Gewehrmodelle der Hessen-Darmstädter 1806

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  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 829

    Gewehrmodelle der Hessen-Darmstädter 1806

    Bei Jena fochten ja von den Hessen-Darmstädtern im Verband des Korps Augereau das Garde-Füsilier- und das I. Leib-Füsilier-Bataillon.

    Kann mit jemand mit der Auskunft behiflich sein, welche Gewehrmodell die beiden Bataillone führten?

    Vielen Dank!
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
  • admin
    Administrator
    Colonel
    • 30.09.2006
    • 2692

    #2
    Einen ersten Hinweis gibt Götz in seinem Werk Militärgewehre und Pistolen der deutschen Staaten 1800-1870 an, nämlich dass die (Hessen-darmstädtische)

    Infanterie bis 1858 mit Grenadier- und Voltigeurgewehren des französischen Musters 1777 corrigé bewaffnet war.
    Die Quellenlage sei für Hessen-Darmstadt insofern schwierig, als sowohl Archivalien als auch die ehemalige Waffensammlung im Krieg vernichtet wurde.

    Vielleicht finde ich noch weitere Angaben ... schöne Grüße
    Markus Stein
    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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    • admin
      Administrator
      Colonel
      • 30.09.2006
      • 2692

      #3
      Ein Sonderheft des Kuratoriums-Kurier mit den Waffen Hessen-Darmstadts liefert leider auch nichts Neues und zeigt nur zwei Gewehre des M 1777 corrigé. Allerdings findet sich in der Regimentsgeschichte des IR 115 von Diersburg/Beck (Berlin 1899) auf Seite 120 folgendes Zitat zu den hessischen Truppen, die im Verbund mit Augereau auf französischer Seite kämpften:

      Außerdem erbat er [General von Werner, am 2.11.1806] für die Bataillone statt der schweren hessischen Gewehre gute preußische, die ihm der Marschall [Augereau] zusagte
      Auf Seite 140 heißt es für 1808, dass

      Da es nicht möglich war, die ganze Infanterie mit demselben Gewehr zu bewaffnen, erhielten wenigstens die Bataillone das gleiche Modell.Die Leib-Garde-Brigade und das 1. Leib-Füsilier-Bataillon erhielten Nothardsche Gewehre, preußisches Gewehr mit kleinerem Kaliber.
      Leider findet sich im Anhang mit der Uniformierung und Ausrüstung nur der Hinweis auf die Bewaffnung mit Steinschlossgewehren.

      Schöne Grüße
      Markus Stein
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      • admin
        Administrator
        Colonel
        • 30.09.2006
        • 2692

        #4
        Um zu schauen, was mit "hessischen" Gewehren gemeint war, habe ich in der o.a. Regimentsgeschichte des IR 115 weiter oben geschaut und finde dort auf Seite 56 ein Zitat über die Bewaffnung der landgräflichen Infanterie um 1790/1792:

        Die Mannschaft war mit dem Steinschloßgewehr mit Bajonett bewaffnet. Sie hatten bald Schmalkalder, bald österreichische, nothhardische oder französische Gewehre.
        Es sieht also aus, dass die hessischen Soldaten auch 1806 noch heterogen bewaffnet waren, eine einheitliche Bewaffnung nach französischem Muster wohl erst nach 1808 eingetreten ist.

        Schöne Grüße
        Markus Stein
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        • admin
          Administrator
          Colonel
          • 30.09.2006
          • 2692

          #5
          Und es geht weiter - die Regimentsgeschichte von Bigge zum IR 116 (Berlin 1903) listet im Anhang in der Beilage F für die Uniformierung, Ausrüstung und Bewaffnung detailliertere Angaben auf, nämlich:
          • 1790 Leichtes Infanterie-Bataillon => Nothardsche leichte Gewehre mit Bajonett
          • 1803 Füsilier-Bataillon der Brigade Landgraf (I. Leib-Füsilier-Bataillon) => Schwere Musketen bis 5. August 1806, von da ab leichte Füsilier (Nothardsche) Gewehre
          • 1811 Garde-Füsilier-Bataillon und I. Leib-Füsilier-Bataillon => Statt der alten Nothardschen werden neue Gewehre österreichischen Modells ausgegeben
          In der Regimentsgeschichte von Keim zum IR 117 wird das für das Regiment Landgraf bestätigt, denn 1805 erhält das Füsilier-Bataillon das Nothardsche Gewehr, 1806 dann die Musketiere preußische Gewehre mit Bajonett. Erst 1810 erfolgt die Ausrüstung mit französischen Gewehren.
          Soviel dazu, dass Hessen-Darmstadt Gewehre französischen Modells führte

          Schöne Grüße
          Markus Stein
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          • Sans-Souci
            Erfahrener Benutzer
            Major
            • 01.10.2006
            • 1850

            #6
            1790 Leichtes Infanterie-Bataillon => Nothardsche leichte Gewehre mit Bajonett
            Meines Wissens wurde das Nothardtsche Gewehr in Preußen erst 1801 eingeführt und kurz zuvor entworfen ?

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            • HKDW
              Erfahrener Benutzer
              Colonel
              • 02.10.2006
              • 2971

              #7
              Ich bin auch etwas erstaunt über die Zuteilung des Nothardtschen Gewehre vor 1807 - bisher ging ich davon aus dass dieses Gewehrmodell erst nach der Niederlage Preußens an Rheinbundstaaten ausgegeben wurden. Das Nothhardtsche Gewehr war ja für die ganze preußische Armee vorgesehen und ein paar wenige Regimenter - rückten ja auch mit diesen Modell in den Feldzug von 1806 aus. Am corrigé an 9 kann ich zu diesen Zeitpunkt auch nicht glauben, da zu dieser Zeit die Stückzahlen nicht mal für die französische Armee ausreichten (1805) - da scheint mir 1810 schon realistischer. Mit den alten schweren Musketen sind wohl Musketen ähnlich den altpreußische Modells 1780 / 87 gemeint, ähnlich Hessen Kassel.
              Ich kann mir auch schwer vorstellen, dass die Preußen vor 1806 Nothardtsche Musketen - bevor ihre Umbewaffnung auf dieses Model nicht abgeschlossen waren an Hessen Darmstadt abgegeben hätten.

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              • Sans-Souci
                Erfahrener Benutzer
                Major
                • 01.10.2006
                • 1850

                #8
                Zumindest einige der preußischen Musketen scheinen in Erfurt erbeutet worden zu sein (Bigge, IR 116):

                https://books.google.de/books?id=Ms0...73&dq=musketen

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                • Tom
                  Erfahrener Benutzer
                  Chef de Bataillon
                  • 03.10.2006
                  • 1073

                  #9
                  Ein hessen-darmstädtisches Regiment (das spätere 117er?, ich müsste nachsehen) war ja in Spanien, die Überreste wurden in Badajoz 1812 gefangen. Dieses Regiment focht auf dem spanischen Kriegsschauplatz sicherlich mit französischen Gewehren, da sonst die Logistik nicht funktioniert hätte. Von Rheinbund-Regimentern, die in Katalonien kämpften, weiß man, dass sie in Perpignan (= letzte französische Stadt vor der Grenze) die Gewehre in französische Modelle tauschen mussten.
                  Gruß, Tom

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                  • admin
                    Administrator
                    Colonel
                    • 30.09.2006
                    • 2692

                    #10
                    Zitat von Sans-Souci Beitrag anzeigen
                    Zumindest einige der preußischen Musketen scheinen in Erfurt erbeutet worden zu sein (Bigge, IR 116):

                    https://books.google.de/books?id=Ms0...73&dq=musketen
                    Das bestätigt den o.a. Anhang von Bigge im gleichen Buch mit Übernahme der Gewehre im August 1806.

                    Schöne Grüße
                    Markus Stein
                    "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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                    • admin
                      Administrator
                      Colonel
                      • 30.09.2006
                      • 2692

                      #11
                      Zitat von Sans-Souci Beitrag anzeigen
                      Meines Wissens wurde das Nothardtsche Gewehr in Preußen erst 1801 eingeführt und kurz zuvor entworfen ?
                      Jepp, das hat mich auch verwundert - siehe hier ein kurzer Abriss der Geschichte des Gewehrs https://www.waffensammler-kuratorium...othardtge.html

                      Bei den Regimentsgeschichten muss man einschränkend sagen, dass die Schreiber wahrscheinlich keine ausgewiesenen Waffenexperten waren und daher die Modelle ggf. auch durcheinander brachten. Von daher würde ich annehmen, dass die hessischen (und wie im verlinkten Beitrag erwähnt badischen) Truppen erst während des Feldzugs 1806 die Nothardt-Gewehre übernahmen.

                      Schöne Grüße
                      Markus Stein
                      "Wenn wir geboren werden, weinen wir, weil wir diese große Narrenbühne betreten" (King Lear) ... jedem also sein ganz persönliches (Hof-) Narrenleben

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                      • HKDW
                        Erfahrener Benutzer
                        Colonel
                        • 02.10.2006
                        • 2971

                        #12
                        Vom Nothardt Gewehr wurden ca. 20 000 hergestellt, mit den Eroberungen der Depots, Festungen, hatte ja dann Napoléon Zugriff auf die Bestände, eine Ausrüstung mit Nothardt Gewehren vor 1806 / 07 halte ich für sehr unwahrscheinlich. Die Truppen die unter Augereau fochten, hatten also eher das alte "schwere" Gewehr.

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                        • Spaen
                          Erfahrener Benutzer
                          Sergent-Major
                          • 26.04.2020
                          • 195

                          #13
                          zu #9- Tom- Stimmt! Das Regiment (Nr.117) erhielt die französischen Musketen im Jahre 1810.

                          Ergänzung:
                          Die Rheinbund-Regimenter haben bei der Rückkehr in die Heimat die französischen Gewehre wieder abgegeben und ihre ursprüngliche Bewaffnung, wie Gewehre und Büchsen, wieder erhalten.

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                          • HKDW
                            Erfahrener Benutzer
                            Colonel
                            • 02.10.2006
                            • 2971

                            #14
                            Die altpreußischen Modelle, M 1780 / 87 waren vom Gewicht deutlich schwerer als Nothardt, vielleicht sind so eine Art Musketen gemeint. Von einer Rückgabe der alten Bewaffnung, gibt es da Quellen und wie wurden die dann transportiert, von den Mannschaften war ja nicht mehr viel übrig.

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                            • Spaen
                              Erfahrener Benutzer
                              Sergent-Major
                              • 26.04.2020
                              • 195

                              #15

                              "........gibt es da Quellen und wie wurden die dann transportiert, von den Mannschaften war ja nicht mehr viel übrig."

                              Eine kleine, aber wichtige Auswahl von Literatur zu den Thüringer Rheinbund-Kontingenten findet man z.B. bei bei Eike Mohr, S.719. Die gesamte Literatur zu diesem Thema ist m.E. nach sehr detailliert und stimmig. Erwähnenswerte Abweichungen beim Vergleich der Fakten in den verschiedenen Schriften sind mir bisher noch nicht aufgefallen. Der Kernbestand zu dem Thema umfasst ca. 25 Bände aus dem 19.Jh.

                              Um die Frage zu beantworten habe ich mal beispielhaft zwei Quellen herausgesucht:
                              "Geschichte der Feldzüge des herzoglich-sachsen-weimarischen Scharfschützenbataillons....." aus 1838, S. 300 ff

                              Waffen, die nicht transportiert werden konnten, wurden mit Empfangsschein in franz. Zeughäusern zwischengelagert. Siehe z.B.::
                              "... Feldzüge u. Schicksale der Gotha-Altenburger Krieger...." aus 1853, S. 183 ff.

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