Hallo Da Capo,
Schön, dass wir Dich kitzeln konnten.
Den ersten Teil Deines Posts unterschreibe ich Dir.
Das war eine militärische Einheit. Da läuft man nicht mal eben über.
Das, von dem Du sagst, es hätte sich aufgestaut, hat sich aber nmE wohl vornehmlich bei den Offizieren aufgestaut.
Und dann auch nur bei einigen.
Zeschau soll ja Gegenbefehl gegeben haben. Vielleicht hast Du ein paar mehr Details?
Insofern haben einige Offiziere (von Ryssel) einige Soldaten vereinnahmt.
Nach dem obigen Augenzeugenbericht war der eigentliche Akt (das Überlaufen) den Solddaten selbst zum Zeitpunkt nicht bewusst.
Sie dachten, es geht zum Angriff.
Insofern kann man im Zusammenhang mit dem Thema Volkskrieg hier auch nicht von einem Ausdruck gemeinsamen Willens reden.
Hast Du weitere Berichte?
Übergang der Sachsen am 18.10.1813
Einklappen
X
-
Also ich muss mich einfach melden. Da ich das Buch nicht gelesen habe, kann ich auch keinen Bezug auf dieses nehmen. Aber da ich mich nun schon einige Zeit mit der sächsischen Armee beschäftige, ist festzuhalten, dass sich der Übergang am 18.10. wohl nie ganz aufklären läßt.
Natürlich weiß jeder, dass der König die Anhänglichkeit an seine Person und Pflichterfüllung eingefordert hat, was ihm als obersten Dienstherrn wohl auch zusteht. Was bisher unbekannt ist, ist die auslösende Frage Zeschaus. Wenn ich aber nicht weiß, was gefragt wurde, fällt das Einsortieren der Antwort schwer.
Darüber hinaus sollte bei der Beurteilung nicht vergessen werden, dass wir es hier nicht mit einem Männerhilfsverein zum Batiken von Latzhosen sondern mit der sächsischen Armee zu tun haben. Die Soldaten waren der festen Überzeugung, dass die Offiziere es schon richtig machen werden und die Offiziere nahmen ihre Verantwortung für ihre Soldaten, ihre Ehre und ihre Treue zum König verdammt ernst. Da geht man nicht mal eben über, sondern da muss sich ganz viel angestaut haben! Wegen den Preußen und deutsch-national war es aber definitiv nicht. Denn was die Preußen mit dem Land machen, hatte man aus dem 7jährigen noch in Erinnerung, da konnte man genauso gut die Franzosen behalten. Nur stand die Option „Franzosen behalten“ am 18. 10. nicht mehr.
Und noch eine Anmerkung. Kenntnis von Verträgen zwischen dem österreichischen und sächsischen Hof haben, Herrgott, wer außer den Staatsministern und dem Geheimen Kabinett soll den das gewesen sein. Der Truppenoffizier bestimmt nicht.
-
👍 1
Einen Kommentar schreiben:
-
-
...und schon wieder einer:
Friedrich August Wilhelm Böhme, Oberkanonier Fussbatterie Dittrich
zitiert nach G. Graf, Die Leipziger Völkerschlacht in zeitgenössischen Berichten"...[nach einem augenscheinlichen Streit zwischen franz. und sächsischen Offizieren]...
Als sie auseinander gegangen waren, wurde uns von unsern zunächst stehenden Offizieren Folgendes zu wissen gethan.
Es würde heute noch eine heisse halbe Stunde kommen, die aber glücklich überstanden werden würde, wenn wir nur den Muth nicht sinken ließen.
Sie kam.
Das feindliche Feuer hatte gegen uns ganz aufgehört. Wir erhielten Befehl das Geschütz aufzuprotzen, machten damit >rechts umkehrt< und avancierten so,
was wir nur laufen konnten, auf den Feind los.
Als wir so athemlos, was die Pferde nur noch leisten konnten, einige tausend Schritte zurückgelegt hatten, kamen mehrere Regimenter Kosaken auf uns zu gesprengt, die, als sie sich näherten, ein Freudengeschrei ausstießen, zwischen uns durchsprengten, um uns, die wir, wie wir nun sahen, zu dem Feinde übergingen, den Rücken zu decken, da die Franzosen, die unser Vorhaben nun erraten haben mochten, ein mörderisches Feuer hinter uns drein gemacht haben sollen."
Zuletzt geändert von Mephisto; 04.04.2013, 22:35.
Einen Kommentar schreiben:
-
-
Zitat von Mephisto Beitrag anzeigenOb es aber in Leipzig wirklich "das Volk" war, das den König nötigte oder aber ein Coup der Offiziere,
der die unwissenden sächs. Truppen "mal eben rübergeführt hat", lese ich gerade nach.Bei Leipzig war es sicher nicht das Volk. Sicherlich dürften aber die kommendierenden Offiziere Kenntnis vom Vertrag des Königs mit Österreich im Vorfeld gehabt haben, bevor der König auf Druck Napoleons wieder zurückruderte ... ?Zitat von HKDW Beitrag anzeigenIch frag mich ob die Leute die das über die Sachsen schreiben überhaupt Memoiren und nicht nur die von Königen gelesen haben?
Warum gingen dann in Leipzig die meisten sächsischen Truppen zu den Alliierten über? Sicherlich nicht aus kadavergehorsam zum König.
Grüße
excideuil
Einen Kommentar schreiben:
-
-
Vorerst nur soviel:
Wenn ich die Memoiren August Kummer lese, dann war es eine Entscheidung von Generalmajor von Ryssel
die Truppen in einer Bewegung den Gegnern zuzuführen.
Von Abstimmung steht da nix. Hat aber auch keiner gesagt: "Ich bleib' jetzt hier!" ;-)
Der König hatte zuvor gebeten, "ihn nicht zu verlassen".
Man tat es trotzdem.
Ob den Truppen ihr Weg gewiss war - vielleicht weisst Du es?Zuletzt geändert von Mephisto; 04.04.2013, 22:00.
Einen Kommentar schreiben:
-
-
Ich frag mich ob die Leute die das über die Sachsen schreiben überhaupt Memoiren und nicht nur die von Königen gelesen haben?
Warum gingen dann in Leipzig die meisten sächsischen Truppen zu den Alliierten über? Sicherlich nicht aus kadavergehorsam zum König.
Einen Kommentar schreiben:
-
-
Übergang der Sachsen am 18.10.1813
Das Ergebnis dieser Arbeit deckt sich interessanterweise mit dem Ergebnis des Dissertationsprojektes des Münchners Roman Töppel, welches in dem Buch "Die Sachsen und Napoleon - ein Stimmungsbild 1806 - 1813" (Böhlau - Verlag) erforscht und ausgearbeitet wurde.Die eingangs formulierte These, ob der in der Literatur des 19. und auch noch des frühen 20. Jahrhunderts gebrauchte Begriff des "Volkskrieges" gerechtfertigt ist, wird nach Lektüre des Buches eindeutig verneint. Ich möchte aus dem kurzen, aber prägnanten Abschlusskapitel zitieren, in dem die Autorin die "Bezeichnung des 'Volkskrieges' ... als Etikettenschwindel bezeichnet. Den Volskriegen fehlte vor allem eines: das Volk. Es gab keinen 'allgemeinen Ausbruch nationaler Leidenschaften der Massen'".
Das Buch stellt aus meiner Sicht eine wichtige Ergänzung zu den meist miltärgeschichtlichen Werken über die Kriege von 1808/1809 bis 1813 dar. Sicher wird es bei einigen Lesern auch die Neugier auf die, über den Tellerrand der Kriegsgeschichte hinausgehenden Bereiche, fördern - wie es beim Rezensenten erfolgte.
Nach der Schilderung der verschiedenen Stimmungsbilder gegenüber allen durchziehenden Truppen und der Herausarbeitung der Gründe für Stimmungsumschwünge, kommt Töppel ebenfalls zu dem Fazit:
"Dennoch war die Verbundenheit der Sachsen mit der angestammten Dynastie weitaus stärker als deutsch - nationale Gefühle. Letztere hatten nur bei einigen wenigen Priorität. Infolgedessen nahmen auch nur Einzelne aktiven Anteil am Kampf gegen die Franzosen. Die Masse der Bevölkerung war nicht bereit, gegen den Willen des Königs zu handeln."Stichworte: -
-
Einen Kommentar schreiben: