Zitat von Alex
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Schein ist nicht Sein,wenn man "scheint" sagt,relativiert man ja schon automa-
tisch( auch die eigene Aussage ).Nachdem hier andauernd von Zamoyski geredet
wird(was 1812 betrifft),auch kritisch,habe ich mir erlaubt etwas hinzuzufügen.
Ich kenne die britische Geschichtsschreibung relativ gut,gerade auch zu dieser
Zeit,und da kann man apodiktische Allesbesserwisserei (oder wie man es sonst nennen will) öfters feststellen.Das gehört nämlich u.a.auch zum britischen Na-
turell.(Siehe z.b. Esdaille).
Dennoch halte ich die britische Geschichtsschreibung ganz allgemein für überwiegend gut bis sehr gut,die Leute haben den pragmatischen Sinn der
für Geschichtsschreibung relevant und angebracht ist. Sogar die "boshaften"
haben noch pragmatischen Realitätssinn,manchmal allerdings etwas zynisch.


Grüsse,Irene.


Da fängt das Problem schon an. Wenn es um seine Privatleben geht, sagt der zeitgenössische Autor A etwas, Autor B hat eine andere Meinung und die Autoren C, D, E, usw., haben wieder andere Meinungen. Wählt ein heutiger Autor eine dieser Quellen zum zitieren aus, ist das auch wieder nicht objektiv, denn es liegt in seinem Gutdünken welche Quelle er auswählt. Dagegen hilft nur eins: möglichst viele Bücher lesen und versuchen zu einer eigenen Meinung zu kommen. Auch Zeitzeugen sind nicht objektiv. Zamoyski schreibt zum Beispiel, dass Napoleon unter der Herrschaft der Bourbonen nur schlecht dargestellt wird. Das ist nachweislich nicht richtig. Allerdings hat man russische Bücher, etwa das von Buturlin in die französische Sprache übersetzt und da kommt Napoleon natürlich schlecht weg. Bei Buturlin hat Napoleon in der Schlacht von Borodino 60.000 Mann verloren. Allerdings hatte er in Moskau noch 100.000 Mann. Nach französischen Angaben hatte man in Borodino 130.000 Mann. Das wurde in russischen Quellen in 160.000 Mann geändert. Denn wie kann die französische Armee sonst 60.000 Mann verlieren, wenn sie vor der Schlacht von Borodino 130.000 Mann hatte und danach noch 100.000 Mann? Der Russlandfeldzug 1812 ist deshalb so wichtig, weil es die erste große Propgandaschlacht der Geschichte ist. Propaganda gab es schon vorher, aber das war der Höhepunkt bis zur damaligen Zeit. Die offiziellen französischen Verluste in der Schlacht um Smolensk betrugen nur 700 Mann laut dem offiziellen Bulletin Napoleons. Das mag ja auch stimmen! Aber nur wenn man die "echten" Franzosen nimmt und etwa die Polen und Württemberger, die die Hauptlast an der Schlacht trugen, nicht mitrechnet. Nach der Schlacht bei Tarutino behaupten russische Quellen, dass man im Küchenwagen von Murat tote, abgezogene und gespickte Katzen gefunden hat. Das eine so hochgestellte Persönlichkeit wie Murat aus lauter Verzweiflung Katzen gegessen hat, weil es nichts anderes mehr gab, ist eigentlich sehr unwahrscheinlich. 
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