westfälische Petschaft 1812

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  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 829

    westfälische Petschaft 1812

    Ein Freund aus Moschaisk trat mit folgender Frage an mich heran:

    m Juli führten russische Archäologen Ausgrabungen in dem Städtchen Wereja durch, nicht weit von der Hauptstraße nach Moskau entfernt. Dort umzingelte und eroberte Anfang Oktober 1812 eine große Partisanenabteilung eine Garnison eines Bataillons des 6. Westfälischen Infanterieregiments.
    Bei den dortigen Ausgrabungen wurde eine Petschaft gefunden, die höchstwahrscheinlich dem Leutnant Louis von Gadenstedt gehörte.
    Die große Frage ist nun, was der Buchstabe D auf dieser Petschaft bedeutet?

    Gestern wurden Informationen zu diesem Fund auf der Website des Instituts für Archäologie der Russischen Akademie der Wissenschaften veröffentlicht:
    https://www.archaeolog.ru/ru/press/a...tsera-iz-verei

    Dort kann man auch die Fotos (in besserer Auflösung als sie mir aus Moschaisk zugesandt wurden) sowie Informationen zum Fundort sehen.

    Ich würde - obwohl in völliger Unkenntnis über die westfälische Armee - entweder auf die D- (4te) Kompanie oder die Zugehörigkeit des Herrn Leutnants zur Wirtschaftskommission des Bataillons bzw. Regiments tippen. Es muss mit der Truppe zusammenhängen, da sonst der Herr von und zu seinen Siegelring mit dem Familienwappen genutzt hätte.
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Major
    • 01.10.2006
    • 1850

    #2
    Ein westphälischer Hauptmann schreibt zwischen dem 10. und 14. Januar 1812: "Ich bin zum Mitglied des Conseil d'Administration für das Jahr 1812 ernannt." Lohnt es sich, für potentiell nur ein Jahr einen Dienststempel anzuschaffen ? Ich würde auf so einem Stempel auch - wie in Frankreich - eher eine Bezeichnung der Kommission erwarten statt den Namen eines Mitglieds. Das Motiv mit dem Baum wirkt auch eher unmilitärisch.

    Daß "D" die 4. Füsilier-Kompanie bezeichnet, wäre theoretisch möglich:



    Aber auch hier gilt, daß man leicht von einer Kompanie zur anderen versetzt werden konnte, das Petschaft also jederzeit von heute auf morgen hätte veraltet sein können.

    Vielleicht steht das "D" eher für einen dem Besitzer wichtigen Ort, oder ist die Initiale des Vornamens einer Dame ?

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    • Da Capo
      Erfahrener Benutzer
      Adjudant
      • 23.10.2006
      • 829

      #3
      Wenn ich ein mit einer Petschaft gesichertes Behältnis habe, aus dem häufig etwas entnommen und hinneingelegt wird, dann macht die Anschaffung einer solchen Petschaft auch für ein Jahr mehr als Sinn.
      Nimm nur eine Kasse, aus der alle 5 Tage Lohnzahlungen erfolgen, aus der Berechnungsgelder verausgabt werden und die von Zeit zu Zeit aufgefüllt wird.

      Die Petschaft selbst sieht eher handgebissen aus, scheint mir daher keine Auftragsarbeit eines der Zunft angehörenden Graveurs (oder wer auch immer damals für so etwas zuständig war) zu sein. Evtl war der Besitz einer solchen Petschaft schnell notwendig geworden (z.B. Berufung in eine Kommission), weil auch den anderen Mitgliedern die Petschaft bekannt sein musste.

      Fragen über Fragen.

      Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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      • Sans-Souci
        Erfahrener Benutzer
        Major
        • 01.10.2006
        • 1850

        #4
        In Frankreich, dessen Dienstvorschriften ja von den Westphalen übernommen wurden, wurde das Geld zentral in der Regimentskasse aufbewahrt. Die französischen Regimentskassen hatten drei Schlösser, einen hatte der Kommandeur, einen der Capitaine der Mitglied des Conseil d'Administration war, und einen der Quartiermeister (Absatz 752):



        Detachierte Abteilungen mußten natürlich irgendwie improvisieren.

        Aber ich glaube immer weniger, daß "D" für die 4. Füsilier-Kompanie steht. Daß Kompanien im Sprachgebrauch per Buchstaben bezeichnet wurden, ist mir noch nie untergekommen. Und auf dem Stempel wäre genug Platz gewesen, um anstelle des "D" ein ordentliches "1er Bon, 4e Cie" einzustechen. Die Buchstaben zur Kennzeichnung der Kompanie auf der Ausrüstung wurden ja nur der Kürze halber verwendet.

        Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren :-)

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        • Da Capo
          Erfahrener Benutzer
          Adjudant
          • 23.10.2006
          • 829

          #5
          Das Thema D = 4te Kompanie ließe sich durch die Kenntnis klären, ob es bei Wereja das 1.Bataillon des Regiments erwischt hat.

          Evtl ist einer der mitlesenden Foristen in Bezug auf die westfälische Armee und den Feldzug 1812 so bewandert, dass er hierzu eine Aussage treffen kann?
          Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

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          • Sans-Souci
            Erfahrener Benutzer
            Major
            • 01.10.2006
            • 1850

            #6
            Überfallen wurde das 1. Bataillon des 6. Infanterie-Regiments, unter Oberst Ruelle:





            Verluste: 1 Oberst, 14 Offiziere, mehr als 350 Mann, 1 Fahne.



            Das scheint glaubhafter als die Zuschreibung zum 7. Infanterie-Regiment:


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            • Sans-Souci
              Erfahrener Benutzer
              Major
              • 01.10.2006
              • 1850

              #7
              Oberst-Lieutenant von Conrady, Bataillons-Chef des 1. Bataillons im 6. Infanterie-Regiments, wurde bei Wereja ebenfalls gefangengenommen und beschreibt den Kampf in seinen Erinnerungen (Aus stürmischer Zeit, Berlin 1907; 2. Auflage, textgleich, Berlin 1918). Ich habe keine Online-Version davon finden können.

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