Napoleon, ein Aggressor?

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  • derHerzog
    antwortet
    Was verstehe ich unter einem Aggressor?

    im folgenden möchte ich für diese Diskussion klären, was ich mir bei der Fragestellung unter einem Aggressor vorgestellt hatte und wie sich diese Vorstellung durch die Diskussion entwickelt hatte:
    Führte Napoleon tatsächlich eine aggressive Expansionspolitik, wie in Planet Wissen behauptet?
    Expansionspolitik bedeutet erobern und unterwerfen. Das tat Napoleon zweifellos. Das Erobern und Unterwerfen zeichnet einen Eroberer und Hegemonen aus, aber nicht unbedingt einen Aggressor.

    Die Schlüsselfrage ist und bleibt: Wer hat zuerst angegriffen oder wer hat den Krieg erklärt?


    Um die Frage zu klären, wie aggressiv die Expansionspolitik Napoleons war, sollte geklärt werden, ob er wirklich Angriffskriege führte oder ob es lediglich seine offensive Art war, Krieg zu führen, die ihm den Anschein eines Aggressors eingehandelt hat.
    Zitat von Nikolaj Beitrag anzeigen
    Wenn auch in unseren Zeiten Napoleon als Agressor wahrgenommen wird, liegt das mE nicht an den politischen Umständen des 20. Jh, sondern viel mehr in der Tatsache begründet, dass seine Feldzüge in erster Linie vorwärts der französischen Grenzen stattfanden bzw. N. politisch wie militärisch wesentlich initiativer operierte, als seine Gegner.
    In anderen Fällen (etwa Russland 1812) steht für mich die politisch-strategische Initiative (warum eigentlich den ethisch von vorne herein negativ konnotierten Begriff "Agression" verwenden?)
    Weil es mir tatsächlich um den Angriffskrieg geht.

    Dazu eine Definition aus Wikipedia:
    Angriffskrieg bezeichnet die Kriegsführung eines Staates, bei der dieser als Angreifer einen anderen Staat auf dessen Territorium angreift, ohne dass der Angreifer (oder ein anderer Staat) entweder von dem angegriffenen Staat vorher selbst angegriffen worden wäre, ein solcher Angriff unmittelbar bevorstehen würde, oder der angegriffene Staat dem Angreifer den Krieg erklärt hätte oder Teile seines Territoriums besetzt hält.
     
    Zitat von Mephisto Beitrag anzeigen
    Nun kann man natürlich jeden General, der einen Angriffskrieg plant und ausführt als Aggressoren beschimpfen.
    Genau hierum geht's auch: Hier muss ich mich selber auch teilweise korrigieren: Die Frage ist damit schon, inwieweit Napoleon als reiner Militärbefehlshaber, also ohne politische Ämter als Konsul oder Kaiser einen Angriffskrieg nach obiger Definition plante oder befürwortete und nicht nur ausführte.
    Was den Ägyptenfeldzug betrifft, wären die Kriterien für den Angriffskrieg erfüllt. Allerdings möchte ich diesen Krieg ausnehmen, weil es mir hauptsächlich um die Einschätzung der Konflikte in Europa geht.
    Zuletzt geändert von derHerzog; 15.02.2012, 19:51.

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  • derHerzog
    antwortet
    Napoleon in der öffentlich(-rechtlich)en Darstellung

    Hab einige Beispiele gefunden, wie Napoleon so in den öffentlich-rechtlichen Medien dargestellt wird.
    eine erste Trouvaille bezieht sich auf eine Dokureihe mit dem Titel "die Habsburger". (http://www.youtube.com/watch?v=zeHoNjopQUo) Im Teil 9 befasst sich der Film mit den Folgen der napoleonischen Kriege.
    Zur Entstehungsgeschichte der Schlacht von Waterloo kommen folgende Aussagen vor:




    • Napoleon, der überraschend von Elba zurückgekehrt war und Europa wieder mit Krieg bedrohte. (ab 03:45)
    • Napoleon versuchte noch einmal, die Macht an sich zu reissen (ab04:10) und wie gewohnt führte er die Entscheidung per Waffengewalt herbei.
    • ..und Europa nimmt die Herausforderung an (ab 04:30)..

    Nun hat Napoleon wohl vor der Schlacht von Waterloo bei den in Kongressteilnehmern in Wien um Frieden nachgefragt, wie ich aus einem Internetforum zur Schlacht bei Waterloo entnehmen konnte.

    (http://www.waterloo1815.de/index.php?option=com_content&task=view&id=3&Itemid =3)
    Auf dem immer noch tagenden Wiener Kongress übernahm Talleyrand die Initiative und versammelte die Anwesenden hinter sich. Als verbrecherischer Akt wurde Napoleons Rückkehr verurteilt. England, Russland, Österreich und Preußen vereinbarten jeweils 150.000 Soldaten gegen Napoleon zu mobilisieren.
    Napoleons Friedensangebote kamen ungeöffnet zurück. Wenn er das Kaiserreich sichern wollte, musste er wieder zu den Waffen greifen.
    (http://www.waterloo1815.de/index.php?option=com_content&task=view&id=3&Itemid =4)
    Auf dem Wiener Kongress hatten die Anwesenden schon am 13. März eine förmliche Achtserklärung gegen Napoleon erlassen und am 25. März ihr Bündnis gegen ihn erneuert und die Zusammenziehung ihrer Heere beschlossen. [...]
    Allerdings war die Meinung in den ehemals von Frankreich besetzten Ländern nicht durchweg gegen Napoleon. Ganz im Gegenteil, die Länder des Rheinbundes konnten sich bereits zu Beginn der Befreiungskriege nur schwer für die preußisch-russische Sache erwärmen und nur in Preußen saß ein tiefer Hass gegen Frankreich.
    Außerdem erhoffte man sich in Berlin aus dem neuen Krieg mehr, als von dem Frieden von Wien.
    "Dies ist das größte Glück, was Preußen begegnen konnte, nun fängt der Krieg von neuem an und die Armee wird alle in Wien begangenen Fehler wieder gut machen", sagte Blücher, nachdem er die Nachricht von der Rückkehr Napoleons erhalten hatte.
    Damit ist es schon mal hinfällig, dass Napoleon Europa herausgefordert hat. Zum anderen ist es auch nicht richtig, dass er vor Waterloo die Entscheidung per Waffengewalt gesucht hat oder dass er Europa mit Krieg bedrohte.
    Aber dem Zuschauer wird dabei noch implizit noch manches andere eingeflüstert: Napoleon hätte Europa schon einmal mit Krieg bedroht, er versuchte es schon einmal die Macht (in Europa) an sich zu reissen und man sei gewohnt, dass er die Entscheidung mit Waffengewalt herbeiführe...


    Weitere Beispiele aus der in diesem Forum schon einmal besprochenen Sendung Planet Wissen zu Napoleon:
    http://www.planet-wissen.de/politik_...leon/index.jsp



    • Nachdem er sich 1802 schon zum Konsul auf Lebenszeit hat ernennen lassen, folgt 1804 die Krönung zum Kaiser von Frankreich. Dabei wagt Napoleon den Eklat: In der Pariser Kathedrale Notre Dame entreißt er dem Papst die Krone und krönt sich kurzerhand selbst. Getrieben vom Willen, wie sein Vorbild Karl der Große Herrscher Europas zu sein, führt er als Kaiser Napoleon I. seine aggressive Expansionspolitik fort. Er erobert Italien und Holland und setzt seine Brüder als Könige der Vasallenstaaten ein.
    • Mit raschen Angriffskriegen bringt Napoleon eine neue Kriegsphilosophie auf.


    Ergänzung am 18.02:

    Habe hierzu auch noch was auf den Internetseiten von ARTE gefunden: (http://www.arte.tv/de/1206630.html)

    Er überzieht Europa mit blutigen Kriegen, aber seine Truppen bringen auch die Ideen der Revolution mit.
    ---Ende Ergänzung----

    Semper aliquid haerit: Irgendwas bleibt schon hängen...

    Ich möchte die Punkte nicht im Einzelnen diskutieren, aber mir scheinen da doch eher Halbwahrheiten suggeriert zu werden, auf denen das "Bauchwissen" über den Aggressor Napoleon in der Öffentlichkeit hierzulande zu fussen scheint.
    Derartige Darstellungen sind auch das Motiv meiner Umfrage zu dem Thema.
    Zuletzt geändert von derHerzog; 18.02.2012, 08:30. Grund: Ergänzung

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  • excideuil
    antwortet
    Zitat von Mephisto Beitrag anzeigen
    Nun kann man natürlich jeden General, der einen Angriffskrieg plant und ausführt als Aggressoren beschimpfen.
    Italien 1797/8 war aber nun mal nicht "sein" Krieg. Die Verantwortlichkeit war eine andere.
    Damit verbietet es sich nmE, diesen in eine Reihe mit dem Russlandfeldzug zu stellen.
    Wieso wußte ich, dass Einwände kommen würden? (siehe meinen Beitrag oben)
    Dir dürfte aber nicht mein Hinweis auf die aggressive Außenpolitik der bürgerlichen Frankreichs entgangen sein. Und dieser Hinweis war nicht personalisiert!
    Dennoch, der Italienfeldzug war die Möglichkeit für Bonaparte, immerhin vorher arbeitslos, sich auszuzeichnen. Na, ja, und die Huldigungen, die er in Mailand erhielt ...
    Insofern war es doch sein (ganz privater) Feldzug.
    Zitat von Mephisto Beitrag anzeigen
    ...und noch ein besonderes Wort an excideuil:
    Du erinnerst Dich, Italien war derzeit keine Republik.

    Staatskasse Österreich - Staatskasse Frankreich...
    Wohin das Geld ging, durfte dem Durchschnittsitaliener der damaligen Zeit wohl eher egal sein, denkst Du nicht!?!
    Die Darstellung Ns als demjenigen, der den Italienern das Öl aus dem Salat gestohlen hat, ist irreführend.
    Dazu hätte das Öl nicht über Jahrzehnte zuvor schon durch Habsburger und Boubonen abgezapft werden dürfen.
    Die Unterdrückung der Italiener durch die Österreicher war kein Idealzustand (und - bevor Du etwas einwendest :-) - wurde auch nicht durch einen solchen ersetzt).
    Was vor dem Feldzug N. nach Italien statt fand, ist doch völlig irrelevant. Entscheidend ist doch, dass die Millionen jetzt nach Paris flossen, und damit erklärt sich der Zweck der Aggression: Geld! Viel Geld, mit dem sich das Direktorium etwas länger halten konnte. Josephine hat auch davon profitiert.
    Anders gesagt, ich halte es für wenig zielführend, aus einer vermeintlich unrechtlich erkannten Handlung eines anderen eine Legitimierung der eigenen Handlung ziehen zu wollen, die im Grunde dasselbe Ergebnis hat.

    Grüße
    excideuil

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  • KDF10
    antwortet
    Hallo Mephisto,

    was deinen Beitrag von gestern abend (21:29 Uhr) betrifft, stimme ich weitgehend damit überein. 1806 ging der Krieg von Preußen aus, 1809 von Österreich. Was die Koalitionskriege bis 1799 betrifft, hast du ebenfalls recht. Diese Kriege sind von mir auch nicht erwähnt worden. Ägypten hat in meinen Augen eine Sonderstellung. Der Vorschlag dazu soll von Napoleon gekommen sein. Da er nicht die politische Verantwortung in Frankreich trug, ist das aber (in meinen Augen) nicht als Agression Napoleons einzustufen. Ich bin grundsätzlich dagegen Napoleon für alles verantwortlich zu machen. Den Krieg von 1809 wollte Napoleon nicht, er hatte genug auf der Iberischen Halbinsel zu tun. Der Zar hat versucht auf Österreich einzuwirken, um den Krieg zu verhindern. Letztendlich aber nur mit einer halbgaren Maßnahme, nämlich mit dem Hinweis auf den Vertrag von Tilsit, der ihn verpflichtete, bei einem Angriff Österreich, Napoleon zu unterstützen. Den Hinweis hätte er sich schenken können, denn das war in Wien bekannt.

    Gruß

    Dieter

    P.S.: Dass Louise Kriegstreiberin Nr. 1 gewesen sein soll, ist napoleonische Propaganda.
    Zuletzt geändert von KDF10; 13.02.2012, 14:32.

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  • Mephisto
    antwortet
    In der Folge flossen die Millionen Richtung Paris und Bonaparte konnte ganz nebenbei die Schulden seiner Gattin bezahlen ... aber sicherlich hatten die Italiener dafür Verständnis ... natürlich!
    ...und noch ein besonderes Wort an excideuil:
    Du erinnerst Dich, Italien war derzeit keine Republik.

    Staatskasse Österreich - Staatskasse Frankreich...
    Wohin das Geld ging, durfte dem Durchschnittsitaliener der damaligen Zeit wohl eher egal sein, denkst Du nicht!?!
    Die Darstellung Ns als demjenigen, der den Italienern das Öl aus dem Salat gestohlen hat, ist irreführend.
    Dazu hätte das Öl nicht über Jahrzehnte zuvor schon durch Habsburger und Boubonen abgezapft werden dürfen.
    Die Unterdrückung der Italiener durch die Österreicher war kein Idealzustand (und - bevor Du etwas einwendest :-) - wurde auch nicht durch einen solchen ersetzt).
    Zuletzt geändert von Mephisto; 12.02.2012, 22:18.

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  • Mephisto
    antwortet
    Falls ich das richtigstellen muss:
    Ich bin eindeutig der Meinung, dass man N sowohl damals wie auch heute als "Aggressor" sah und sieht.
    Und das hat auch seine Gründe.

    Nun kann man natürlich jeden General, der einen Angriffskrieg plant und ausführt als Aggressoren beschimpfen.
    Italien 1797/8 war aber nun mal nicht "sein" Krieg. Die Verantwortlichkeit war eine andere.
    Damit verbietet es sich nmE, diesen in eine Reihe mit dem Russlandfeldzug zu stellen.

    Dann der Krieg 1809, den er nun wirklich gar nicht gebrauchen konnte.
    Er war in Spanien. Im Jahr zuvor wollte er sich noch beim Erfurter Fürstentag dafür die Rückendeckung des Zaren holen.
    Österrreich sollte stillsitzen.
    Nichts war ihm mehr zuwider als der trotzdem erfolgende Angriff Österreichs auf ihn (nicht umgekehrt!).
    Und um nochmal die Bayern zu erwähnen - die waren auch nicht erfreut.
    Diesen Krieg auf das Konto Ns zu buchen ist absurd.

    Dieses ewige N-bashing ist trivial -insbesondere dann, wenn so viele Beweise offensichtlich sind, dass man nicht noch falsche hinzufügen muss.

    Und dann sollte man sich auch mal das Umfeld anschauen.
    1806 - Preussische Soldaten, die ihre Säbel an den Stufen der Französischen Botschaft schärfen - nicht gerade ein Ausdruck von Friedensliebe. Bei der Königin kann man den simplen Junkern wohl auch keinen Vorwurf machen.
    Aber den Schwarzen Peter hat natürlich Napoleon.
    Der Fluch des Siegers ist es hier, dass man sich anschliessend als "Aggressoren" beschimpfen lassen muss.
    Dabei wäre Preussen schon 1805 gerne dabei gewesen aber hatte sich dummerweise zu lange verweigert.
    1806 musst nachgeholt werden, was man 1805 verpasst hatte. Ging nach hinten los.
    Der Segen des Verlierers: die Rolle des bemitleidenswerten Opfers. Und dann stirbt die Königin noch, die Gute!
    An gebrochenem Herzen usw... Ihre Rolle als Kriegstreiberin Nr. 1 am preussischen Hofe wird oft vergessen.

    (Ich hoffe damit den Beitrag des Borussen-Kanoniers auch gebührend gewürdigt zu haben.)
    Zuletzt geändert von Mephisto; 12.02.2012, 21:03.

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  • Mephisto
    antwortet
    In den Wald hinein - und wieder raus.
    Das wundert Dich?
    Immerhin werden jetzt auch schon die drei ersten Koalitionskriege Napoleon persönlich in die Schuhe geschoben.
    HALLO!?!?!?!
    Zuletzt geändert von Mephisto; 12.02.2012, 20:38.

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  • KDF10
    antwortet
    Zitat von Mephisto Beitrag anzeigen
    Und in 1806 ist damals doch Chamberlain extra noch nach Paris geflogen, um um Frieden zu betteln.
    Oder war das später???

    "Fair is foul and foul is fair"

    Plumpe Ironie und die selbstgefällige Einteilung in Schwarz und Weiß erspart uns dann wohl auch
    die weitere Erörterung des Themas.
    Hab mich schon gewundert, dass Chamberlain 1806 nach Paris geflogen sein soll und nun auch noch das Erdbeben in Lissabon 1755? Ist das nicht auch plumpe Ironie?

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  • Mephisto
    antwortet
    Hallo nochmal,

    Ich bin irritiert:
    Habe ich die Frage des Threads nicht richtig verstanden?
    Napoleon verantworlich für das Erdbeben in Lissabon????

    Danke für die Aufklärung.
    Zuletzt geändert von Mephisto; 12.02.2012, 09:07.

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  • excideuil
    antwortet
    Zitat von Borussen_Kanonier Beitrag anzeigen
    Wie kann man nur auf die Idee kommen, N. sei ein Agressor gewesen ? Nur wegen des 3. und 4. Koalitionskrieges, dem Krieg auf der iberischen Halbinsel, dem Rußlandfeldzug und dem 5. Koalitionskrieg ?

    Er wollte doch nur das Beste, um nicht zu sagen: "Er liebte sie doch alle".
    Schade eigentlich, dass dieser Beitrag keine Anerkennung gefunden hat!

    Schon in den Feldzügen im Auftrag des Direktoriums nach Italien und nach Ägypten erschien Bonaparte als Eroberer als Agressor ...
    Ja, gut, werden wieder die Napoleon-Jünger sagen, die Verantwortung hatte doch das Direktorium. Mag sein. Aber ein guter Revolutionär, dem die Ideale der Revolution etwas bedeuteten, hätte wohl anders gehandelt. So aber verkündete Bonaparte seinen Soldaten am 27. März 1796:
    "Soldaten! Ihr seid ohne Kleider, schlecht genährt; die Regierung ist euch viel schuldig; sie kann euch nichts geben. Eure Geduld, der Mut, den ihr mitten unter diesen Felsen zeigt, sind bewunderungswürdig; aber sie verschaffen euch keinen Ruhm; es fällt kein Glanz auf euch. Ich will euch in die fruchtbarsten Ebenen der Welt führen. Reiche Provinzen, große Städte werden in eure Gewalt kommen; dort werdet ihr Ehre, Ruhm und Reichtum finden. Soldaten der italienischen Armee, sollte es euch an Mut oder Ausdauer fehlen?" [1] (Hervorhebungen von mir)
    In der Folge flossen die Millionen Richtung Paris und Bonaparte konnte ganz nebenbei die Schulden seiner Gattin bezahlen ... aber sicherlich hatten die Italiener dafür Verständnis ... natürlich!

    Aber egal, ob nun im Auftrag des Direktoriums oder nach dem 18./19. Brumaire im Auftrag des Bürgertums, Frankreich wuchs stetig in seiner Ausdehnung ... sicherlich, weil alle anderen keinen Frieden wünschten oder einhalten wollten. Ja, und die Interessen Frankreichs wurden dann völlig friedlich in Moskau verteidigt ...

    Wie schon im Thread zu Ney: Bastelt euch den Napoleon nach euren Vorstellungen zurecht. Blendet die aggressiv ausgerichtete französische Außenpolitik nach der Revolution weiterhin aus.
    Was dann noch fehlte, wäre, dass kräftig wegen der verlorenen Rheingrenzen gejammert würde.

    Grüße
    excideuil

    [1] Krammer, Mario: „Napoleon I. Denkwürdigkeiten 1796 – 1815“, Weltgeist-Bücher Verlagsgesellschaft, Berlin o.J. Seite 5

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  • Bürgergardist
    antwortet
    Agressor ist schon ein eindeutiger Begriff.Wie wird so schön gesagt.Napoleon ist ein Sohn der französischen Revolution.Sicher ist,er wollte doch am Ende die Revoltion in alle Länder tragen.Die ganze Welt wurde doch ständig von "Revolutionen" durchzogen.Meistens wurden sie doch aber vom Adel niedergeschlagen.Und in der Regel durch das Militär.Nur war das revolutionäre Frankreich auch das Militär..Das Napoleon nun mal nicht im Kloster groß geworden ist,sondern schon zeitig Pulver zu riechen bekam,hat sicher auch seine "agressive" Seite beeinflußt.Und vor allem sicher auch seine Art zu entscheiden.Besonders als er mehr und mehr Macht bekam.Leider endete das dann auch in großen Feldzügen.Ich kann eigentlich auch nur sagen.Für die einen war er der Eroberer,für die anderen ein Befreier.

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  • KDF10
    antwortet
    Für mich ist Napoleon weder ein Heiliger noch ein Teufel. Dass er Europa geprägt hat, wie kaum ein anderer, lässt sich wohl nicht bestreiten. Agressor ist auch immer eine Frage des Standpunktes. Für die Franzosen war er wohl keiner, für Russland, Spanien und Portugal dagegen schon. Deshalb muss auch Kritik erlaubt sein. Vergleiche mit Hitler halte ich für abwegig. Es gibt da zwar ein paar Parallelen, Krieg in Afrika, geplante Invasion in England, Krieg gegen Russland, aber das war es dann auch schon. Wir sprechen doch heute immer noch "napoleonisch". Wer sagt denn heute noch Geldbörse? In Norddeutschland sagt man "Mach keine Fisimatenten". Der Ursprung ist, dass französische Soldaten netten deutschen Mädels gesagt haben "Visitez ma tente". Papa und/oder Mama der deutschen Mädels haben dann vor Haus(Zelt)besuchen gewarnt. Und ohne Napoleons Kontinentalsperre würden wir unseren Zucker immer noch aus der Karibik beziehen, anstatt aus einheimischen Zuckerrüben.

    Gruß

    Dieter
    Zuletzt geändert von KDF10; 10.02.2012, 15:20.

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  • Nikolaj
    antwortet
    Servus allseits,

    Wenn auch in unseren Zeiten Napoleon als Agressor wahrgenommen wird, liegt das mE nicht an den politischen Umständen des 20. Jh, sondern viel mehr in der Tatsache begründet, dass seine Feldzüge in erster Linie vorwärts der französischen Grenzen stattfanden bzw. N. politisch wie militärisch wesentlich initiativer operierte, als seine Gegner. Deswegen war er - so glaube ich - erfolgreich bzw. scheiterte (Russland 1812) als er die Initiative aus der Hand gab.

    z.B. und weil schon der Feldzug von 1805 angesprochen wurde:
    Die Rolle Frankreichs und Englands war eine politisch/strategisch gleichermassen Agressive, letztlich aber ging die Initiative zum 3. Koalionskrieg von Pitt & Co aus und wurde über die 3. Koalition transportiert. Österreicher und Russen marschierten zuerst und das mit englischen Finanzzusagen. Strategisch reagierte Napoleon hier nur - das jedoch operativ offensiv und auf fremdem Staatsgebiet. Wodurch er meiner Ansicht nach in die Rolle eines Agressors kam, die ihm in dem Fall nicht zukam.

    In anderen Fällen (etwa Russland 1812) steht für mich die politisch-strategische Initiative (warum eigentlich den ethisch von vorne herein negativ konnotierten Begriff "Agression" verwenden?) Napoleons ausser Zweifel.

    Ciao, Klaus
    Zuletzt geändert von Nikolaj; 10.02.2012, 11:22.

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  • Marie
    antwortet
    Zitat von Tellensohn Beitrag anzeigen

    "Die anderen" stellen Napoleon eher bei jeder Gelegenheit als den Teufel in Person dar und können und wollen kein gutes Haar an ihm lassen. Es wäre schön, wenn die Dritten, die in Napoleon weder das eine noch das andere sehen, hier wieder vermehrt wahrgenommen würden, anstatt kategorisch in die eine oder andere Ecke gestellt zu werden.
    Du nimmst mir die Wort aus dem Mund. Es ist schade, dass jedes Wort für oder gegen ihn sofort von der 'anderen' Seite zerissen wird. Ein Grund, warum ich selten etwas schreibe. Ich habe keine Lust auf diese Tiraden. Wenn ich z.B. etwas über Syrien wissen will, dann will ich Fakten um zu verstehen, was da warum passiert ist und keine Polemik. Mein Urteil kann ich mir dann selbst bilden.

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  • Lavalette
    antwortet
    Die wortbrüchigen syrischen Kriegsgefangenen, die nach ihrer ersten Freilassung wieder gegen die französische Armee kämpften? Mache doch ein Link zu dieser Diskussion - Du kennst Dich hier wohl besser aus. Nur damit man auch zu diesen Thema schnell die konträren Meinungen findet. Sollte in Interesse aller sein, die sich noch keine feste Meinung darüber gebildet haben - Du Deine, ich meine.
    Und zu dem Herzog von Enghien - wie soll man die Attentate der Royalisten auf den ersten Konsul bewerten? Das war Auge um Auge - ohne zigtausende von Opfern.

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