Ich habe mal versucht, die Tête de colonne des 3e de Ligne um 1809/10 sozusagen in 3D zu rekonstruieren. Mit Figuren diverser Hersteller, mehr oder weniger aufwendig umgebaut, Instrumente z. T. scratchbuilt, im Massstab 1/72, noch unbemalt, lediglich weiss grundiert und mit einem (nicht optimalen) braunen Washing versehen. Ob und wenn ja wann ich dazu komme, sie zu bemalen, weiss ich noch nicht.
Dargestellt werden sollen die Regimentskapelle sowie die Sapeurs und Spielleute der ersten drei Bataillons de guerre, in Paradeuniform, anlässlich eines Defilees. Dabei habe ich an Information zusammengetragen, was ich konnte. Relevante zeitgenössische Schriftquellen zum 3e de Ligne habe ich nicht gefunden, nur diesbezügliche Hinweise aus der Literatur, speziell auf das sog. Livre d'ordres des Obersten Schobert (Aufbewahrungsort scheinbar unbekannt). Bilddarstellungen aus erster Hand nur vom Manuskript Otto, nur für einen Sapeur und nur für den Zeitraum 1807/08. Vielleicht zeitgenössisch, jedenfalls aber zeitnah dürften auch die Darstellungen Boerschs für die Zeit um 1810 sein. Alles andere ist Literatur, die dortigen Angaben oftmals nicht überprüfbar. Widersprüchliches und Ungenauigkeiten müssen stehen gelassen werden, solange keine weiteren zeitgenössischen Quellen auftauchen, die Klarheit schaffen können. Ich musste also - als gegenwärtiger Oberst des Regiments - Entscheidungen treffen, was ich wie darstellen wollte. Irrtümer vorbehalten. Meinungen, noch besser natürlich nützliche und überzeugende Richtigstellungen, werden gerne entgegengenommen. Die Suche nach mehr hieb- und stichfester Information geht weiter.
Teil 1: Sapeurs und Spielleute
Sergent Sapeur, Sapeurs
Die Zahl der Sapeurs entspricht dem damals gültigen Reglement: 12 Sapeurs, d.h. 4 Sapeurs pro Bataillon, plus ein Chefsapeur. Laut Bardin war das gewöhnlich ein Caporal Sapeur, das 3e de Ligne scheint aber stattdessen einen Sergent Sapeur gehabt zu haben, wenn man dem Zeugnis Boersch glauben will. Die Sapeurs waren den Grenadierkompanien zugeteilt, ich habe ihnen dementsprechend deren Kopfbedeckungen gegeben. Die Grenadiere und also auch die Sapeurs des ersten Bataillons scheinen um 1809/10 noch Fellmützen mit Stutz getragen zu haben (Schobert; Boersch zeigt auch Fellmützen), die der anderen Bataillone Tschakos mit karottenförmigen Pompons (vgl. Ms. Otto). Dem Sergent Sapeur habe ich gleichfalls die Fellmütze des ersten Bataillons gegeben. Bewaffnet ist er mit Säbel mit gezahnter Klinge und zwei Kavalleriepistolen, die Sapeurs nebst Axt mit Säbel und Kavalleriemousqueton (unter dem Tornister getragen), Bajonett aufgepflanzt.
Tambour Major, Caporal Tambour, Tambours, Fifres, Cornets
Der Tambour Major war Chef aller Spielleute und (rein administrativ) auch der Musiker des 3e de Ligne. Was seine genauen Aufgaben waren kann man z.B. bei Bardin nachlesen. U.a. war er allgemein für die Ausbildung der Tambouren des Regiments und speziell des 1. Bataillons zuständig.
Caporaux Tambours (oder Tambour Maîtres) waren gewissermassen "Gehilfen" des Tambour Majors (auch deren genaue Funktionen kann man bei Bardin nachlesen). Der Caporal Tambour sollte speziell den Tambouren des 2. Bataillons des Regiments (im Ancien Régime waren zwei Bataillone pro Regiment das übliche) bzw. den Tambourrekruten Unterricht erteilen. Obschon die Regimenter der Republik und des Kaiserreichs ja nun drei und mehr Bataillone hatten, gab es im 3e de Ligne (und auch in anderen Regimentern) bis 1811 nur einen Caporal Tambour (dürfte ein sehr stressiger Job gewesen sein). Über den Caporal Tambour des 3e de Ligne ab 1806 sagt Rigo, er sei ursprünglich bei der Grenadierkompanie gewesen, dann aber nach Eylau aus irgendeinem Grund zum gewöhnlichen Füsilier degradiert worden, 1808 wieder Caporal Tambour geworden, habe aber weiterhin den Füsiliertschako tragen müssen. Ich habe ihm deshalb wie Rigo die Uniform eines Füsiliertambours gegeben (mit Schwalbennestern, ohne Epauletten), anders aber als Rigo einen Tschako mit Pompon und Stutz anstelle eines Tschakos mit Pompon und Puschel. Diesen Stutz habe ich auch allen Spielleuten des 1. Bataillons gegeben (vgl.u.).
Die Zahl der Spielleute entspricht dem damals gültigen Reglement, wobei hier Unsicherheiten bestehen, die ich zu berücksichtigen versucht habe.
Jede Grenadierkompanie (1 pro Bataillon) hat 2 Tambouren, 1808 wurde ein Pfeifer pro Bataillon offiziell genehmigt und der Grenadierkompanie zugeteilt, wobei nicht klar ist, ob nun ein Tambour durch einen Pfeifer ersetzt wurde oder ob der Pfeifer zu den beiden Tambouren hinzukam. Ich habe mal die Option 2 Tambouren + 1 Pfeifer gewählt (einen Tambour weglassen kann man immer). Das ergibt also bei 3 Bataillonen insgesamt 6 Tambouren plus 3 Pfeifer. Die Grenadierspielleute des 1. Bataillons tragen Fellmützen mit Stutz (gemäss Schobert und Boersch), jene des 2. und 3. Bataillons Tschakos mit Pompon und Stutz (gemäss Schobert und Literatur).
Jede Füsilierkompanie (4 pro Bataillon) hat 2 Tambouren, dazu habe ich jeder Füsilierkompanie einen inoffiziellen Pfeifer dazugegeben. Total also 24 Tambouren plus 12 Pfeifer. Boersch und meist auch die Literatur geben den Füsilieren um 1809/10 Tschakos mit Pompons und Puschel (franz. "houpette"). Ein Teil der Literatur gibt bestimmten Füsilieren bereits um 1809 Tschakos mit Pompon und Stutz (ab 1812 praktisch immer). Ob das der Realität entspricht, ist nicht bekannt. Ich habe mich dafür entschieden, den Füsilierspielleuten des 1. Bataillons Tschakos mit Pompon und Stutz, jenen des 2. und 3. Bataillons solche mit Pompon und Puschel zu geben.
In jeder Voltigeurkompanie (1 pro Bataillon) sollten die 2 Tambouren durch 2 Hornisten ersetzt werden. Diese Vorgabe wurde aber oft nicht oder nur teilweise befolgt, da das Horn (cornet) ziemlich unbeliebt war, weil nur mit viel Anstrengung zu blasen und für den rennenden Hornisten in Vollmontur gesundheitsschädlich. Das 3e de Ligne soll Tambouren und Hornisten besessen haben, aber wiederum ist nicht klar, ob dies bedeutet, dass nur einer der Tambouren durch einen Hornisten ersetzt wurde oder ob - bspw. - zusätzlich zu 2 Hornisten ein Tambour beibehalten wurde. Ich habe mich für die Option 2 Hornisten (einer kann evtl. weggelassen werden) + 1 Tambour entschieden. Total: 6 Hornisten und 3 Tambouren. Die Hornisten sind ausser mit dem sabre briquet auch noch mit kurzen Gewehren und Bajonett (nicht aufgesetzt, in der Scheide steckend) bewaffnet. Das Gewehr wird unter dem Tornister getragen.
Bildlegende Anhang (Sapeurs und Spielleute):
Unteres Glied, von links nach rechts:
Tambour Major, Caporal Tambour, Sergent Sapeur, 4 x Sapeur 1er Bataillon, 4 x Sapeur 2e Bataillon, 4 x Sapeur 3e Bataillon
Zweitunteres Glied, von links nach rechts: 2 x Tambour de grenadiers, 1 x Fifre de grenadiers, 8 x Tambour de fusiliers, 4 x Fifre de fusiliers, 2 x Cornet de voltigeurs, 1 x Tambour de voltigeurs du 1er Bataillon
Zweitoberes Glied, von links nach rechts: 2 x Tambour de grenadiers, 1 x Fifre de grenadiers, 8 x Tambour de fusiliers, 4 x Fifre de fusiliers, 2 x Cornet de voltigeurs, 1 x Tambour de voltigeurs du 2e Bataillon
Oberes Glied, von links nach rechts: 2 x Tambour de grenadiers, 1 x Fifre de grenadiers, 8 x Tambour de fusiliers, 4 x Fifre de fusiliers, 2 x Cornet de voltigeurs, 1 x Tambour de voltigeurs du 3e Bataillon
Dargestellt werden sollen die Regimentskapelle sowie die Sapeurs und Spielleute der ersten drei Bataillons de guerre, in Paradeuniform, anlässlich eines Defilees. Dabei habe ich an Information zusammengetragen, was ich konnte. Relevante zeitgenössische Schriftquellen zum 3e de Ligne habe ich nicht gefunden, nur diesbezügliche Hinweise aus der Literatur, speziell auf das sog. Livre d'ordres des Obersten Schobert (Aufbewahrungsort scheinbar unbekannt). Bilddarstellungen aus erster Hand nur vom Manuskript Otto, nur für einen Sapeur und nur für den Zeitraum 1807/08. Vielleicht zeitgenössisch, jedenfalls aber zeitnah dürften auch die Darstellungen Boerschs für die Zeit um 1810 sein. Alles andere ist Literatur, die dortigen Angaben oftmals nicht überprüfbar. Widersprüchliches und Ungenauigkeiten müssen stehen gelassen werden, solange keine weiteren zeitgenössischen Quellen auftauchen, die Klarheit schaffen können. Ich musste also - als gegenwärtiger Oberst des Regiments - Entscheidungen treffen, was ich wie darstellen wollte. Irrtümer vorbehalten. Meinungen, noch besser natürlich nützliche und überzeugende Richtigstellungen, werden gerne entgegengenommen. Die Suche nach mehr hieb- und stichfester Information geht weiter.
Teil 1: Sapeurs und Spielleute
Sergent Sapeur, Sapeurs
Die Zahl der Sapeurs entspricht dem damals gültigen Reglement: 12 Sapeurs, d.h. 4 Sapeurs pro Bataillon, plus ein Chefsapeur. Laut Bardin war das gewöhnlich ein Caporal Sapeur, das 3e de Ligne scheint aber stattdessen einen Sergent Sapeur gehabt zu haben, wenn man dem Zeugnis Boersch glauben will. Die Sapeurs waren den Grenadierkompanien zugeteilt, ich habe ihnen dementsprechend deren Kopfbedeckungen gegeben. Die Grenadiere und also auch die Sapeurs des ersten Bataillons scheinen um 1809/10 noch Fellmützen mit Stutz getragen zu haben (Schobert; Boersch zeigt auch Fellmützen), die der anderen Bataillone Tschakos mit karottenförmigen Pompons (vgl. Ms. Otto). Dem Sergent Sapeur habe ich gleichfalls die Fellmütze des ersten Bataillons gegeben. Bewaffnet ist er mit Säbel mit gezahnter Klinge und zwei Kavalleriepistolen, die Sapeurs nebst Axt mit Säbel und Kavalleriemousqueton (unter dem Tornister getragen), Bajonett aufgepflanzt.
Tambour Major, Caporal Tambour, Tambours, Fifres, Cornets
Der Tambour Major war Chef aller Spielleute und (rein administrativ) auch der Musiker des 3e de Ligne. Was seine genauen Aufgaben waren kann man z.B. bei Bardin nachlesen. U.a. war er allgemein für die Ausbildung der Tambouren des Regiments und speziell des 1. Bataillons zuständig.
Caporaux Tambours (oder Tambour Maîtres) waren gewissermassen "Gehilfen" des Tambour Majors (auch deren genaue Funktionen kann man bei Bardin nachlesen). Der Caporal Tambour sollte speziell den Tambouren des 2. Bataillons des Regiments (im Ancien Régime waren zwei Bataillone pro Regiment das übliche) bzw. den Tambourrekruten Unterricht erteilen. Obschon die Regimenter der Republik und des Kaiserreichs ja nun drei und mehr Bataillone hatten, gab es im 3e de Ligne (und auch in anderen Regimentern) bis 1811 nur einen Caporal Tambour (dürfte ein sehr stressiger Job gewesen sein). Über den Caporal Tambour des 3e de Ligne ab 1806 sagt Rigo, er sei ursprünglich bei der Grenadierkompanie gewesen, dann aber nach Eylau aus irgendeinem Grund zum gewöhnlichen Füsilier degradiert worden, 1808 wieder Caporal Tambour geworden, habe aber weiterhin den Füsiliertschako tragen müssen. Ich habe ihm deshalb wie Rigo die Uniform eines Füsiliertambours gegeben (mit Schwalbennestern, ohne Epauletten), anders aber als Rigo einen Tschako mit Pompon und Stutz anstelle eines Tschakos mit Pompon und Puschel. Diesen Stutz habe ich auch allen Spielleuten des 1. Bataillons gegeben (vgl.u.).
Die Zahl der Spielleute entspricht dem damals gültigen Reglement, wobei hier Unsicherheiten bestehen, die ich zu berücksichtigen versucht habe.
Jede Grenadierkompanie (1 pro Bataillon) hat 2 Tambouren, 1808 wurde ein Pfeifer pro Bataillon offiziell genehmigt und der Grenadierkompanie zugeteilt, wobei nicht klar ist, ob nun ein Tambour durch einen Pfeifer ersetzt wurde oder ob der Pfeifer zu den beiden Tambouren hinzukam. Ich habe mal die Option 2 Tambouren + 1 Pfeifer gewählt (einen Tambour weglassen kann man immer). Das ergibt also bei 3 Bataillonen insgesamt 6 Tambouren plus 3 Pfeifer. Die Grenadierspielleute des 1. Bataillons tragen Fellmützen mit Stutz (gemäss Schobert und Boersch), jene des 2. und 3. Bataillons Tschakos mit Pompon und Stutz (gemäss Schobert und Literatur).
Jede Füsilierkompanie (4 pro Bataillon) hat 2 Tambouren, dazu habe ich jeder Füsilierkompanie einen inoffiziellen Pfeifer dazugegeben. Total also 24 Tambouren plus 12 Pfeifer. Boersch und meist auch die Literatur geben den Füsilieren um 1809/10 Tschakos mit Pompons und Puschel (franz. "houpette"). Ein Teil der Literatur gibt bestimmten Füsilieren bereits um 1809 Tschakos mit Pompon und Stutz (ab 1812 praktisch immer). Ob das der Realität entspricht, ist nicht bekannt. Ich habe mich dafür entschieden, den Füsilierspielleuten des 1. Bataillons Tschakos mit Pompon und Stutz, jenen des 2. und 3. Bataillons solche mit Pompon und Puschel zu geben.
In jeder Voltigeurkompanie (1 pro Bataillon) sollten die 2 Tambouren durch 2 Hornisten ersetzt werden. Diese Vorgabe wurde aber oft nicht oder nur teilweise befolgt, da das Horn (cornet) ziemlich unbeliebt war, weil nur mit viel Anstrengung zu blasen und für den rennenden Hornisten in Vollmontur gesundheitsschädlich. Das 3e de Ligne soll Tambouren und Hornisten besessen haben, aber wiederum ist nicht klar, ob dies bedeutet, dass nur einer der Tambouren durch einen Hornisten ersetzt wurde oder ob - bspw. - zusätzlich zu 2 Hornisten ein Tambour beibehalten wurde. Ich habe mich für die Option 2 Hornisten (einer kann evtl. weggelassen werden) + 1 Tambour entschieden. Total: 6 Hornisten und 3 Tambouren. Die Hornisten sind ausser mit dem sabre briquet auch noch mit kurzen Gewehren und Bajonett (nicht aufgesetzt, in der Scheide steckend) bewaffnet. Das Gewehr wird unter dem Tornister getragen.
Bildlegende Anhang (Sapeurs und Spielleute):
Unteres Glied, von links nach rechts:
Tambour Major, Caporal Tambour, Sergent Sapeur, 4 x Sapeur 1er Bataillon, 4 x Sapeur 2e Bataillon, 4 x Sapeur 3e Bataillon
Zweitunteres Glied, von links nach rechts: 2 x Tambour de grenadiers, 1 x Fifre de grenadiers, 8 x Tambour de fusiliers, 4 x Fifre de fusiliers, 2 x Cornet de voltigeurs, 1 x Tambour de voltigeurs du 1er Bataillon
Zweitoberes Glied, von links nach rechts: 2 x Tambour de grenadiers, 1 x Fifre de grenadiers, 8 x Tambour de fusiliers, 4 x Fifre de fusiliers, 2 x Cornet de voltigeurs, 1 x Tambour de voltigeurs du 2e Bataillon
Oberes Glied, von links nach rechts: 2 x Tambour de grenadiers, 1 x Fifre de grenadiers, 8 x Tambour de fusiliers, 4 x Fifre de fusiliers, 2 x Cornet de voltigeurs, 1 x Tambour de voltigeurs du 3e Bataillon
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