Uniformierung Trompeter preußische Reitende Artillerie 1806

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Da Capo
    Erfahrener Benutzer
    Adjudant
    • 23.10.2006
    • 916

    Uniformierung Trompeter preußische Reitende Artillerie 1806

    Die 1806 bei der reitenden Artillerie geführten Kolletts waren vom Schnitt her die der Dragoner, daher gehe ich davon aus, dass auch die Trompeter-Abzeichen denen der Dragoner entsprachen, d.h.:
    Borten und Schwalbennester (kann der Bortenbesatz aus einem schwarzen Tuchsteifen mit beidseitiger roter Paspelierung bestanden haben?)
    weißer Federstutz mit roter Spitze
    rote Hut-Plümage
    schwarz-weiße Uffz.-Kordon an Hut
    Uffz.-Kartusche
    Uffz.-Zopfkokarde

    Weiterhin gehe ich von messingnen Trompeten aus. Banderole müsste der Regimentsfarbe entsprechen = schwarz, was aber wohl auszuschließen ist. Welche Farbe aber dann? Rot?

    Bei den Dragonern ritten die Trompeter Schimmel, kann dies auch für die reitende Artillerie gelten?

    Jeder Hinweis wird dankbar aufgenommen.
    Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.
  • Sans-Souci
    Erfahrener Benutzer
    Colonel
    • 01.10.2006
    • 2049

    #2
    Ich hab da leider kaum zusätzliche Informationen, nur was aus späterer Zeit.

    Es gab eine Kabinetts-Ordre an den Oberst von Hüser in Berlin (1806 Chef des reitenden Artillerie-Regiments, 1808 inaktiv - jedenfalls taucht er in den Ranglisten von 1808 und 1810 nicht mehr auf). Sie wird im Vaupel-Nachlaß erwähnt (GStA PK VI. HA, Rep. 92 Nachlaß Vaupel, Nr. 36, Blatt 318):

    Königsberg, 27. April 1809.
    Dank für die mit Schreiben vom 15. als Geschenk übersandten beiden silbernen Trompeten.
    Vermutlich wurden sie eingeschmolzen.

    Nach Pietsch (Formations- und Uniformierungs-Geschichte, Bd. 2, S. 18) galt von 1808 bis 1825 "Das wollene, aus Rundschnur gefertigte Banderoll mit Quasten war früher je nach den Knöpfen weiß oder gelb und im allgemeinen mit Fäden in der Kragenfarbe duchzogen bzw. bei den Troddeln gefüllt."

    Am 4. Dezember 1832 schenkte Prinz Wilhelm von Preußen, Chef des 2. Dragoner-Regiments (schwarze Abzeichen, gelbe Knöpfe), seinem Regiment "fünf reich verzierte silberne Trompeten, die, mit schwarzsilbernen Banderols geschmückt, noch heute dem Regimente eine besondere Zierde und Auszeichnung sind und stets bei feierlichen Gelegenheiten benutzt werden." (Albedyll, Geschichte Kürassier-Regiments Königin, Bd. 2, S. 348). Doch war diese Farbenkombination wohl nur eine Analogie zu den per Kabinetts-Ordre vom 26. November 1825 für die Kavallerie allgemein eingeführten schwarz-weißen Banderols an den messingnen Trompeten.

    Im Jahre 1815 waren die Banderolen der Kavallerie und reitenden Artillerie von Kamelhaar (Ribbentrop, Sammlung Bekleidung, Bd. 2, S. 579).

    Kommentar

    • Spaen
      Erfahrener Benutzer
      Tambour-Major
      • 26.04.2020
      • 301

      #3
      Über die Trompeter der reitenden Artillerie um 1806 ist mir nichts bekannt. Es besteht meinerseits sogar der Verdacht, dass die reitende Artillerie möglicherweise gar keine reglementmäßigen Trompeter hatte. Ich begründe das durch die herausragende Stellung der Trompeter in der altpreußischen Armee und die Ausnahmen dazu für die Dragoner und später für die Husaren.
      Sollten aber dem entgegen Trompeter vorhanden gewesen sein, wäre eine Anlehnung an die Dragoner vorstellbar. Allerdings muss beachtet werden, dass

      -nicht alle Trompeter Unteroffiziersrang hatten.
      -es Abweichungen im Hut-Stutz gab, der zwar überwiegend, aber nicht grundsätzlich weiß mit roter Spitze war.
      -die Borte der Schwalbennester aus historischen Gründen eher mit rot, beidseitig gelb eingefasst, wahrscheinlicher ist (Artillerietafel bei Boltze).
      -teure silberne Trompeten für die Artillerie wohl unwahrscheinlich sind.
      -wie vor für die Hut-Plümage.
      -das Banderol der Trompete bei Pietsch Bd.2 Seite 186 mit schwarz-gelb angegeben ist. (Periode nicht ganz eindeutig!)
      -zwar bei den Dragoner-Trompetern Schimmel öfter vorkamen, aber auch andere Pferde-Farben nicht selten waren. (regimentsabhängig)

      Kommentar

      • Sans-Souci
        Erfahrener Benutzer
        Colonel
        • 01.10.2006
        • 2049

        #4
        Zu den silbernen Trompeten - soweit ich weiß, wurden zum normalen Dienst immer die vom Staat gelieferten messingnen Trompeten gebraucht. Silberne Trompeten gab es bei den Regimentern als Geschenke, weil sie irgendwann erbeutet worden waren oder auch als Privateigentum eines Regiments- oder Eskadrons-Chefs, einige waren auch Staatseigentum (vielleicht aus ersparten Mitteln des Regiments bezahlt ?). Ihre Anzahl war deswegen nicht reguliert, und sie wurden (falls sie vorhanden waren) nur bei Paraden verwendet.

        Kommentar

        • Da Capo
          Erfahrener Benutzer
          Adjudant
          • 23.10.2006
          • 916

          #5
          Vielen Dank Euch Beiden.

          Der Verpflegungs- und Serviceetat für die Artillerie vom 01.10.1799 weist für jede der damaligen 7 reitenden Kompanien 2 Trompeter aus (4 Taler Salär und 18 Groschen Servicegelder). Ich gehe dadurch davon aus, dass die Trompeter reglementsmäßig waren.

          #3 kannst Du zu den historischen Gründen, für die rote Bordierung mit gelber Paspelierung etwas näher eingehen und/oder die Tafel von Boltze hier einstellen? Besten Dank.
          Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

          Kommentar

          • Sans-Souci
            Erfahrener Benutzer
            Colonel
            • 01.10.2006
            • 2049

            #6
            Hier eine Beschreibung Baldaufs (ZfH 1936, Nr. 94-96, S. 117 f.):

            1806 - Reitende Artillerie (ZfH 1936, Nr. 94-96) 117.jpg 1806 - Reitende Artillerie (ZfH 1936, Nr. 94-96) 118.jpg

            Kommentar

            • Spaen
              Erfahrener Benutzer
              Tambour-Major
              • 26.04.2020
              • 301

              #7
              Vielen Dank für den Hinweis auf die ZfHK. Der Artikel war aus meiner Erinnerung völlig entschwunden. Die meisten Angaben dieser Rekonstruktion sind durchaus nachvollziehbar.
              Ein Problem sehe ich allerdings in den offenen Brandenburgischen Aufschlägen. Bei Offizieren in Ordnung, die Mannschaften hatten nach meiner Kenntnis abweichend geschlossene Brandenburgische Aufschläge. Auch die Schleifen (woher sollen diese kommen?) auf den Patten des Trompeters sind diskussionswürdig. Hier wäre eine äußere Borteneinfassung der Patte und des Aufschlages um einiges logischer.

              zu #5: Obwohl sich das Bortenproblem mit der Rekonstruktion wohl nicht mehr so stellt, nachfolgende Berichtigung mit einer Entschuldigung. Habe leider nicht genau hingeschaut. Die Borte hat richtigerweise folgenden Aufbau von oben nach unten:
              weiß (Rand) - rot -weiß (ganz schmal) - gelb/gold - weiß (ganz schmal) - rot- weiß (Rand)
              Bleckwenn hat größere Teile von B. übernommen. Eine nicht so detaillierte Darstellung findest du z.B. in Altpreußisches Heer, Teil III, Band 5, Seite 23/24

              Kommentar

              • Sans-Souci
                Erfahrener Benutzer
                Colonel
                • 01.10.2006
                • 2049

                #8
                Angehängt zum Vergleich der Ärmelaufschläge Doeplers Reitende Artillerie.

                Die von Herbert Knötel mit "Zeichnung" gekennzeichneten Texte beruhen auf Skizzen Baldaufs, der Augenzeuge war.

                11.jpg

                Kommentar

                • Da Capo
                  Erfahrener Benutzer
                  Adjudant
                  • 23.10.2006
                  • 916

                  #9
                  Wiederum vielen Dank für die Informationen.

                  Was auch mir nicht einleuchten will, ist die Herausstaffierung des gezeichneten Trompeters als Unteroffizier, was bei den Dragonern ja lediglich durch die Unteroffizierskartusche, -kordon und Zopfkokarde bewerkstelligt wurde.
                  Lediglich bei den Hautboisten wurde der Bortenbesatz durch Litzen ersetzt.
                  Auch ergibt sich die Zeichnung nicht aus dem beigefügten Text (so sind die Litzen auf der Patte für den Bombardier und Unteroffizier beschrieben, nicht aber für den Trompeter).

                  #7 Demnach spielt die von Dir beschrieben Borte weiterhin eine Rolle. Vielen Dank für die Details zu dieser Borte. Da ich das von Dir zitierte Werk nicht mein eigen nenne (und - ich bitte um Verständnis - auch keine 362 EUR für band 5 ausgeben möchte) - kann davon ausgegangen werden, dass die beschriebene Borte in dieser Zeit (1753 - 1786) von der reitenden Artillerie getragen wurde?
                  Noch eine Frage zur Borte selbst: Du beschreibst eine unsymmetrische Borte, da ggü. dem oberen Teil im unteren weiß und weiß/rot vertauscht sind. Alle Borten, die ich bisher gesehen habe, waren symmetrisch. Ist das eine Einzigartigkeit bei der reitenden Artillerie?

                  Schon mal besten Dank für die Erleuchtung.

                  Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

                  Kommentar

                  • Spaen
                    Erfahrener Benutzer
                    Tambour-Major
                    • 26.04.2020
                    • 301

                    #10
                    "Alle Borten, die ich bisher gesehen habe, waren symmetrisch. Ist das eine Einzigartigkeit bei der reitenden Artillerie?" - natürlich symmetrisch; gelb oder Gold mittig, oben und unten flankiert von einem schmalen weißen Streifen, folgt oben und unten roter Streifen, beide Außenränder in weiß. Habe mich offenbar etwas ungenau ausgedrückt-bitte um Nachsicht.

                    "kann davon ausgegangen werden, dass die beschriebene Borte in dieser Zeit (1753 - 1786) von der reitenden Artillerie getragen wurde?" - nein, die beschriebene Borte ist mangels anderer Quellen, die der Fußartillerie (Tamboure und Janitscharen) !

                    Das Bortendetail findest du sowieso nicht bei Bleckwenn.
                    Ansonsten zum Buchpreis -- ist doch nur (fast wertloses) Papier, heutzutage geht`s um Billionen !!!

                    Kommentar

                    • Da Capo
                      Erfahrener Benutzer
                      Adjudant
                      • 23.10.2006
                      • 916

                      #11
                      Vielen Dank dafür.

                      Du hast völlig recht, aber da mir meine Hausbank partout keine Möglichkeit für die Aufnahme von Sondervermögen einräumen will und im Gegensatz zu unseren weitsichtigen Regierenden an der überholten Schuldenbremse festhält, muss ich eine gewisse Ausgabendisziplin wahren, noch zumal ich mir diesen Monat schon das "Me fecit Potzdam" zugelegt habe.

                      Aber - wir schaffen das!
                      Wenn der Feind in Schußweite ist, bist Du es auch. Vergiss dabei nie, dass Deine Waffe vom billigsten Anbieter stammt.

                      Kommentar

                      • Spaen
                        Erfahrener Benutzer
                        Tambour-Major
                        • 26.04.2020
                        • 301

                        #12
                        zu #11 da gibt es nichts hinzu zufügen!

                        Kommentar

                        Lädt...
                        X