Moreaus letzte Tage

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  • Colonel Rapatel
    antwortet
    Moreaus Totenmaske und Anderes

    Liebe Madame Moreau,

    ich habe nichts weiter über die Totenmaske in Erfahrung bringen können, möglicherweise ist der Hinweis in der Quelle ein Irrtum.

    Was mich noch bewegt ist die Person des sächsischen Pfarrers (curé), von dem Marbot spricht. Dieser Geistliche soll Augen- und Ohrenzeuge des verletzten Moreau gewesen sein, wie dieser sein Schicksal bejammert haben soll ("Moi, Moreau....."). Weiß jemand etwas mehr als das, was der als Quelle höchst zweifelhafte Marbot mitteilt? Weiß jemand, ob dieser Pfarrer seine Beobachtungen aufgezeichnet hat und diese irgendwo veröffentlicht sind?

    Ich selbst war ja als Adjutant des Generals in den letzten Wochen seines Lebens dabei und habe darüber Tagebuch geführt (welches sogar in Frankreich im 20. Jh. veröffentlicht wurde). Im Rahmen eines Quellenvergleichs liegt mir an der Findung der Wahrheit unheimlich viel. Der General würde sich freuen, wenn er dies sähe. Da er aber als guter Republikaner wohl nicht ans Jenseits glaubte (Svinine schreibt viel Unsinn!!), bekommt er dies alles nicht mehr mit.

    Deine Moreau-Seite ist sehr schön.

    Im Andenken an Moreau.

    Colonel Rapatel:duell:

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  • Madame Malicieux
    antwortet
    General Moreaus letzte Tage

    Hallo,

    mir persönlich ist nichts von einer Totenmaske Moreaus bekannt. Ist aber interessant, daß auch ich mal was nicht über Moreau weiß :-)

    Wenn Du etwas herausfindest, Colonel Rapatel, dann melde Dich mal. Ich finde das sehr spannend.

    Meine Quellen kann man auf meiner Webseite einsehen.

    www.jean-victor-moreau.de

    Grüße,

    M.M.

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  • Sans-Souci
    antwortet
    Bin gerade zufällig über einen Quellenhinweis zu diesem Werk hier gestolpert:

    Svinine, Paul de
    Quelques détails sur le Général Moreau et ses derniers momens suivis d'une courte notice biographique
    Bordeaux : Fernel, [1813]

    Svinin, Pavel Petrovitch
    Détails sur le général Moreau et ses derniers momens, suivis d'une courte notice biographique / par Paul de Svinine,... On y a joint la proposition faite au Sénat, le 26 avril 1814 ; par le sénateur comte Lanjuinais, pour la réhabilitation de la mémoire de ce grand homme
    Paris : L. Foucault, 1814
    VI-116 p. : portrait

    Svi'nin, Pavel Petrovic *1788-1839 - anderslt. Geburtsjahr 1787*
    Quelques détails sur le général Moreau et ses derniers Moments; suivis d'une courte notice biographique
    Londres, 1814

    Svin'in, Pavel P.
    Some details concerning General Moreau, and his last moments : followed by a short biographical memoir
    London : Longman, Hurst, Rees, Orme, and Brown, 1814
    152 S. : Ill.

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  • Colonel Rapatel
    antwortet
    Moreaus Totenmaske

    Guten Tag,

    eine Anfrage bei der Gipsformerei der Staatl. Museen zu Berlin ergab folg. Antwort:

    trotz unseres wirklich sehr großen Formenbestandes, zu denen auch sehr viele Totenmasken gehören, müssen wir Ihnen aber leider doch eine negative Auskunft zu Ihrer Anfrage des Victor Moreau erteilen. Wir haben davon keine Abformung im Bestand. War denn die Königliche Kunstkammer nicht in Sanssouci? Vielleicht hilft eine Anfrage an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten weiter?!

    Da Förster in seinem Buch v. 1863 eindeutig von Berlin spricht, dürfte Sanssouci nicht zielführend sein.

    Weiß jemand Rat?

    Col. Rapatel:duell:

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  • Colonel Rapatel
    antwortet
    Moreau

    Herzlichen Dank an Admin, sowohl für den Text (hochinteressant bis zum 30.08., für die Zeit danach (z. B. Todesuhrzeit) aber irrig) und das Bild. Interssant auch, dass es eine Totenmaske Moreaus geben soll.
    Es dankt Col. Rapatel:duell:

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  • admin
    antwortet
    Schilderung bei Förster

    In der Geschichte der Befreiungskriege von Fr. Förster (1863 erschienen) findet sich eine sehr detaillierte Beschreibung der Verwundung sowie der weiteren Versorgung des tödlich verletzten Moreaus:

    "reiten Sie voraus, wir folgen." Dies that Moreau; Alexander folgte; mit und neben ihm Lord Cathcart, Sir Robert Wilson, Oberst Rapatel, einige russische Adjutanten. Nur um eine halbe Pferdelänge war Moreau voraus, er bog sich eben im Gespräch etwas zurück, als die erste, aus der auf Napoleons Befehl aufgefahrenen Batterie abgeschossene, Kugel ihm das linke Bein unter dem Knie zerschmetterte, durch das Pferd hindurchdrang und die Wadenmuskeln des rechten Beines zerriß. Das Pferd brach zusammen, Moreau wurde ohnmächtig hervorgezogen; sein Landsmann Oberst Rapatel knieete bei ihm nieder und hielt ihn in den Armen. "Wie steht es um den Kaiser?" war sein erstes Wort, als er die Augen wieder aufschlug. Alexander befand sich in der Nähe und beruhigte ihn. "Sire, Sie haben nichts von mir behalten, als den Rumpf; aber das Herz schlägt noch und der Kopf gehört Ihnen." Der Kaiser war tief ergriffen. Er rief den zu Hülfe geeilten Offizieren zu: "Hülfe! schnelle Hülfe! wir werden ihn retten!" Kein Feldarzt befand sich in der Nähe. "Ich bin verloren," sage Moreau zu dem Oberst Rapatel, der ihn noch immer in seinen Armen hielt; doch Muth, mein Freund, es ist ruhmvoll zu sterben für die Sache der Freiheit und unter den Augen eines solchen Fürsten." Mit einer übermenschlichen Selbstbeherrschung hielt der schwer Verwundete jeden Schrei des Schmerzes, selbst jede Zuckung im Gesicht zurück und bat, man möge ihm eine Cigarre geben, die er rauchte, als ob ihm nichts geschehen sein. Oestreichische Grenadiere bereiteten aus ihren, mit Mänteln bedeckten Gewehren eine Bahre und trugen ihn nach Klein-Pestiz, wo in dem Wohnhause des Bauers Pahlisch eine russische Verbandstube eingerichtet war. Auch hier war kein Oberarzt gegenwärtig; ein anwesender russischer Compagnie-Chirurg legte einen nothdürftigen Verband um und traf Anstalt ihn nach Nöthenitz zu transportiren. Man nahm von einem Leiterwagen die eine Seiten-Leiter, legte eine Strohmatratze darauf, und mit Betten und Tüchern gegen den Regen geschützt, trug man den Kranken nach Nöthenitz in das Herrenhaus, wo sofort der Leibarzt Alexanders, Dr. Wylie, die Wunden untersuchte. Beide Röhren des linken Beines unterhalb des Kniees waren gänzlich zerschmettert; der Fuß mußte abgenommen werden. Moreau gab seine Einwilligung und rauchte während der Operation seine Cigarre weiter, ohne die mindeste Aeußerung des Schmerzes. Hierauf untersuchte der Wundarzt die Wunde des rechten Beines; sämmtliche Flechsen und Bänder der Kniekehle und Wade waren zerrissen; der Doctor fuhr betroffen zurück. "Also auch dieses muß abgenommen werden?" fragte Moreau gelassen; "nun so schneiden Sie zu! Aber der Tod wäre mir lieber gewesen!" Als die Umstehenden die Zeichen ihrer Theilnahme nicht zurückzuhalten vermochten, verwies ihnen der Kranke ihren Kleinmuth.

    Da voraussichtlich das Heer am folgenden Tage den Rückzug nach Böhmen weiter fortzusetzen gezwungen war, wurde Moreau heut noch vom Regen ganz durchnäßt nach Possendorf getragen. Hier blieb er die Nacht über; ein heftiges Wundfieber trat ein. Dennoch mußte am 28. Morgens 4 Uhr die Weiterreise angetreten werden. Man hatte aus einem mit Glasfenstern versehenen Wagenkasten einen Tragsessel gemacht, so daß der Kranke heut trocken und in möglichst bequemer Lage transportirt werden konnte, wozu 40 Mann Croaten commandirt wurden. Abwechselnd saß ein Arzt oder ein Kammerdiener bei dem Kranken. In Dippoldiswalde wurde eine Nacht geruht; von hier trugen ihn preußische Garde-Infanteristen nach Dux in Böhmen, wo am 29. Nachts 11 Uhr der erste Verband abgenommen wurde. Dr. Wylie fand die Wunden in einem guten Zustande und faßte die beste Hoffnung. Am 30. wurde die Reise in gleicher Weise bis Laun fortgesetzt. Hier vernahm Moreau mit sichtlicher Aufregung die Siegesbotschaften von Kulm, von der Katzbach, von Großbeeren. Es waren Siege der Feinde Frankreichs über Franzosen erfochten. Moreau sprach hierauf kein Wort mehr; um 7 Uhr Abends schloß er seine Augen für immer. Der schmerzenreiche Tod hatte den edlen Ernst, der immer auf seinem Gesicht ruhte, nicht ausgelöscht; seine Todtenmaske - ein Abguß davon befindet sich auf der Königlichen Kunstkammer in Berlin - wird man immer mit inniger Theilnahme für das Schicksal eines Feldherrn der Republik, wie Moreau es war, betrachten, wobei wir es jedoch nicht zu verhehlen brauchen, wie empfindlich es für die deutsche Waffenehre gewesen wäre, nach errungener Besiegung Napoleons von den Franzosen hören zu müssen: "Eure Siege dankt Ihr einem Franzosen!"

    Die Leiche Moreaus wurde nach Prag und von da einbalsamirt nach Petersburg gebracht, wo sie am 14. Oktober 1813 in der katholischen Kirche beigesetzt wurde. Die abgenommenen Füße wurden später am 4. November 1813 unter dem, hinter Räcknitz gesetzten Denkstein feierlich beerdigt, von wo aus sie, wie der fromme Prediger sagte, "wenn dereinst die Weltgerichtsposaunen den großen Generalmarsch erschallen lassen, sich nach Petersburg auf die Beine zu machen nicht versäumen werden." Der erwähnte Denkstein führt die Inschrift: "Moreau, der Held, fiel hier an der Seite Alexanders den 27. August 1813." Diese Inschrift enthält zwei Unwahrheiten: Moreau wurde an einer, tiefer unten am Wege nach Tschertnitz liegenden Stelle am 27. August verwundet und starb am 30. zu Laun in Böhmen.
    Aus diesem, sehr authentischen Text sind zumindest zwei Häuser nachzuvollziehen ... äußerst interessante die desolate Medizinische Versorgung in der Russischen Armee (und das bei einem sehr bevorzugt zu behandelnden ranghohen Militär); die sehr späte Versorgung der verletzten Beinen sind sicher mit ein Grund für das später eintretende Wundfieber.

    Anbei noch wie gewünscht der Entwurf für das Mausoleum Moreaus.

    Schöne Grüße
    Markus Stein
    Angehängte Dateien

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  • Colonel Rapatel
    antwortet
    Moreau

    Danke an Admin und Sans-souci.
    Bin an der Abb. des geplanten Mausoleums interessiert.
    Leider erwähnt Rahden das Haus nicht, ansonsten scheint er hier zuverlässig zu sein. Wilson (als direkter Augenzeuge in: Private Diary) schildert die Verwundung ähnlich, Brabant hat aber wohl ein bisschen ausgeschmückt. Außerdem bringt er die Mär mit den Kosakenpiken.
    Nochmals Danke! Wenn noch jmd. einen Hinweis hat, vielen Dank!

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  • Sans-Souci
    antwortet
    Wilhelm Baron von Rahden zitiert in seinen "Wanderungen eines alten Soldaten, Bd. 1, S. 142 f. die Erzählung von Michailofski-Danielefski, die anscheinend auch eine Quelle für Dr. Brabant war.

    Er fügt hinzu, daß er aus eigener Erinnerung und der eines (1846) noch lebenden Augenzeugen korrigieren kann, daß die Bahre aus Infanteriegewehren bestand und die Amputation in Räcknitz stattfand, 50 Schritt von der Stelle der Verwundung entfernt.

    Am 2. September stand Rahden mit 18 anderen preußischen Infanterie-Offizieren vom Kleistschen Korps, die in Laun Verpflegung für die Truppen im Biwak bei Teplitz empfingen, am Sterbelager Moreaus; sie teilten zum Andenken seine schwarze Moiré-Weste unter sich auf. Er berichtet daß er diesen Fetzen immer noch "als eine soldatische Reliquie" bei sich habe.

    In welchem Haus genau Moreau starb, berichtet Rahden jedoch nicht.

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  • admin
    antwortet
    Im Werk In und um Dresden 1813, von Dr. Artur Brabant, Dresden 1913, findet sich die folgende Passage zur Verwundung und zum Abtransport Moreaus:

    ... Der Weg war eng; Moreau hielt, um Alexander vorbeizulassen. "Gehen Sie nur vor!" sagte der Kaiser höflich, "auf dem Schlachtfelde gehört den Generalen der Vortritt." Moreau reitet vor; er ist erst eine halbe Pferdelänge dem Kaiser voraus, als von der Seite her eine KUgel mit schrecklichem Pfeifen heransaust. Die Pferde Moreaus und des Kaisers bäumen sich hoch auf.
    "Großer Gott!" ruft der ganze Generalstab aus, "der Kaiser ist verletzt!"
    "Nein!" sagte Alexander, "mein Pferd hat sich gefürchtet, das ist alles."
    Aber das war nicht alles. Moreau lag vor ihm, halb unter dem zusammengebrochenen schwerverletzten Pferde. Die erste Kugel, die die Batterie Curials heraufsandte, hatte ihm das linke Knie zerschmettert, war durch das Pferd gefahren und hatte noch ein Stück der Wade des rechten Beins dicht unter dem Knie weggerissen. Tief stöhnend fiel Moreau in Ohnmacht. Oberst Rapatel nahm ihn in seine Arme, Alexander eilte herbei, helfend, tröstend. Als der General wieder zu sich kam, war seine erste Frage: "Wie geht's dem Zaren?" Man sagte ihm, daß er in seiner Nähe und unverletzt wäre. "Gott sei dafür gelobt!" rief Moreau, wandte sich dann an Rapatel in ruhiger Fassung und sprach: "Ich bin verloren; doch Mut, mein Freund, es ist ruhmvoll, zu sterben für einen so edlen Zweck und unter den Augen eines solchen Fürsten." Zum Zaren, der nähergetreten war, sagte er: "Sir, Sie haben nichts von mir behalten, als den Rumpf; aber das Herz ist noch da, und der Kopf gehört Ihnen." Auf seinen Wunsch gab man ihm eine Zigarre, die er ruhig zu rauchen begann. Aus Kosakenlanzen wurde eine Bahre gemacht, man trug ihn sanft in ein Bauernhaus von Kleinpestitz, um ihm einen Notverband anzulegen und schaffte ihn dann nach Nöthnitz in das Herrenhaus. Hier wurden ihm um 4 Uhr beide Beine abgenommen. Ohne Zeichen des Schmerzes rauchte er dabei ruhig weiter. Die abgelösten Beine fand man später "in einem trockenen Gartenwinkel oberhalb des Herrenhauses in einem steinernen Gerinne" und bewahrte sie in Spiritus auf.
    Der General selbst wurde nach der Operation von Soldaten in das Landhaus des Oberforstmeisters zu Possendorf und später über Dippoldiswalde nach Laun in Böhmen getragen. Sein Zustand verschlimmerte sich bald, er litt große Schmerzen und starb am 2. September. Die Leiche wurde einbalsamiert und nach St. Petersburg überführt.
    Leider sind in diesem in der sehr empfehlenswerten Reihe Deutsche Schlachtfelder, in der noch Bände über Leipzig sowie über die Sächsisch-Böhmischen Grenze erschienen sind, keine Bilder der Häuser ... allerdings der Entwurf für das geplante, aber nicht errichtete Mausoleum für Moreau, das auf der Räcknitzer Höhe, also am Orte seiner tödlichen Verwundung, erbaut werden sollte. Wenn es interessant ist, kann ich es hier reinstellen.

    Markus Stein

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  • Colonel Rapatel
    hat ein Thema erstellt Moreaus letzte Tage.

    Moreaus letzte Tage

    Ich versuche, die Stationen des Generals Moreau vom 27.08. bis 2.9.1813 nachzuvollziehen, insb. interessiert mich, ob die einzelnen Quartiere von der Verwundung bei Räcknitz über Bannewitz, Dippoldiswalde und Laun bekannt sind, vor allem das Haus, in dem er um 6.55 Uhr des 2.9. 13 gestorben ist? Danke!:duell:
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