Hallo,
ich setze mich seit einiger Zeit wieder mit den „Bayern vor dem Königreich“ auseinander. Neben einigen Glücksfällen mit zeitgenössischen Darstellungen gibt es aber leider nur sehr wenige Informationen was die Uniformierung betrifft. Und ich spreche hier nicht einmal von Details, sondern oft fehlen leider schon grundlegende Informationen. Ein solches Thema sind zum Beispiel die Aufschlagsfarben der verschiedenen (Kurpfalz-)Bayerischen Infanterie Regimenter vor 1806.
Ich möchte hier kurz meine gesammelten Ergebnisse und die ein oder andere These vorstellen und hoffe natürlich dass ich irgendetwas wichtiges übersehen habe oder Quellen vergessen habe die ich mit eurer Hilfe ergänzen kann.
Grundsätzlich wurde gleich nach ableben des Kurfürsten Carl Theodor das unbeliebte Rumford-System mitsamt Uniformierung verworfen und bereits am 10.April 1799 u.a. die Einführung einer blauen Uniform für die Bayerische Infanterie bestimmt. Die Einführung derselben erfolgte wohl mit Bekanntgabe „des neuen Kleidungs-Systems“ (4.Oktober 1799) ab Ende 1799.
Diese erste Form des „Röckl“ unterschied sich deutlich im Schnitt zu den späteren Stücken. Die Rabatten waren noch „echt“, d.h. Sie folgten der geschwungenen Form der Rockvorderseite und bildeten nicht deren Abschluss. Deshalb sah man bei zugeknöpftem (Mannschafts-)Rock auch noch etwas der kornblumenblauen Rockfarbe unterhalb der Rabatten. Darunter begann dann der ponceaurote Ansatz der Rockschösse. Nach Müller/Braun gab es 1804, 1807 und 1811 Änderungen im Uniformschnitt (1811 betraf anscheinend nur die Rockschösse, auf die Änderungen von 1804 und 1807 geht er nicht näher ein). Auffallend ist dass praktisch alle zeitgenössischen Darstellungen die von mir beschriebene „alte“ Rockform in mehr oder minder ausgeprägter Form zeigen (Kobell z.B. noch 1812) während später entstandene Zeichnungen und Gemälde ab 1805 immer die Uniform zeigen wo die Rabatten den Abschluss des Rocks bilden und die Rockschösse erst an der Aussenseite der Rabatten ansetzen (also eigentlich ein Plastron).
Evtl. zog diese Form aber erst mit der Neuuniformierung von 1813 oder gar erst mit der Einheitsuniform 1814 in dieser stark ausgeprägten Form in der Bayerischen Armee ein.
Doch zurück zum eigentlichen Thema - den Aufschlagsfarben der (Linien) Infanterie Regimenter 1799 bis 1806.
Im genannten Zeitraum gab es erst 11, ab 1803 12 Infanterie Regimenter welche ab Ende März 1804 als „Linien-Infanterie-Regimenter“ von 1 bis 12 nummeriert wurden. Ich werde hier wegen der leichteren Zuordnung die spätere Nummerierung verwenden.
1.Leibregiment (entstanden 1799 aus der Zusammenlegung des 1. und des 4.Grenadierregiments) – Aufschlagsfarbe 1799 schwarz, ab 1802 rot – jeweils mit weißen/silberfarbenen „Schleifen“ und weißen Knöpfen. Euler zeigt die erste Form mit schwarzen Aufschlägen und dass es sich bei den „Schleifen“ zumindest bei den Offizieren um Tressenbesätze der Knopflöcher mit Quasten handelt. Kobell zeigt in seinem „Lager bei Mannheim 1802“ bereits die spätere Form mit roten Aufschlägen. Bei Kobell fällt auf dass die Bortenumrandungen der Knopflöcher bei den Mannschaften spitz zulaufen. Da die 1799 ausgegebenen Proben für die Borten der Mannschaften aber bis 1815 unverändert galten und diese einfach rechteckig gelegt sind handelt es sich entweder um eine „Besonderheit der ersten Jahre“ oder eine falsche Darstellung. Aufgrund dieser Probestücke gehe ich auch davon aus dass an den schwarzen Aufschlägen der Mannschaftsuniformen keine Quasten neben den Borten getragen wurden.
2.Churprinz (entstanden 1799 aus der Zusammenlegung des 2. und des 3.Grenadierregiments) – Aufschlagfarbe 1799 schwarz, ab 1802 rot – jeweils mit gelben/goldenen „Schleifen“und gelben Knöpfen. Auch hier haben wir Abildungen von Euler und Kobell. Sinngemäß gilt das unter 1. geschriebene.
3.Herzog Carl (entstanden 1799 aus der Zusammenlegung des 2. und des 10.Füsilierregiments und als Bataillone v.Busseck und v.Zoller unter Oberst Renner geführt) – Aufschlagfarbe ab 1799 rot, Knöpfe gelb. - hier scheinen alle Angaben die ich finden kann übereinzustimmen. Rawkins gibt weiße Paspelierungen an. Diese zeigt Kobell in „Lager bei Mannheim“.
4.Weichs (entstanden 1799 aus dem 5.Füsilierregiment) – die traditionelle Aufschlagfarbe war „schwefelgelb“ mit gelben Knöpfen – diese zeigt uns auch Euler.
5.Preysing (entstanden 1799 aus dem 9.Füsilierregiment) – die traditionelle Aufschlagfarbe war „rosenroth“ mit weißen Knöpfen. Auch diese Farben wurden hier weitergetragen. Bei Euler werden weiße Paspelierungen gezeigt, Knötel gibt rote an (auch Nafziger, Rawkins, Osprey 106 und Heere&Waffen 15 schreiben von der roten Paspelierung).
6.Herzog Wilhelm (entstanden 1799 aus dem 1.Füsilierregiment) – die traditionelle Aufschlagfarbe war rot mit weißen Knöpfen. Auch diese Uniform hat Euler gezeichnet und auch dieser Offizier trägt weiße Paspelierungen. Bei Kobell sieht man einen Offizier mit Übergeknöpften Rabatten ohne dass eine Paspelierung zu erkennen wäre.
7.Morawitzky (entstanden 1799 aus dem 8.Füsilierregiment) – hier wurde die vormals grüne Aufschlagfarbe zu weiß geändert. Dazu wurden gelbe Knöpfe getragen. Euler zeigt diese mit roter Paspelierung. Irgendwann wurde die Farbe hin zu rosenrot geändert. Lt. Osprey MAA 106 erfolgte dies in 1803, laut Cantler 1806. Eine zeitgenössische Quelle dazu ist mir nicht bekannt.
8.Herzog Pius (entstanden 1799 aus dem 6.Füsilierregiment) – die traditionelle Aufschlagfarbe schwefelgelb mit gelben Knöpfen wurde fortgeführt.
9.Ysenburg (entstanden 1799 aus der Zusammenlegung des 3. und des 12.Füsilierregiments, bis 1801 auch immer wieder als Bataillon Lamotte geführt) – die Angabe die sich seit Knötel überall findet ist „scharlachrot“ mit gelben Knöpfen. Auch hier wurden die Farben im Laufe der Zeit geändert (roter Kragen, gelbe Rabatten und Aufschläge). Und auch hier finden sich unterschiedliche Datierungen wann dies geschehen sein soll.
10.Junker (entstanden 1799 aus dem 11.Füsilierregiment) – die traditionelle Aufschlagfarbe war karmesin (carmoisin/karmoisin) mit weißen Knöpfen. Euler zeigt uns einen solchen Offizier mit weißer Paspelierung. Auch hier gehen die Angaben wann die Umstellung auf rot/gelb erfolgte wieder auseinander (1803, bzw. 1806).
11.Dallwigk (entstanden 1799 aus der Zusammenlegung der Füsilier-Regimenter 4, 7, 13 und 14, teilweise auch als Bataillon oder Regiment Schlossberg geführt). Schriftliche Erwähnungen zu den Farben gibt es erst einmal nicht. Euler zeigt einen Offizier mit roten Aufschlägen, weißer Paspelierung und gelben Knöpfen. Als das Regiment im Dezember 1806 an Berg abgegeben wurde trug es vermutlich orangefarbene Aufschläge und gelbe Knöpfe. Aber wann erfolgte die Umstellung auf orange? Und gab es überhaupt eine Umstellung? Das 4.Füsilierregiment in dessen Tradition dieses Regiment bei Aufstellung stand trug bereits orangefarbene Aufschläge und gelbe Knöpfe. Kann es sein dass die Zuordnung der Euler Figuren hier falsch ist? Evtl. wurden die Figuren erst später den entsprechenden Einheiten zugeordnet. Ein Indiz sind die Benennungen selbst, z.B. wird das spätere 4.Regiment als „vakant Weichs“ angegeben. Diese Bezeichnung ergibt aber erst ab 1805 Sinn als es auch für fast 6 Jahre als vakant unter diesem Namen geführt wurde. Noch ein Indiz ist dass bei Euler eine Darstellung eines Offiziers von „Herzog Carl“ fehlt (der genau diese Farben getragen hätte). Und auch wenn die Bayern teilweise zwischen ponceaurot und scharlachrot unterschieden (auch wenn es in der Realität kaum zu unterscheiden war) wäre dies das dritte Regiment (3, 9. und 11.) mit roten Aufschlägen und gelben Knöpfen. Das passt (mir) irgendwie nicht ins Bild. Ich halte es zumindest für denkbar dass diese Euler-Figur eigentlich einen Offizier von „Herzog Carl“ zeigt, und das 11. die orangefarbenen Aufschläge und gelben Knöpfen des 4.Füsilierregiments weitergetragen hat mit welchen es dann auch an Berg abgegeben wurde.
12.Löwenstein (errichtet am 15.März 1803 aus den Würzburger Bataillonen Stetten und Gebsattel). Cantler widmet dieser Neuaufstellung zwei Figuren mit grünen Aufschlägen, rotem Kragen und gelben Knöpfen. Frau Rotraud Wrede geht im Begleittext zum Reprint der Cantler Tafeln auf diese Farben ein und bestätigt deren Richtigkeit. Allerdings trug das 12. bei der Auflösung 1806 wohl ebenfalls orangefarbene Aufschläge und weiße Knöpfe.
Wurden hier wirklich in nicht einmal dreijähriger Existenz zwei verschiedene Aufschlagfarben getragen? Beide Varianten passen tatsächlich zum Schema der üblichen Infanterie wonach Farben immer paarweise von Regimentern getragen wurden, einmal mit weißen und einmal mit gelben Knöpfen. Das jeweils zweite Regiment wäre dann das 11. gewesen welches wohl 1806 orangefarbene Abzeichen mit gelben Knöpfen und bei Wiederaufstellung 1807 die grünen Abzeichen (mit rotem Kragen und weißen Knöpfen) trug. Denkbar ist auch dass es sich bei den grünen Aufschlägen nur um eine Aktennotiz handelte die von Cantler aufgegriffen wurde die aber vielleicht nie tatsächlich getragen wurde.
Ich hoffe man kann meinem Geschreibsel einigermaßen folgen. Über jeden Hinweis auf weitere Quellen die mehr Klarheit – oder noch mehr Chaos in diese Aufstellung bringen würde ich mich freuen.
Besten Gruß,
Andreas
ich setze mich seit einiger Zeit wieder mit den „Bayern vor dem Königreich“ auseinander. Neben einigen Glücksfällen mit zeitgenössischen Darstellungen gibt es aber leider nur sehr wenige Informationen was die Uniformierung betrifft. Und ich spreche hier nicht einmal von Details, sondern oft fehlen leider schon grundlegende Informationen. Ein solches Thema sind zum Beispiel die Aufschlagsfarben der verschiedenen (Kurpfalz-)Bayerischen Infanterie Regimenter vor 1806.
Ich möchte hier kurz meine gesammelten Ergebnisse und die ein oder andere These vorstellen und hoffe natürlich dass ich irgendetwas wichtiges übersehen habe oder Quellen vergessen habe die ich mit eurer Hilfe ergänzen kann.
Grundsätzlich wurde gleich nach ableben des Kurfürsten Carl Theodor das unbeliebte Rumford-System mitsamt Uniformierung verworfen und bereits am 10.April 1799 u.a. die Einführung einer blauen Uniform für die Bayerische Infanterie bestimmt. Die Einführung derselben erfolgte wohl mit Bekanntgabe „des neuen Kleidungs-Systems“ (4.Oktober 1799) ab Ende 1799.
Diese erste Form des „Röckl“ unterschied sich deutlich im Schnitt zu den späteren Stücken. Die Rabatten waren noch „echt“, d.h. Sie folgten der geschwungenen Form der Rockvorderseite und bildeten nicht deren Abschluss. Deshalb sah man bei zugeknöpftem (Mannschafts-)Rock auch noch etwas der kornblumenblauen Rockfarbe unterhalb der Rabatten. Darunter begann dann der ponceaurote Ansatz der Rockschösse. Nach Müller/Braun gab es 1804, 1807 und 1811 Änderungen im Uniformschnitt (1811 betraf anscheinend nur die Rockschösse, auf die Änderungen von 1804 und 1807 geht er nicht näher ein). Auffallend ist dass praktisch alle zeitgenössischen Darstellungen die von mir beschriebene „alte“ Rockform in mehr oder minder ausgeprägter Form zeigen (Kobell z.B. noch 1812) während später entstandene Zeichnungen und Gemälde ab 1805 immer die Uniform zeigen wo die Rabatten den Abschluss des Rocks bilden und die Rockschösse erst an der Aussenseite der Rabatten ansetzen (also eigentlich ein Plastron).
Evtl. zog diese Form aber erst mit der Neuuniformierung von 1813 oder gar erst mit der Einheitsuniform 1814 in dieser stark ausgeprägten Form in der Bayerischen Armee ein.
Doch zurück zum eigentlichen Thema - den Aufschlagsfarben der (Linien) Infanterie Regimenter 1799 bis 1806.
Im genannten Zeitraum gab es erst 11, ab 1803 12 Infanterie Regimenter welche ab Ende März 1804 als „Linien-Infanterie-Regimenter“ von 1 bis 12 nummeriert wurden. Ich werde hier wegen der leichteren Zuordnung die spätere Nummerierung verwenden.
1.Leibregiment (entstanden 1799 aus der Zusammenlegung des 1. und des 4.Grenadierregiments) – Aufschlagsfarbe 1799 schwarz, ab 1802 rot – jeweils mit weißen/silberfarbenen „Schleifen“ und weißen Knöpfen. Euler zeigt die erste Form mit schwarzen Aufschlägen und dass es sich bei den „Schleifen“ zumindest bei den Offizieren um Tressenbesätze der Knopflöcher mit Quasten handelt. Kobell zeigt in seinem „Lager bei Mannheim 1802“ bereits die spätere Form mit roten Aufschlägen. Bei Kobell fällt auf dass die Bortenumrandungen der Knopflöcher bei den Mannschaften spitz zulaufen. Da die 1799 ausgegebenen Proben für die Borten der Mannschaften aber bis 1815 unverändert galten und diese einfach rechteckig gelegt sind handelt es sich entweder um eine „Besonderheit der ersten Jahre“ oder eine falsche Darstellung. Aufgrund dieser Probestücke gehe ich auch davon aus dass an den schwarzen Aufschlägen der Mannschaftsuniformen keine Quasten neben den Borten getragen wurden.
2.Churprinz (entstanden 1799 aus der Zusammenlegung des 2. und des 3.Grenadierregiments) – Aufschlagfarbe 1799 schwarz, ab 1802 rot – jeweils mit gelben/goldenen „Schleifen“und gelben Knöpfen. Auch hier haben wir Abildungen von Euler und Kobell. Sinngemäß gilt das unter 1. geschriebene.
3.Herzog Carl (entstanden 1799 aus der Zusammenlegung des 2. und des 10.Füsilierregiments und als Bataillone v.Busseck und v.Zoller unter Oberst Renner geführt) – Aufschlagfarbe ab 1799 rot, Knöpfe gelb. - hier scheinen alle Angaben die ich finden kann übereinzustimmen. Rawkins gibt weiße Paspelierungen an. Diese zeigt Kobell in „Lager bei Mannheim“.
4.Weichs (entstanden 1799 aus dem 5.Füsilierregiment) – die traditionelle Aufschlagfarbe war „schwefelgelb“ mit gelben Knöpfen – diese zeigt uns auch Euler.
5.Preysing (entstanden 1799 aus dem 9.Füsilierregiment) – die traditionelle Aufschlagfarbe war „rosenroth“ mit weißen Knöpfen. Auch diese Farben wurden hier weitergetragen. Bei Euler werden weiße Paspelierungen gezeigt, Knötel gibt rote an (auch Nafziger, Rawkins, Osprey 106 und Heere&Waffen 15 schreiben von der roten Paspelierung).
6.Herzog Wilhelm (entstanden 1799 aus dem 1.Füsilierregiment) – die traditionelle Aufschlagfarbe war rot mit weißen Knöpfen. Auch diese Uniform hat Euler gezeichnet und auch dieser Offizier trägt weiße Paspelierungen. Bei Kobell sieht man einen Offizier mit Übergeknöpften Rabatten ohne dass eine Paspelierung zu erkennen wäre.
7.Morawitzky (entstanden 1799 aus dem 8.Füsilierregiment) – hier wurde die vormals grüne Aufschlagfarbe zu weiß geändert. Dazu wurden gelbe Knöpfe getragen. Euler zeigt diese mit roter Paspelierung. Irgendwann wurde die Farbe hin zu rosenrot geändert. Lt. Osprey MAA 106 erfolgte dies in 1803, laut Cantler 1806. Eine zeitgenössische Quelle dazu ist mir nicht bekannt.
8.Herzog Pius (entstanden 1799 aus dem 6.Füsilierregiment) – die traditionelle Aufschlagfarbe schwefelgelb mit gelben Knöpfen wurde fortgeführt.
9.Ysenburg (entstanden 1799 aus der Zusammenlegung des 3. und des 12.Füsilierregiments, bis 1801 auch immer wieder als Bataillon Lamotte geführt) – die Angabe die sich seit Knötel überall findet ist „scharlachrot“ mit gelben Knöpfen. Auch hier wurden die Farben im Laufe der Zeit geändert (roter Kragen, gelbe Rabatten und Aufschläge). Und auch hier finden sich unterschiedliche Datierungen wann dies geschehen sein soll.
10.Junker (entstanden 1799 aus dem 11.Füsilierregiment) – die traditionelle Aufschlagfarbe war karmesin (carmoisin/karmoisin) mit weißen Knöpfen. Euler zeigt uns einen solchen Offizier mit weißer Paspelierung. Auch hier gehen die Angaben wann die Umstellung auf rot/gelb erfolgte wieder auseinander (1803, bzw. 1806).
11.Dallwigk (entstanden 1799 aus der Zusammenlegung der Füsilier-Regimenter 4, 7, 13 und 14, teilweise auch als Bataillon oder Regiment Schlossberg geführt). Schriftliche Erwähnungen zu den Farben gibt es erst einmal nicht. Euler zeigt einen Offizier mit roten Aufschlägen, weißer Paspelierung und gelben Knöpfen. Als das Regiment im Dezember 1806 an Berg abgegeben wurde trug es vermutlich orangefarbene Aufschläge und gelbe Knöpfe. Aber wann erfolgte die Umstellung auf orange? Und gab es überhaupt eine Umstellung? Das 4.Füsilierregiment in dessen Tradition dieses Regiment bei Aufstellung stand trug bereits orangefarbene Aufschläge und gelbe Knöpfe. Kann es sein dass die Zuordnung der Euler Figuren hier falsch ist? Evtl. wurden die Figuren erst später den entsprechenden Einheiten zugeordnet. Ein Indiz sind die Benennungen selbst, z.B. wird das spätere 4.Regiment als „vakant Weichs“ angegeben. Diese Bezeichnung ergibt aber erst ab 1805 Sinn als es auch für fast 6 Jahre als vakant unter diesem Namen geführt wurde. Noch ein Indiz ist dass bei Euler eine Darstellung eines Offiziers von „Herzog Carl“ fehlt (der genau diese Farben getragen hätte). Und auch wenn die Bayern teilweise zwischen ponceaurot und scharlachrot unterschieden (auch wenn es in der Realität kaum zu unterscheiden war) wäre dies das dritte Regiment (3, 9. und 11.) mit roten Aufschlägen und gelben Knöpfen. Das passt (mir) irgendwie nicht ins Bild. Ich halte es zumindest für denkbar dass diese Euler-Figur eigentlich einen Offizier von „Herzog Carl“ zeigt, und das 11. die orangefarbenen Aufschläge und gelben Knöpfen des 4.Füsilierregiments weitergetragen hat mit welchen es dann auch an Berg abgegeben wurde.
12.Löwenstein (errichtet am 15.März 1803 aus den Würzburger Bataillonen Stetten und Gebsattel). Cantler widmet dieser Neuaufstellung zwei Figuren mit grünen Aufschlägen, rotem Kragen und gelben Knöpfen. Frau Rotraud Wrede geht im Begleittext zum Reprint der Cantler Tafeln auf diese Farben ein und bestätigt deren Richtigkeit. Allerdings trug das 12. bei der Auflösung 1806 wohl ebenfalls orangefarbene Aufschläge und weiße Knöpfe.
Wurden hier wirklich in nicht einmal dreijähriger Existenz zwei verschiedene Aufschlagfarben getragen? Beide Varianten passen tatsächlich zum Schema der üblichen Infanterie wonach Farben immer paarweise von Regimentern getragen wurden, einmal mit weißen und einmal mit gelben Knöpfen. Das jeweils zweite Regiment wäre dann das 11. gewesen welches wohl 1806 orangefarbene Abzeichen mit gelben Knöpfen und bei Wiederaufstellung 1807 die grünen Abzeichen (mit rotem Kragen und weißen Knöpfen) trug. Denkbar ist auch dass es sich bei den grünen Aufschlägen nur um eine Aktennotiz handelte die von Cantler aufgegriffen wurde die aber vielleicht nie tatsächlich getragen wurde.
Ich hoffe man kann meinem Geschreibsel einigermaßen folgen. Über jeden Hinweis auf weitere Quellen die mehr Klarheit – oder noch mehr Chaos in diese Aufstellung bringen würde ich mich freuen.
Besten Gruß,
Andreas
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