Napoleon, ein Aggressor?

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  • HKDW
    antwortet
    Davout in Hamburg
    Ein Beitrag zur Geschichte der Jahre 1813 - 1814
    von einem Freunde historischer Wahrheit
    Mülheim (Ruhr) 1892

    Der Verfasser macht in seinem Vorwort seine pro Napoleonische und pro Davout Ansichten deutlich für alle klar, dennoch interessiere ihm letzten Endes nur die Wahrheit.

    Interessanter Stoff - Mephisto wird es freuen.

    gibt es auch bei google books.
    runterladen - lesen - diskutieren

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  • HKDW
    antwortet
    Zitat:
    Möglicherweise hätte Bonaparte, der am lautesten schrie, einen Halbton tiefer gesungen, wenn er geahnt hätte, daß nicht so sehr England wie er selbst im kommenden Konflikt isoliert dastehen würde. Weder Rußland noch Preußen oder Österreich standen hinter ihm.

    Ist das Pressers Aussage?
    Ja - Pressers Aussage.

    Das Werk über die geplanten Invasionen Englands -genaue Quellenangaben siehe weiter oben - gibt es kostenlos bei Google books.
    Wem nur die Zeit ab 1803 interessiert braucht nur die Bände 03, 04a und 04b runterladen.

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  • excideuil
    antwortet
    Zitat von Mephisto Beitrag anzeigen
    "Dir ist nicht bekannt, wie Davout in Hamburg gehaust hat?"

    Klingt ja schlimm, Excidieul! Gehaust hat er!
    Was genau wirfst Du ihm denn da vor? Würde mich interessieren.
    Der Griff in die Schatzkammer....persönliche Bereicherung und so...ich kann es kaum erwarten...

    Inwiefern wiederspricht Dein Vorwurf gegen Davout - den wir gerne noch diskutieren - und die "Reparationszahlungen" aus Erfurt - dem Terminus "Restaurationskriege"? :

    War die "Behausung" Hamburgs selbstgewählt und etwa gar der Auslöser für das friedliebende Deutschland aufzustehen, sich zu vereinen und dann zu empören?
    Zitat von Lavalette Beitrag anzeigen
    Gibt es eigentlich eine Quelle zu den Erfurter Schulden? Steht da noch mehr? Interessant wie lange sich so etwas hinziehen kann.
    @Mephisto

    Herzlich gern. Ich greife da einmal auf einen Beitrag aus einem anderen Forum zurück, auch weil er Quellen enthält, die mir nicht zur Verfügung stehen:
    Es sind über 1000 arme Hamburger vor den Toren der Stadt erfroren, weil die Franzosen sie vertrieben haben. Der Stadtkommandant Davout hieß beim Volk nur "deWut", weil er so gnadenlos war. Tausende von Hamburgern sind in den Kriegen des Korsen gefallen. Die Bevölkerung wurde mit ständigen Razzien terrorisiert um die Kontinentalsperre durchzusetzen. In den Vierlanden haben die Franzosen fast alle Höfe geplündert. Das Tettenborns Kosaken nicht grad die Krone der Kultur waren, ist schon klar, aber bei Plünderungen stellten Napoleons Soldaten alles in den Schatten (war von ihm ja politisch auch so gewollt). In Hamburg waren die Besatzer so unbeliebt, das nach dem Ende dieser Zeit alles Französische samt Sprache als verhasst galt. Sogar die wenigen guten Dinge der Franzosen wie die erste Elbquerung (ließ man verotten, weil französisch) oder eine verfassungmäßige Ordnung (wollte man ebenfalls erst nicht mehr, weil französisch) waren verpönt. Nachzulesen u.a. bei G.A. Menzel: Das Gefecht an der Nettelnburger Schleuse / oder Perthes: Aus der Franzosenzeit in Hamburg.
    Zu Erfurt:
    "Die französische Fremdherrschaft in Erfurt war gekennzeichnet durch eine rücksichtslose und brutale Ausplünderung. Mit Gewalt und Erpressung trieben die französischen Behörden mit Hilfe korrupter städtischer Beamter umfachreiche Kontributionen und Requisitionen ein, um die weiteren Eroberungskriege Napoleons zu sichern. Der zuverlässigen Erschließung aller Geld- und Materialressourcen diente die im Januar 1807 gebildete "Magistrats- und Bürgerdeputation", die alle Forderungen und Leistungen anteilmäßig auf die Bevölkerung aufteilte. Äußerst belastend wirkten sich die unzähligen Einquartierungen der ständig durchziehenden napoleonischen Truppen aus. Die Bauern hatten Hand-, Boten- und Spanndienste zu leisten. Exzesse und Plünderungen waren an der Tagesordnung. Die von Napoleon am 12. November 1808 verfügte Aufhebung der Leibeigenschaft berührte die Erfurter Bauern nicht, da sie weitgehend freie Eigentümer ihres Bodens waren. Neben den umfangreichen Kontributionen führten die besonders Handel und Gewerbe belastenden indirekten Steuern zu einer völligen Verarmung der Bürger. So erbrachten regelmäßige und besondere Steuern, wie die sogenannte Simplensteuer, "impôts additionels" (Steuerzuschläge), Patentsteuer, Pflastergeldgebühr und Transitzoll zwischen 1806 und 1813 Einnahmen von 762922 Reichstalern. Insgesamt mußten in den sieben Jahren französischer Herrschaft über 2 Millionen Reichstaler an Besatzungs- und Kriegslasten aufgebracht werden.
    Die von Napoleon am 21. November 1806 erlassene Kontinentalsperre brachte schwere ökonomische Rückschläge und ließ die Erfurter Wirtschaft fast völlig zum Erliegen. Von den rund 4000 Lohnarbeitern, die 1807 in über 15 Manufakturen (besonders Wollzeug- und Tuchmanufakturen) arbeiteten, waren 1813 die meisten arbeitslos. Webstühle standen still, Handel und Gewerbe verkümmerten."
    "Erst 1878 konnten die letzten Anleihen zur Begleichung der Kriegsschulden getilgt werden."
    Quelle: Blaha, Walter: „Napoleon in Erfurt“, Erfurt, 1991, Seiten 12-15, 69

    Bevor wieder der Versuch unternommen wird, zu relativieren: es ist völlig unbedeutend, wenn jemand in mein Haus einbricht, mich meiner Freiheit beraubt, mich ausplündert, und mir statt 2 nur einen zusätzlichen Fresser aufs Auge drückt!

    Ich denke, die Beispiele genügen, um zu belegen, dass es genügend wirtschaftliche Gründe gab, um sich von der französischen Fremdherrschaft zu befreien. Und da nun einmal die Wirtschaft das Maß der Dinge ist: eindeutig Befreiungskriege.
    Zitat von muheijo Beitrag anzeigen
    Du meinst, dass sie Napoleon den Thron belassen hætten, statt ihn durch einen ungeliebten Kønig zu ersetzen?
    Gruss, muheijo
    Du bist lustig, in welchen Grenzen denn? Bekanntlich waren Napoleon selbst die "natürlichen" zu wenig!

    Grüße
    excideuil

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  • Sans-Gêne
    antwortet
    @HKDW
    Wo kann man denn den "Desbrière" noch bekommen ?

    Aber bleiben wir doch mal beim Thema, die Aufrechungen - da nahm einer Zivilisten als Kriegsgefangen - aber wie haben dann die anderen wiederum Kriegsgefangene verotten lassen - halte ich eher für kontraproduktiv - dann komm ich wieder mit dem Massakrieren und Erschießen von Kriegsgefangenen auf Befehl usw. - Dreck hatten wohl viele am Stecken Napoleon stand da keinem hinten nach.
    Ich glaube hier liegt ein Mißverständnis vor. Mir ging es keineswegs um eine Aufrechnung. Sondern um eine gemeinsam erarbeitete Klarstellung, dass die festgehaltenen englischen Gefangenen keineswegs mit Kriegsgefangenen gleichgesetzt werden konnten, wie es hin und wieder geschieht.
    Die Erwähnung der Bedingungen auf englischen Hulks war nur ein Vergleich dazu - keine Aufrechnung - warum so dünnhäutig, dass man gleich wieder (umstrittene) Ereignisse aus dem Ägyptenfeldzug heran ziehen muss, um sie mit Ereignissen aus dem dritten Koaltionskrieg zu vermengen.
    Jeder hatte Dreck am Stecken, richtig!
    Denn es ging um Ereignisse im Krieg. Und der steht meiner Meinung immer zivilisierten Verhaltensweisen entgegen. Egal von wem er gegen wen und warum geführt wird!

    Und bevor noch weitere Mißverständnisse um sich greifen: bis gestern sah ich uns inzwischen auf einem recht konstruktiven Weg ohne unnötige Anfeindungen. Ich würde mir wünschen dass es so bleibt!

    Ich werde daher wieder dort einhaken, wo ich gestern aufgehört hatte.
    Denn ich hab mir gestern noch mal John Holland Rose gegeben.
    Und man kann sagen, dass der französische Kaiser gerade in seinem Verhalten während des Friedens von Amiens, bei ihm durchaus nicht gut weg kommt. Auch wenn er mit Withworth ziemlich hart ins Gericht geht (unser blöder Gesandter).
    Zusammenfassend kann man aber sagen, dass beide Seiten in den Verhandlungen, wie in zeitgenössischen Karikaturen wiedergegeben, dabei Europa und den Orient wie einen Kuchen aufteilten und der jeweils anderen Partei für die gestellten Rückzugsforderungen Gebiete zum Ausgleich Anheim stellten, die der jeweils anderen Seite noch gar nicht gehörten. Was natürlich beide Seiten jeweils als Skandal darstellten.
    Frankreich ging es dabei darum, England aus dem Mittelmeerraum hinaus zu drängen. England darum, hier Stützpunkte zu unterhalten, die auch einen schnellen Sprung auf den Festlandsockel ermöglichten.

    Rose berichtet für diese Zeit in England von einem Despard-Komplott, der sich gegen das Leben des englischen Königs Georg III. richtete und einen späteren Emmett-Komplott, der im Juli 1803 ausgebrochen sei und einen Aufstand an der Ulster schürte.
    Rose stellt diese Aufstände in Bezug zu Frankreich, den die Beteiligten jedoch leugneten.
    Ich habe bisher in keiner anderen Quelle über diese Ereignisse gelesen. Wer weiß mehr darüber?

    Beide Regierungen richteten sich mit "Kundmachungen" an ihre Völker, um sie auf neue Opfer vorzubereiten..."
    Presser, S. 361
    Jawollja! So auch bei Rose zu lesen. Während man sich in der englischen Presse über die Benachteiligung Englands beim Handel mit Frankreich ausbreitete und sogar einen Krieg für vorteilhafter darstellte, lancierte am 25. Januar 1803 Napoleon einen Bericht des Generals Sebastiani in den Moniteur, der die politische Lage in Ägypten in ihrem Verhältnis zum englischen Stützpunkt in Kairo ziemlich offen darlegte. (O-Ton: "6000 Franzosen würden jetzt genügen, Ägypten zu erobern." Und in Bezug auf die ionischen Inseln: "Ich sage die reine Wahrheit, wenn ich versichere, dass diese Inseln sich selbst für französisch erklären werden, sobald sich eine Gelegenheit hierzu bietet.")
    Withworth und die englische Regierung musste und sollte das brüskieren.
    Insgesamt also auf beiden Seiten kein guter Ton, für diplomatische Verhandlungen.

    Interessanter weise schreibt Rose:

    Napoleon hatte eine große Tätigkeit darin entfaltet, "Handelskommissäre" in unser Land zu senden. Viele von diesen erwiesen sich als Soldaten, und die geheimen von Talleyrand an einen von ihnen in Dublin gesandten Instruktionen, welche zufällig in die Hände unserer Regierung fielen, bewiesen dass sie beauftragt waren, Pläne von unseren Häfen, deren Tiefe und Ankergründen zu entwerfen.
    * dem Parlament am 18. Mai 1803 vorgelegte Schriftstücke. Vergl auch Rede Pitts vom 23. Mai 1803)
    Oho, doch kein Friedensnobelpreis für Talleyrand !

    Möglicherweise hätte Bonaparte, der am lautesten schrie, einen Halbton tiefer gesungen, wenn er geahnt hätte, daß nicht so sehr England wie er selbst im kommenden Konflikt isoliert dastehen würde. Weder Rußland noch Preußen oder Österreich standen hinter ihm.
    Ist das Pressers Aussage?
    Wieso war Frankreich nach dem Frieden von Pressburg und Tilsit isoliert?
    Zudem ist bei Rose nachzulesen, dass auf Betreiben Talleyrands, der russische Zar Alexander I. hinsichtlich der Frage der Räumung Maltas durch die Engländer (verbunden mit dessen folgender Neutralität) mindestens zu schwanken begann. Im Frühjahr 1803 wurde demnach das Eis für die Durchsetzung der englischen Interessen in den Verhandlungen dünner!

    Hieraus erklärt sich, dass England bereits sehr zeitig im Jahr 1803 mit den Kriegsvorbereitungen begann. Dies schildert Rose, wenn er berichtet, dass

    "Die englischen Streitkräfte räumten das Kap der Guten Hoffnung am 21. Februar 1803; sie segelten nach Alexandria am 17. des folgenden Monats ab."
    Bei ihm wird es jedoch so dargestellt, als ob dies einer Überlassung zu Gunsten der mit Frankreich verbündeten "Holländer des Kapplandes" war.
    Militärisch war dies jedoch eine ziemlich unbedeutende Gegend für Frankreich und seitens der Engländer eine taktische Konzentration englischer Truppen im Mittelmeerraum.
    Dies dürfte Napoleon wohl eher zu der öffentlichen Brüskierung von Lord Withworth am 13. März 1803 motiviert haben, die sich bei Rose auch etwas anders liest als bei Presser, als die Einberufung einer englischen Miliz oder die Vermehrung der Seesoldaten um 10 000 Mann.
    Denn bei Rose sagt Napoleon nicht "Malta oder der Krieg", nachdem sich Napoleon in seine Zimmer zurück zog, sondern: "Dann müssen Sie die Verträge achten; wehe denen, die keine Verträge achten! Sie sollen sich dafür vor ganz Europa verantworten!" Wobei er die "letzte Phrase" (so Rose) wiederholte.
    Weiter berichtet Rose, dass:

    Er (Withworth, Anm. Sans-Gêne) überschritt die Meerenge von Dover am 17. Mai, einen Tag nachdem die britische Kriegserklärung abgegangen war"
    Demnach ist die Kriegserklärung vom 16. Mai vermutlich erst am 18. Mai in Paris eingetroffen. Woraus sich die unterschiedlichen Interpretationen erklären.

    Rose berichtet jedoch, dass am 22. Mai 1803 in Paris der überraschende Befehl (?) bekannt gegeben wurde, dass englische Fregatten zwei französische Kauffarteischiffe an der bretonischen Küste weggenommen hätten. In der Folge berichtet Rose von 10 000 englischen Zivilisten, die "zu einer langen Haft verurteilt wurden".
    Naja, es waren wohl doch etwas weniger und an dem langen "Urteil" strickte die englische Regierung offenbar gehörig mit !

    Du meinst, dass sie Napoleon den Thron belassen hætten, statt ihn durch einen ungeliebten Kønig zu ersetzen?
    Noch interessanter wäre, zu erfahren was geschrieben worden wäre, wenn Napoleon Friedrich Wilhelm III. nach Französisch-Guayana verbannt hätte.
    Zuletzt geändert von Sans-Gêne; 15.03.2012, 12:10.

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  • HKDW
    antwortet
    @Mephisto
    Die einzig richtig gute Quelle soweit - ist eben Desbriere, hier findet sich auch der wörtliche Erlaß zu der Verhaftung der Engländer.
    So gerne ich auch Presser lese - ich stimme nicht immer seiner Meinung zu und manches ist schlichtweg auch falsch, aber nobody is perfect.

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  • Mephisto
    antwortet
    "Dir ist nicht bekannt, wie Davout in Hamburg gehaust hat?"

    Klingt ja schlimm, Excidieul! Gehaust hat er!
    Was genau wirfst Du ihm denn da vor? Würde mich interessieren.
    Der Griff in die Schatzkammer....persönliche Bereicherung und so...ich kann es kaum erwarten...

    Inwiefern wiederspricht Dein Vorwurf gegen Davout - den wir gerne noch diskutieren - und die "Reparationszahlungen" aus Erfurt - dem Terminus "Restaurationskriege"?
    War die "Behausung" Hamburgs selbstgewählt und etwa gar der Auslöser für das friedliebende Deutschland aufzustehen, sich zu vereinen und dann zu empören?

    @HKDW,
    Deine Quelle ist klasse - wie gewohnt. Ich freue mich über solche Beiträge. Danke.
    Wenn ich Dir bisher nicht widersprochen habe, dann werde ich bisher wohl Deiner Meinung gewesen sein...
    Presser ist ein Guter - keine Frage - aber auch recht einseitig...

    @Sans-Gene,
    Asche auf mein Haupt. Ich habe nicht Ropes sondern Rose zitiert.
    Mea Culpa.

    @Muheijo,
    Du überrascht! So schnippisch bist Du selten...;-)
    Zuletzt geändert von Mephisto; 14.03.2012, 23:13.

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  • HKDW
    antwortet
    Da meint er wohl was ganz anderes - siehe 1870 / 71.

    Aber bleiben wir doch mal beim Thema, die Aufrechungen - da nahm einer Zivilisten als Kriegsgefangen - aber wie haben dann die anderen wiederum Kriegsgefangene verotten lassen - halte ich eher für kontraproduktiv - dann komm ich wieder mit dem Massakrieren und Erschießen von Kriegsgefangenen auf Befehl usw. - Dreck hatten wohl viele am Stecken Napoleon stand da keinem hinten nach.

    Was schreibt J. Presser?

    "In der Zolltarifpolitik Bonapartes sehen wir die Verstrickung persönlicher und zeitbedingter Tendenzen. Nachdem er sich durch Gesetz vom 19. Mai 1802 sich ein Befugnis erteilen hatte lassen, die Zolltarife zu ändern, erhöhte er durch das Dekret vom 22. Juli die Einfuhrzölle auf Kolonialwaren und am 15. Dezember die auf Baumwollstoffe. Im Jahre 1803 setzte er diese Erhöhung fort, während die Engländer eine liberalere Handelspolitik erwartet hatten."
    Presser, S. 361

    "Beide Regierungen richteten sich mit "Kundmachungen" an ihre Völker, um sie auf neue Opfer vorzubereiten..."
    Presser, S. 361

    "Sie zogen dabei immer dieselben Register: Auf der Gegenseite Wortbruch, Unzuverlässigkeit, Eigennutz; auf der eigenen Friedenswille, heilige Berufung, Bereitschaft. Möglicherweise hätte Bonaparte, der am lautesten schrie, einen Halbton tiefer gesungen, wenn er geahnt hätte, daß nicht so sehr England wie er selbst im kommenden Konflikt isoliert dastehen würde. Weder Rußland noch Preußen oder Österreich standen hinter ihm.
    Damit war die Perspektive immer drohender geworden. Am 13. März verspürte Bonaparte das Bedürfnis nach einer deutlicheren Manifestation. Auf dem Sonntagsempfang bei Joséphine fuhr er den englischen Gesandten Withworth vor dem gesamten diplomatischen Korps heftig an. Dieser beantwortete ohne äußerlich erkennbare Erregung und in phlegmatischen Ton die Ausfälle des Ersten Konsuls. Es entstand eine große Szene nach klassischen Modell, und alle Anwesenden schauterte es, als der aufgeregte Diktator unter dem Ausruf "Malta oder den Krieg!" zur Tür hinausstürzte.

    Presser, S. 361 / 362

    Presser, Jacques : Napoleon - Das Leben und die Legende, Zürich 1979

    Um etwaige Mißverständdnisse im Vorfeld auszuräumen, Presser war kein Liebhaber der Gedichte von Arndt, Kleist, Lützow oder sonstwem, noch gar ein Bourusse - sondern er war ein holländischer Jude.
    Zuletzt geändert von HKDW; 14.03.2012, 22:10.

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  • Lavalette
    antwortet
    Aber Frankreich war nicht allein Schuld, daß man sich nicht auf einen Handelsvertrag einigen konnte. "England verweigerte jedes Zugeständnis zugunsten von Wein und Seide, den beiden französischen Hauptausfuhrerzeugnissen...
    "Handel und Fabriken der Republik," besorgte Lord Granville am 28. Januar 1800 im Oberhaus, "werden sich im Frieden beträchtlich aufrichten, während Englands Lage dieselbe bleibt."
    Wieder "Englands Vorherrschaft aus der Zeit der Kontinentalsperre" v. Peez und P. Dehn. Nun habe ich beinahe das halbe Kapitel zitiert, ich hoffe der Herr Wenzlik nimmt es nicht übel.
    Gibt es eigentlich eine Quelle zu den Erfurter Schulden? Steht da noch mehr? Interessant wie lange sich so etwas hinziehen kann.

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  • muheijo
    antwortet
    Zitat von excideuil Beitrag anzeigen
    Nicht auszudenken, wie der Pariser Frieden ausgesehen hätte, hätten die Fürsten ähnlich, wie Bonaparte mit Preußen verfuhr gehandelt!
    Du meinst, dass sie Napoleon den Thron belassen hætten, statt ihn durch einen ungeliebten Kønig zu ersetzen?

    Gruss, muheijo

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  • excideuil
    antwortet
    Zitat von muheijo Beitrag anzeigen
    Was man Napoleon im Rueckblick durchaus vorwerfen kann, ist eine Masslosigkeit oder besser Instinktlosigkeit, indem er seine Friedensdiktate nach rein militærischen, nicht aber nach diplomatischen Gesichtspunkten verordnete.
    Er holte nach fast jedem Friedensschluss das Maximale heraus, und machte es damit aber dem geschlagenen Gegner eigentlich unmøglich, einen Friedensschluss auf Dauer zu akzeptieren. Østerreich und Preussen mussten ja fast auf Revanche sinnen, insofern fanden die englischen Subsidien dankbare Abnehmer.

    Interessanterweise haben aber die einzigen Frieden, die man Verstændigungsfrieden nennen kann, und zwar Amiens und Tilsit, auch keinen Bestand gehabt. Die Gruende fuer den Bruch der beiden Frieden sind nicht allein beim Kaiser zu suchen.
    Zitat von Sans-Gêne Beitrag anzeigen
    Gerade weil Napoleon kein Diplomat war, war er ja auf solche Spitzbuben wie Talleyrand angewiesen, welche ihn stets dann verließen oder falschen Rat erteilten (Enghien), wenn er den Rat besonnener Diplomaten am dringendsten nötig hatte.
    Betrachtet man die Friedensschlüsse von Lunéville und Amiens, dann hatte Frankreich eine Ausdehnung erreicht wie nie zuvor. Und diese Ausdehnung war durch völkerrechtliche Verträge verbürgt und anerkannt. Punkt, weil ganz wichtig!
    Interessanterweise hatte Bonaparte den Vertrag von Amiens nicht von Talleyrand verhandeln lassen sondern von Joseph! Punkt, weil auch wichtig!
    Angesichts der neuen, viel größeren Ausdehnung ist es nicht glaubhaft zu vermitteln, dass Frankreich zusammengebrochen wäre, wenn der Vertrag von Amiens die z.B. Handelsinteressen der Engländer besser berücksichtigt hätte.
    So aber barg der Vertrag Interessenskonflikte, und Napoleon unternahm nichts, um dies friedlich zu lösen. Im Gegenteil. Es ist letzlich völlig egal, wer wem den Krieg erklärt hat, Bonaparte hat es nicht vermocht/gewollt?, den Kontinentalmächten Vertrauen einzuflößen, dass sie an seiner Seite gegen die Engländer standen. Punkt!

    Bis 1806 stand Talleyrand auf der Seite des Kaisers, nicht immer der gleichen Meinung. Vor Austerlitz predigte er ihm, Österreich zu erhalten ... weil Österreich ein unabdingbares Glied im Gleichgewicht darstellte. 1806 versuchte er, ein Gleichgewicht auf dem Kontinent herzustellen: Frankreich, einen von Frankreich unabhängigen Rheinbund, einen Nordbund, Österreich und Rußland. Er verhandelte mit England, Rußland über Friedensverträge, mit Preußen über den Nordbund ... aber ein Gleichgewicht und Napoleon? Passt denn das?

    Und dann kam das sicher nicht unbegründete Gerücht, dass Preußen Hannover verlieren sollte.
    Mit dem Krieg von Jena und Auerstädt war ein Gleichgewicht auf dem Kontinent erledigt! Die französische Hegemonie Tatsache und Tilsit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es kurz oder lang zu einem Kräftemessen der einzig verbliebenen Mächte kommen würde.

    Der mäßigende Gleichgewichtspolitiker Talleyrand trat 1807 zurück, weil er wußte, dass die Nummer nicht gut gehen würde, und der Krieger gegen England zog mit einem Taschenspielertrick in Spanien ein, begann damit, seine Kräfte zu überspannen ... der Rest ist bekannt.

    Betrachten wir die Diplomatie Frankreichs unter dem Konsulat/Kaiserreich, dann gibt es zwei Linien: 1. den auf ein europäisches Gleichgewicht ausgerichteten Talleyrand und 2. Napoleon, der Krieg mit allen Mitteln gegen England führte.
    Mit der Demission Talleyrands wurde auch Berthier von seinem Ministeramt "entbunden", später Fouché. Alle wurden durch Ja-Sager: Champagny, später Maret, Clarke und Savary ersetzt. Daran erkennt man schon, wie Napoleon Ratschlägen gegenüberstand.

    Ach, ja, ehe ich es vergesse. Bonaparte wird ja oft als Schöpfer von neuen Strukturen etc. bewundert. Von Wirtschaft verstand er wohl nicht viel: So untaugliche und destruktive Mittel wie der Kontinentalsperre - die er selbst brach - nun, ja, billigend in Kauf nehmen, dass Schmuggler etc. sich eine goldene Nase verdienen, ehrliche Industrie, Handwerk und Handel dagegen am Hungertuch nagt. Das ist wahrhaft europäisch gedacht!

    Zitat von Sans-Gêne Beitrag anzeigen
    Es wird Zeit, die Restaurationskriege 1813 mal von ihren Befreiungskriegslegenden zu befreien .
    Dann würde man vielleicht auch ein wirklichkeitsnäheres Bild darüber gewinnen, ob, für wen und in welchem Maße Napoleon ein Aggressor war.
    Restaurationskriege? Du machst mich kopfschüttelnd. Dir ist wohl jedes Mittel recht?
    Dir ist nicht bekannt, wie Davout in Hamburg gehaust hat? Oder nehmen wir Erfurt: 2 Millionen Taler hat Napoleon aus der Stadt und dem Umland herausgepresst. Bezahlt von Anleihen, die die Stadt erst 1878! endgültig tilgen konnte.
    Es gab genug Gründe, Europa von der Last Napoleons zu befreien.

    Im Grunde kann Frankreich froh sein, dass "absolute" Monarchen mit ihren Ministern, die den Grundsätzen des europäischen Gleichgewichts und der Fürstensolidarität verhaftet waren, diplomatisch gegen das Land standen. Nicht auszudenken, wie der Pariser Frieden ausgesehen hätte, hätten die Fürsten ähnlich, wie Bonaparte mit Preußen verfuhr gehandelt!

    Grüße
    excideuil

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  • Lavalette
    antwortet
    Zum wirtschaftlichen Gegensatz zwischen Frankreich und England vor dem Bruch des Friedens von Amiens:

    "In seiner Weigerung, mit England einen Handelsvertrag nach Art desjenigen von 1786 abzuschließen, erblickte Napoleon die Grundursache des Wiederausbruchs der Feindseligkeiten...
    In der Tat war die Aufrechterhaltung der französischen Schutzzollpolitik für die Engländer ein Stein des Anstoßes. Nach wie vor blieb der französische Markt, noch dazu erheblich erweitert , den englischen Waren verschlossen. Das neue Frankreich konnte unter den günstigsten Aussichten Industrie und Schiffahrt in die Höhe bringen und sich zum ebenbürtigen Wettbewerber machen. Im Londoner Geschäftsviertel erhob sich laute Entrüstung, man sah sich übervorteilt, ja verraten."

    Aus "Englands Vorherrschaft aus der Zeit der Kontinentalsperre" von v. Peez und P. Dehn (das Buch ist noch bestellbar).
    Dort ist auch von einem Brief von Oktober 1801 die Rede, geschrieben von Eduard Looke, ehem. Staatssekretär im Kriegsministerium an Lord Castlereagh, in dem vor dem wirtschaftlichen Einfluß Frankreichs auf dem Festland gewarnt wird und der mit dem Satz endet:" Drei weitere Kriegsjahre würden uns weniger drückend sein als dieser Friede".

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  • Sans-Gêne
    antwortet
    Salut messieurs,

    ja leider ist bei dem guten Fournier nichts im Detail über den Ablauf des Bruches des Friedens von Amiens zu lesen und auch der sonst so detailfreudige Kircheisen gibt nur die bekannten Verläufe preis.
    Ropes ist halt ein Engländer!
    Ich schau heute dazu noch einmal bei John Holland Rose rein. Er geht ja wenigstens auch mit einigen seiner Landsleute unter den Historikern kritisch um.
    Wiki reicht ja gerade noch, um die richtigen Rahmendaten zu recherchieren, wenn der Bauch mal wieder sagt: "Mooooooment mal!"

    Über Desbrière vermag ich nicht zu urteilen Möchte aber mal folgende Überlegung anstellen:
    Napoleon setzte in Verdun ca. 2000 Engländer fest, in der Absicht diese gegen französische Kriegsgefangene einzutauschen die auf englischen Hulks (das Wissen über die tierischen Zustände dort setze ich mal voraus) gefangen gehalten wurden.

    "Während der ganzen Dauer des Krieges hat Napoleon immer wieder die Auswechslung der Gefangenen beantragt" *
    Da die Zahl der festgehaltenen Engländer jedoch nicht ausreichte, um alle französischen Kriegsgefangenen 1:1 zurück zu handeln, schloss Napoleon in den Verhandlungen darüber, die Hannoversche Armee ein, welche gefangen genommen und auf Ehrenwort entlassen wurde. Zudem schlug Napoleon vor, die gefangenen Spanier und Portugiesen einzubeziehen, welche in englischen Kriegsdiensten gefangen wurden.*

    Da zwei französische Kriegsschiffe wohl kaum auf 2000 Mann Besatzung kommen und die Zahl der festgehaltenen Engländer für einen Austausch zu wenige waren, dürften es sicher etwas mehr französische Schiffe gewesen sein, welche durch die Engländer beschlagnahmt wurden, als auch von Desbrière preisgegeben wird.

    Zudem schlug Napoleon vor, um nicht in der Weise übers Ohr gehauen zu werden, dass man zuerste die bereits auf Ehrenwort entlassenen Hannoverschen Soldaten gegen die Engländer eintauschte und dann nach deren vollständiger Herausgabe den Austausch der französischen Kriegsgefangenen plötzlich abbrach, dass immer eine Zahl von 3000 Gefangenen gegeneinander ausgetauscht werden sollten, (1000 Engländer und 2000 Hannoveraner).
    Also muss die Zahl der gefangenen Franzosen bereits 1803 die 3000'er Marke weit überschritten haben, wenn sich Austausch - Tranchen zu jeweils 3000 Mann zusammenstellen ließen.
    Der Austausch der englischen Gefangenen (und auch der französischen Gefangenen auf den Hulks) scheiterte bekanntermaßen an der Haltung der Engländer, die im Gefangenenaustausch eine Übervorteilung der französischen Seite sahen, so dass die englischen Bürger erst 1814 von den Bürgern von Verdun mit einer Träne im Knopfloch (ob des nun ausfallenden Kommerzes mit diesen) in die Heimat entlassen werden konnten.

    Ich finde deshalb, dass @HKDW vollkommen recht hat mit seiner Antwort:

    Ich denke nicht dass du an der Bedeutung übertreibst - sie passt ins Gesamtbild der Einstellung beider Parteien.
    Klar war die Gefangennahme von Zivilisten, also Nichtkombattanten, eine seit den innereuropäischen Glaubenskriegen nicht gekannte Verfahrensweise. Diese ist selbstverständlich bemerkenswert in ihrer Zeit.
    Aber im Vergleich der "Gefangenenunterbringung", ein Begriff der sich auf die englischen Zivilisten kaum anwenden lässt und für die französischen Kriegsgefangenen wohl ein hohnsprechender Euphemismus war, schneidet die französische Administration deutlich besser ab.
    Zumal in einigen Einzelfällen Napoleon selbst auf verschiedene Weise noch vor 1814, festgehaltenen Engländern die Ausreise gestattete.
    Offenbar war man sich auf französischer Seite durchaus darüber im Klaren, dass die festgehaltenen Engländer Zivilisten waren und in der Verhältnismäßigkeit der Mittel durchaus ein hohes Maß an Zurückhaltung in den weiteren Einschränkungen dieser Menschen an den Tag gelegt werden musste.

    * Quelle: "NAPOLEON Memoiren seines Lebens" Band 7, Friedrich-Wencker-Wildberg in Verbindung mit Friedrich M. Kircheisen, Gutenberg-Verlag Christensen & Co. Wien Hamburg Zürich,
    Zuletzt geändert von Sans-Gêne; 14.03.2012, 17:56.

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  • HKDW
    antwortet
    Leider werden ja hier oft die guten französischen Quellen ignoriert - wie eben der oben erwähnte Desbriere, im Band 3, Seite 59

    D'ailleurs, la marine anglaise ne perdra pas de temps pour affirmer son rôle offensif.
    Dès le 18 mai 1803, le jour même de la déclaration de guerre, le frégate Doris, de 36 canons, enlève sou Ouessant, la lougre Affronteur, de 14 canons.Le lendemain deux navires merchands sont capturés dans le baie d'Audierne.

    Desbriere beruft sich auf W. James.

    Ein wirklich hochinteressantes Werk das die verschiedensten Streitfragen sehr gut aufrollt.
    Wer was genaueres über die Lager an der Kanalküste erfahren will, wird es hier im Übermaße finden.

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  • HKDW
    antwortet
    Ich denke nicht dass du an der Bedeutung übertreibst - sie passt ins Gesamtbild der Einstellung beider Parteien.

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  • Mephisto
    antwortet
    Moinsen Sans-Gene,

    Da sind wir beide wieder ganz dicht beieinander.

    Nur Wiki meide ich nach Möglichkeit.
    Wer da was schreibt mit möglicherweise von Gutenbergschem Fingerspitzengefühl für Quellenangaben, ist mir immer sehr suspekt.
    Wenn Du dann beispielsweise den Fournier bringst, dann hingegen geht mir das Herz wieder auf.

    Leider steht in dem auch nichts zu den 2 (oder 100 Schiffen).
    Würde das aber gerne verifizieren. Ropes als Engländer ist vielleicht nicht 100% vertrauenswürdig.
    Genauso sein Zweifel am Tag der Aufbringung.
    Diese nämlich ist ein klarer kriegerischer Akt - im Gegensatz zu den Embargos.

    Was die "Kriegsgefangenen" angeht mag deren Haft ja durchaus angenehm gewesen sein.
    Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass N hier Tausende Zivilisten (10k nach Ropes) im eigenen Lande in Geiselhaft genommen hat.
    Ich finde das bemerkenswert.
    Habe noch nicht von vergleichbarer Aktion gehört. Vielleicht übertreibe ich aber die Bedeutung!?!
    Zuletzt geändert von Mephisto; 13.03.2012, 22:40.

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