Anblick und Tätigkeiten nach der Schlacht

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  • vizenz
    antwortet
    Ich erlaube mir mal als Neuling dieses sehr interessante Thema nochmals aus der Versenkung zu holen.

    Josef Deifel schreibt z.B. in seinem Tagebuch für den Feldzug 1809 (nach der Einnahme von Regensburg)

    "..Von Abendsberg bis Regensburg eine breite Streke ist mit Leichen übersät; Groß- und Klein Laberthall, Brükenthall, Donauthall, bis über die Naab; dann der Isar zu, bis Rothenburg und was sonst noch bey Landshut, München, Neumark und anderen Orten. Es musste jede Gemeinde aus denen K. Landgerichten wie Kellheim, Abendsberg, Mallersdorf, Riedenburg, Hemau, Regenstauf, Stadt am Hof etc. Leute herbeyschafen, damit die Leichen begraben wurden, welche auf den Feldern aus allen Zungen und Nationen, und wie auch Religionen etc. daliegen. .."


    Und vielleicht noch eine etwas andere Schilderung von Faber du Faur der dem Bestatten eine eigene Tafel (No.20) gewidmet hat. Interessant finde ich diese, da es sich nicht um eine Beerdigung aus hygenischen Gründen oder Zwang handelte, sondern vielmehr um eine Moralische, bzw. vaterländisch Verbundene Bestattung handelte.

    "31.Juli 1812"
    "..Dass dieses nicht geschehen werde, dass ein großer Teil jener Zurückgebliebenen an der Straße verschmachtet mit seinen Leibern der Großen Armee bezeichne, davon konnten nur die sich überzeugen, welche, wie es bei uns ein paar Tage lang der Fall war, in dem Abstand von einigen Märschen der Armee folgten. So trafen wir ein paar Stunden vor Beschenkowitschi unter anderen Leichen auch zwei an der Straße liegend an, die unserer leichten Infanterie gehörten, von welchen die eine noch als Strafe des Zurückbleibens das Kollett verkehrt angezogen hatte. Ein kurzer Halt, welchen unsere Abteilung hier machte, gab Gelegenheit, dieses Unglücklichen zur Erde zu bestatten. .."

    Gruß,
    Andreas

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  • KDF10
    antwortet
    Danke Tellensohn.

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  • Tellensohn
    antwortet
    Die Franzosen waren (nebst den Belgiern) mehrheitlich Katholiken:



    Der entscheidende Satz:

    "...In der Präambel wurde die katholische Religion als die „der großen Mehrheit der französischen Bürger“ bezeichnet,..."

    Dass das Konkordat das Verhältnis zur katholischen Kirche im Sinne Napoleons regelte, spielt hier keine Rolle. Es geht allein um das Verhältnis der Mehrheit der einfachen Franzosen zur katholischen Kirche unter Napoleon. Und das war im Kern dasselbe wie vor der Revolution. Die Mehrheit bekannte sich zur katholischen Kirche.
    Zuletzt geändert von Tellensohn; 15.11.2011, 19:26.

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  • KDF10
    antwortet
    Zitat von Nordbahnbertl Beitrag anzeigen
    Christen durften bis vor "kurzem" lt kath. Kirche nicht verbrannt werden, denn sonst kam man nicht in den Himmel ...

    Zeitschrift Spiegel 28/1964:


    Der ganze Artikel: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46174164.html
    Wo waren denn da Katholiken? Bin da nicht ganz so fit, aber in Waterloo kämpften Hannoveraner und Braunschweiger, also meist Protestanten. Die Soldaten der Kings German Legion kamen meist aus Norddeutschland, also auch zum größen Teil Protestanten. Die Engländer hatten mit der katholischen Kirche nichts am Hut, sie hatten, bzw. haben noch immer ihre eigene Kirche, die Anglikanische. Bleiben noch Belgier und Holländer. Wie das bei denen mit der Religion aussah, weiß ich nicht. Die Franzosen sind dann wieder ein ganz anderes Thema. Die haben sogar den Papst verschleppt, seine Meinung dürfte denen also vollkommen egal gewesen sein.

    Ich hab das schon an anderer Stelle geschrieben, Verlustlisten zum Russlandfeldzug 1812 gibt es bei www.denkmalprojekt.org. Was hier nicht angesprochen wird, oder nur unvollständig. Als erstes wurden die Toten von den Soldaten gefleddert. Da gab es wohl auch keine großen Unterschiede, ob der Tote ein Feind oder ein Verbündeter war. Erst dann kam die Zivilbevölkerung zum Zuge. Viele Schwerverletzte wurden erschlagen. Man kann sich darüber streiten, ob der Täter dem Opfer keine Überlebenschance mehr einräumte, oder einfach nur später nicht zur Verantwortung gezogen werden wollte.

    Danach gab es teilweise ganz erhebliche Verluste in der Zivilbevölkerung, was für Leipzig gut dokumentiert ist. Durch die katastrophalen Verhältnisse in den Lazaretten brachen Seuchen aus.
    Zuletzt geändert von KDF10; 15.11.2011, 18:30.

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  • Nordbahnbertl
    antwortet
    Zitat von Cuirassier Beitrag anzeigen
    hab mal gelesen, das die verbrennung nach der schlacht von waterloo der genehmigung des papstes bedurfte

    Christen durften bis vor "kurzem" lt kath. Kirche nicht verbrannt werden, denn sonst kam man nicht in den Himmel ...

    Zeitschrift Spiegel 28/1964:
    Was ist ein Katholik? Einer, der sich nicht verbrennen lassen darf." "Diese ebenso oberflächliche wie eingefleischte Definition", schrieb die "Süddeutsche Zeitung", wird man jetzt revidieren müssen." Grund: Das Heilige Offizium, die oberste Glaubens- und Sittenbehörde der katholischen Kirche, hat mit Billigung Pauls VI. das kirchenrechtliche Verbot der Feuerbestattung aufgehoben.
    Der ganze Artikel: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46174164.html

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  • Nordbahnbertl
    antwortet
    Ist zwar schon fast zwei Jahre her, aber passt hier sehr gut in den Thread:

    Im Jän 2010 wurden in Wien beim U-Bahn-Bau auf dem ehemaligen Flugplatz Aspern, 1809 Schauplatz der Schlacht um Aspern und Eßling
    (ja, genau!: Napoleons erste Niederlage! ), zwei Gräber entdeckt.
    Es handelt sich um französische Soldaten.


    Archäologen und Historiker der Stadtarchäologie Wien legten dann die Skelette gänzlich frei und sicherten sie. Erhaltungszustand, Lage und Kleidungsreste aus Metall brachten dann Gewissheit: Es war ein Grab mit französischen Soldaten, die in der Schlacht von Aspern 1809 ums Leben gekommen waren.
    Der ganze Zeitungsbericht:
    Einen interessanten Fund haben Arbeiter beim U-Bahn-Bau auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern in Wien gemacht. Bei Grabungsarbeiten entdeckten ...


    Auf der selben Großbaustelle wurde auch schon ein Pferde-Massengrab freigelegt, detto von 1809.
    Zuletzt geändert von Nordbahnbertl; 12.11.2011, 06:41. Grund: Zusatzinfo

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  • Sans-Souci
    antwortet
    Zum Thema Plünderung der Leichen hier ein Bericht aus dem Frühjahrsfeldzug 1814:



    Inmteressant, daß hier (oft ? meist ? immer ?) Soldaten das Geschäft des Ausziehens der Toten übernahmen, anscheinend gleich im großen Stil.

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  • Cuirassier
    antwortet
    also, das glaube ich auch nicht...dagegen sprechen doch einige fakten...z. bsp.

    bereits am 23.10. 1813 wurde das theater wieder geöffnet, am 24. verordnete der rat der stadt die büger bei strafe von 5 talern, den unrat vor ihren hause zu entfernen, am 5. 11. erliess oberst prendel einen erlass, er wolle das neu aufkommende gesellschaftliche und geschäftliche leben nicht stören....und die ausgangssperre wurde auf nach 22 uhr festgelegt...

    die ruhr und typhus waren ja schon inder stadt, eine evakuierung hätte das fieber ledeglich weitergetragen....ausserdem gibt es weitere erlasse im nov. u dez....über das reiten in der stadt, festvorstellungen, usw......halte ich also für unwahrscheinlich...

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  • admin
    antwortet
    Zitat von Henning Beitrag anzeigen
    "Tage nach der Völkerschlacht- Aufzeichnungen der Stadtschreiber 19. Oktober 1813 bis 07. Februar 1814"; Urania- Verlag, Leipzig- Jena- Berlin; Leipzig 1988
    Gruß Henning
    Genau in diesem Buch wollte ich dieses Wochenende nachschlagen, um die auch mir neue "These" zu verifizieren ... kann ich mir ja jetzt sparen

    Markus Stein

    P.S. natürlich kann ich den Buchtipp von Henning nur unterstreichen!

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  • Henning
    antwortet
    Das Leipzig nach der Völkerschlacht evakuiert wurde ist mir neu, wer behauptet das denn?
    Wenn Dich das Geschehen in Leipzig nach der Völkerschlacht interessiert, dann solltest Du Dir folgendes Buch besorgen:
    "Tage nach der Völkerschlacht- Aufzeichnungen der Stadtschreiber 19. Oktober 1813 bis 07. Februar 1814"; Urania- Verlag, Leipzig- Jena- Berlin; Leipzig 1988
    Gruß Henning

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  • Uwe Peters
    antwortet
    Hallo,

    nach der Völkerschlacht bei Leipzig sollen die verwesenden Leichen sogar das Grundwasser vergiftet haben weshalb die Stadt evakuiert werden mußte. Weiß jemand wie lange es gedauert hatte bis die Leipziger ihre Stadt wieder bewohnen konnten. Das schlimme war, daß bei Leipzig mehr Menschen getötet oder verwundet wurden als wie die Stadt Einwohner hatte, wodurch es angeblich mehrere Jahre gedauert haben soll bis die Folgen der Schlacht beseitigt werden konnten.

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  • Threepwood
    antwortet
    Zitat von Cuirassier Beitrag anzeigen
    meine das bei k.von keusgen das gelesen zu haben, ...
    Steht auf jeden Fall so im Keusgen. Kann jemand etwas dazu sagen?

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  • Cuirassier
    antwortet
    hab mal gelesen, das die verbrennung nach der schlacht von waterloo der genehmigung des papstes bedurfte...., das fett der verbrannten soll aus dem scheiterhaufen auf die chaussee nach charleroi geflossen sein und diese tage unpassierbar gemacht haben....( meine das bei k.von keusgen das gelesen zu haben, daher weiss ich nicht, ob das der wahrheit entspricht?)

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  • Nikolaus Vocator
    antwortet
    Das machte die ortsansässige Bevölkerung

    In allen Werken, die die damalige Zeit behandeln, kann man - sofern dieses Thema überhaupt erwähnt wird - lesen, dass die Beisetzung der Gefallenen der ortsansässigen Bevölkerung überlassen blieb. In der militärischen Organisation war kein Gefallenenwesen eingeplant. Man verließ sich - zurecht - darauf, dass die Anwohner im eigenen Interesse als Seuchenschutzmaßnahme, die Gefallenen beisetzten. Die Leichenfledderungen bekommen dadurch auch - wenigstens teilweise - den Charakter einer Bezahlung für diesen letzten Dienst. Militärische Behörden griffen nur ein, wenn ein Ortskommandant - auch wieder als Seuchenschutzmaßnahme und nicht aus Pietätsgründen - die Anordnung für die Beisetzung traf. In diesen Fällen wurden auch Gefallene aus angrenzenden Wäldern zügig geborgen und bestattet. Andernfalls wurden natürlich zunächst nur die genutzten Areale von Gefallenen geräumt. Diese wurden dann aber auch regelmäßig beigesetzt, da es sich dabei um eine Christenpflicht handelte. Dies änderte sich übrigens erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts allmählich. Erstmals im 1. Weltkrieg haben die Kriegsparteien ihre Gefallenen durch eigenes Personal in besonders für diesen Zweck angelegten Friedhöfen bestattet. Das ist auch der Grund dafür, dass bis dahin zwar auf den Schlachtfeldern Denkmäler für einzelne Regimenter usw. zu finden sind, aber keine Friedhöfe.

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  • Franz-Joseph
    antwortet
    Beerdingung nach Schlachten

    Hallo an alle,

    wir hatten in meinem Heimatort damals Neumarkt an der Rott in Oberbayern eine kleinere Schlacht am 24. April 1809. Es kämpften ca. 10000 Bayern gegen 35000 Österreicher, dazu französische Reiterei.

    Nach den Berichten sind 650 Bayern gefallen und 703 Österreicher. Zu den gefallenen französischen Reitern gibt es keine greifbaren Zahlen. In zwei schweren Reitergefechten sollen aber die beiden Chasseur-Regimenter fast vollständig aufgerieben worden sein.

    Da die Schlacht gegen Mittag endete und die siegreichen Österreicher noch in der Nacht zum 25.April abrückten und Bayern und Franzosen auf der Verfolgung nur durchzogen, wurden die Gefallenen von der Bevölkerung bestattet.

    Im Jahr 1836 konnten noch 40 Grabstellen festgestellt werden. Die verwitterten Holzkreuze wurden ersetzt durch Eisenkreuze und Inschriften. Die überlieferten Zahlen der Gefallenen in einem Grab sind z. B. 3, 7, 9 Franosen, 110 Bayern, über 200 franz. Reiter und die höchste Zahl in einem Massengrab mit 500. Dazu kommen in den größeren Märkten und Städten rundum Lazarette, wobei die verstorbenen Soldaten aber fast immer auf gesonderten Lazarett-Friedhöfen bestattet wurden. Ich bin gerade dabei Zahlen zu ermitteln aber das geht sehr zäh.

    Alle 40 Eisenkreuze sind aktuell vorhanden und werden von Kameraden und mir restauriert und gepflegt. Im Hinblick auf den 200. Gedenktag 2009 sind wir gerade wieder aktiv.

    M.f.G Franz-Joseph Gruber Neumarkt-St. Veit
    Zuletzt geändert von Franz-Joseph; 12.03.2007, 16:35.

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