Guten Abend,
weil ich den Moreau-Thread ungeheuer interessant finde, aber nicht stoeren oder ablenken moechte, fange ich hier mal einen neuen an. Denn das, worum es dort geht, muss mich natuerlich auch beschaeftigen - Talleyrands Verhalten wirft dieselben Fragen auf:
* Was ist Verrat?
Eine Frage des Zeitpunkts, wie Talleyrand sagte? Wo hoert Vernunft auf, und wo faengt Verrat an? Muss man auch einen Holzweg zu Ende gehen, nur um nicht zum Verraeter zu werden? Sicher nicht. Aber entscheidet nicht ohnehin immer das Resultat ueber die moralische Bewertung eines "Verrats"? Oder gibt es so etwas wie den "absoluten Verrat"? Ist Verrat an sich unmoralisch, oder nicht vielmehr Kadavergehorsam bis zum bitteren Ende?
* Ist Opportunismus per se verwerflich?
Wie soll man opportunistisches/eigennuetziges Handeln bewerten, wenn es zu einem guten Ergebnis fuehrt? Ist Opportunismus entschuldbar, wenn er zu Gutem fuehrt? Oder ist eine gute Tat weniger wert, wenn sie aus eigennuetzigen Gruenden geschieht?
* Ist es legitim, das kleinere Uebel zu waehlen?
Ganz konkret: Darf man, um das Land politisch zu stabilisieren, mit den Bourbonen paktieren, obwohl man ihre Politik ablehnt? Dass die Bourbonen ein (gar nicht so kleines) Uebel waren, wusste wohl (ausser einer Hand voll Unbelehrbare) 1814 jeder. Dennoch haben sich auch solche, die vollkommen anderer Gesinnung waren, mit ihnen verbuendet. Moralisch verwerflich? Aber welche Alternative haette es gegeben? Napoleon? Klares Nein. Republik? Demokratie? Da haetten die Aliierten wohl niemals mitgemacht - allen voran Metternich, der alte Reaktionaer - der Versuch, eine Demokratie zu etablieren haette zu einer noch viel restriktiveren Reaktion gefuehrt. Also was? Aber haette man 1807 mit den Bourbonen paktieren duerfen, um Napoleon los zu werden? Nein, wohl nicht. Legitimiert also die Situation die Wahl des kleineren Uebels?
Was denkt Ihr?
"Opposition ist die Kunst, so geschickt dagegen zu sein, dass man spaeter dafuer sein kann." (Talleyrand)
weil ich den Moreau-Thread ungeheuer interessant finde, aber nicht stoeren oder ablenken moechte, fange ich hier mal einen neuen an. Denn das, worum es dort geht, muss mich natuerlich auch beschaeftigen - Talleyrands Verhalten wirft dieselben Fragen auf:
* Was ist Verrat?
Eine Frage des Zeitpunkts, wie Talleyrand sagte? Wo hoert Vernunft auf, und wo faengt Verrat an? Muss man auch einen Holzweg zu Ende gehen, nur um nicht zum Verraeter zu werden? Sicher nicht. Aber entscheidet nicht ohnehin immer das Resultat ueber die moralische Bewertung eines "Verrats"? Oder gibt es so etwas wie den "absoluten Verrat"? Ist Verrat an sich unmoralisch, oder nicht vielmehr Kadavergehorsam bis zum bitteren Ende?
* Ist Opportunismus per se verwerflich?
Wie soll man opportunistisches/eigennuetziges Handeln bewerten, wenn es zu einem guten Ergebnis fuehrt? Ist Opportunismus entschuldbar, wenn er zu Gutem fuehrt? Oder ist eine gute Tat weniger wert, wenn sie aus eigennuetzigen Gruenden geschieht?
* Ist es legitim, das kleinere Uebel zu waehlen?
Ganz konkret: Darf man, um das Land politisch zu stabilisieren, mit den Bourbonen paktieren, obwohl man ihre Politik ablehnt? Dass die Bourbonen ein (gar nicht so kleines) Uebel waren, wusste wohl (ausser einer Hand voll Unbelehrbare) 1814 jeder. Dennoch haben sich auch solche, die vollkommen anderer Gesinnung waren, mit ihnen verbuendet. Moralisch verwerflich? Aber welche Alternative haette es gegeben? Napoleon? Klares Nein. Republik? Demokratie? Da haetten die Aliierten wohl niemals mitgemacht - allen voran Metternich, der alte Reaktionaer - der Versuch, eine Demokratie zu etablieren haette zu einer noch viel restriktiveren Reaktion gefuehrt. Also was? Aber haette man 1807 mit den Bourbonen paktieren duerfen, um Napoleon los zu werden? Nein, wohl nicht. Legitimiert also die Situation die Wahl des kleineren Uebels?
Was denkt Ihr?
"Opposition ist die Kunst, so geschickt dagegen zu sein, dass man spaeter dafuer sein kann." (Talleyrand)
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