Offiziers Dienstgrade im Ersten Kaiserreich(1804–1815)

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  • PreußensGlanz
    Benutzer
    Tambour
    • 13.11.2011
    • 38

    Offiziers Dienstgrade im Ersten Kaiserreich(1804–1815)

    Guten Tag,
    ich wollte mir mal etwas Klarheit über die Dienstgrade der Offiziere verschaffen die im Ersten Kaiserreich(1804-1815) genutzt wurden. Man findet zwar viel im Web aber immer wieder weichen die Listen ab. Vielleicht kann hier je jemand Klarheit reinbringen.

    Nehmen wir mal diese Liste als Grundlage:
    https://en.wikipedia.org/wiki/French_Imperial_Army_(1804%E2%80%931815)#Ranks_of_ the_Imperial_Army

    Da bringt mich schon der Chef d'etat major zum schwitzen, das ist doch eine Dienststellung(Stabschef) und kein Dienstgrad, oder?

    Mit dem Adjudant-commandant kann ich ehrlich gesagt nichts anfangen, nur eine Dienststellung?

    Dann noch Colonel en second und Major en second, waren diese nicht die eigentlichen Kommandeure die anstelle der Regimentsinhaber im Feld waren? Und waren diese nicht schon vor der Revolution abgeschafft worden?

    Und auch beim Capitaine-Adjudant-Major bin ich unsicher, war das nicht eher eine Dienststellung(Capitaine mit Verwaltungsaufgaben) als tatsächlich ein Dienstgrad?

    Und letztlich muss man ja noch aufführen das der Maréchal weder Dienststellung noch Dienstgrad war sondern ein Ehrentitel. Kann man sagen eine Art militärischer Adel oder Adelung?

    Grüße
    Zuletzt geändert von PreußensGlanz; 20.02.2024, 23:42.
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 01.10.2006
    • 2048

    #2
    Hier ein guter Artikel (leider nur französisch), der viele Fragen beantwortet.
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    Kommentar

    • Aide de Camp
      Erfahrener Benutzer
      Sergent-Major
      • 14.12.2020
      • 232

      #3
      Großartiger Link, Sans-Souci!

      Kommentar

      • Aide de Camp
        Erfahrener Benutzer
        Sergent-Major
        • 14.12.2020
        • 232

        #4
        In gewisser Weise ist der Titel eine Maréchal de l'Empire eine Art Adelstitel. Allerdings mehr im übertragenen Sinn. Auch wenn dieser Titel nur an verdiente Generäle vergeben wurde, ist es strenggenommen keine militärischer Würde gewesen, sondern eine zivile. Als Großoffiziere des Kaiserreichs nahmen sie im Hofprotokoll den 5. Rang direkt hinter dem Kaiser, der Kaiserin, der kaiserlichen Familie und den Ministern ein. Die Verleihung des prestigeträchtigen Titels brachte einige finanzielle und protokollarische Vorrechte mit sich. Insbesondere durch die hohen Dotationen auf die an die Marschälle verliehenen Fürsten- und Herzogstitel stärkte Napoleon die Bindung an das neuerschaffene Kaiserreich und schuf einen ihm (zumindest bsi 1812) loyal ergeben Militäradel. Bei der Ernennung der ersten Marschälle achtete Napoleon auch darauf, dass die rivalisierenden Generäle und Führungspersönlichkeiten aus der Rhein- und Italienarmee in gleicher Weise bedacht wurden.

        Die englische Wikipedia-Seite ist sehr oberflächlich und missverständlich gehalten. Der Chef d'état-major ist natürlich eine Dienststellung. Vermutlich dort ganz oben gelistet, weil unter Napoleon die Position des Generalstabschefs immer von einem Marschall wahrgenommen wurde, worauf Napoleon vermutlich aufgrund protokollarischer Gründe besonderen Wert legte. Zumindest war Berthier derjenige Marschall Napoleons, der mit den höchsten Adelstiteln beliehen worden ist.

        Kommentar

        • Aide de Camp
          Erfahrener Benutzer
          Sergent-Major
          • 14.12.2020
          • 232

          #5
          Der Adjudant commandant war ein Officier supérieur, der speziell für den Generalstabsdienst ausgebildet vorgesehen war und innerhalb der Stäbe besondere Leitungs- und Koordinierungsfunktionen übernahm. In der militärischen Hierarchie war er über dem Regimentskommandeur (Colonel) und unter dem Général de brigade angesiedelt, wobei der Vergleich etwas hinkt, da der Adjudant commandant eben vorzüglich für die Arbeit in höheren Stäben vorgesehen war und kein Truppenoffizier war. Er ist also kein richtiger Dienstgrad, sondern eher eine Dienststellung. Eigentlich aber auch irgendwie etwas von beidem, weil man nur als Chef de bataillon oder Chef d'escadrons zum Adjudant commandant ernannt wurde und man danach in der militärischen Hierarchie sehr wohl höher gestellt war.

          Im Stab eines Armeekorps diente er in der Regel als Sous-Chef oder Abteilungschef und wurde durch die Capitaines adjoints in seiner Arbeit unterstützt.

          In einer Division diente er als Chef des Stabes. Als rechte Hand des Kommandeurs war er für den reibungslosen Ablauf der Befehlsgebung und der Administration der Division zuständig. Er hielt permanent Verbindung zu den übergeordneten Kommandobehörden und den unterstellten Truppenteilen. Als Chef des Stabes war er befugt, allen Offizieren der Division im Namen des Kommandeurs Befehle zu erteilen. Dem Stabschef war neben den Capitaines adjoints ein täglich wechselnder Officier d’ordonnance aus einem Regiment der leichten Kavallerie-Brigade des übergeordneten Armeekorps für Befehlsübermittlungen zur Seite gestellt.

          Tägliche Aufgaben des Stabschefs waren:

          - Anfertigung von Rapports an die übergeordnete Kommandoebene: Truppendislokation, Personalstärke, Ausrüstungsstand, Proviant, Fourage und Munitionsvorrat
          - Befehlsausgabe an die unterstellten Truppen, insbesondere Tages-, Marsch- und Vorpostenbefehle sowie die Wacheinteilung
          - Organisation der Biwaks und Einquartierungen
          - Organisation des Munitionsnachschubs und des allgemeinen Wagentrosses
          - Ansetzen von Gefechtsaufklärung und Erkundung der Marschwege
          - Regelung von Disziplinarangelegenheiten und Einsatz der Feldgendarmerie
          - Verwaltung des Lazarett- und Sanitätswesens
          - Organisation des Schriftverkehrs und Verwaltung der Befehlsregistraturen

          Bis zum Jahr 1800 hießen die Adjudants commandants noch Adjudants-généraux.

          Übrigens stand einem Marschall als Premier Aide de Camp ein Colonel oder Adjudant commandant zu. Viele Marschälle nutzten die in der Stabsarbeit versierten Adjudants commandants. Prominentestes Beispiel ist wahrscheinlich Jomini, der einige Jahre Premier Aide de Camp von Ney war.

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          • Colonel
            Erfahrener Benutzer
            Sergent
            • 27.07.2008
            • 169

            #6
            Hallo,
            in Heere und Waffen Heft 18 aus dem Zeughausverlag "Die etatmäßigen Dienstgrade und Dienststellungen in der französischen Armee 1804-1815" gibt es textliche und tabellarische Ausführungen zum Thema. Dort werden zahlreiche Quellen ausgewertet. Dabei werden Stäbe, Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Genietruppe aber auch Sanitätsdienst abgehandelt. Auf Besonderheiten der Garde wird eingegangen. Außerdem wird der Zusammenhang zwischen Dienstgrad und Dienststellung in seiner geschichtlichen Entwicklung dargestellt.
            Viele Grüße

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            • Colonel
              Erfahrener Benutzer
              Sergent
              • 27.07.2008
              • 169

              #7
              Noch einige Anmerkungen zu den Adjudant-généraux (AG) bzw. Adjudant-commandants (AC). Die Umbenennung ab etwa 1800 in AC erfolgte u.a. deshalb, weil die AG das Adjudant wegließen und als général angesprochen und behandelt werden wollten. Dieses sollte durch die Umbenennung unterbunden werden. Aide de camp hat die Einordnung der AC aus der Sicht der Dienststellung in seinem Beitrag beschrieben. Vom Dienstgrad her blieben die AC jedoch Colonels. Um sie gegenüber den normalen Colonels herauszuheben (aufgrund ihrer besonderen Dienststellungen), trugen sie am Kragen, an den Taschen, an den Aufschlägen und auf der Brustseite des Uniformrocks (letzteres nur für die große Uniform) spezielle Litzen.
              Viele Grüße

              Kommentar

              • Colonel
                Erfahrener Benutzer
                Sergent
                • 27.07.2008
                • 169

                #8
                Hallo,
                Heere und Waffen Heft 18 ist jetzt in einer Nachauflage wieder verfügbar. In dieser wurden einige kleinere Fehler korrigiert.
                Viele Grüße

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                • Kein Prinz
                  Erfahrener Benutzer
                  Sergent
                  • 18.04.2021
                  • 118

                  #9
                  Zitat von Colonel Beitrag anzeigen
                  Noch einige Anmerkungen zu den Adjudant-généraux (AG) bzw. Adjudant-commandants (AC). Die Umbenennung ab etwa 1800 in AC erfolgte u.a. deshalb, weil die AG das Adjudant wegließen und als général angesprochen und behandelt werden wollten. Dieses sollte durch die Umbenennung unterbunden werden. Aide de camp hat die Einordnung der AC aus der Sicht der Dienststellung in seinem Beitrag beschrieben. Vom Dienstgrad her blieben die AC jedoch Colonels. Um sie gegenüber den normalen Colonels herauszuheben (aufgrund ihrer besonderen Dienststellungen), trugen sie am Kragen, an den Taschen, an den Aufschlägen und auf der Brustseite des Uniformrocks (letzteres nur für die große Uniform) spezielle Litzen.
                  Viele Grüße
                  So many complexities when you deal with the entire hierarchy in one go.
                  What is the aim obtaining all such information?

                  An officers 'military' and therefore seniority rank in the forces, was one thing.
                  His (usually) role was then stipulated as the service to be performed.
                  In a regimental format (no matter which arm- Adjutants xxx were nothing to do like those in Divisional or army commands.
                  Yes they did administrative paperwork and disciplines, but nothing more than the day-day roles so designated.

                  Adjutant-Commandants, were however stratified in relation to the Commanding General they served.
                  Their staff, actually performing the work, also had a military rank, but their role designation was Adjoints- assistants to the designated corps/ staff involved.

                  As noted, Berthier, designated as Major-General, was a marshal, but also the Chef de l'Etat-Major-General - the 'Army' High Command and had jurisdiction over all matters (also entertained simultaneously as Minister of War on several occasions). He had a width and stretch of command, that for the l'Etat-Major-General included a sub-staff of three formal 'departments'- each commanded by senior experienced generals (Andreossy was the first) as well as security, reconnaisance and a hidden espionage/ surveillance role.

                  i trust this may aid some understanding of the matters requested,
                  regards dave

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                  • Colonel
                    Erfahrener Benutzer
                    Sergent
                    • 27.07.2008
                    • 169

                    #10
                    Hallo,
                    man muss halt streng zwischen Dienstgrad und eingenommener Dienststellung unterscheiden, siehe Heere und Waffen Heft 18. Dort ist das tabellarisch aufgearbeitet. Allen Dienstgraden werden mögliche Dienststellungen der verschiedenen Kommandoebenen zugeordnet.
                    Viele Grüße

                    Kommentar

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