Welcher König Ludwig?

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  • Gardekosak
    Erfahrener Benutzer
    Sergent-Major
    • 24.03.2015
    • 206

    Welcher König Ludwig?

    Wer kann mir helfen? Auf den Bandelierbeschlägen der Offiziere der bayerische Armee war das Monogramm des jeweiligen Herrschers zu finden. Sobald ein neuer König den Thron bestieg, regelte ein Armeebefehl, in welchem Zeitraum die Bandelier und Helme mit dem aktuellen Monogramm zu versehen waren. Auf dem Räumnadelbelag konnte dieses ziemlich zeitnah geschehen, da der Schriftzug aufgeschraubt war.

    Nun gab es in Bayern zwei Könige im 19.Jahrhundert mit dem Namen Ludwig. Ich habe bisher keine Anhaltspunkte, wie sich die Monogramme der beiden Ludwigs unterschieden haben. Oder war es gar möglich das man das „L“ des alten Königs auch für den neuen Ludwig weiterverwendete? Damals war man noch sparsam (der Begriff „Nachhaltigkeit“ war noch nicht erfunden).

    Es wäre super wenn mir jemand einen Tipp zur Unterscheidung geben könnte.

    Vielen Dank.

    Axel
    Ludwig.jpg
  • Spaen
    Erfahrener Benutzer
    Tambour-Major
    • 26.04.2020
    • 281

    #2
    "das man das „L“ des alten Königs auch für den neuen Ludwig weiterverwendete"- Das Eck-Monogramm der Fahnenmuster zeigt z.B. für beide Könige keinen Unterschied. Kleinere stilistische Abweichungen auf der Ausrüstung, wie oben gezeigt, kommen wohl immer wieder mal vor. Ich denke, dass das als herstellerbedingt zu erklären ist.

    Vielleicht ist es auch, wie so oft mal wieder ganz anders !

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    • vizenz
      Benutzer
      Tambour
      • 17.06.2012
      • 45

      #3
      Hallo Axel,

      die Idee dass alte Auflagen eingelagert wurden um später wieder verwendet zu werden scheidet sicher aus, da die Kartuschkästen ja Eigentum der Offiziere und nicht der Armee waren.
      Die Frage in wie weit die Hersteller solcher Auflagen 1864 noch auf Stücke von vor 1848 zurückgreifen konnten? Unwahrscheinlich dass man solche Stücke überhaupt auf Vorrat produziert hätte und noch unwahrscheinlicher dass man unnötig gewordene Reste nicht materialtechnisch weiterverarbeitet hätte. Die Abzeichen waren ja in der Regel aus Silber und wir sind hier im Bereich des Juwelierhandwerks. Inwieweit feste Gußformen verwendet wurden die noch vorhanden gewesen sein könnten?

      Grundsätzlich wurde bei jedem Monogramm-Wechsel ein Allgemeines Reskript herausgegeben dass dieses an diversen Ausrüstungsgegenständen mit verschiedenen Fristen zu erledigen sei. Das wurde großzügig in sämtlichen Medien abgedruckt und ist auch heute deshalb noch leicht zu finden.
      Darüber hinaus wurden aber auch für jede einzelne Verwendung Musterzeichnungen als Herstellungsvorschriften hergestellt. Diese dürften heute nur noch im Bayerischen Kriegsarchiv zu finden sein. Leider liegen mir diese Zeichnungen nicht vor, weshalb ich die Form der "L" auch nicht vergleichen kann.
      Ich kenne auch nur wenige Kartuschbandeliere aus der Zeit Ludwigs I. Allerdings glaube ich einen deutlichen stilistischen Unterschied der Auflagen zu erkennen. Die alten L sind alle etwas dünner, eleganter und ausladender gefertigt. Manchmal nehmen sie die komplette Breite des Schildes ein. Die "L" von Ludwig II. dagegen wirken etwas kleiner, die Schenkel dicker, gedrungener. Die florale Zierde deutlich ausgeprägter usw. Auf deine Bild bezogen hätte ich alle drei Stücke Ludwig II. zugeschrieben.

      Besten Gruß,
      Andreas

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      • admin
        Administrator
        Colonel
        • 30.09.2006
        • 2823

        #4
        Im Müller/Braun wird für die Zeit ab 1864 - dem Regierungsantritt Ludwigs II. - ein Edikt vom 5.4.1864 zitiert, das ein neues Helmabzeichen, nämlich ein durchbrochenes 'L' mit von diesem getrennter Krone darüber, eingeführt werden soll, es soll insgesamt 6mm höher und breiter sein.

        In den Beschreibungen für die beiden Modelle M/45 und M/68 (das neue Modell) finden sich die folgenden Angaben zum Emblem:

        M/45: "Der ovale, etwas gewölbte und mit einem Stabe umgrenzte Schild, von 7,5 cm Höhe und 5,97 cm Breite, mit deme die in erhabener Arbeit getriebene, 5,20 cm lange und (mit dem Kreuze) 3,4 cm hohe Königskrone unmittelbar verbunden war, zeigte in getrieben4er Arbeit den All. Namenszug (ein gotisches L)."

        M/68: "Der aus Tafelmessing geprägte, 6,48 cm hohe königliche Namenszug hat eine obere Breite von 4,86 und eine untere von 4,25 cm; die 8 mm über dem L befindliche Krone ist 3,64 cm hoch und 4,86 cm breit."

        Schöne Grüße
        Markus Stein
        "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

        Kommentar

        • Gardekosak
          Erfahrener Benutzer
          Sergent-Major
          • 24.03.2015
          • 206

          #5
          Vielen Dank für Eure Antworten und Hinweise. Es gibt wirklich nur sehr wenige Bandelierbschläge aus der Zeit vor König Ludwig II. Wahrscheinlich wurden viele Bandeliere auf das neue Monogramm umgestellt. Bei manchen diesen Beschlägen lassen sich noch Spuren des Umbaus erkennen. Bei dem Silberbeschlag (linke Seite des Bildes) kann man genau erkennen das die Krone und der Namenszug eine unterschiedliche Farbe der Vergoldung aufweisen. Ich vermute, das "L" wurde später hinzugefügt.

          Blieb die Form der Darstellung der bayerischen Krone im ganzen 19. Jahrhundert identisch?

          Ich würde mich sehr über Abbildungen von bayerischen Bandelierbeschlägen freuen.
          Vielen Dank.

          Axel

          3d40706c-8cc4-4606-b5ac-9d1dc7822251.jpg

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          • Gardekosak
            Erfahrener Benutzer
            Sergent-Major
            • 24.03.2015
            • 206

            #6
            Hallo,
            ich habe bezüglich der Abmessungen von Schild und Nameszug einige Hinweise gefunden. Die Seite ist aus einer Beschreibung der Uniformierung und Ausrüstung des Bayerischen Offizier-Corps von 1824. Dort wird das Bandelier und seine Teile genau beschrieben. Natürlich betrifft der Text nur die Ausführung aus der Zeit von König Max Joseph. Leider habe ichbisher den Wortlaut noch nicht komplett entziffert. Es sind jedenfalls die Maße von Namenszug und Räumnadelschild angegeben.

            Gruß Axel
            officiers-corps Bayern Beschlag.pdf

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            • vizenz
              Benutzer
              Tambour
              • 17.06.2012
              • 45

              #7
              Hallo Axel,

              dort steht:

              "sind sowohl das vordern, wel-
              ches über die Brust, als auch
              jenes welches über den Rü-
              cken herunterläuft, mit einem
              1 Zoll 4 Linien (32mm) langen Beschlag
              versehen, welches allmählig ab-
              nehmend, sich in einer abge-
              rundeten Form endet.
              Ferners befindet sich auf je-
              nem Theils, welcher über die
              Brust kommt, ein silbernes
              oval erhabenes, vier Zoll
              langes, und 2 Zoll 2 Linien (52,6mm) brei-
              tes Schild, das unten spitzig zu-
              geht, und oben einen Zacken
              in der Mitte aufwärts hat.
              An beiden oberen Enden die-
              ses Schildchens sind kleine Hülsen
              welche bei der mitern Spitze
              ganz dünn zusammenlaufen.
              Auf der Mitte des Schildes
              ist der vergoldete Namenszug
              Sr. königlichen Majestaet in
              einandergeschlungen, der unten
              in seiner größten Breite 1 Zoll
              7 Linien (38mm) mißt; auf demselben
              befindet sich eine durchgebrochene
              Königskrone, in der Breite von
              1 Zoll 3 Linien (30mm), und in der Höhe
              von 10 Linien (20mm), dann ist fer-
              ners 2 Zoll 9 Linien (66,8mm) von diesem
              Schilde aufwärts, eine silberne
              etwas ovale Platte, von 1 Zoll
              10 Linien (44mm) im Durchmesser, und
              2 Zoll 1 Lin. (50,6mm)"

              Zum Umrechnen habe ich die (bayerischen) Werte: 1 Zoll = 24,3216mm und 1 Linie = 2,0268mm verwendet.

              Besten Gruß,
              Andreas

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              • Gardekosak
                Erfahrener Benutzer
                Sergent-Major
                • 24.03.2015
                • 206

                #8
                Hallo Andreas,

                vielen Dank für Deine "Übersetzung" der Beschreibung der Bandelierbeschläge. In dieser Vorschrift von 1824 finden sich viele interessante Informationen über die bayerische Uniformierung aus der ersten Häfte des 19.Jahrhunderts.
                Gruß Axel

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                • Gardekosak
                  Erfahrener Benutzer
                  Sergent-Major
                  • 24.03.2015
                  • 206

                  #9
                  Übrigens enthält diese Vorschrift auch eine Beschreibung des Bandeliers für Artillerie-Offiziere. Eigentlich müßten die Beschläge bis auf das Material gleich sein.
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