200 Jahre Völkerschlachtjubiläum in Leipzig

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  • Tellensohn
    antwortet
    @Tom

    Danke für deine ausführlichen Erläuterungen. Damit kann ich leben. Rundumschlag? Na ja. Eher etwas genervt durch Gunters völlig inhaltsleere Attacke gegen Reichel. Auch ein Schlag, nämlich einer unter die Gürtellinie. Von einem promovierten Historiker erwarte ich schon etwas qualifiziertere Begründungen für die Ablehnung der Thesen von Kollegen.

    Gruss, T.

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  • Tom
    antwortet
    Von der Schlacht im Teutoburger Wald bis nach Leipzig

    Lieber Tellensohn,

    das war schon ein ziemlicher Rundumschlag, von der Schlacht im Teutoburger Wald bis hin zum Reenactment anlässlich des 200. Jahrestages der Völkerschlacht. Vielleicht ein paar Gedanken dazu. Ich will vorausschicken, dass ich kein Renactor bin, mir persönlich haben anderthalb Jahre Pflichtwehrdienst und Knarretragen gereicht. Trotzdem erkenne ich die Leistungen der Reenactors an im Sinne einer experimentellen Geschichtswissenschaft (gilt übrigens auch für "Römer-Gruppen", dazu hatte ich hier mal was gepostet - "Blutige Füße für die Forschung").

    Ich würde mich im weiten Spektrum von Kosmopolit bis Chauvinist als Patriot verorten, der sein Vaterland Deutschland, die Deutschen und die Geschichte derselben liebt. Was ich hingegen nicht tue, ist, in Sack und Asche wegen des böhmischen Gefreiten zu gehen, der ist nämlich 17 Jahre vor meiner Geburt gestorben und demzufolge kann ich für ihn nichts. Hingegen kann ich etwas für die friedliche Beseitigung der Diktatur in der DDR und für 25 Jahre erfolgreiche Wiederaufbauarbeit im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands - darauf bin ich stolz. Neidlos erkenne ich aber auch die Leistungen anderer Völker an.

    Zum Befreiungskrieg: Ja, ich halte es immer noch für berechtigt, diesen Begriff zu verwenden. Aus Sicht der Zeitgenossen und aus meiner Sicht war es die Befreiung von einer Fremdherrschaft, von einem Usurpator, der sich mindestens ganz Europa von der Tajomündung bis zur Moskwa untertan machen wollte. Gerne hätte er aber auch noch Ägypten und Indien unter seine Kontrolle gebracht, mit einem Wort, er war ein bisschen größenwahnsinnig. Das hält mich aber nicht davon ab, anzuerkennen, dass der große Diktator ein befähigter Feldherr, Gesetzgeber und Administrator war und dass die Deutschen gut beraten waren, sich seine Reformen anzuschauen und das für sie Geeignete daraus zu übernehmen. Gleiches gilt für die Übernahme der Fortschritte im Militärwesen. Schließlich nötigt es mir höchste Achtung ab, unter welch widrigen Umständen unsere / meine völlig verarmten (preußischen) Vorfahren diesen Kampf gegen Napoleon 1813 (wieder) aufgenommen haben und alles daran gesetzt haben, nicht zu unterliegen. Man lese beispielsweise bei Vogel von dem 16jährigen Geschützführer einer preußischen Batterie; von Sekondeleutnants, die ganze Batterien geführt haben und deren Mannschaften in zerschlissenen, 6 Jahre getragenen, Uniformen herumliefen; deren viel zu schwere Geschütze völlig überaltert waren, deren Haubitzrohre nach den ersten Schüssen aus den Lagern sprangen, deren vom Lande gelieferte Zugtaue täglich repariert werden mussten, deren hölzerne Achsen nach wenigen Meilen in Brand gerieten; deren Munitionswagen Leiterwagen vom Lande waren, die mit Brettern beschlagen und oben mit gefirnisster Leinwand bedeckt waren, und man bekommt eine Vorstellung, welcher Tatkraft und Enthusiasmus es bedurfte, um z.B. im Winterfeldzug 1814 trotz schwerer Niederlagen weniger Geschütze zu verlieren als Franzosen oder Russen.

    Zum Völkerschlachtdenkmal: Wenn ich die Diskussion im MDR-Forum richtig verstehe, war es als Denkmal - unter der Bauherrenschaft eines Freimaurers - für die Gefallenen der Völkerschlacht und als Friedensmahnmal gedacht. Wir sollten uns hüten, hier moderne Interpretationen ("phallisch") hineinzudeuten - ich glaube, an so etwas hat in der vergleichsweise "verklemmten" Zeit um 1900 niemand gedacht. Wer weiß, wie eines Tages die Denkmale aus unserer Zeit von unseren Nachfahren beurteilt werden?

    Zum "Ungeist" von 1913: Ich bin kein Experte für die Zeit vor dem 1. Weltkrieg, habe aber aufmerksam die Presseberichte über das neue Buch von Clark "Die Schlafwandler" verfolgt. Für mich wurde aus den Rezensionen deutlich, dass es mitnichten (wie im Vertrag von Versailles diktiert) eine deutsche Alleinschuld am 1. Weltkrieg gab, sondern dass 5 Großmächte ein Interesse hatten, diesen Krieg vom Zaun zu brechen und dann der Eigendynamik der Krise im Juli 1914 nicht mehr Herr wurden. Das Bild von den 5 LKW, die aus verschiedenen Richtungen auf eine Kreuzung zurasen, scheint mir hier ganz passend, und es wäre völlig verfehlt, die Schuld bei einem einzigen LKW-Fahrer abzuladen. Siehe z.B. den FAZ-Artikel "Gespräch mit dem Historiker Clark: Alle diese Staaten waren Bösewichte" unter http://www.faz.net/aktuell/feuilleto...-12587117.html

    Zum aktuellen Gedenken an die Völkerschlacht: Ich glaube, es geht niemandem darum, anderen die Niederlage von anno dunnemals unter die Nase zu reiben. Ausdrücklich eingeladen zu den Feierlichkeiten sind ja auch Teilnehmer aus ganz Europa, nicht zuletzt kommen viele Reenactors aus Frankreich. Die offizielle Tagung zur Völkerschlacht hat auch explizit das Motto "Die Völkerschlacht bei Leipzig. Bedingungen, Verläufe, Folgen und Bedeutungen 1813-1913-2013" gehabt, Ehrenredner war Alfred Grosser. Im Übrigen haben wir auch den 200. Jahrestag von Jena und Auerstedt (also eines französischen Sieges bzw. einer preußischen Niederlage) in ähnlichem Rahmen und unter offizieller Beteiligung der französischen Botschaft in Berlin begangen. Europäischer geht's nicht.

    Gruß, Tom
    Zuletzt geändert von Tom; 11.10.2013, 10:11.

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  • Da Capo
    antwortet
    @ Tellensohn
    Ganz ruhig. Schaum vom Mund wischen und tief durchatmen. So und nun kannst Du mir vielleicht die folgenden Fragen beantworten:
    Bist Du Leipziger?
    Bist Du deutscher Staatsbürger?
    Bist Du Reenactor?
    Was verstehst Du unter dem verwendeten Begriff Authentizität?
    Du musst Die Fragen natürlich nicht beantworten (Du weißt ja – freier Bürger, freies Land, freie Meinung und so).
    Danke.

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  • Alex
    antwortet
    Zitat von Tellensohn Beitrag anzeigen
    Wenn’s nur ein Hobby ist, ok, dann aber bitte auch von Anfang an dazu stehen, dass Geschichte und Authentizität bei Bedarf willkürlich uminterpretiert werden, und nicht erst, wenn kritisch eingestellte Beobachter den fehlenden Realitätsbezug bemängeln.

    Das Niederbomben überhaupt wäre übrigens gänzlich unterblieben, wenn der Ungeist, in dem Denkmäler wie das Völkerschlachtdenkmal geschaffen wurden, vom deutschen Volk schon gar nicht erst Besitz ergriffen hätte.
    Der Ungeist im deutschen Volk besteht wenn dann darin, dass man lieber ein paar Zeilen aus der eigenen Geschichte heraus bombt, anstatt sie nochmal zu lesen und darüber nachzudenken.

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  • Harper
    antwortet
    Zitat von Alex Beitrag anzeigen
    Ich finde es ja beachtlich, dass ein Mann, der den Umgang anderer mit ihrer kriegerischen Vergangenheit kritisiert und im Gegenzug vom Niederbomben eines Denkmals spricht dann auch noch von nur irgend jemandem Beifall findet.
    Ich denke bei der ganzen Reenactment-Diskussion sollte unabhängig von der Frage der Qualität auch immer eines beachtet werden: diese Leute machen das in erster Linie für sich, als ihr eigenes Hobby. Das das dann kommerzialisiert und "eventisiert" wird, wie Her Reichel sagt, hat nur noch indirekt was mit der Hobbyszene zu tun. Ich glaube hierin liegt auch das Problem im Bezug auf ein didaktisches Konzept: es gibt keins!
    Reenactor sind keine anheuerbaren Schauspieler, die das Rundumpacket "Soldatsein zu Napoleonischen Zeit" liefert. Sie machen ihr Hobby für sich und der Zuschauer wählt sich aus, was er davon mit ansehen will. das ist dann zu 90% eben das Gefecht.
    In der Tat, ein Friedensforscher, der sich - und nicht nur bildlich - Bomben auf ein Denkmal wünscht, das ihm nicht gefällt. Grotesker geht es kaum.
    Den Gedanken des Reenactments hat er - und nicht nur er - nicht verstanden. Da ist Gunter und Alex absolut beizupflichten.
    Zuletzt geändert von Harper; 10.10.2013, 19:50.

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  • Tellensohn
    antwortet
    Zitat von Alex Beitrag anzeigen
    Ich finde es ja beachtlich, dass ein Mann, der den Umgang anderer mit ihrer kriegerischen Vergangenheit kritisiert und im Gegenzug vom Niederbomben eines Denkmals spricht dann auch noch von nur irgend jemandem Beifall findet.
    Ich denke bei der ganzen Reenactment-Diskussion sollte unabhängig von der Frage der Qualität auch immer eines beachtet werden: diese Leute machen das in erster Linie für sich, als ihr eigenes Hobby. Das das dann kommerzialisiert und "eventisiert" wird, wie Her Reichel sagt, hat nur noch indirekt was mit der Hobbyszene zu tun. Ich glaube hierin liegt auch das Problem im Bezug auf ein didaktisches Konzept: es gibt keins!
    Reenactor sind keine anheuerbaren Schauspieler, die das Rundumpacket "Soldatsein zu Napoleonischen Zeit" liefert. Sie machen ihr Hobby für sich und der Zuschauer wählt sich aus, was er davon mit ansehen will. das ist dann zu 90% eben das Gefecht.
    Wenn’s nur ein Hobby ist, ok, dann aber bitte auch von Anfang an dazu stehen, dass Geschichte und Authentizität bei Bedarf willkürlich uminterpretiert werden, und nicht erst, wenn kritisch eingestellte Beobachter den fehlenden Realitätsbezug bemängeln.

    Das Niederbomben überhaupt wäre übrigens gänzlich unterblieben, wenn der Ungeist, in dem Denkmäler wie das Völkerschlachtdenkmal geschaffen wurden, vom deutschen Volk schon gar nicht erst Besitz ergriffen hätte.

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  • Alex
    antwortet
    Ich finde es ja beachtlich, dass ein Mann, der den Umgang anderer mit ihrer kriegerischen Vergangenheit kritisiert und im Gegenzug vom Niederbomben eines Denkmals spricht dann auch noch von nur irgend jemandem Beifall findet.
    Ich denke bei der ganzen Reenactment-Diskussion sollte unabhängig von der Frage der Qualität auch immer eines beachtet werden: diese Leute machen das in erster Linie für sich, als ihr eigenes Hobby. Das das dann kommerzialisiert und "eventisiert" wird, wie Her Reichel sagt, hat nur noch indirekt was mit der Hobbyszene zu tun. Ich glaube hierin liegt auch das Problem im Bezug auf ein didaktisches Konzept: es gibt keins!
    Reenactor sind keine anheuerbaren Schauspieler, die das Rundumpacket "Soldatsein zu Napoleonischen Zeit" liefert. Sie machen ihr Hobby für sich und der Zuschauer wählt sich aus, was er davon mit ansehen will. das ist dann zu 90% eben das Gefecht.

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  • Tellensohn
    antwortet
    @Gunter

    Du solltest dich mit Urteilen über andere zurückhalten. Man kann durchaus Reichels Ansicht sein. Besonders, wenn man nicht – versteckt oder offen - dem teutschnationalen Lager angehört. Deine Anfeindungen gegen Reichel haben nichts mit seriöser, und schon gar nicht mit überzeugender Gegenargumentation zu tun. Das ist schlicht plumpe Polemik, die eines studierten Historikers nicht würdig ist. Was du da Reichel an den Kopf wirst, fällt auf dich zurück.

    Ausgerechnet du, der du doch angeblich so grossen Wert darauf legst, dass Ausstellungen wie "Blutige Romantik" sich auch mit den "Nachwirkungen" befassen, bestreitest hier, dass, was 1813 begründet wurde, nicht über 33-45 hinausreicht? Du behauptest allen ernstes, dass "Nachwirkungen" nicht bis heute erkennbar sind und sich in Reenactoren-Kreisen keine Nationalisten tummeln (wo sich doch etliche von denen auch hier in diesem Forum immer wieder vernehmen lassen) und führst ausgerechnet Schlachten-Reenactment als vorbildliches Exempel für Völkerverständigung an? Sonst noch was? Ausserdem haben manche Kommentatoren im mdr-Forum recht, wenn sie darauf hinweisen, dass diese properen Nachspielereien in selber gebastelten Uniformen (manche dazu noch himmelschreiend unauthentisch) nichts mit der blutigen Realität von damals zu tun haben. Wie kann man auf der einen Seite behaupten, die Realität abbilden zu wollen und andererseits solche Entstellung jeglicher Realität gutheissen? Geht irgendwie nicht zusammen. Genauso wenig wie das pingelige Getue um die korrekte Uniformierung bis hin zum letzten Knöpfchen, dann aber doch Bereitschaft Unhistorisches grosszügig zu übersehen, wenn's halt gerade in den Kram passt.

    Überhaupt, das "Befreiungskriegs"-Geschwafel und wie ihr das hier zelebriert geht mir mächtig auf dem Geist. Was ihr da so rauslasst wirft kein Licht auf die Ereignisse von damals, sondern - wie auch Denkmäler von der Sorte Völkerschlachtsdenkmal - auf das Denken bestimmter nachgeborener Kreise, deren Vertreter sich hier in letzter Zeit immer lauter und unverblümter bemerkbar machen. Hätten die Franzosen Napoleons Kaiserkrönung, die Siege von Austerlitz und Jena-Auerstedt so "gefeiert" wie ihr jetzt euer 1813 erwachtes Teutschtum, dann hätte es aus Rechts-Germanien (krypto oder bekennend) nichts als empörtes Geheul gegeben. Aber ihr hattet das Glück, dass damals das "Weichei" Chirac dran war, wahrhaft kein Mitterand, und alles möglichst unterm Deckel gehalten wurde. Je weniger offizielle Stellen, auch in Deutschland, letztlich kontraproduktive Aktivitäten unterstützen, desto besser. Das nenne ich einen echten Beitrag zur Völkerverständigung heute: Man streut nicht noch Salz in die wohl niemals richtig verheilenden Wunden des alten Gegners, sondern hält sich zurück und verzichtet auf das, was man gestern noch regelmässig mit provozierenden Gedenktagen zu tun pflegte: den Sieg über den jeweiligen (heute: einstigen) Feind diesem wiederholt vor Augen zu führen.

    Apropos Völkerschlachtsdenkmal. Mit Völkerverständigung oder aufrichtigem Gedenken an die Gefallenen (an ALLE Gefallenen) hat dieses Ding, eingeweiht 1913 kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, doch gar nichts zu tun. Erektion ist schon das richtige Wort, denn es ging nur darum, dem Franzmann zu zeigen, wer der Grösste, der Unbesiegbare, der Herrenmensch ist. In diesem Sinne: hätte auch nichts dagegen, wenn die Alliierten das Ding damals weggebombt hätten. Es stand und steht so wenig für das Gedenken an die Gefallenen (ALLE Gefallenen) eines schrecklichen Krieges wie etwa der Ritt russischer Neokosaken nach Paris ernsthaft als "Mission des Friedens" gewertet werden kann.


    Und jetzt noch ein bisschen weiter abgeschweift. Ist ja Usus hier. Überhaupt, erwähnt wurde es ja am Rande schon: das "Hermannsdenkmal". Auch da steckt nichts weiter als teutsches "Wir sind die Herrenrasse"-Denken - dafür brauchte es nun wirklich nicht erst den Adolf - dahinter. Mit historischem Gedenken geschweige denn historischen Tatsachen hat dieses "Denkmal" ja nun rein gar nichts zu tun. Wirklich bedenklich, dass selbst heute noch ein hinterhältiger Verräter und Möchtegern-Kaiser der Germanen aus der Zeit um Christi Geburt als Retter eines "freien Germaniens" gefeiert wird. Als ob es so ein "Germanien"-Bewusstsein damals schon gegeben hätte. In der 2. Hälfte des 19. Jhdts. dagegen hat es das ja bekanntlich sehr wohl gegeben, Der "neue Arminius" aus dem Hause der Hohenzollern hatte es geschafft, Kaiser aller Germanen zu werden. Alle haben sie ihm gehuldigt (wenn auch nicht immer so ganz mit der rechten Überzeugung. Aber bei denen, die einfach nicht germanisch genug waren, um "frei" sein zu wollen, hat man halt ein bisschen mit Stiefeltritten nachgeholfen...). Und weil er dem "neuen Rom", sprich: dem bösen Franzmann, einfach mal zeigen wollte, dass jenseits des Rheins für Franzmänner Todeszone ist, wie anno dazumal der tolle Herrmann den "frechen Römern" (die eigentlich gar nicht gewusst hatten, dass sie sich im Krieg befanden, ergo "frech" waren) es gezeigt hat, hat er diesen als warnendes Exempel - pardon, als "Freiheitsstatue" - seinen Urahn, den allerersten gesamtgermanischen Kaiser Arminius, in Stein gemeisselt vor die Nase setzen lassen. Gut. Tatsache ist ja, dass das damals alles nicht ganz so war, wie es sich die Neuteutonen von 1870ff. so gerne einbilden wollten. Rom hat den Rhein kurze Zeit nach Arminius gelungenem Hinterhalt doch noch überschritten, ist tief ins "freie Germanien" eingedrungen und hat sich dort festgesetzt (oder verläuft der Limes etwa am Rhein?). Und Arminius? Nichts als ein widerliches Würstchen mit niederträchtiger Gesinnung. Varus war nun wirklich nicht der schlechteste Feldherr. Faktisch ist es ja so, dass selbst der beste Feldherr nicht hätte damit rechnen können (müssen), dass einer, der in Rom gross geworden war, das römische Bürgerrecht besass und ein römisches Kommando innehatte, sich zu einem derartigen Verrat würde hinreissen lassen. Figuren wie Arminius, Anführer von Auxiliartruppen, gab es zuhauf. Hätte man ihnen allen misstrauen müssen, hätte es keine Hilfstruppen gegeben. Nein, dieser noch heute in Teutschland so hochverehrte "Feldherr" Arminius war schlicht ein verräterisches egoistisches Charakterschwein, der kein "freies Germanien" wollte, sondern für sich ein "germanisches Kaisertum" anstrebte. Tja, die "freien Germanen" von damals waren halt doch noch etwas freier als ihre Nachkommenschaft gut 2000 Jahr später und machten ihn schon nach kürzester Zeit kalt. Soviel zum "grossen Retter des freien Germanien".

    "Denkmäler" wie das Völkerschlachtdenkmal und das Hermannsdenkmal sind mit absoluter Sicherheit nicht das, was sie zu sein vorgeben oder einige hier hineinzuinterpretieren versuchen. Sie waren und sind nichts weiter als geschmackloser Ausdruck teutscher Grossmannssucht, teutschnationale Phalli eben.
    Zuletzt geändert von Tellensohn; 10.10.2013, 12:29.

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  • Gunter
    antwortet
    Danke für die links Jörg,

    ich halte die Aussagen von Herrn Reichel für größten Mumpiz. Was faselt er da von Nationalismus usw.? Die Völkerverständigung wird heute doch gerade in Reenactorkreisen lebendig. Das liest sich wieder wie der übliche, auch wissenschaftlich halbseidene Ansatz die deutsche Geschichte immer nur von 33-45 rückwärts zu interpretieren. Sowas kann wohl nur von einem Politikwissenschaftler kommen. Auch für Professoren gilt, wer keine Ahnung hat, einfach mal...

    Grüße

    Gunter

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  • joerg.scheibe
    antwortet
    Unabhängig von der Verteilung der Darsteller

    hat mich zumindest -das gebe ich zu- überrascht, wie sehr das ganze Ereignis im Forum des mdr
    Aufgrund sinkender Nutzungszahlen haben wir uns entschlossen unsere Foren zum 18. Juli 2017 einzustellen.



    angefeindet wird.

    In meiner Naivität war ich davon ausgegangen, daß es den meisten Leuten schlichthin egal sein wird, was wir da machen.:duell:

    Jörg

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  • josef1811
    antwortet
    Ich denke das es bei dieser 200 Jahres Veranstaltung nicht an Reenacteuren fehlen wird, man spricht ja schon von über 6000 außer bei der Kavallerie, da ist man sich noch nicht ganz im klaren. Was die der Zeit entsprechenden Uniformen betrifft darf man da nicht so kritisch sein, man bedenke was so eine originalgetreue Uniform kostet, da darf man es nicht verübeln das sich nur wenige Leute für fasst jede Veranstaltung, Austerlitz- Jena- Wagram- Borodino- Leipzig- Waterloo usw....eine passende Uniform leisten können. Schon allein die Kosten und Strapazen für die Anreise die diese Leute auf sich nehmen, manche kommen ja aus dem letztem Ecke Europas, dann noch Urlaub nehmen usw.... Also diese Leute sind für mich bewundernswert.
    Ich glaube auch das der Großteil der Zuschauer den Unterschied einer Uniform von 1805 und 1813 nicht unterscheiden kann. Wir die sich mit dieser Zeit auseinander setzten sehen dass natürlich viel kritischer.
    Das man gerade bei dieser großen Veranstaltung einen Sachsenüberlauf inszenieren könnte und sollte, wäre eine tolle Sache, na vielleicht gibt es da doch noch eine Überraschung.
    Gruß
    Josef

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  • Da Capo
    antwortet
    @Letort
    Mit dem 20.10. meine ich folgendes: Wenn Du alles exakt um 200 Jahre versetzt machen willst, gibt es am 20.10. (fast) keine Sachsen mehr auf frz. Seite, weil die schon am 18.10. übergegangen sind.
    Die Krux an der Frage ist, wie weit man so etwas treiben will. Natürlich soll ein Reenactment so genau wie möglich sein, aber da setzten einem doch schon die verfügbaren Truppen Grenzen. So versuchen nur wenige Franzosen darstellende Truppen (wie z.B. die 9eme legere) mit der Zeit zu gehen. Wenn Du alle aussortierst, die keine der Zeit entsprechende Uniform haben oder als Einheit gar nicht dabei waren, sieht es auf dem Schlachtfeld sehr übersichtlich aus. Und da geht das evtl. bei den Franzosen aufgrund der Vielzahl von Gruppen vielleicht noch. Bei den Verbündeten ist es da schon aufgrund der Vielzahl an Nationen gleich zappenduster.
    So stehen die Sachsen – auch wenn für eine Schlachtdarstellung des 18.10. bis gg 16:00 Uhr nicht richtig – auf alliierter Seite, um dort Masse hinzubekommen. Das hat auch in der Truppe darüber genug Gemurre gegeben, aber es ist doch keinem zu vermitteln, dass (übertrieben) 30 Preußen gegen 500 Franzosen gewinnen (und von den 500 Franzosen haben definitiv auch nur Wenige Spaß).
    Wie überall, sind der Sache dienliche Kompromisse einzugehen. Zu kompromissloses Verhalten kann auch eine hohe Leidensfähigkeit abverlangen. Beispiel Austerlitz 2005: Die Badner standen historisch exakt auf frz. Seite und die 2 Stunden der Schlacht (es lag Schnee) in einer Senke, ohne auch nur zum Schuss zu kommen. Wir standen – historisch unexakt – auf österreichischer Seite und mussten nach 1,5 Stunden aus dem Gefecht gehen, weil die Munition alle war.
    Selbstverständlich hat die Kompromissbereitschaft Grenzen, aber dies sind Ansprüche, die jede Gruppe für sich selbst definieren muss.
    Sie aber für das Eingehen von sachdienlichen Kompromissen zu schelten, mag gerne der mit den Details Vertraute (wenn er eine bessere Lösung hat), der diese Details nicht kennt, sollte sich da m.E.n. einfach zurückhalten oder fragen warum das so ist wie das ist. So sehe ich das zumindest.

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  • Tom
    antwortet
    Sachsen 1814

    Zitat von Letort Beitrag anzeigen
    (...)

    @ Da Capo
    (...)
    Dem Argument mit dem 20.10. kann ich leider nicht folgen. Sachsen hatte keinen Friedensvertrag mit den Allierten geschlossen. Das Staats- und Regierungsoberhaupt (König) wurde bis 1815 gefangen gesetzt und es erfolgte eine Zwangsverwaltung des Landes mit den entsprechenden Abgaben. Gleichfalls entzieht es sich meiner Kenntnis, dass die sächsischen Truppen durch die Allierten bis 1815 erwähnenswert eingesetzt worden wären. Vielmehr standen die Soldaten auch weiterhin zu Ihrem einmal geleisteten Eid (siehe oben). Das Sachsen bis in die heutige Zeit nicht propreußisch ist geht u.a. auch auf die Jahre 1813-1815 zurück (siehe Erich Loest: Das Volkerschlachtdenkmal).
    (...)
    Die Sachsen haben 1814 u.a. in den Niederlanden gekämpft, nicht zuletzt recht verlustreich bei Courtray.

    Näheres z.B. bei Bucher http://books.google.de/books?id=5BhCAAAAcAAJ

    Gruß, Tom

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  • Gunter
    antwortet
    Wer ist Günther?

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  • Letort
    antwortet
    @ Günther

    Ah, Danke jetzt habe ich die Aufstellung verstanden. Du meinst es wird die Insubordination der sächsischen Armee von 1815 vorweg genommen? Klasse Idee. (Wer nicht versteht was ich meine, siehe Böttcher: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen, Band 2, Seite 562ff. Anbei der Link für das ebook http://books.google.de/books?id=47JB...201815&f=false )


    @ Da Capo

    Mir ist der Uniformenreichtum der Epoche bekannt (und auch Deine Bücher zur sächsischen Armee) allerdings bin ich kein Reenactor und werde es in diesem Leben auch nicht mehr werden. Nichts desto trotz hatte ich bisher Respekt vor den Reenactors.

    Es mag noch angehen, dass möglichst viele Darsteller entsprechend dem Ereignis in epochegemäßen Uniformen auf das "Feld" gebracht werden sollen. Aber Deine Aussage erstaunt schon, dass es üblich ist falsche Truppen auf der falschen Seite aufmarschieren zu lassen. Das war mir bisher so noch nicht bekannt.

    Dem Argument mit dem 20.10. kann ich leider nicht folgen. Sachsen hatte keinen Friedensvertrag mit den Allierten geschlossen. Das Staats- und Regierungsoberhaupt (König) wurde bis 1815 gefangen gesetzt und es erfolgte eine Zwangsverwaltung des Landes mit den entsprechenden Abgaben. Gleichfalls entzieht es sich meiner Kenntnis, dass die sächsischen Truppen durch die Allierten bis 1815 erwähnenswert eingesetzt worden wären. Vielmehr standen die Soldaten auch weiterhin zu Ihrem einmal geleisteten Eid (siehe oben). Das Sachsen bis in die heutige Zeit nicht propreußisch ist geht u.a. auch auf die Jahre 1813-1815 zurück (siehe Erich Loest: Das Volkerschlachtdenkmal).


    Aber vielleicht kannst Du mir als Szenekenner die Sache erklären und ich habe nur etwas missverstanden.

    Lt. der Pressenotiz des preußischen Generalstabes von 31.08.2013 marschieren die Allierten in vier Brigaden auf. Russen, Preußen und Österreicher je eine Brigade. Die vierte „verbündete Brigade“ unter Leitung Don Meulemanns setzt sich aus vier Teilen zusammen:
    - Sächsisches Bataillon Ltg.Tobias Reh
    - Rheinbündisches Bataillon Ltg. Robert Schlenker
    - Schwedisches Bataillon Ltg. Peter Holmgren
    - Britisches Bataillon Ltg: N.N.

    Was verbirgt sich im Detail hinter dieser Grobaufstellung? Gibt es sächsische/rheinbündische Truppen auf Seiten der Franzosen?

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