presse unterlag der Zensur.

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              • Grex
                Benutzer
                Tambour
                • 10.01.2012
                • 34

                #8
                Napoleons Charakteristiken

                Mein Gedankengang sieht so aus: Wenn jemand Napoleon gefährlich sein könnte (Luise durch ihre gutes Image im Lande und ihr Engagement gegen N.) dann diskreditiert er sie als Schlampe, die sich ihm anbietet, um ihren Staat zu retten.

                Wo sollten diese Gerüchte wohl herkommen, wer war dabei, welche Interessen hätten solche Personen, das weiterzugeben?

                Bei Bagration: Hätte er sich durchgesetzt und frühzeitig eine Entscheidungsschlacht herbeigeführt, wäre die russische Armee vermutlich zerschlagen worden. Es war also in Napoleons Interesse, Bagrations Einfluß zu verstärken.

                Ich weiß aber nicht, on diese Aussagen über die Genannten schon zirkulierten, als es propagandistisch relevant war, oder ob sie erst später bekannt wurden. Vielleicht interpretiere ich da auch zu viel hinein.

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                • KDF10
                  Erfahrener Benutzer
                  Chef de Bataillon
                  • 19.12.2010
                  • 1278

                  #9
                  Zitat von Grex Beitrag anzeigen
                  Vielleicht interpretiere ich da auch zu viel hinein.
                  Tust du. Bagration hat sich ja nicht kampflos zurückgezogen. In Mohilew hat er verloren, was in Russland als Durchschlagesieg gefeiert wurde (siehe Clausewitz). Ich weiß nicht ob Bagration wirklich so dumm war, ich glaube es eher nicht, mal abgesehen von seinen Rechtschreibkünsten. Ich kenne seine Briefe, z. B. an Jermolow. Bagration sollte doch wohl soviel Hirn besessen haben, um zu begreifen, dass, wenn Barclay de Tolly ihm einen Befehl geschickt hat, der eigentliche Befehlshaber, nämlich Alexander I. das abgesegnet hat, jedenfalls bis zum 18. Juli.

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                  • Grex
                    Benutzer
                    Tambour
                    • 10.01.2012
                    • 34

                    #10
                    Napoleons Charakteristiken

                    Zitat von KDF10 Beitrag anzeigen
                    Tust du.
                    Dachte ich mir. Wenn Napoleon wirlich bewußt versucht hätte, mit seinen positiven oder negativen Urteilen Personen aufzubauen oder ihren Ruf zu schädigen, dann hätte er dafür sorgen müssen, das seine Aussagen über die richtigen Kanäle schnell an die jeweilige Zielgruppe gelanden. Ob dies der Fall war, müsste dann nachgewiesen werden.

                    Zudem ist es noch fraglich, wie sich ein Lob oder ein Tadel von Napoleon im gegnerischen Lager auswirkt. Aber andererseits wäre diese Methode nicht aufwändig, wenn es sie denn gäbe.

                    Wahrscheinlicher ist wohl, daß sich Napoleon gerne abfällig über seine Mitmenschen geäußert hat, ohne dem größere Bedeutung beizumessen...

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                    • Grex
                      Benutzer
                      Tambour
                      • 10.01.2012
                      • 34

                      #11
                      Viel gibt es nicht...

                      Nach euren Hinweisen zu urteilen gibt es kaum Einzeldarstellungen zum Thema, außer Holtman, den ich schon habe. Presser ist bestellt, bleibt nur noch, das für 2013 angekündigte Buch zu erwarten.

                      Eigentlich seltsam, daß das Thema nur als Unterkapitel in Gesamtdarstellungen behandelt wird. An sich wird doch Kommunikation/Propaganda von verschiedenen Disziplinen gerne behandelt, es gibt so etwas für Augustus, Cicero, Gustav Adolf, Bismarck und andere. Gerade Naopoleon, der Propaganda ja ganz systematisch betrieben hat - wie bei Holtman zu lesen ist - sollte doch eine kommunikationswissenschaftliche Monographie wert sein.

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                      • KDF10
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                        Chef de Bataillon
                        • 19.12.2010
                        • 1278

                        #12
                        Zitat von Grex Beitrag anzeigen
                        Nach euren Hinweisen zu urteilen gibt es kaum Einzeldarstellungen zum Thema, außer Holtman, den ich schon habe. Presser ist bestellt, bleibt nur noch, das für 2013 angekündigte Buch zu erwarten.

                        Eigentlich seltsam, daß das Thema nur als Unterkapitel in Gesamtdarstellungen behandelt wird. An sich wird doch Kommunikation/Propaganda von verschiedenen Disziplinen gerne behandelt, es gibt so etwas für Augustus, Cicero, Gustav Adolf, Bismarck und andere. Gerade Naopoleon, der Propaganda ja ganz systematisch betrieben hat - wie bei Holtman zu lesen ist - sollte doch eine kommunikationswissenschaftliche Monographie wert sein.
                        Wundert dich das? Gibt es ein Buch zum Thema russische Propaganda?

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                        • Grex
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                          Tambour
                          • 10.01.2012
                          • 34

                          #13
                          Zitat von KDF10 Beitrag anzeigen
                          Wundert dich das? Gibt es ein Buch zum Thema russische Propaganda?
                          Nicht zu 1812, zumindest bin ich noch auf keines gestoßen. Obwohl es hier durchaus Themen gäbe, die Predigten der orthodoxen Geistlichen (hat sie jemand angeleitet?), die Aufrufe an den Adel und die Kaufleute, Geld, Material und Menschen zur Verfügung zu stellen etc., aber ich habe dazu noch nichts gefunden. Vielleicht gibt es Ausätze in Fachzeitschriften, bin gerade dran. Es gibt natürlich jede Menge Bücher über Propaganda im I. und II. Weltkrieg. Dort wird nicht selten so getan, als sei Propaganda etwas völlig Neues, hier würde eine Untersuchung über Napoleon oder eine Übersicht über Propaganda im Krieg hilfreich sein. Holtman legt schließlich schlüssig dar, daß für Napoleon die Propaganda ein wichtiges Instrument war. Derzeit wird dazu ja viel geforscht, aber eben vor allem zum Thema bildende Kunst. Das gibt aus meiner Sicht nicht allzuviel her, den Gemälde sehen ja nur wenige, und vor allem nicht die Gegner.

                          Es gibt viele sehr gute angelsächsiche Darstellungen über Propaganda im Krieg, aber die meisten beginnen frühestens mit dem Krimkrieg. Ich bestelle mir mal Philip M. Taylor: "Munitions of the Mind: A History of Propaganda". Aber eine ausführliche Darstellung über Napoleons. Vielleicht finde ich da etwas.

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                          • KDF10
                            Erfahrener Benutzer
                            Chef de Bataillon
                            • 19.12.2010
                            • 1278

                            #14
                            Lies mal bei Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84gyptische_Expedition. Da bastelt gerade jemand am Abschnitt "Die Entscheidung für Ägypten". Wird dich interessieren. Die Referenz hat er nicht richtig eingefügt, deshalb erscheint sie momentan noch nicht. Hier die Quelle: C. Buchholz, ''Französischer Staatskult...'', S. 155 ff., ''Das Reich der Pharaonen als Vorbild für die Neuordnung Frankreichs durch Napoleon''.

                            Das mit den Gemälden würde ich nicht unterschätzen. Napoleon auf einem aufsteigenden Pferd bei der Überquerung der Alpen? Da gibt es Quellen, die schreiben, dass er in Wirklichkeit auf einem Maultier geritten ist, was in den Bergen ja viel sicherer ist, zumal wenn man ein schlechter Reiter ist, wie Napoleon es war. Napoleon mit der Fahne auf der Brücke bei Arcole, Propaganda? Ich kenne zumindest eine Quelle, die behauptet, er wäre von der Menge mitgerissen worden und dann in den Schlamm gestürzt. Etliche Gemälde sind Propaganda pur. Propaganda ist ja nicht nur für den Gegner, sondern auch für die eigenen Untertanen.
                            Zuletzt geändert von KDF10; 08.08.2012, 16:28.

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                            • Marie
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                              Sergent-Major
                              • 27.04.2011
                              • 196

                              #15
                              Muss mich da mal kurz einmischen Jedem, der sich etwas näher mit Napoleon beschäftig hat wird klar, dass der Mann was von Propaganda verstand. Um bei den Gemälden und Ägypten zu bleiben: Der Besuch der Pestkranken einen Tag nach dem Massaker in Jaffa war in meinen Augen genau das. Mit dem Gemälde, dass Gros (der wars doch?) dazu gemalt hat ist der Besuch der Pestkranken das, was von Syrien in Erinerung bleibt. Der große Feldherr, der nicht einmal die Pest fürchtet. Das passt auch zu den Gedanken, die in dem von KDF 10 verlinktem Artikel angedeutet werden. Da gibt es noch einiges zu Forschen, aber es wird so sein wie grundsätzlich mit napoleonischen Themen: wenige machen es, da zu kontrovers und unter Historikern nicht sehr angesehen. Da macht man lieber was solides, nämlich Wk I+II (spreche da leider aus eigener Erfahrung). Bin gespannt, was du weiter dazu zu berichten hast.
                              Die beste Möglichkeit Wort zu halten ist, es nicht zu geben.

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