Aberkennung des Württembergischen Militär-Verdienst-Ordens ?

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  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 01.10.2006
    • 2049

    Aberkennung des Württembergischen Militär-Verdienst-Ordens ?

    In der Liste der Ritter des Württembergischen Militär-Verdienst-Ordens von 1813 tauchen mehrere Westphalen und Franzosen auf:



    Die Westphalen gehörten zum Gefolge Jérômes, des zukünftigen Gemahls der Tochter des Württembergischen Königs. Offenbar ließ der Widerschein von Jérômes Glanz ihre militärischen Verdienste besonders deutlich hervorschimmern.

    In der Liste der Ritter des Württembergischen Militär-Verdienst-Ordens von 1815 fehlen alle (ex-)Westphalen und Franzosen:



    Gab es einen Befehl des Königs hierzu, oder wurde die Erinnerung daran, wem die württembergische Königskrone zu verdanken war, stillschweigend gestrichen ?

    In der Liste der Ritter des Württembergischen Militär-Verdienst-Ordens von 1824 tauchen die Fehlenden interessanterweise wieder auf:

  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 916

    #2
    Ich glaube nicht, dass eine Aberkennung stattgefunden hat. Das dürften die Statuten nicht zugelassen haben.

    In Sachsen werden z.B. seit der Stamm- und Rangliste von 1815 ausländische Ordensträger (sofern sie nicht irgendwie mit Sachsen verbandelt waren, wie Sachsen-Coburg etc.) nicht mehr aufgeführt. 1815 werden an ausländischen Orden nur preußische, russische und schwedische und erst ab 1817 auch die sächsischen Träger der Ehrenlegion wieder benannt.

    Ich weiß nicht wie das in Württemberg geregelt war, aber die sächsischen Dekorationen mussten und wurden nach Ableben des Trägers wieder eingeliefert oder wurden - wie z.B. im Falle Napoleons oder Jeromes - als "nicht wiedererlangbar" abgeschrieben.

    Es scheint jedenfalls in der preußischen Einflussphäre nach 1815 Usus gewesen zu sein, die Franzosen und Westfalen schweigend zu übergehen.

    Anders als in Württemberg war mit dem SHO auch nicht die Erlangung des Adelsprädikates verbunden.
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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    • Sans-Souci
      Erfahrener Benutzer
      Colonel
      • 01.10.2006
      • 2049

      #3
      In Preußen wurden in der ersten nach 1812 erschienenen Ordens-Liste, von 1817, alle lebenden Ordensträger aufgeführt, selbst der Erzfeind (S. 65, Schwarzer Adler-Orden, Verleihungen 1805):

      56. Napoleon Bonaparte, ehemals Kaiser der Franzosen.
      Und auch z.B. unter den Verleihungen dieses Ordens 1810 (S. 66):

      104. Jerome Bonaparte. Herzog von Montfort.
      Nur das Tragen sämtlicher westphälischer Orden und Ehrenzeichen, einschließlich der Verdienst-Medaillen, wurde den preußischen Untertanen verboten (Kabinetts-Ordre vom 26. Februar 1815) und am 12. Juli 1815 bekannt gemacht, daß "nicht erlaubt ist, den Orden der Ehrenlegion mit dem Bildniß Napoleons oder mit desselben Inschrift zu tragen". Louis XVIII hatte die Ehrenlegion ja fortbestehen lassen, aber mit den Porträt Henri IVs versehen.

      Ich habe bisher leider keine Quelle dazu gefunden, wie es die preußischen Offiziere, die im Feldzug 1812 das Kreuz der Ehrenlegion erhalten hatten, in den Feldzügen 1813-1815 damit hielten, ob sie es anlegten oder nicht.

      Der einzige Fall einer Aberkennung preußischer Orden, von dem ich weiß, war Sir Robert Wilson im Jahre 1823, nachdem ihm von der britischen Regierung seine Orden aberkannt worden waren.

      Es scheint aber dann, daß die westphälischen und französischen Ordensträger in der württembergischen Ordensliste von 1815 einfach nicht erwäht wurden.

      Kommentar

      • Tom
        Erfahrener Benutzer
        Chef de Bataillon
        • 03.10.2006
        • 1144

        #4
        Zum Kreuz der Ehrenlegion 1812 für Preußen: Ich lese gerade Strotha, Geschichte der dritten Artillerie-Brigade ( https://books.google.de/books?id=fQwwAAAAYAAJ ). Dort wird S. 218, Fußnote 1, der Fall eines preußischen Offiziers (Premier-Lieutenant Witte von der Artillerie) erwähnt, der für ein in Kurland erworbenes Kreuz der Ehrenlegion ersatzweise Anfang 1813 den Verdienstorden (pour le mérite) bekam. Gruß, Tom

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        • admin
          Administrator
          Colonel
          • 30.09.2006
          • 2849

          #5
          In der Sammlung der Kriegsgesetze Württembergs findet sich eine Königliche Ordre betreffend die Ablegung des französischen Ehrenlegions-Kreuzes während der Kriegsdauer vom 20. November 1813, dort heißt es:

          Seine Königliche Majestät befehlen, daß während der Dauer des gegenwärtigen Krieges Alle Offiziere, von welchem Grade sie auch seien, Unter-Officiere und Gemeinen, so in activem Dienste stehen, das Kreuz der Kaiserlichen Französischen Ehrenlegion ablegen sollen, wonach des Feldmarschalls Liebden das Weitere an die Königlichen Truppen zu erlassen hat.
          Bzgl. des Weglassens der französischen/westphälischen Personen im Ordensregister findet sich unter den Kriegsgesetzen nichts, aber ich vermute, das erfolgte aus "politischen Opportunitätsgründen" und wird nach-napoleonisch wieder gelassener gesehen.

          Schöne Grüße
          Markus Stein
          "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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          • Sans-Souci
            Erfahrener Benutzer
            Colonel
            • 01.10.2006
            • 2049

            #6
            #Thomas - Interessant - weder in der Ordens-Liste von 1817 noch in Lehmann, Ritter des Ordens pour le mérite, taucht ein Witte auf.

            Nachdem das Eiserne Kreuz gestiftet worden war, wurde der Verdienstorden (pour le mérite) im Prinzip nur noch an Verbündete (größtenteils an Russen) verliehen.

            Lehmann (Bd. 2, S. 88-89) führt jedoch fünf preußische Ulanen- und Husaren-Offiziere auf, die 1812 bei der Hauptarmee mit nach Moskau marschierten und das Kreuz der Ehrenlegion erhalten hatten. Am 27. Mai 1813 erhielten sie den Verdienstorden. Lehmann zitiert dazu ein Schreiben des Königs an den General von Blücher vom 19. April 1813:

            Ich will denjenigen Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen der beiden Kavallerie-Regimenter, welche im vorige Jahre den Krieg in Rußland bei der Französischen Armee mitgemacht und dort für ausgezeichnete Dienste den Orden der Ehrenlegion erhalten haben, nun - dafern sie noch nicht ein vaterländisches Ordenszeichen besitzen - dieses zum Beweise Meiner Anerkennung ihrer Verdienstlichkeit verleihen und trage Ihnen auf, dieselben soweit sie bei den Regimentern anwesend sind, Mir anzuzeigen.
            Am 22. Juli sowie 2., 4. und 8. August folgen weitere Verleihungen für den Feldzug 1812, darunter auch einige an Offiziere, die den Feldzug im 10. Armee-Korps unter Macdonald mitgemacht hatten. In einem Schreiben des Königs an General-Lieutenant von Yorck vom 2. August 1813 werden auch zehn Militär-Ehrenzeichen für Mannschaften, die sich 1812 ausgezeichnet hatten, erwähnt (der Verdienstorden wurde ja nur an Offiziere verliehen). Am 6. Oktober erfolgte noch eine Nachverleihung für 1812. Ich habe die Verleihungen der Ehrenlegion an Preußen und die Angaben in der Ordens-Liste von 1817 sowei bei Lehmann nicht miteinander abgeglichen.

            Heinrich Witte wurde erst 1828 als Oberst-Lieutenant dimittiert. Er bekam als Kapitän für Leipzig das Eiserne Kreuz 1. Klasse, hatte das Kreuz 2. Klasse also vorher schon erhalten. Möglicherweise überschnitten sich die Verleihungen des Verdienstordens und des eiserne Kreuzes ? In der Rangliste von 1817 sind bei Witte nur das Eiserne Kreuz 1. Klasse und der russische Wladimir-Orden 4. Klasse aufgeführt. Sicher nur ein Lapsus, denn in den Ranglisten von 1818 und späteren findet sich bei ihm die Ehrenlegion (Chevalier). In der - teils lückenhaften - Base Léonore taucht Witte nicht auf.

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