Einige Nachrichten zur Uniformierung / Bewaffnung der preußischen Artillerie vor und nach 1808 bring Schöning, Historisch-biographische Nachrichten zur Geschichte der Branden.-Preuß. Artillerie, III, u.a. S. 174 ( https://books.google.de/books?id=1fwAAAAAcAAJ ). Die (Ost-)Preuß. Brigade soll demnach noch 1813 die alten Pallasche mit messingnen Körben geführt haben.
Uniformierung der Stückknechte bei einer Mobilmachung in Preußen bis 1806
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Trotz durchblättern vieler, eine Antwort vermutender, Literatur, kann meinerseits zu den nachstehenden Fragen kein konkreter Beleg gefunden werden. Dafür dazu kurz meine, natürlich sehr subjektive Meinung.
"Wie lief bei einer Mobilmachung die Uniformierung der Stückknechte ab?" -
"Wurden die Uniformen mit der Mobilmachung neu gefertigt (wie in Sachsen) oder lagen diese auf den Montierungskammern der Artillerie-Kompanien?"
"Und wenn sie auf den Montierungskammern lagen, wie lange war die Haltezeit einer solchen Uniform."
Um sich dem Sachverhaltes zu nähern muss man sich das Auswahlverfahren von Knechten noch einmal vor Augen führen.
Alle Knechte wurden durch die Kanton-Revisionskommissionen, die aus Militär-und Zivilpersonen zusammengesetzt waren, aus nicht für Infanterie und Kavallerie geeigneter Mannschaft enrolliert. Das Alter betrug mindestens 25 und maximal 35 Jahre. Dabei wurden die Stückknechte und diejenigen für das Fuhrwesen in besonderen in Listen erfasst. Die Verpflichtung bestand entgegen den anderen Knechten nur für 12 Jahre. Da die Knechte zwar einen Eid leisten mussten, aber keinen Soldatenstatus hatten, erfolgte die eigentliche Aushebung durch Zivilbehörden, nämlich durch die Finanz-und Steuerräte der Provinzen. Weiterhin ist bekannt, dass die Ausbildung der Knechte durch abgestellte Kavalleristen erst auf dem Marsch erfolgte. Zusätzlich ist zu bedenken, dass die gesamte Ökonomie der Armee durch die Kompanien bzw. Eskadrons bewerkstelligt wurde. Die Regimentskammern neben der Feldausrüstung nur einen sehr begrenzten Vorrat für Verschleiß oder Deserteure vorhielt. Klar ist darüber hinaus, dass nur das Artillerie-und Geschirrmaterial in den Festungen lagerte. Aus den vorgenannten Fakten lassen sich folgende Schlüsse ziehen: Es war zwischen Aushebung und Marschbereitschaft wohl kaum Zeit für eine Einkleidung und schon gar nicht für eine Anfertigung der Bekleidung. Da die Knechte keinen Militärstatus hatten, sind sie eher nicht unter die Militärökonomie gefallen. Es kann vermutet werden, das die Bekleidung durch die Zivilbehörden gestellt und sofort nach Aushebung verabreicht wurde. Dann erst der Marsch zum Gestellungsort erfolgte. Dies erklärt den oftmals bemängelten Zustand der Sachen. Da diese Knechte bereits festgelegt waren ist sowohl eine beim Mann befindliche Uniform als auch die Lagerung in zivilen Depots der Kreise nicht ausgeschlossen.
Eine Lagerung auf den Kammern der Einheiten halte ich demzufolge für eher unwahrscheinlich. Ob die neuen Pläne der Organisation von 1805 schon überall verwirklicht wurden konnte ich nicht feststellen.
Jede Kompanie der reitende Artillerie hatte eine Exerzierbatterie. Die Batterien waren auch im Frieden bespannt. Die Fußartillerie verfügte seit 1803 nur über zwei Exerzierbatterien in Berlin und Breslau. Ob beim "täglichen" Exerzieren extra einberufene Stückknechte oder vorhandene Artilleristen die Kanonen zogen konnte ich nicht klären. Zu den Manövern wurden jedenfalls die Stückknechte eingezogen. Bei der Mobilmachung wurden die Pferde für die anderen Batterien der reitenden und der Fußartillerie frei angekauft vom Land oder von speziellen Unternehmern gestellt.
"Im Mobilmachungsfall besetzte eine reitende Kompanie..."- Nach meiner Kenntnis besetzte eine Kompanie zwei Batterie und eine Kolonne. Das zusammengefasste überzählige Personal aller Regimenter besetzte weitere Kolonnen, wie Laboratorien-Kolonnen und dgl.
Ortenburg enthält einige Unkorrektheiten. So zeigt er u.a. Fahnen-Bandeliers verschiedener Ausführung bei der Infanterie, Erst Jahrzehnte später erhielt die Infanterie überhaupt Bandeliers. In der fraglichen Zeit wurden die Fahnen grundsätzlich noch "aufs Gehenk gesetzt".
Uniform : Reitende Artillerie : einreihiger blauer Rock ähnlich Artillerie-Personal, rot gefüttert, Aufschläge und Kragen Rockfarbe, rote Halsbinde, gelbliche Lederhosen, Stulpstiefel, Hut weiße Kordons mit gelbem Knopf, weißer Stutz, Knöpfe gelb
Fußartillerie: wie vor, nur langer einreihiger Rock ähnlich Mantel mit Umlegekragen und Taschenklappen, Hut mit Knopf und Kordon, Blechschild am Hutaufschlag, früher dafür Spielkarten
Ansonsten wie schon gesagt.
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In der Tat muss man bei Ortenburg vorsichtig sein, sein Train stimmt mit den zeitgenössischen Stichen von Kolbe nicht überein, siehe die angehängten (weiter oben) Fotos, was Rock, Collet - Diskussion - vielleicht eine semantische Interpretation, also Rock, Collet (indem der Rock nochmal spezifiziert ist). Hier auch mal eine Fahnentragweise nach SchmettauP1010267.jpg
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#17 Danke für die Ausführungen zur Aushebung der Knechte. Es ist immer wieder interessant, die verwaltungstechnischen Vorgänge nachzuvollziehen.
"Im Mobilmachungsfall besetzte eine reitende Kompanie..."- 1 reitende Kompanie (4 Feuerwerker, 10 Korporals, 22 Bombardiere, 172 Mann) besetzte genau 2 Batterien à 2 Feuerwerker, 5 Korporals, 11 Bombardiere, 86 Mann. Mehr war nicht drin.
Nach den Akten im Geheimen Staatsarchiv gingen bei den reitenden Exerzierbatterien die Knechtsmonturen zu je 15 Rtl. 7 Gr. für die 18 Knechte je Batterie auf den Montierung-Etat des Regiments. Nach diesen Akten bestand die Knechtsmontur aus Rock, Collet, Rock, Hut, Stiefeln, ledernen Hosen, Zwillichen Überhosen, Mantelsack, Binde, Haarband, ein paar Strümpfen und 2 Hemden. Da ein Collet gegeben wurden, kann der Rock nur der von Sanssouci erwähnte "große Rock" oder "Rockelor" sein.
Nach Decker erhielt 1803 nur Berlin eine Fuß-Exerzierbatterie, wobei wir es genau nur anhand der gültigen Etats, die ich im GStA Berlin noch nicht gefunden habe, werden nachvollziehen können.Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
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Danke für die interessante Antwort Da Capo:
"...Nach den Akten im Geheimen Staatsarchiv gingen bei den reitenden Exerzierbatterien die Knechtsmonturen zu je 15 Rtl. 7 Gr. für die 18 Knechte je Batterie auf den Montierung-Etat des Regiments..."-
Das würde bedeuten, dass den Exerzier-Batterien der reitenden Artillerie ständig, eventuell sogar mit Austausch, Knechte zur Verfügung standen. Nicht unwahrscheinlich.
Die Angabe der Monturstücke ist bis auf nachfolgende Anmerkung bekannt.
Das die Montur der Knechte auf den Etat des Regiments gehen soll, verwundert doch sehr. Das müsste dann eine absolute Ausnahme sein. Grundsätzlich kann in allen bekannten Ökonomie-Reglements kein Beleg für diesen Sachverhalt gefunden werden. Die Ökonomie-Reglements der Infanterie hätten dann ebenfalls den Ansatz enthalten müssen, da sie ebenfalls Knechte für die Regimentsstücke einstellten. Auch die Tatsache, dass ein Collet und zusätzlich ein Rock gegeben werden sollte, würde dem preußischen Sparsamkeitsprinzip völlig widersprechen und ist vor 1806 höchst unwahrscheinlich.
Hier ist m.E. nach die Begriffswahl nicht eindeutig. Collet als Uniformbegriff bezeichnet i.d.Regel den eigentlichen kurzen engen Rock in Jackenform mit Schößen, welcher im Januar 1802 für die reitende Artillerie eingeführt wurde. Aber manchmal wird er auch fälschlich für eine Ärmelweste gebraucht, was hier der Fall sein könnte.
So gut wie auszuschließen ist meiner Meinung nach der Gebrauch der langen Röcke der Stückknechte von der Fußartillerie für die reitende Artillerie.
Zur Veranschaulichung gebe ich eine Zeichnung eines Stückknechts der reitenden Artillerie zur Kenntnis.
Zur Batteriebesetzung habe ich andere Informationen. Wer sollte im von dir geschilderten Fall demnach die anderen Artillerie-Fahrzeuge besetzen ??
stückknecht.jpg
HKDW: Sehr schöne Bilder. Man sieht sehr selten richtige Darstellungen der Fahnenhaltung. Die Abbildungen kannte ich bisher noch nicht. Vielen Dank!
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Die Exerzierbatterien der reitenden Artillerie hatten beständig Knechte auf dem Etat, 1806 bei jeder der 10 reitenden Kompanien eine Exerbatterie; 1799 gab es je eine in Berlin, Königsberg, Warschau und Breslau. 1806 und 1799 deshalb, weil dafür die Etats in Berlin liegen. Montierung- und Löhnungskosten sind für das ganze Jahr ausgewiesen ohne Einschränkungen.
Da beim Etat von 1806 darauf verwiesen wird, dass für die zur Exerzierbatterie kommandierten Offiziere die Pferdeverpflegung bereits in Etat des Regiments berücksichtigt wird, ist der Etat als Anhang zum Regiments-Etat (der leider für 1806 bisher in Berlin nicht aufzufinden ist) zu sehen.Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
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Nach Schöning machte z.B. das 2te Regiment zu Fuß folgende Batterien und Kolonnen mobil:
9 Stück 12pfd.ge Batterie
1 Stück 6pfd.ge Reserve-Batterie
1 Stück 7pfd.ge Haubitz-Batterie
1 Stück 10pfd.ge Mortier-Batterie
9 Stück Train-Kolonnen
1 Stück Brandgeschoß- oder geheime Laboratorien-Kolonne
2 Stück Handwerks-Kolonnen
2 Stück fliegende Pferde-Depots
1 Stück stehendes Pferde-Depot
Jede Fußkompanie sollte eine Batterie und eine Kolonne besetzen, die Haubitz- und Mortierbatterien durch Abgaben aus allen Kompanien eines Regiments.
Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
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