Auszug aus Völderndorff/Waradein
Und nun wie versprochen aus dem Völderndorff u. Waradein, der Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I., 1. Band, München 1826:
... Fortsetzung folgt
Und nun wie versprochen aus dem Völderndorff u. Waradein, der Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I., 1. Band, München 1826:
Prinz Jerome, (seit 23ten April mit dem ersten Linien- oder Leib-Regiment Baiern wieder nach Schlesien zurückgekommen) hatte damals sein Hauptgelager mit dem baierischen Leib-Regiment zu Frankenstein, durch Verhaue und Redouten alles gegen Überfall wohl gedeckt, ein Bataillon des sechsten bayerischen Linien-Regiments zu Wartha, und seinen linken Flügel durch das sächsische Regiment Niesemeuschel verstärkt. Mit starken Abtheilungen waren die Straßen nach Silberberg und Glaz besetzt.
Er und General Lefebre von einer feindlichen Bewegung belehrt, schickten ohne Vorzug (11ten May) den Major Schmitt vom 10ten Linien-Regiment, mit einem kleinen Corps Baiern (Anmerkung im Buch: Aus einer Compagnie des Leib-Regiments, einer des 10ten Linien-Regiments, fünf und zwanzig Dragonern von Minucci unter Lieutenant Baron Mager, und vier und zwanzig Chevaulegers des Regiments König unter Lieutenant Ferdinand von Zankt, bestehend) über Reichenbach hinaus, Kundschaft einzuziehen. Dieser erfuhr bald, daß der Major Losthin mit den Preußen auf Umwegen durchs Gebirge über Freiburg gegen Breslau ziehe. Er folgte rasch dessen Spur über Peterswaldau und Wüste-Giersdorf und gab dem General Lefebre Anzeige. Dieser brach eben so schnell (12ten May) mit einem kleinen Corps Baiern und Sachsen (Anmerkung im Buch: Mit dem 2ten Bataillon des bayerischen Leib-Regimentes unter Obristlieutenant Graf Waldkirch, 300 Mann des sächsischen Regiments Niesemeuschel, einer Escadron des bayerischen Regiments König-Chevaulegers und zwei bayerischen Kanonen unter Hauptmann Regnier) nach Leutmannsdorf auf, stieß folgenden Tags bei Freiburg zur Schar des Majors Schmitt, und erfuhr, der Feind werde in und bei Ober-Ober-Kanth übernachten.
Ehe die Nacht vergangen war, plänkelte schon (14ten Mai) der Lieutenant Ferdinand Zandt, der mit 40 Schützen des Leib-Regiments und 24 Chevaulegers als Vorhut voran gegangen war, mit den preußischen Vorposten vor Kanth, und behauptete sich mit geringem Verlust, bis General Lefebre (4 Uhr Morgens) mit allem Kriegsvolk erschien. Nun durch das Bataillon Waldkirch unterstützt, durch ein Geschwader Chevaulegers unter Rituellster Strüpen und ein Geschwader Dragoner unter Lieutenant Grafen Carl Lodron auf den Seiten gedeckt, drang er gegen die Stadt an. Ein Wort des Oberstlieutenants Waldkirch war genug, alle zu entflammen. Zandt warf alles vor sich her nieder, drang in die Stadt ein, sprengte in dreihundert feindliche Reiter ein, die auf dem Marktplatz standen, trieb sie zum Thor hinaus, und behauptete dieses, nur mit Verlust eines seiner Tapfern. So bereitete er die Einnahme des Städtchens, welche der Hauptmann Brück mit der Grenadier-Compagnie des Bataillons Waldkirch vollendete. Die Preußen machten noch hin und wieder aus den Häusern Feuer. Es wurden hier 120 Mann gefangen genommen.
Major Losthin stellte sich nun jenseits der Stadt, teils in ein Gehölz, teils hinter das Schweidnitzer Wasser auf, dessen Brücke er mit Nachdruck verteidigte. Als Oberstlieutenant Graf Waldkirch bemerkte, daß der Feind selbst durch das Kanonenfeuer nicht aus dem Gebüsch zu vertreiben sey, schickte er einen Zug unter dem Oberleutnant Grafen Taufkirch hinein. Dies wirkte. Nun befahl Lefebre mit gesamter Macht unverweilt über den Fluß zu gehen, und den Feind anzugreifen, der sich jenseits auf den Höhen mit zwei Feuerschlünden vorteilhaft stellte. Man ging hinüber. Graf Waldkirch entwickelte im heftigsten Feuer des Feindes die Schlachtordnung seines Bataillons, während ein Theil des sächsischen Bataillons Niesemeuschel, als Reserve, unter Befehl des bayerischen Majors Schmitt zurück blieb, zum Schutz der Brücke. Nun führte der tapfere Lieutenant Zandt die gesamte Reiterei rechts gegen die feindliche Reiterei auf der Höhe, und trieb dieselbe, trotz ihrer Ueberlegenheit, nach wildem Gefecht zurück, und verfolgte sie unablässig. Zu gleicher Zeit drang Graf Waldkirch gegen das Kartätschen- und Flintenfeuer der feindlichen Linie auf hundert Schritte vor; ihm folgten zwei Kanonen unter Hauptmann Regnier. Dann stürzte er gegen den Feind an. Dieser wankte. Und als der bayerische Lieutenant Kiefer ihm mit großem Muthe eine der Kanonen entriss, ward dies das Zeichen zum allgemeinen Rückzug der Preußen. Damit nicht zufrieden, schob Graf Waldkirch, während des Verfolgen seinen rechten Flügel immer weiter vor, um den in Unordnung geratenen Preußen den Rückzug gegen Breslau abzuschneiden, sie gegen das Schweidnitzer Wasser und das Bataillon Niesemeuschel bei der Brücke zu treiben, folglich sie zwischen zwei Feuer zu nehmen.
Die Preußen, in Verzweiflung, nun überzeugt, nichts mehr, als Besitz der Brücke, könne sie vor gänzlicher Vernichtung bewahren, stürzten wüthend alle auf diesen Punct hin. Zu schwach gegen den Anprall solcher Masse, wichen die Sachsen, zumal sie viele der ihrigen und selbst den Major Schmitt, ihren Führer getötet sahen. Die Eroberung der Brücke beruhigte die Preußen. Schnell sammelten und ordneten sie sich, und Major Losthin ward itzt angreifender Theil. Denn er sah, daß die Baiern, ihres Sieges gewiss, noch zerstreut und ordnungslos, wie im Verfolgen, kamen. Er rückte auf sei an. Weder Lefebre's, noch Waldkirch's, noch aller Offiziere Bemühen war itzt fähig, ihren Kriegern die vorige Haltung, oder, in solcher Verwirrung, die verlorne Brücke wieder zu geben. Die Flucht begann! Doch lieber den Tod, als Gefangenschaft wählend, stürzten sich alle dem General Lefebre nach in die Wellen des Schweidnitzer Wassers, damals hoch von Regen- und Bergströmen angeschwollen. Hauptmann Regnier ward die beiden bayerischen Kanonen in die Tiefe des Flusses. Der Junker von Ehlingensberg rettete die Fahne des Bataillons aus den Händen des Feindes, riss sie dann von ihrer Stange, schlang sie um den Leib und sank mit ihr, getroffen von feindlichen Kugeln, in den Wellen unter.
Jenseits des Wassers sammelte und ordnete Graf Waldkirch die Baiern wieder, zu denen nun erst, nach vollendetem Gefecht und beim ungestörten Rückzuge, auch der tapfere Lieutenant Zandt kam, welcher die preußische Reiterei in stürmischer Hitze nur allzuweit verfolgt hatte. Mit einem Verlust von 53 verwundeten und 123 vermissten und gefangenen Soldaten, ungebeugt durch dies Unglück, welches noch durch manches wackern Mannes That geadelt worden war, zogen die Baiern den Weg nach Schweidnitz. Auch Hauptmann Hugenpoet, der zu Kanth mit seiner Compagnie die gefangenen Preußen bewacht hatte, machte mit denselben seinen glücklichen Rückzug, welchen ausgezeichnet tapfer mit einer kleinen Abteilung dieser Compagnie der Lieutenant Griesenböck gegen den Andrang des Feindes deckte.
Er und General Lefebre von einer feindlichen Bewegung belehrt, schickten ohne Vorzug (11ten May) den Major Schmitt vom 10ten Linien-Regiment, mit einem kleinen Corps Baiern (Anmerkung im Buch: Aus einer Compagnie des Leib-Regiments, einer des 10ten Linien-Regiments, fünf und zwanzig Dragonern von Minucci unter Lieutenant Baron Mager, und vier und zwanzig Chevaulegers des Regiments König unter Lieutenant Ferdinand von Zankt, bestehend) über Reichenbach hinaus, Kundschaft einzuziehen. Dieser erfuhr bald, daß der Major Losthin mit den Preußen auf Umwegen durchs Gebirge über Freiburg gegen Breslau ziehe. Er folgte rasch dessen Spur über Peterswaldau und Wüste-Giersdorf und gab dem General Lefebre Anzeige. Dieser brach eben so schnell (12ten May) mit einem kleinen Corps Baiern und Sachsen (Anmerkung im Buch: Mit dem 2ten Bataillon des bayerischen Leib-Regimentes unter Obristlieutenant Graf Waldkirch, 300 Mann des sächsischen Regiments Niesemeuschel, einer Escadron des bayerischen Regiments König-Chevaulegers und zwei bayerischen Kanonen unter Hauptmann Regnier) nach Leutmannsdorf auf, stieß folgenden Tags bei Freiburg zur Schar des Majors Schmitt, und erfuhr, der Feind werde in und bei Ober-Ober-Kanth übernachten.
Ehe die Nacht vergangen war, plänkelte schon (14ten Mai) der Lieutenant Ferdinand Zandt, der mit 40 Schützen des Leib-Regiments und 24 Chevaulegers als Vorhut voran gegangen war, mit den preußischen Vorposten vor Kanth, und behauptete sich mit geringem Verlust, bis General Lefebre (4 Uhr Morgens) mit allem Kriegsvolk erschien. Nun durch das Bataillon Waldkirch unterstützt, durch ein Geschwader Chevaulegers unter Rituellster Strüpen und ein Geschwader Dragoner unter Lieutenant Grafen Carl Lodron auf den Seiten gedeckt, drang er gegen die Stadt an. Ein Wort des Oberstlieutenants Waldkirch war genug, alle zu entflammen. Zandt warf alles vor sich her nieder, drang in die Stadt ein, sprengte in dreihundert feindliche Reiter ein, die auf dem Marktplatz standen, trieb sie zum Thor hinaus, und behauptete dieses, nur mit Verlust eines seiner Tapfern. So bereitete er die Einnahme des Städtchens, welche der Hauptmann Brück mit der Grenadier-Compagnie des Bataillons Waldkirch vollendete. Die Preußen machten noch hin und wieder aus den Häusern Feuer. Es wurden hier 120 Mann gefangen genommen.
Major Losthin stellte sich nun jenseits der Stadt, teils in ein Gehölz, teils hinter das Schweidnitzer Wasser auf, dessen Brücke er mit Nachdruck verteidigte. Als Oberstlieutenant Graf Waldkirch bemerkte, daß der Feind selbst durch das Kanonenfeuer nicht aus dem Gebüsch zu vertreiben sey, schickte er einen Zug unter dem Oberleutnant Grafen Taufkirch hinein. Dies wirkte. Nun befahl Lefebre mit gesamter Macht unverweilt über den Fluß zu gehen, und den Feind anzugreifen, der sich jenseits auf den Höhen mit zwei Feuerschlünden vorteilhaft stellte. Man ging hinüber. Graf Waldkirch entwickelte im heftigsten Feuer des Feindes die Schlachtordnung seines Bataillons, während ein Theil des sächsischen Bataillons Niesemeuschel, als Reserve, unter Befehl des bayerischen Majors Schmitt zurück blieb, zum Schutz der Brücke. Nun führte der tapfere Lieutenant Zandt die gesamte Reiterei rechts gegen die feindliche Reiterei auf der Höhe, und trieb dieselbe, trotz ihrer Ueberlegenheit, nach wildem Gefecht zurück, und verfolgte sie unablässig. Zu gleicher Zeit drang Graf Waldkirch gegen das Kartätschen- und Flintenfeuer der feindlichen Linie auf hundert Schritte vor; ihm folgten zwei Kanonen unter Hauptmann Regnier. Dann stürzte er gegen den Feind an. Dieser wankte. Und als der bayerische Lieutenant Kiefer ihm mit großem Muthe eine der Kanonen entriss, ward dies das Zeichen zum allgemeinen Rückzug der Preußen. Damit nicht zufrieden, schob Graf Waldkirch, während des Verfolgen seinen rechten Flügel immer weiter vor, um den in Unordnung geratenen Preußen den Rückzug gegen Breslau abzuschneiden, sie gegen das Schweidnitzer Wasser und das Bataillon Niesemeuschel bei der Brücke zu treiben, folglich sie zwischen zwei Feuer zu nehmen.
Die Preußen, in Verzweiflung, nun überzeugt, nichts mehr, als Besitz der Brücke, könne sie vor gänzlicher Vernichtung bewahren, stürzten wüthend alle auf diesen Punct hin. Zu schwach gegen den Anprall solcher Masse, wichen die Sachsen, zumal sie viele der ihrigen und selbst den Major Schmitt, ihren Führer getötet sahen. Die Eroberung der Brücke beruhigte die Preußen. Schnell sammelten und ordneten sie sich, und Major Losthin ward itzt angreifender Theil. Denn er sah, daß die Baiern, ihres Sieges gewiss, noch zerstreut und ordnungslos, wie im Verfolgen, kamen. Er rückte auf sei an. Weder Lefebre's, noch Waldkirch's, noch aller Offiziere Bemühen war itzt fähig, ihren Kriegern die vorige Haltung, oder, in solcher Verwirrung, die verlorne Brücke wieder zu geben. Die Flucht begann! Doch lieber den Tod, als Gefangenschaft wählend, stürzten sich alle dem General Lefebre nach in die Wellen des Schweidnitzer Wassers, damals hoch von Regen- und Bergströmen angeschwollen. Hauptmann Regnier ward die beiden bayerischen Kanonen in die Tiefe des Flusses. Der Junker von Ehlingensberg rettete die Fahne des Bataillons aus den Händen des Feindes, riss sie dann von ihrer Stange, schlang sie um den Leib und sank mit ihr, getroffen von feindlichen Kugeln, in den Wellen unter.
Jenseits des Wassers sammelte und ordnete Graf Waldkirch die Baiern wieder, zu denen nun erst, nach vollendetem Gefecht und beim ungestörten Rückzuge, auch der tapfere Lieutenant Zandt kam, welcher die preußische Reiterei in stürmischer Hitze nur allzuweit verfolgt hatte. Mit einem Verlust von 53 verwundeten und 123 vermissten und gefangenen Soldaten, ungebeugt durch dies Unglück, welches noch durch manches wackern Mannes That geadelt worden war, zogen die Baiern den Weg nach Schweidnitz. Auch Hauptmann Hugenpoet, der zu Kanth mit seiner Compagnie die gefangenen Preußen bewacht hatte, machte mit denselben seinen glücklichen Rückzug, welchen ausgezeichnet tapfer mit einer kleinen Abteilung dieser Compagnie der Lieutenant Griesenböck gegen den Andrang des Feindes deckte.
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