Gefecht bei Crivitz 3.11.1806

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  • Greuthungi
    Neuer Benutzer
    Soldat
    • 15.02.2020
    • 12

    Gefecht bei Crivitz 3.11.1806

    Welche französische Truppen waren anwesend beim Gefecht bei Crivitz?

    Wikipedia schreibt:
    "Die französischen Fußsoldaten stammten aus Bernadottes 2. Division unter Divisionsgeneral Olivier Macoux Rivaud de la Raffinière . Die Brigadegeneräle Michel Marie Pacthod und Nicolas Joseph Maison führten das 8. leichte und das 45. und 54. Linieninfanterieregiment. Diese wurden vom 2. und 4. Husarenregiment und dem 5. Chasseur à Cheval-Regiment unter Brigadegeneral Jacques Louis François Delaistre de Tilly sowie je einer berittenen und einer Fußartilleriebatterie unterstützt. Insgesamt waren es 6.500 Franzosen und 12 Geschütze"

    Das stimmt aber nicht: es waren jedenfalls 8. und 94. Linienregiment und 27. leichtes Regiment unter Pacthod und Maison, der Kavallerie geführt von Watier. Watier hatte Tilly ersetzt bis 5. November, so wird von Foucart geschrieben. Aber wieso führten Pacthod und Maison nicht die eigenen Brigaden (8. Legere, 45. und 54. Ligne)?

    Eltjo
  • Greuthungi
    Neuer Benutzer
    Soldat
    • 15.02.2020
    • 12

    #2
    Foucart schrieb in Campagne de Prusse (1806), d'après les archives de la guerre : Prenzlow-Lubeck (p. 671):

    "Les portes de la ville étaient fermées… Quelques compagnies du 27e léger et des 8e et 94e qui avaient fait l’avant-garde avec la cavalerie légère marchèrent aux portes, les ouvrirent et entrèrent dans la ville où elles trouvèrent des cavaliers ennemis. — Crivitz est dans un fond, près du lac de ce nom. Une ruisseau dont les bords sont marécageux et qui va du lac de Crivitz à celui de Barnin la traverse. Tout le front que l'ennemi occupait était couvert par des lacs et des marais ; pour aller à lui il fallait défiler par la ville.
    Le général Blücher à notre approche faisait des dispositions pour se retirer. Quand l'infanterie eut occupée la ville, le Prince fit passer promptement le défilé à la cavalerie légère et ordonna au général Pacthod de suivre avec le 8e régiment. Le général Maison étant entré en ville avec les voltigeurs y attendait la Cavalerie légère pour sortir et se porter sur les hauteurs où était établie la cavalerie ennemie. (Journal des opérations du 1er corps.)"

    Die Türen der Stadt waren geschlossen ... Einige Kompanien der 27. leichten und 8. und 4. Infanterie, die mit der leichten Kavallerie die Vorhut gebildet hatten, marschierten zu den Türen, öffneten sie und drangen in die Stadt ein, wo sie mit den feindlichen Reitern Schritt halten konnten. — Crivitz ist in einem Boden, in der Nähe des Sees dieses Name. Ein Bach, dessen Ufer sumpfig sind und der vom See von Crivitz zu den von Barnin abfließt, überquert ihn. Die ganze Front, welche die Feind besetzte, war von Seen und Sümpfen bedeckt; Um zu ihm zu gelangen, musste man durch die Stadt gehen.
    General Blücher traf auf unsere Annäherung hin Vorkehrungen zum Rückzug. Als die Infanterie die Stadt besetzt hatte, übergab der Prinz sogleich die Schlucht an die leichte Kavallerie und befahl dem General Pacthod, mit dem 8. Regiment zu folgen. General Maison, der mit den Voltigeuren in Stadt eingedrungen war, erwartete, daß die leichte Kavallerie herauskäme und sich auf die Höhen begab, wo die feindliche Kavallerie aufgestellt war. (Tagebuch über die Operationen des 1. Korps.)




    Vom OOB her, war ​​​​​​​das 8. Regiment Ligne Teil der 1. Division Rivaud unter Brigadegeneral Maison. Das 27 legere gehörte zur 2. Division unter Brigade Frère und die 96. beim 2. Division zur Brigade Wérle.

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    • Aide de Camp
      Erfahrener Benutzer
      Sergent-Major
      • 14.12.2020
      • 232

      #3
      Aus den Berichten, die Bernadotte am 02.11. und 04.11.1806 an Napoleon schrieb, geht hervor, mit welchem Tempo sowohl der Rückzug der preußischen Truppen unter Blücher auf Schwerin als auch der Vormarsch des französischen I. Armeekorps stattfand. Bernadotte berichtet, dass seine Infanterie-Divisionen vom 01.11. bei Waren (Division Dupont) über Nossentin (Division Drouet) bis nach Crivitz am 03.11. (Division Rivaud) fortwährend in Gefechte mit der preußischen Nachhut verwickelt waren. Da Bernadotte beständig darüber klagte, über zu schwache Kavalleriekräfte zu verfügen (Watier habe mit den 5. Chasseurs, den 2. und 4. Husaren nur über ca 750 Reiter verfügt), durfte seine Infanterie den Kontakt zur preußischen Nachhut nicht verlieren. Die Marschleistung von Bernadottes I. Armeekorps vom 02.11. morgens von Waren bis nach Crivitz am 03.11. beträgt ca. 72 km. Ich schätze, dass sich bei diesen Gewaltmärschen die Marschordnung mehr oder minder auflöste und Bernadotte mit den vorne marschierenden Truppen versuchte, die Preußen zu binden, um den Kontakt nicht zu verlieren. Bernadotte berichtet, dass er teilweise nichteinmal geschlossene Bataillone, sondern nur einzelne Kompanien zur Verfügung hatte. Möglicherweise hatte er als persönlichen Stab die Generäle Maison und Pacthod bei sich, denen er den Auftrag gab, mit den zur Verfügung stehenden Truppen das Gefecht am Laufen zu halten. Bernadottes Aide de Camp Capitaine Vilatte wurde bei Cribitz verwundet und gefangen genommen, am nächsten Tag aber ausgetauscht. Wahrscheinlich zeigen dies Nachhutgefechte, dass wir uns von den Vorstellungen trennen müssen, dass die Truppen immer nach der Ordre de bataille ins Gefecht geführt wurden.

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      • Aide de Camp
        Erfahrener Benutzer
        Sergent-Major
        • 14.12.2020
        • 232

        #4
        Hier noch einige Überlegungen zu den beteiligten Truppen auf französischer Seite...

        Angenommen, das 8e de ligne (1563), das 94e de ligne (1310) und das 27e léger (1600) waren mit allen ihren zwei Bataillonen vor Ort, dann betrug die ungefähre Stärke der französischen Infanterie am 03.11.1806 vor Crivitz 4473 Mann. Diese Zahlen und auch die folgenden sind der "Situation des Troupes composant le Premier Corps de la Grande Armee à l'époque du 15 Novembre 1806" entnommen.

        Hinzu kam die Leichte Kavallerie des I. Korps mit den 5e Chasseurs à cheval (425), den 2e Hussards (342) und den 4e Hussards (356), wenn alle drei Regimenter alle drei Eskadrons vor Ort hatten. Also insgesamt 1123 Mann.

        Dazu kam die 2e oder 3e Comp. des 3e Régiment d'Artillerie à cheval mit 6 Geschützen und 80 Mann.

        Dies würde eine Truppenstärke von 4473 Mann Infanterie, 1123 Mann Kavallerie und 80 Arilleristen bedeuten. Diese Truppen sind während des Gefechts von der leichten Kavallerie des IV. Korps unter Soult unterstützt worden.

        Die Leichte Kavallerie Soults wurde von General Guyot kommandiert und umfasste:

        8e Hussards (292)
        11e Chasseurs (435)
        16e Chasseurs (409)
        22e CHasseurs (261)

        = 1397 Mann

        sowie wahrscheinlich die 4e Comp. des 5e Régiment d'Artillerie à cheval mit 6 Geschützen und 80 Artilleristen.

        Das würde eine Gesamtstärke von 7153 Mann bedeuten und käme der bei Wikipedia angegebenen Zahl von 6500 Mann mit 12 Geschützen recht nahe. Wenn man Bernadottes und Soults Berichte liest, kommen allerdings Zweifel auf, ob die wirkliche Zahl nicht wesentlich geringer war, da wohl weder das 94e de ligne noch das 27e léger mit beiden Bataillonen vor Ort war und auch Bernadottes Kavallerie von ihm selbst mit nur ca. 750 Mann angegeben wird. Ob Soults Kavallerie vollumfänglich im Einsatz war ist ebenfalls nicht klar.

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        • Spaen
          Erfahrener Benutzer
          Tambour-Major
          • 26.04.2020
          • 301

          #5
          Als Bernadotte am 31. den Marsch auf Waren antrat hatte er schon alle Marschunfähigen seines Korps und seine gesamte schwere Artillerie zurückgelassen. Dazu kamen dann noch die weiteren Marschverluste.
          Am 01. November schrieb Bernadotte an den Kaiser:
          "La cavalerie de M. le maréchal Soult qui est déja arrivée , se compose d`environ 500 chevaux. Son infanterie est encore à 4 lieues d`ici; la mienne quoi que très fatigée marchera tout la nuit. Le général Savary nous a aussi joints avec 400 chevaux.

          Also war zu dem Zeitpunkt die Kavallerie schon 900 Pferde stark.

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          • Aide de Camp
            Erfahrener Benutzer
            Sergent-Major
            • 14.12.2020
            • 232

            #6
            Die vom Aide de Camp Napoleons, Divisionsgeneral Savary, geführten Kavallerietruppen, die bei Crivitz teilweise ebenfalls Bernadotte unterstützten, waren ein Sonderverband, der Ende Oktober 1806 in Berlin zusammengestellt worden war. Er umfasste die 7e Chasseurs à cheval, die eigentlich zu Augereaus VII. Korps gehörten und die 1er Hussards, die zu Milhauds Leichter Kavallerie-Brigade im Reserve-Kavallerie-Korps gehörten. Der Verband war auf Zusammenarbeit mit Bernadotte und Soult angewiesen, diesen aber nicht direkt unterstellt. Seine eigentliche Aufgabe bestand darin, Pferde zu rquirieren und feindliche liegengebliebene Baggage einzusammeln und die Verfolgung Blüchers weiter zu forcieren.
            Zuletzt geändert von Aide de Camp; 07.02.2025, 22:16.

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            • Tom
              Erfahrener Benutzer
              Chef de Bataillon
              • 03.10.2006
              • 1144

              #7
              Von Savary gibt es - auch in Deutsch erschienene - Memoiren (*), vllt. mal nachschauen, was er schreibt. Dasselbe gilt für Drouet, außerdem existiert eine umfangreiche Biografie von Dupont (der zwei Jahre später bei Bailén kapitulieren musste). Darüber hinaus dürfte der eine oder andere auf franz. Seite beteiligte Offizier / Soldat ebenfalls Memoiren hinterlassen haben, da müsste man mal tiefer suchen. - Analog für die preußische Seite...
              Gruß, Tom
              (*) Rovigo, v. (Anne Jean Marie René Savary). Memoiren des Herzog von Rovigo, als Beiträge zur Geschichte des Kaisers Napoleon. 8 Bände. Leipzig : A. Bossange, 1828, 436, 441, 406, 382, 274, 394, 394, 379 S.] -> Bd. 2, ab S. 274 / https://books.google.de/books?id=nexBAAAAcAAJ [Bei Savary wäre allerdings zu prüfen, ob die Memoiren aus der berüchtigten "Memoirenfabrik" stammen.]
              Zuletzt geändert von Tom; 08.02.2025, 06:46.

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              • vcuvilliers
                Neuer Benutzer
                Soldat
                • 26.01.2025
                • 14

                #8
                Pourquoi cette expression d'"usine à mémoires" ?

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                • Greuthungi
                  Neuer Benutzer
                  Soldat
                  • 15.02.2020
                  • 12

                  #9
                  Zitat von Aide de Camp Beitrag anzeigen
                  Das würde eine Gesamtstärke von 7153 Mann bedeuten und käme der bei Wikipedia angegebenen Zahl von 6500 Mann mit 12 Geschützen recht nahe. Wenn man Bernadottes und Soults Berichte liest, kommen allerdings Zweifel auf, ob die wirkliche Zahl nicht wesentlich geringer war, da wohl weder das 94e de ligne noch das 27e léger mit beiden Bataillonen vor Ort war und auch Bernadottes Kavallerie von ihm selbst mit nur ca. 750 Mann angegeben wird. Ob Soults Kavallerie vollumfänglich im Einsatz war ist ebenfalls nicht klar.
                  Vielen Dank für Ihr Mitdenken. Ich glaube, ich habe jetzt eine klarere Vorstellung. Foucart schrieb, General Maison habe das volle Vertrauen Bernadottes genossen, der ihn zu seinem ersten Adjutanten ernannte (S. 101). Maison nutzte diese Autorität, um eine Ad-hoc-Avantgarde zu organisieren, in diesem Fall Rivauds 1. Brigade und einen Teil von Drouets Division. Die Verluste der Infanterie waren bis zu diesem Zeitpunkt relativ gering, da Bernadotte nur bei Schleiz und Halle involviert war. Lübeck war ein anderer Fall, bei dem die 27. Légère beispielsweise 150 Verluste und die 8. und 94. Linie jeweils mehr als zehn Offiziersverluste erlitten (siehe Martinien https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bp...71d.texteImage). Die französischen Bataillone wären bei Crivitz immer noch stark gewesen. Die Kavallerie wäre schwächer gewesen, aber es bleibt unklar, woher Bernadotte seine Zahl von 750 nimmt, es sei denn, er bezieht sich nur auf seine beiden Husarenregimenter. Selbst Foucart (nach Lübeck) gibt an, dass sie 1143 Mann hatten (ursprünglich 1623).
                  Soults Kavallerie konnte sich erst mit der von Bernadotte verbinden, nachdem sich die Preußen von den Höhen über Crivitz zurückgezogen hatten, verfolgt von französischer Infanterie. Gemeinsam verfolgten sie die Preußen über Fähre und Mueß hinaus.

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                  • Aide de Camp
                    Erfahrener Benutzer
                    Sergent-Major
                    • 14.12.2020
                    • 232

                    #10
                    Zitat von Greuthungi Beitrag anzeigen

                    ... Foucart schrieb, General Maison habe das volle Vertrauen Bernadottes genossen, der ihn zu seinem ersten Adjutanten ernannte (S. 101). Maison nutzte diese Autorität, um eine Ad-hoc-Avantgarde zu organisieren, in diesem Fall Rivauds 1. Brigade und einen Teil von Drouets Division. ... Die Kavallerie wäre schwächer gewesen, aber es bleibt unklar, woher Bernadotte seine Zahl von 750 nimmt, es sei denn, er bezieht sich nur auf seine beiden Husarenregimenter. Selbst Foucart (nach Lübeck) gibt an, dass sie 1143 Mann hatten (ursprünglich 1623).
                    Dass Maison hier im Sinne Bernadottes die zur Verfügung stehenden französischen Kräfte verwendet hat, halte ich auch für sehr wahrscheinlich. Er besaß in der Tat ein sehr inniges Verhältnis zu Bernadotte. Er war bereits 1797-1799 Aide de Camp von Bernadotte gewesen und dann eben als Premier AdC nochmals während der hannoverschen Zeit von Ende Mai 1804 bis Ende August 1805. Er blieb danach als Sous-Chef im Generalstab des I. Korps und Bernadotte wird sicherlich veranlasst haben, dass Maison nach seiner Beförderung zum General im Februar 1806 in seinem Korps als Brigadekommandeur verwendet wurde. Ende November 1806 löster er dann auch Leopold Berthier als Chef des Stabes im I. Korps ab. Man kann sich also denken, warum Maison sich in der unmittelbaren Umgebung Bernadottes bei Crivitz aufhielt.

                    Crivitz ist übrigens ein gutes Beispiel, wie die übergeordneten Kommandeure ihre AdC mit direktem Auftrag an die Spitze der vor Ort stehenden Truppen setzten. Bei Crivitz hat Gérard als Premier AdC Infanterieangriffe persönlich geführt, wie auch Vilatte, der Kavallerie führte und an dem Tag durch mehrere Säbelhiebe am Kopf verwundet wurde.

                    Zu den Zahlen der Kavallerie: Wenn ich von jedem der drei Regimenter eine Eskadron, als ungefähr 1/3 an Pferden abziehe, die möglicherweise als Aufklärung detachiert waren, lande ich wieder bei ca. 750 Pferden.

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                    • Spaen
                      Erfahrener Benutzer
                      Tambour-Major
                      • 26.04.2020
                      • 301

                      #11
                      Vorab: Grundsätzlich lässt sich im gesamten Feldzug bei den Stärkeangaben durch die französischen Befehlshaber eine Untertreibung eigener Stärken und eine Übertreibung der Gegenseite beobachten. Die z.B. von Bernadotte auf dem Vormarsch von Waren angegebenen 300 Gefangenen waren bis auf wenige Ausnahmen ermattete Marschunfähige, die es auch in großer Zahl auf französischer Seite gab.

                      Zur Abrundung des Themas einzelne Vorgänge aus preußischer Sicht:

                      Weil Bernadotte am 02. November nur langsam folgte, nicht nur weil Soult in die Flanke der preußischen Aufstellung kommen sollte, sondern auch auf Grund des starken preußischen Widerstandes, hatte er die Fühlung mit den Preußen verloren. Am 3. November stellte er den Kontakt wieder her, als er bei Criwitz auf die Arriergarde unter General Oswald stieß. Das Regiment Blücher-Husaren hatte sich in den vorangegangenen Kämpfen total verschossen und wurde durch das Dragoner-Regiment Herzberg und das II. Bataillon von Rudorf-Husaren ersetzt. Die Arriergarde bestand darüber hinaus aus den Grenadier-Bataillonen Vieregg 4/54, Schmeling 17/51 und einer reitenden Batterie.
                      Von einem unbekannten Offizier der Rudorf- Husaren existiert ein kleines Tagebuch in französischer Sprache, in dem interessante Einzelheiten zu den Rückzugskämpfen und auch speziell zum Gefecht bei Crivitz mitgeteilt werden. Besonders interessant finde ich dort die Angaben zur Taktik. So beschreibt er in einigen Zeilen sowohl die Attacken, das Feuergefecht der Plänkler, als auch das schachbrettförmige Zurückgehen der Eskadrons und das durchziehen der Flankeurs

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                      • HKDW
                        Erfahrener Benutzer
                        Colonel
                        • 02.10.2006
                        • 3146

                        #12
                        Zitat von Spaen Beitrag anzeigen
                        Vorab: Grundsätzlich lässt sich im gesamten Feldzug bei den Stärkeangaben durch die französischen Befehlshaber eine Untertreibung eigener Stärken und eine Übertreibung der Gegenseite beobachten. Die z.B. von Bernadotte auf dem Vormarsch von Waren angegebenen 300 Gefangenen waren bis auf wenige Ausnahmen ermattete Marschunfähige, die es auch in großer Zahl auf französischer Seite gab.

                        Zur Abrundung des Themas einzelne Vorgänge aus preußischer Sicht:

                        Weil Bernadotte am 02. November nur langsam folgte, nicht nur weil Soult in die Flanke der preußischen Aufstellung kommen sollte, sondern auch auf Grund des starken preußischen Widerstandes, hatte er die Fühlung mit den Preußen verloren. Am 3. November stellte er den Kontakt wieder her, als er bei Criwitz auf die Arriergarde unter General Oswald stieß. Das Regiment Blücher-Husaren hatte sich in den vorangegangenen Kämpfen total verschossen und wurde durch das Dragoner-Regiment Herzberg und das II. Bataillon von Rudorf-Husaren ersetzt. Die Arriergarde bestand darüber hinaus aus den Grenadier-Bataillonen Vieregg 4/54, Schmeling 17/51 und einer reitenden Batterie.
                        Von einem unbekannten Offizier der Rudorf- Husaren existiert ein kleines Tagebuch in französischer Sprache, in dem interessante Einzelheiten zu den Rückzugskämpfen und auch speziell zum Gefecht bei Crivitz mitgeteilt werden. Besonders interessant finde ich dort die Angaben zur Taktik. So beschreibt er in einigen Zeilen sowohl die Attacken, das Feuergefecht der Plänkler, als auch das schachbrettförmige Zurückgehen der Eskadrons und das durchziehen der Flankeurs
                        Wurde dieses Tagebuch irgendwo veröffentlicht?

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                        • Sans-Souci
                          Erfahrener Benutzer
                          Colonel
                          • 01.10.2006
                          • 2049

                          #13
                          Hier angehängt der Aufsatz aus dem Hohenzollernjahrbuch, Bd. 9 (1905), mit dem Tagebuch des Ungenannten vom Husaren-Regiment von Rudorff [H2], möglicherweise des Kornetts von Katte. Letzterer wurde am 17. Oktober 1808 ins 1. Brandenburgische Husaren-Regiment übernommen.

                          H02 - Rudorff - 1806 (Hohenzollernjahrbuch Bd. 9 - 1905), S. 210-218.pdf

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                          • Sans-Souci
                            Erfahrener Benutzer
                            Colonel
                            • 01.10.2006
                            • 2049

                            #14
                            Hier ein weiterer, erhebender Bericht eines ächten Teutschen und Preußen:



                            Seite 322 werden vier Militär-Verdienst-Orden erwähnt, die Offizieren des Regiments für das Gefecht bei Criwitz verliehen wurden.

                            Ich habe bei Lehmann (Bd. 1, S. 560) jedoch nur zwei ausfindig machen können (aber immerhin wurden vier Offiziere für das Gefecht bei Kriwitz vorgeschlagen). Der eine ist Sekonde-Lieutenant von Kuylenstjerna, am 24. Oktober 1808 (der andere hier von Blücher vorgeschlagene, Lieutenant von Rheinbaben, erhielt den Militär-Verdienst-Orden nicht):



                            Der andere ist Premier-Lieutenant von Hedemann, der am 14. Juli 1809 auf Vorschlag des Regiments-Chefs den Militär-Verdienst-Orden erhielt (Lehmann, Bd.1, S. 631 f.). L'Estocq ging dabei aber offenbar leer aus:




                            Auf Seite 593 wird eine Vorschlagsliste Blüchers vom 16. Juni 1808 für den Rückzug bis Lübeck erwähnt, mit 81 Offizieren, von denen jedoch laut Lehmann nur 14 tatsächlich den Militär-Verdienst-Orden erhielten, Kuylenstierna und Hedemann werden dort nicht erwähnt.

                            Ein weiterer Sekond-Lieutenant der Rudorff-Husaren, von Brünnow, erhielt ebenfalls den Militär-Verdienst-Orden, jedoch nicht für Criwitz, sondern am 21. April 1807 für seine Tätigkeit in der Kavallerie des Freikorps von Schill.
                            Angehängte Dateien
                            Zuletzt geändert von Sans-Souci; 13.02.2025, 10:47.

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                            • Spaen
                              Erfahrener Benutzer
                              Tambour-Major
                              • 26.04.2020
                              • 301

                              #15
                              L`Estocq und Kuylenstjerna (Kuylenstierna) sind schon bald verabschiedet worden, dagegen hat Hedemann später eine eindrucksvolle militärische Karriere gemacht.

                              1821 Kommandeur des 2. Leib-Husaren-Regiments
                              1829 Kommandeur des 2. Garde-Ulanen-Regiments
                              1832 Kommandeur der 6. Landwehr-Brigade

                              Sans Souci, hast du möglicherweise einen digitaler Zugriff auf :" Kleine Begebenheiten und Charakterzüge aus dem Frz.-Preuß. Krieg 1806-07", Hefte 1-5 in 2 Bänden, Jena 1807 ?

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